Aonach Eagach Traverse

Der perfekte, schottische Grat an einem trockenen Morgen
 

Aonach Eagach, ein klingender Name, der offenbar unter britischen Berggängern ein Begriff ist. Als «schärfster Grat Schottland» (ausser den Cuilins auf Skye) wird er bezeichnet. Und aufgrund seiner Exponiertheit auch als «Grat der braunen Hosen». Während ich ersteres durchaus unterschreiben kann (mit unvollständiger Kenntnis Schottland’s natürlich), stimmt letzteres zum Glück nicht (wenn man aus den Alpen kommt). Der Grat hat durchaus ein paar sehr schöne und auch ausgesetzte Passagen zu bieten, die genussvoll sind, und bei einer schnellen Begehung volle Aufmerksamkeit erfordern. Bzgl. Wetter hatte ich den Joker gezogen. Sonnenaufgang am ersten Gipfel, eine wunderschöne Morgenstimmung und durchwegs trockener Fels auf der ganzen Traverse. Die Schwierigkeiten erreichen T5 auf einigen Abschnitten. Da die Route allerdings häufig begangen wird, finden sich deutliche Wegspuren überall, so dass es nie ernsthaft wirkt.
 

Ich starte in der (im nordischen Sommer frühen) Dämmerung beim grossen und zu dieser Zeit noch verlassenen Wanderparkplatz der Three Sisters. Nach einigen Metern die Strasse hinauf biegt der nicht markierte, aber aufwändig mit Steinen befestigte Weg gegen den Am Bodach ab. Der Aufstieg ist erbarmungslos steil. Zwischenzeitlich müssen die Hände kurz zu Hilfe genommen werden. Auf dem Gipfel geniesse ich eine fantastische Morgenstimmung. Es ist trocken, warm und fast windstill. Mit der Sonne im Rücken beginne ich die Traverse, die eine Vielzahl von kleinen Gipfeln und Zacken enthält, die nicht alle einen Namen haben. Während es immer wieder Passagen gibt, die breit sind und gerannt werden können, erfordert der grösste Teil Trittsicherheit und Vorsicht. Am anspruchsvollsten fand ich den Abstieg vom Am Bodach gleich zu Beginn und die Überschreitung der "Crazy Pinnacles" (was für ein Name). Auf beiden Abschnitten gibt es Kletterstellen bis II in festem Fels. Bei Nässe könnte die Sache aber heikler werden. Am besten folgt man alles dem Grat, auch wenn immer mal wieder kleine Pfad Umgehungen von felsigen Aufschwüngen andeuten. Nach etwas weniger als einer Stunde Grat-Spass bin auf dem letzten Gipfel (Sgorr nam Fiannaidh). Der Abstieg zurück ins Glencoe ist steil. Vor allem im obersten Teil verliert sich die Wegspur in mühsamen Geröllhalden, die mit den leichten Schuhen etwas mühsam sind. Weiter unten findet sich aber wieder ein schöner Pfad, der effizient Höhe vernichtet. Zum Glück muss man für die 4 km Rückweg nicht der stark befahrenen Strasse folgen. Es hat einen netten Trail, der parallel zu dieser verläuft und das Auslaufen nach dieser schönen Bergtour angenehm macht. Mit 2.5 Stunden für die Runde bin ich zum Glück etwas unter den 9 Stunden geblieben, die in einigen Internet-Berichten angegeben werden.