Zsigmondyspitze (3089m) und Rossköpfe - 1 Klassiker und 2 Geheimtipps


Publiziert von BigE17 , 22. August 2024 um 21:51.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum:10 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:15
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2050 m
Strecke:28 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Man fährt entweder vom Inntal aus, oder über den Gerlospass ins Zillertal. Man fährt nach hinten bis Mayrhofen, danach folgt man der Straße Richtung Schlegeisspeicher. Noch einige Kilometer vor dem See erreicht man links von der Straße den großen Parkplatz beim Gasthof Breitlahner (Parkgebühren).
Unterkunftmöglichkeiten:Berliner Hütte, Alpenrose, Grawandhütte, Klausenalm, Gasthof Breitlahner

Die Zsigmondyspitze ist ein sehr bekannter Kletterberg in den nördlichen Zillertaler Alpen. Sie wird - wohl auch wegen der Nähe zur großen Berliner Hütte - sehr viel bestiegen. In ihrer unmittelbaren Umgebung befinden sich noch 2 weitere Dreitausender, die aber vollkommen unbekannt sind - die Rossköpfe. Und das, obwohl sie leichter zu besteigen sind, als die Zsigmondyspitze. Ich und 3 Tourenpartner wollten an diesem Tag diese 3 Gipfel besteigen.

Wir starteten um 6:15 beim Parkplatz Breitlahner. Für den langen Fahrweg am Anfang der Tour verwendeten wir E-Bikes. Dabei war der Weg über längere Zeit recht flach, zwischendrinn gab es auch immer wieder steilere Anstiege. Gerade zum Schluss stieg der Weg nochmal länger steil auf, bis ca. 100 Höhenmeter unterhalb von der Alpenrose ein Weiterfahrtverbot für E-Bikes galt. Daher deponierten wir die Räder hier, und mussten die letzten 1,5 Kilometer zur Alpenrose zu Fuß zurücklegen. Hier begann dann auch der sehr angenehme Steig zur Berliner Hütte, die nach relativ kurzer Zeit erreicht war.

Nun folgten wir dem markierten Steig Richtung Mörchnerscharte. Dieser war nach wie vor sehr angenehm zu begehen, er war auch nicht allzu steil. Bei den Abzweigungen folgten wir immer der Markierung Richtung Mörchnerscharte, und irgendwann standen wir am Ufer vom wunderschönen Schwarzensee. Danach mussten wir noch kurz über einen Hang zur nächsten Weggabelung ansteigen. Hier entschieden wir uns für den Steig Richtung Melkerscharte. Dieser wurde recht bald flach, und so näherten wir uns immer mehr den bereits länger sichtbaren Gipfelzielen. Oberhalb eines weiteren Sees zweigte schließlich eine Markierung Richtung Feldkopf (der 2. Name der Zsigmondyspitze) ab. Der Aufstieg war anfangs noch plattig, doch schon bald mussten wir uns durch übles Blockgelände bis in die Feldscharte hochkämpfen. Wir umgingen den ersten Vorbau des Südgrates der Zsigmondyspitze westseitig im Blockgelände.

Nun waren wir am Einstieg angelangt, hier seilten wir an. Nach einem kurzen, unschwierigen Aufschwung (I) mussten wir in die Ostflanke ausweichen. Hier war eine kurze Platte zu queren (II), danach kletterten wir durch eine Rinne zurück zum Grat (II). Hier ging es dann wieder leichter weiter (I), bis zu einem kleinen Steilaufschwung. Hier war der Fels recht glatt (III-), aber die Stelle dauerte nur kurz. Gleich danach querten wir leicht über ein breites Band in die Südwand hinein, erst nach einiger Zeit mussten wir eine plattige Kletterstelle in der Südwand queren (III-, ein Haken kann als Griff verwendet werden). Kurz danach mussten wir über plattige Felsen (II) auf ein höheres Band aufsteigen. Über dieses querten wir ordentlich ansteigend zurück zum Grat, wobei erst weiter oben wieder Kletterstellen auf uns warteten (I, eine kurze steile Stelle II). Zurück am Grat, mussten wir auch gleich über eine steile kurze Rinne ansteigen (III-, kleingriffig). Oberhalb von dieser folgten leichte Blöcke (I-II), dann querten wir nochmal kurz in die Ostflanke (I). Über eine Blockflanke (I) gewannen wir den Gipfelgrat, die letzten Meter zum Gipfel der Zsigmondyspitze waren dann auch kein Problem mehr (I).

Hier konnten wir dann ein herrliches Panorama genießen: In 3 Himmelsrichtungen konnten wir fast alles, was in den Zillertaler Alpen Rang und Namen hat, erkennen. Lediglich Richtung Norden war die Luft in der Ferne trüb, aber der Ausblick in diese Richtung war ebenfalls fantastisch. Wegen der angenehm warmen Temperatur dauerte die Gipfelrast doch ein wenig länger. Irgendwann mussten wir dann aber doch wieder runter. Da ich und ein Tourenpartner uns im Aufstieg eigentlich ganz wohl gefühlt hatten, stiegen wir beide seilfrei ab - die anderen, sowie auch die meisten anderen Seilschaften, sicherten den Abstieg, und seilten sich teilweise auch ab.

