Brunnkogel via Nordwestrinne und Bischofsmütze, retour via Hochleckenkogel


Publiziert von Schubi , 9. August 2024 um 19:07.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Salzkammergut-Berge
Tour Datum: 1 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1022 m
Abstieg: 1022 m
Strecke:8,4 km

Auch heuer wieder sommerliches Familientreffen im Salzburger Land, diesmal erneut am schönen Attersee. Im Vergleich zum Vorjahr war das Wetter etwas besser, so dass auch rustikale Vorhaben umgesetzt werden konnten. Zum Beispiel diese Tour auf den im Höllengebirge beliebt-bekannten Brunnkogel (1708 m), mit einem Aufstieg jedoch (fast) unmarkiert und absolut einsam durch seine Nordwest-Rinne.

Inspiration für diese Runde fand ich auf gipfeltreffen.at,
dort posten Höllengebirgs-Locals und -Liebhaber allerlei unbekannte bis wilde Zustiege. Obacht, Verwechslungs-Gefahr: es gibt noch zwei weitere Brunnkogels im Höllengebirge. Vielleicht was für zukünftige Attersee-Urlaube ... apropos: mit besagtem Familien-Rahmen, nämlich spätes gemeinsames Frühstück und Abendessen sind Fixpunkte gesetzt, die (leider) keine allzu langen Touren zulassen ... naja, es gibt Schlimmeres ...

Passend zu diesen Fixpunkten haben die Pree Sisters You've Got To Use What You've Got eingespielt und also ist dies der Berichts-Soundtrack.

Start vom schön gelegenen Taferlklaussee, am westlichen Ufer entlang in den Wald rein. Weiter hinten mach ich einen Abstecher rechts zu einem OSM-verzeichneten Wasserfall. Der ist aber gerade recht wasserarm, über eine breite blanke Felswand kommen mehrere Rinnsale herab. Retour und weiter bergan, über eine Lichtung herauf zur Spielbergstraße II. Hier verchecke ich den Abzweig des kürzest abkürzenden Steigs (markiert), macht aber nix, nehm ich halt den nächsten Steig (unmarkiert) bergwärts: beide bringen einen abgekürzt wieder auf besagte Forstraße, nur halt eine Etage höher. Auf ihr ein Eck südostwärts, bis sie auf einer Lichtung endet. Nicht jedoch für den Bergsteiger, denn Trittspuren führen weiter gen Ost und wenden sich bald hangaufwärts südostwärts zu den ersten Rinnen. Die Vegetation tritt allmählich zurück, lediglich Latschen und Gras bleiben über. Man passiert den Sockel einer höheren Felswand (hier wär auch ein Abstecher möglich zur Höhle "Grundfelsenloch") und hält sich weiter bergan südwärts. Der Steig führt nun teils am Rand von Schotterrinen herauf, teils durch Schrofengelände. Auch die Hände müssen nun vermehrt ran. Ab hier befinde ich mich nun auf dem Franz-Scheckenberger-Steig, ein Schild unterrichtet davon. In diesem Bereich gibt es wohl auch ein/zwei Variationen, die ggf. durch einfacheres Gelände führen, ich bin aber gerne die kraxeligen Varianten gegangen. Dabei verstärkt die Augen darauf, wo die Trittspuren weiterführen, denn die blaufarbenen Markierungen sind (für meine Wahrnehmung) nur unregelmäsig da. Das Gestein ist bestens strukturierter Schrattenkalk mit vielerlei Griff- und Tritt-Möglichkeiten. Highlight ist dabei die Durchkraxelung einer eine Rinne begrenzenden Wand. Diese ist schon Teil des Sockels der Bischofsmütze (1446 m): sie ist ein Zahn mit abgerundeter Spitze und anschliessend bald erobert. Gipfelkreuz, Gipfelbuch, Fernblicke: alles da.

