Kurzbericht 

Vélan sans Vélo...


Publiziert von lorenzo , 11. August 2024 um 07:25.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum: 4 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 2130 m
Abstieg: 2130 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Bourg-St-Pierre, Commune oder mit dem Auto
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Cabane du Vélan, CAS
Kartennummer:LK 1345 Orsières, 1366 M. Vélan, 1365 Gd St Bernard; D. Silbernagel, S. Wullschleger, Walliser Alpen, topo.verlag 2010, M. Brandt, Guide des Alpes valaisannes, CAS 2001

Inspiriert durch den faszinierenden Bericht von Bergamotte aus seinem Brevier "Hochtouren für Solisten" ("hochtourige" möchte man anfügen) wollte ich mein Glück nach fast 2 Jahren endlich auch einmal versuchen, ahnend, dass es sich in meinem Fall aber wohl um eine Entdeckung der Langsamkeit handeln würde, und dies nicht nur, weil in meinem Kleinstwagen schlicht kein Platz für ein Velo vorhanden ist (ausser für ein zusammenklappbares Brompton, so ich nicht habe)...Aber schon wenige Minuten nach dem pünktlichen Start passierte das erste Malheur, indem die Stirnlampe, die ich vermutlich zu wenig lange aufgeladen hatte, ihren Geist aufgab. So musste ich mich bei mondlos dunkler Nacht mit der handlichen Handylampe in der Hand bis fast zur Abzweigung "Valsorey-Vélan", wo mich endlich die Dämmerung erlöste, über Stock und Stein und einige Bäche navigieren. Auf der Vélanhütte genossen Wanderer die wunderbare Morgenstimmung, während ich ich den Klettergurt anzog. Auf dem gutmütigen, im oberen Teil gespurten Glacier du Tseudet gelangte ich zum Klettersteig, der mich mit einigem Einsatz von musculi pettorali sowie an forza moralia zum Col de la Gouille führte. In leichter und Genusskletterei ging es weiter zum markanten Felskopf P. 3421, wo eine Vierergruppe zurückk, und ich mich beim Abklettern zuunterst an Kette sicherte. Nach nochmals schöner Kletterei zur Schulter P. 3495 und einer Schutt- und Blockeinlage zu P. 3576 konnte ich schliesslich auf griffigem Firn der guten Spur eines Paars folgen, das ich auf dem Grat mehrmals gesehen und gehört hatte, und dem ich zuletzt auf dem Gipfel begegnete.

Nachdem wir die weitreichende Aussicht nach allen Richtungen und natürlich nach NE zum Grossen Bruder  genossen hatten, stieg das Paar über den Glacier de Valsorey ab, während ich zum W-Gipfel hinüberquerte. Obwohl die rund 1km lange und fast 700Hm hohe Arête d'Annibal keinen einladenden Eindruck machte, schickte ich mich ins Unvermeidliche. In brüchigem Gelände gelangte ich, zuletzt vorbei an einer aufsteigenden französischen 3er-Gruppe, zu einer Schulter, die diese kurz vorher als "Frühstücksplatz" für eine Rast benutzt hatte. Die daran anschliessende Aiguille du Déjeuner bot dann abwechslungsreiche leichte Kletterei in recht festem Fels. In einem der folgenden Abschwünge, die sich endlos einer an den anderen zu reihen schienen, passierte dann das zweite, zum Glück auch geringfügige Malheur, indem aus Unachtsamkeit ein ausgebrochener Stein einen der beiden Carbonstöcke zerquetschte. Der getroffene Stock hielt zwar noch, es fragte sich aber, für wie lange...Vom Col d'Annibal führte mich dann eine landschaftliche reizvolle und blumenreiche, manchmal etwas ans Ticino erinnernde Wanderung über den Col de Pro, entlang dem Torrent de Pieudet, und über steiles Gras - wo dann der vermaledeite Stock endlich brach - hinunter zum von Bourg-Saint-Bernard herkommenden Höhenweg. Dieser bot zwar ungewohnte Perspektiven auf das oberste Val d'Entremont und  beeindruckende Tiefblicke zur Passtrasse, zum Tunnelportal und zum Lac de Toules, zog sich aber, mehr als ich erwartete hatte, in die Länge, so dass ich, jedes Mal, wenn von den Galerien Verkehrslärm herauf drang, an Gabriels weisen Schachzug dachte und davon träumte, Schusters Rappen mit dem Drahtesel zu tauschen...

