Hörhausen - Lochmülitobel, amphibische Wanderung, Teil 4
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https://www.hikr.org/tour/post187648.html
berichtet.
Unter Wasser – traumhafte Welten
Ein Kiesweg biegt bei Punkt 535 rechts in den Wald. Ich stelle das Velo ab und gehe ein paar Schritte. Heute barfuss und in Badehose. Wassersandalen habe ich vor allem für den Rückweg umgehängt. Noch vor dem Teich, der links erscheint, steige ich rechts die Böschung runter. Hier fliesst das Wasser über braune Kalktuffstufen, die wie Sinterterrassen Schritt um Schritt abwärts führen. Hier und dort steigt Licht aus dem Wasser. Und direkt daneben ein braunes Becken, dunkel, im Schatten, aufgehellt nur vom schäumenden, hineinströmenden Wasser. Unter Wasser - traumhafte Welten.
Barfusswandern
Barfuss im Bach verringert die Geschwindigkeit schlagartig. Alle Aufmerksamkeit ist gefordert. Ein Fuss rutscht ab. Der Fuss sinkt in den kleinen Schwemmhügeln unter Wasser ein, ohne dass das Ende des Einsinkens absehbar ist. Hier ein rutschiger, brauner Algenbelag auf dem sonst so festen Sandstein. Dort eine zerschlagene Glasflasche mit Killerzacken. Hier glaube ich, auf einen Zweig zu treten, aber als etwas in meine Ferse piekst, merke ich, dass es sich um ein Stück Stacheldraht handelt, unachtsam weggeworfen. Der gefundene Ast, der als Stütze dient, bricht plötzlich weg, weil er morsch ist. Im Wasser zu wandern ist eine ständige Suche nach Gleichgewicht.
Auch Wärme und Kälte sind ständig zugegen. Der kalte Bachlauf im Tobelschatten, der lichte, warme Zufluss, die aus dem Wasser aufragenden Steine als wärmende Tritte, der weiche Sand in der Überlaufrinne, wohltuend aufwärmend, die rauh werdende Stimme, ein klares Zeichen, die Füsse an Land aufzuwärmen.
Am Ende des Seitenarms von Punkt 535, über den ich heute eingestiegen bin, stosse ich auf den Bachlauf, aus dem ich das letzte Mal an der Stelle ausgestiegen war, wo Vieh den Bach quert. Der Bach kommt von rechts. Die Mündung ist eine breite braune Sintertreppe. Im vereinten Bach geht es nach links. Abwechselnd sehe ich kleine Zuflüsse von rechts und links, auch diese stark kalkhaltig. In einem solchen Rinnsal in der rechten Böschung entdecke ich blaugrüne Überzüge wie Patina auf Kupfer. Sie erinnern an Tropfsteine, die ich im Seitentobel des Spitzholzes im Gschmelltobel gesehen habe, ein Stück weiter östlich am Seerücken.
Siehe: Illhart: Spitzholz – Gschmelltobel
https://www.hikr.org/tour/post185098.html
Sind es Cyanobakterien?
Gelegentlich wird in der Böschung Mergel sichtbar. Und dann säumen Findlinge den Weg. Einer könnte Verrucano sein, sicher bin ich nicht. Mehrere sehen aus wie Kieselkalk. Ein Findling scheint mit dem Untergrund verwachsen, der Kalktuff hat die Trennflächen verheilt.
Erdrutsche am laufenden Meter
Dann erreiche ich einen Abschnitt, wo links und rechts das Ufer in Bewegung ist. Umgestürzte Bäume, etwa Haseln und Schwarzerlen, ragen ins Bachbett und erschweren das Durchkommen. In der rutschenden Erdmasse, die von den diesjährigen Regenfällen gut durchweicht ist, sind riesige Findlinge mitgewandert und siedeln jetzt im Bach. Dann wird Sandstein in der Böschung sichtbar. Ich spüre ihn auch unter den Füssen.
Im Tobel ticken die Uhren anders
Gerade, als ich mir den Sandstein näher ansehen will, spüre ich die ersten Tropfen. Ab 15 Uhr waren starke Regenfälle angekündigt, also steige ich aus, ziehe die Sandalen an und gehe so weit die Böschung hoch, bis ich einen Kiesweg erreiche. In 10 Minuten bin ich am Velo. Unten hatte der Weg drei Stunden gedauert!
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