Nun weiter zum Brunnkogel, gut lässt sich von der Bischofsmütze aus der Aufstieg zu ihm erahnen: zunächst über Schotter hoch zum Sockel des Brunnkogel-NW-Grats. Diesen dann rechts/südwest-südwärts umgehen. So gelangt man in die Brunnkogel-Nordwestrinne auf der Nordwestgrat-Rückseite. Dafür ein paar Meter zu ihr herunter steigen, dann steil in ihr herauf. ich bin zunächst im Rinnengrund geblieben. Das sollte man aber nicht bis Ultimo machen, denn weiter oben kommt eine grifflose erdige Stufe. Einige abgerutschte Trittspuren zeugen von (heiklen?) Eroberungs-Versuchen, ich steige darum ein paar Meter zurück und kraxle aus dem Rinnengrund heraus auf die Rippe rechterhand. Auf ihr easy gut gestuft, aber weiter steil herauf. Im oberen Teil wird die Rinne grasig, die Trittspuren wieder deutlicher, nach und nach legt sich das Gelände zurück. Kurzer Abstecher zu den Grasbuckeln linkerhand für ein paar Überblicksfotos, und weiter durch nun wieder liebliches Gelände hoch bis zum Gipfel des Brunnkogels (1708 m), dessen 18 m hohes Gipfelkreuz schon vorher die restliche Gehrichtung vorgibt. Bemerkenswert schön gefertigt ist es: in der Gitter-Konstruktion des Kreuzes sind aus Stahlblech gefertigte Silhouetten von Aurachtaler Berufsständen zu sehen sowie ein knieender Soldat, der seinen in den Weltkriegen gefallenen Kameraden gedenkt. Es ist die Rekonstruktion eines 2013 durch Schneelast zerstörten Kreuzes. Sehr schön auch die Rundumschau vom Brunnkogel, zB südwärts gen Dachsteinmassiv oder zum östlich gelegenen Traunsee.

Und weiter geht's. Regelmässig schau ich nun nach dem Wetter, denn für den späteren Nachmittag oder Abend sind gewittrige Niederschläge angesagt. Fern im Südwesten sind bereits erste Wolkentürme auszumachen. ich beschliesse daher, die ursprünglich angedachte Einkehr im Hochleckenhaus auszulassen, und lediglich die nahegelegenen beiden Gipfel-Gupfen Mathias-Kogel sowie Hochleckenkogel mitzunehmen. Ersterer liegt in der Kamm-Verlängerung des Brunnkogels nach Südwest. Letzterer wird dann nach wenigen Höhenmetern Abstieg in einen Sattel und paar Metern Wiederaufstieg erreicht. Alles tiptop ausgeschildert und ausgetreten. Lustig ist hierbei der Gassen-Gang durch die doch recht hochgewachsenen Latschen am Hochleckenkogel (1691 m). Vom Gipfelkreuz mit geschnitztem Corpus schweift dann der Blick knapp über die Latschen hinweg nochmals zum südlich anschliessenden Dachsteingebirge. Aber was wäre das Höllengebirge auch ohne seine ausgedehnten Latschenkiefer-Teppiche ...

Rustikal
wird es nun nochmal beim Abstieg durchs steile Vordere Aurachkar. Im steten Zickzack führt mich ein Steig hier herab. Sehr schön dabei die Blicke rüber zum Attersee und runter zum Start-/Ziel Taferlklaussee. Leider ist der Pfad bald nach den Latschen durchgehend bis runter ins Tal schottrig. Es ist ein rechter Eiertanz auf dem rutschigem Zeugs, kleine Schritte und natürlich die Stecken helfen. Obwohl man auf dem Steig ein Schotterkar (haha) absteigt, wirkt der Pfadschotter eher wie aufgeschüttet ... und auch als nach laaangem Gestochere/Gerutsche unten der Wald wieder erreicht ist, hört die Schotterung des Pfads seltsamerweise nicht auf. Hat das der Besitzer des Steinbruchs am See gesponsort?!? Hier zwischen den Bäumen wäre ja eigentlich von Fels und Wurzeln durchsetzer Waldboden als Pfadtrasse natürlich/zu erwarten gewesen ... Ich erreiche wieder die Spielbergstraße II. Darauf ein Stück deckungsgleich zum Aufstiegsweg, für den Rückweg wähle ich aber die Schleife runter gen Ostufer des Taferlklaussee. Dort links auf den Uferpfad gewechselt, um dieses Gebirgssee-Kleinod noch mit Blicken und Fotos würdigen zu können, bald darauf bin ich wieder am See-Parkplatz. Auf der Rückfahrt nach Stockwinkl am Attersee halte ich Unterach an und mit der Kamera noch das Unwetter fest, das nun tatsächlich von Nordwest gerade über den See zieht. Froh bin ich, dass bzgl. Routen- und Zeitplanung alles noch rechtzeitig geklappt hat.

Fazit: auf recht wenig Distanz und Höhenmetern eine abwechslungsreiche und stille Tour, definitiv empfehlenswert. Der Scheckenbergers Franz hat einen echt schönen Aufstieg gefunden. Ausser am See und im unteren Bereich des Aurachkar-Steigs bin ich niemandem begegnet, nicht mal auf den Gipfeln (wohl wg. der schwankenden Wetter-Prognose?).

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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