Nach dem Abstieg in die Feldscharte wollten wir zu zweit noch zu den Rossköpfen weitergehen. Die anderen begannen, gemütlich abzusteigen. Dazu querten wir durch Geröll in die Westflanke des Westlichen Rosskopfes, wo wir abwechselnd über Schutt und (wackelige) Blöcke mühsamst aufstiegen. Den Gipfelaufbau des Westlichen Rosskopfes umgingen wir dann südseitig durch eine Geröllflanke, und betraten weiter im Osten den Verbindungsgrat zwischen den Rossköpfen. Zuerst gingen wir zum Östlichen Rosskopf. Dazu stiegen wir über eine kurze, steile Kante (II) in die Scharte zwischen den Gipfeln ab. Nach kurzem Gehgelände folgte ein wenig brüchiger Aufschwung (II). Danach mussten wir noch kurz der Gratkante folgen (I), bevor wir die letzten unschwierigen Meter zum Gipfel zurücklegten.

Wir brachen dann auch recht schnell Richtung Westlicher Rosskopf auf. Die beiden 2-er Stellen waren auch am Rückweg gut machbar. Danach blieben wir immer in Gratnähe. Die Blöcke waren meistens fest, aber manchmal wackelten sie auch. Kurz vor dem Gipfel stiegen wir kurz links ab und dann gleich wieder zurück zum Grat (I). Schließlich schlüpften wir zwischen 2 Türmen durch, und standen nun vor den letzten Metern zum Gipfel. Die Begehung dieser Gratkante war kein Problem mehr (I+, nicht ausgesetzt), und so hatten wir den 3. Dreitausender am heutigen Tag erreicht.

Damit die anderen nicht zu lange auf der Berliner Hütte auf uns warten mussten, brachen wir auch hier gleich wieder auf. Wir stiegen zurück bis nach den 2 Türmen, dann stiegen wir kurz südseitig ab, bevor wir bei erster Gelegenheit in die Westflanke wechselten. Hier konnten wir durch geschickte Routenführung großteils angenehm in losem Schutt absteigen - gelegentlich mussten wir aber auch trotzdem noch Blöcke bezwingen. Wir steuerten ein langgezogenes Schneefeld an, das wir recht bald erreicht hatten. Über dieses stiegen wir Richtung Westen ab, bis wir schließlich an dessen Ende den markierten Weg Richtung Melkerscharte erreichten. Wir stiegen über diesen Weg Richtung Süden ab, bis wir nach kurzer Zeit wieder auf die Aufstiegsroute trafen. Wir folgten nun dem langen, markierten Weg zurück, bei jeder Abzweigung wanderten wir Richtung Berliner Hütte. Nach der Hütte zog sich der restliche Abstieg zu den E-Bikes noch ein wenig in die Länge, aber Probleme gab es keine mehr. Zum Schluss konnten wir mit den Rädern durch das lange Tal zurück zum Parkplatz fahren.

Erwähnenswertes:

1. Die Zsigmondyspitze ist ein beliebter Kletterberg, der viel bestiegen wird. Der leichteste Anstieg führt über den Südgrat im Schwierigkeitsgrad III- (also der Weg, den wir begangen sind). Dieser wird normalerweise gesichert begangen, an den wichtigen Stellen gibt es genügend Haken. Ein seilfreier Aufstieg ist zwar möglich, jedoch muss man sich im Klaren sein, dass ein Fehler höchstwahrscheinlich zum Tod führt.

2. Es gibt 2 deutlich schwierigere Varianten für den Aufstieg: Falls man sich die beiden Bänder sparen will, kann man direkt am Grat aufsteigen (V+). Auch der Gipfelblock kann direkt bezwungen werden (IV).

3. Es gibt auch zahlreiche andere Kletterrouten zur Zsigmondyspitze. Die sind aber anpruchsvoller, als der Normalweg.

4. Die beiden Rossköpfe sind einfacher zu besteigen, aber sie werden nur selten begangen. Der Aufstieg zum Westlichen Rosskopf durch die Westflanke und zum Schluss von Osten her zum Gipfel ist nicht allzu schwierig (T4+, I+), aber sehr mühsam. Außerdem muss man bei den wackeligen Blöcken doch ein wenig aufpassen. Der Östliche Rosskopf ist mit den beiden II-er Stellen anspruchsvoller, weil sie ziemlich ausgesetzt sind (T5+). Außerdem ist der Fels nicht mehr so gut, wie auf der Zsigmondyspitze.

5. Über mögliche alternative Zustiege zu den Rossköpfen gibt es kaum Informationen, diese dürften aber nicht leicht sein.

6. Im Winter ist wohl nur der Westliche Rosskopf als sehr einsame und steile Skitour erreichbar, die anderen beiden Gipfel sollte man im Winter besser meiden.

7. Der Umweg zu den Rossköpfen nach der Besteigung der Zsigmondyspitze kostet nur 1 bis 1,5h zusätzlich.

8. Die Normalwege zu den Gipfeln können auch von Ginzling durch das Gunggltal, oder durch den Floitengrund und über die Mörchnerscharte erreicht werden.

9. Ohne ein Fahrrad wird die Tour extrem lang, dann ist eine Übernachtung auf der Berliner Hütte zu empfehlen. 

10. Der Aufstieg zu den 3 Gipfeln führt durch eine wunderschöne Hochgebirgslandschaft im hinteren Zillertal. Die Aussicht ist schon von Anfang an schön, je höher man kommt, desto besser wird sie. Auf den Gipfeln ist fast alles zu sehen, was in den Zillertaler Alpen Rang und Name hat. Die Kletterei auf der Zsigmondyspitze macht sehr viel Spaß, weil der Fels sehr gut ist. Aber auch die beiden Rossköpfe sind fast genauso schön, wie die Zsigmondyspitze. Deshalb ist die Zsigmondyspitze zurecht ein Klassiker, die Rossköpfe kann man zumindest als tollen Geheimtipp betrachten.

Tourengänger: BigE17


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