Watzespitze Nordpfeiler, ein Schmankerl
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Watzespitze Nordpfeiler:
Die Anreise am Freitag gestaltete sich schon etwas spät und es wurde noch etwas später. Ötztal und Pitztal sollte man eben nicht verwechseln, wenn man vor der Tour noch etwa mehr Schlaf abbekommen möchte. Naja, also mussten drei Stunden wohl Schlaf ausreichen. Da sich das gute Wetter nur auf den Folgetag (29.06.2024) beschränkte war die Tour nur als Tagestour möglich. Na gut, dann starteten mein Bruder und ich eben um 03:15 Uhr in Plangeross (1617 m) und stiegen mit Sack und Pack zur Kaunergrathütte und weiter zum schneeigen Madatschjoch (3020 m) auf. Der sonst geröllige Zustieg zum Joch wies noch guten Trittfirn auf.
Gegen 06:45 Uhr begann die Kletterei am Nordpfeiler. Zunächst seilfrei, später ging es so am laufenden Seil dahin. Anfangs ist die Kletterei brüchtig, wird aber abschnittsweise besser. Relativ am Anfang wird einmal rechts in die Nordwand ausgewichen. Hier sollte man wie im Topo beschrieben möglichst schnell wieder zurück zum Grat, sonst wird es etwas ungemütlich, wie bei uns. Wir mussten wieder ein Stück in der Nordwand abklettern um wieder bei geeigneter Stelle an den Grat zu gelangen.
Die IV er und V er Abschnitte sind großzügig mit Bohrhacken ausgestattet. Dennoch ist die Tour definitiv alpin, da alles Andere selbst abgesichert werden muss. Im obersten Teil ist das Gelände linkerhand meist besser zu klettern als nordseitig, wie auch im Topo erkennbar. Kurz vor der Mündung auf den Westgrat muss links um einen Block herum geklettert werden, um weiter aufzusteigen. Hier sollte man sich nicht verleiten lassen auf einem Band nach rechts zu queren. Steinmännchen zeigen sich hier nur ungern und ein gutes Auge für den Topo und das Gelände ist hier unumgänglich. Man muss schon des Öfteren etwas intensiver links und rechts gucken, um den richtigen Verlauf ausfindig zu machen, ganz eindeutig ist der Routenverlauf nicht immer. Trittspuren wird man nicht mal mit der Lupe finden, dafür sind die Begehungen zu selten. Direkt am Grat ist man aber häufig ganz gut beraten.
Im unteren Teil ist der Grat ein rechter Bruchhaufen. Das bessert sich in den schwereren Längen. Dennoch ist eine Überprüfung der Felsqualität auch bei größeren Blöcken schwer empfehlenswert, sonst bricht auch mal ein Griff aus und fliegt gegen dein Ohr. Bis auf eine leichte Schramme ging die Sache aber gut aus. Bei der Mündung des Nordpfeilers auf den Westgrat sollte besonders Acht auf die Felsqualität gegeben werden. Hier war einiges Locker! Ist halt doch alles alpin. Der Rest am Westgrat zum Gipfel ist dann noch Genusskletterei. Den Gipfel (3533m) erreichten wir gegen 11:15 Uhr. Für den Pfeiler brauchten wir 4,5 Stunden, was denke ich ganz ansehnlich ist. Altschnee hatten wir im Pfeiler selber nur an einer einzigen unbedeutenden Stelle.
Da schon der Ostgrat mit AD+ eingestuft sein soll, wird der Nordpfeiler definitiv anspruchsvoller zu bewerten sein.
Am Gipfel war dann etwas mehr los, als im Nordpfeiler. Dieser soll wohl letztes Jahr nur um die 10 Begehungen gehabt haben. Wenig für solch eine klasse Tour.
