Großer Rotstein 3147m - Der große Unbekannte


Publiziert von georgb , 11. August 2024 um 13:11.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:10 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m

Die Gipfel über der Ursprungalm sind allesamt nicht gerade überlaufen. Nur ein paar Individualisten treiben sich in dem Gebiet herum ecco ;-)  Neben dem kleinen Unbekannten gibt es dort eben auch den Großen. Wir nähern uns dem Rotstein über den Hartdegenweg und er ist kaum auszumachen, als wollte er sich verstecken.
An der Ursprungalm treffen wir die Hirtin und sie hat noch niemanden getroffen, der auf dem Großen Rotstein war!!! Den Gipfel selbst sieht man von der Hütte aus auch gar nicht, ein schüchterner Geselle. Aber ich habe den Bericht vonBigE17 gründlich studiert (Danke Elias!) und ich weiß, was auf mich zukommt.
Der Große Rotstein wird auch regelmäßig begangen, zwar nicht von Menschen, aber von vierbeinigen Wesen und wer die Augen offen hält, findet relativ deutliche Spuren. Immer wieder zeigt sich ein schwaches Steiglein und die Hinterlassenschaften der Schafe und Gämsen führen mich durch das Felsenlabyrinth unter dem Rotstein.
Erst spät zeigt sich der Gipfel und ein mächtiges Geröllfeld darunter. Es wird ein Kraftakt, der steile Schotterhang ist vielleicht die eigentliche Schlüsselstelle der Tour, nicht jedermanns Sache!? Ich wühle mich aufwärts und setze die Tritte sorgfältig, die Stöcke helfen dabei elementar.
Irgendwann habe ich dann endlich die Scharte zwischen Mulle und Rotstein erreicht, lege die Stöcke beiseite und genieße den Blick aufs Fleischbachkees. Ein herrlich wildes Ambiente und über mir zieht der abschüssige Ostgrat zum Großen Rotstein. Ein erstes Hindernis wird südseitig umgangen und dann geht es meist direkt am Grat entlang weiter. Immer im I/II er Gelände, teilweise ziemlich ausgesetzt, aber mit relativ ordentlicher Felsqualität.
Bald ist der nette Tanz zu Ende, ich stehe auf dem großen Unbekannten mit viel Aussicht auf besser Bekannte. Gegenüber strahlt der Hochgall, im Nordosten der Großvenediger und sogar die Drei Zinnen spitzen durch. Unter mir breitet sich das zauberhafte Fleischbachkees aus, immer noch eine Augenweide.
Ich reiße mich los und schleiche vorsichtig zurück. Ich suche nach der besten Linie, halte mich immer nahe an der Gratkante und übersteige ein paar exponierte Türme, nicht ganz banal. Aber überraschend stabiler Fels, im Gegensatz zum folgenden Geröllhang.
Das schottrige Geläuf lässt sich nicht abfahren, jeder Tritt muss sorgfältig gesetzt werden, gelegentliche Ausrutscher fange ich mit den Stöcken ab. Dieser mühsame Teil ist dann auch geschafft und ich trotte entspannt den Schafspuren hinterher zur Ursprungalm.
Barbara hat ein Stück Crostata für mich und ich bleibe noch ein wenig sitzen, auch wenn der Große Rotstein wieder verschwunden ist. Ein herrlicher Bergtag geht zu Ende, ich verabschiede mich und schlendere auf dem Hartdegenweg heimwärts. An der Oberen Kofleralm treffe ich zu meiner großen Freude eine mir nicht ganz Unbekannte und lasse mich auf ein Kaltgetränk nieder, bevor ich endgültig nach Rein absteige.

Tourengänger: georgb


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