Mont Vélan

Aufstieg Arête de la Gouille (NE-Grat): vom Parkplatz Derrière Ville in Bourg-St-Pierre (ca. 1660m) auf dem gelb markierten Wanderweg (gelb) nach Cordonne (1840m), und weiter auf dem weiss-rot markierten Bergweg (wr) zur Cabane du Vélan, 2h-2h 30min, T3. Nach S auf Pfadspuren über die W Moräne (Steinmänner) zu Le Glacier du Tseudet bei ca. 2720m, dann nach ESE auf diesem  (ggf. zuerst Geröll und Blankeis, dann Firn), zuletzt an seinem NE Rand, nördlich unter den Col de la Gouille (3148m), und an einem Fixseil und Ketten und über Metallleitern nach SE zu diesem hinauf. Über die Arête de la Gouille (Blockgrat, Pfadspuren, Stellen II) zu P. 3251 und weiter zu P. 3421, von dem steil in den nächsten Sattel abgeklettert wird (II, zuletzt Kette oder III). In schöner Kletterei (II) hinauf zur Schulter 3495, dann weiter über den Grat (Geröll, Blöcke, Pfadspuren) zu P. 3576 am Rand des Dôme du Vélan. Über diesen nach SE (wenige Spalten) zur NNW-Rippe und auf dieser zum Gipfel (3720m), 3-4h 30min, WS. Insgesamt 5-7h.

Abstieg Arête d'Annibal (WSW-Grat): vom Gipfel (3720m) nach W (Geröll, Firn) hinab in die Senke ca. 3655m, und wieder hinauf zum W-Gipfel (3682m), wo die Arête d'Annibal ansetzt. Links der obersten steilen Gratfelsen durch ein brüchiges Couloir hinunter (I), Querung nach rechts zum Grat, und auf diesem und einem Schuttrücken (Pfadspuren) hinunter zu einem kleinen Plateau. Weiter über den felsigen Gratabschnitt der Aiguille du Déjeuner (I-II), dann über mehrere Abschwünge, z.T. links oder rechts der Gratkante (brüchig und rutschig, Pfadspuren, Steinmänner, Stellen I), hinunter zum Col d'Annibal (2991m), L, 1h 30min-2h. Nach NNW am W Rand von Le Glacier de Pro zu den N Moränen bei P. 2794 und weiter, zuletzt steil hinauf (Gras, Schrofen) zum Col de Pro (2778m). Weiter nach NNW (Geröll, Gras) zum Torrent de Pieudet und W diesem entlang (z.T. Pfadspuren) zu P. 2553. Querung des Bachs und nach NW (steiles Gras) hinunter zum Bergweg bei La Chaux de Tsousse. Wr auf diesem über Tsalevey (Gras, Wald) zur Alpstrasse bei P. 1731, kurz weiter auf dieser, und gelb zurück, 2-3h, T4. Insgesamt 3h 30min-5h.

Insgesamt 8h 30min-12h.

Verhältnisse: morgens bei Restbewölkung kühl, im Tagesverlauf bei leichtem SW-Wind sonnig und mild mit Schleier- und Quellwolken. Wege, Gras und Felsen weitgehend trocken. Morgens auf dem geröllbedeckten unteren Tseudetgletscher z.T. Wassereis, auf diesem (Vorsicht wegen Spalten) und auf den Resten des Progletscher oberhalb ca. 2900m sowie auf dem Dôme noch schöner Firn. Die Aufstiegsroute war gespurt.

Material: übliche Hochtourenausrüstung mit Stirnlampe, Leichthelm, -steigeisen und -klettergurt, Pickel, 30m 6mm Reepschnur, 3 Schlingen, 4 Express, 1 Eisschraube, 1 Satz Rocks (ab Pickel nicht gebraucht).

Fahrplan: 4 Uhr Start, 6.30 Cabane du Vélan, 8.30 Col de la Gouille, 10.30 Mont Vélan, 12.45 Col d'Annibal, 14 Uhr Col de Pro, 16 Uhr retour.

Tourengänger: lorenzo


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