Die drei Riegel im Aufstieg waren jetzt nicht so üppig, aber der Gipfel wurde dann gediegen mit einer ,,Gipfelschokolade“ zelebriert. Am Eisweg hatten wir uns auch als Tagestour schon im April mit Tourenski versucht. Hier war aber an der Watzescharte schluss. Umso schöner das der zweite Versuch nun funktionierte.
Für unseren Abstieg schien uns dennoch der Ostgrat als äußerst gut geeignet. Da wir ihn dennoch beide nicht kannten, galt es auch hier wieder die Routenführung zu finden. Diese war aber definitiv einfacher als noch im Nordpfeiler und so ging es teils mit oder ohne Seil gut dahin. Nach 4,5 Stunden Ostgrat (der schon von anderen beschrieben wurde) hatten wir wieder sicheren Boden unter den Füßen. Die neun Stunden gekraxel waren auch moralisch fordernd. Gegen 16:30 Uhr erreichten wir etwas Banane im Kopf wieder die Kaunergrathütte. Laut Hüttenwirt waren wir als erste Seilschaft dieses Jahr im Nordpfeiler. Auch nicht schlecht.
Gemütlich ging es dann zurück nach Plangeross.
Der Abstieg ist landschaftlich einfach wunderschön, da ließen wir uns gerne viel Zeit. Es soll ja nicht nur allein darum gehen auf dem Gipfel zu stehen, sondern die Tour, Natur und Region als Gesamterlebnis zu genießen und wahrzunehmen.
Gegen 19:30 Uhr erreichten wir wieder das Tal. Über unsere Füße nach 16 Stunden Tour reden wir lieber nicht, auch nicht über die Ermüdungserscheinungen. Müde und wortkarg wurde dann noch irgendwie Essen gekocht bevor es an Ort und Stelle schlafen ging.
Alles in allem eine geniale und hoch alpine Tour mit Westalpencharakter, ein echtes Highlight! Hat Spaß gemacht.
Die Watze hat potenzial zum Lieblingsberg.
Alle Angaben ohne Gewähr und unter Haftungsausschluss für alle Inhalte.
Die Anreise am Freitag gestaltete sich schon etwas spät und es wurde noch etwas später. Ötztal und Pitztal sollte man eben nicht verwechseln, wenn man vor der Tour noch etwa mehr Schlaf abbekommen möchte. Naja, also mussten drei Stunden wohl Schlaf ausreichen. Da sich das gute Wetter nur auf den Folgetag (29.06.2024) beschränkte war die Tour nur als Tagestour möglich. Na gut, dann starteten mein Bruder und ich eben um 03:15 Uhr in Plangeross (1617 m) und stiegen mit Sack und Pack zur Kaunergrathütte und weiter zum schneeigen Madatschjoch (3020 m) auf. Der sonst geröllige Zustieg zum Joch wies noch guten Trittfirn auf.
Gegen 06:45 Uhr begann die Kletterei am Nordpfeiler. Zunächst seilfrei, später ging es so am laufenden Seil dahin. Anfangs ist die Kletterei brüchtig, wird aber abschnittsweise besser. Relativ am Anfang wird einmal rechts in die Nordwand ausgewichen. Hier sollte man wie im Topo beschrieben möglichst schnell wieder zurück zum Grat, sonst wird es etwas ungemütlich, wie bei uns. Wir mussten wieder ein Stück in der Nordwand abklettern um wieder bei geeigneter Stelle an den Grat zu gelangen.
Die IV er und V er Abschnitte sind großzügig mit Bohrhacken ausgestattet. Dennoch ist die Tour definitiv alpin, da alles Andere selbst abgesichert werden muss. Im obersten Teil ist das Gelände linkerhand meist besser zu klettern als nordseitig, wie auch im Topo erkennbar. Kurz vor der Mündung auf den Westgrat muss links um einen Block herum geklettert werden, um weiter aufzusteigen. Hier sollte man sich nicht verleiten lassen auf einem Band nach rechts zu queren. Steinmännchen zeigen sich hier nur ungern und ein gutes Auge für den Topo und das Gelände ist hier unumgänglich. Man muss schon des Öfteren etwas intensiver links und rechts gucken, um den richtigen Verlauf ausfindig zu machen, ganz eindeutig ist der Routenverlauf nicht immer. Trittspuren wird man nicht mal mit der Lupe finden, dafür sind die Begehungen zu selten. Direkt am Grat ist man aber häufig ganz gut beraten.
Im unteren Teil ist der Grat ein rechter Bruchhaufen. Das bessert sich in den schwereren Längen. Dennoch ist eine Überprüfung der Felsqualität auch bei größeren Blöcken schwer empfehlenswert, sonst bricht auch mal ein Griff aus und fliegt gegen dein Ohr. Bis auf eine leichte Schramme ging die Sache aber gut aus. Bei der Mündung des Nordpfeilers auf den Westgrat sollte besonders Acht auf die Felsqualität gegeben werden. Hier war einiges Locker! Ist halt doch alles alpin. Der Rest am Westgrat zum Gipfel ist dann noch Genusskletterei. Den Gipfel (3533m) erreichten wir gegen 11:15 Uhr. Für den Pfeiler brauchten wir 4,5 Stunden, was denke ich ganz ansehnlich ist. Altschnee hatten wir im Pfeiler selber nur an einer einzigen unbedeutenden Stelle.
Da schon der Ostgrat mit AD+ eingestuft sein soll, wird der Nordpfeiler definitiv anspruchsvoller zu bewerten sein.
Am Gipfel war dann etwas mehr los, als im Nordpfeiler. Dieser soll wohl letztes Jahr nur um die 10 Begehungen gehabt haben. Wenig für solch eine klasse Tour.
Die drei Riegel im Aufstieg waren jetzt nicht so üppig, aber der Gipfel wurde dann gediegen mit einer ,,Gipfelschokolade“ zelebriert. Am Eisweg hatten wir uns auch als Tagestour schon im April mit Tourenski versucht. Hier war aber an der Watzescharte schluss. Umso schöner das der zweite Versuch nun funktionierte.
Für unseren Abstieg schien uns dennoch der Ostgrat als äußerst gut geeignet. Da wir ihn dennoch beide nicht kannten, galt es auch hier wieder die Routenführung zu finden. Diese war aber definitiv einfacher als noch im Nordpfeiler und so ging es teils mit oder ohne Seil gut dahin. Nach 4,5 Stunden Ostgrat (der schon von anderen beschrieben wurde) hatten wir wieder sicheren Boden unter den Füßen. Die neun Stunden gekraxel waren auch moralisch fordernd. Gegen 16:30 Uhr erreichten wir etwas Banane im Kopf wieder die Kaunergrathütte. Laut Hüttenwirt waren wir als erste Seilschaft dieses Jahr im Nordpfeiler. Auch nicht schlecht.
Gemütlich ging es dann zurück nach Plangeross.
Der Abstieg ist landschaftlich einfach wunderschön, da ließen wir uns gerne viel Zeit. Es soll ja nicht nur allein darum gehen auf dem Gipfel zu stehen, sondern die Tour, Natur und Region als Gesamterlebnis zu genießen und wahrzunehmen.
Gegen 19:30 Uhr erreichten wir wieder das Tal. Über unsere Füße nach 16 Stunden Tour reden wir lieber nicht, auch nicht über die Ermüdungserscheinungen. Müde und wortkarg wurde dann noch irgendwie Essen gekocht bevor es an Ort und Stelle schlafen ging.
Alles in allem eine geniale und hoch alpine Tour mit Westalpencharakter, ein echtes Highlight! Hat Spaß gemacht.
Die Watze hat potenzial zum Lieblingsberg.
Alle Angaben ohne Gewähr und unter Haftungsausschluss für alle Inhalte.
Tourengänger:
PandaAlpin

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