Monte Tae (2511 m) und Erkundung Taburlo - auf einsamen Pfaden unterwegs in der nördlichen Fanes


Publiziert von gero , 1. Juli 2024 um 22:18.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:29 Juni 2024
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Ponte Felizon - Pian de Loa - Pian de Ra Sareles - Antruiles - Val d'Antruiles - Ciadin del Tae - Monte Tae (19,5 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Cortina kommend nach Norden, an Fiames vorbei und links hinunter auf schmaler Waldstraße zum gebührenfreien P. Aus dem Pustertal bei Toblach nach Süden durchs Höhlensteintal bis kurz vor Fiames; dort rechts hinunter auf der Waldstraße zum P.
Kartennummer:Tabacco - Karte Naturpark Fanes-Sennes-Prags (1:25.000); Freytag & Berndt WKS 5 Cortina d'Ampezzo (1:50.000); Kompass Nr. 55 Cortina d'Ampezzo (1:50.000))

Ich möchte euch heute den Monte Tae vorstellen (dies hat allerdings schon bergfreund georgb in 2 früheren Berichten getan), einen der zahlreichen Gipfel in der Gruppe der Pareispitze (Col Becchei dessora) in der nördlichen Fanesgruppe. Mit mächtigen Felsbastionen fällt er nach Süden in das Fanestal ab, und wer von dort hinauf schaut, kann kaum glauben, daß auf der Nordseite ein unschwieriger, allerdings anstrengender Steig durch das weltabgeschiedene Val d'Antruiles hinauf führt.

Während die Pareispitze als Kulminationspunkt dieser Gruppe knapp 250 m höher ist, ist der östlich vorgelagerte Taburlo 250 m niedriger. Ebenfalls allseits mit mächtigen Felswänden in die umgebenden Talgründe abfallend, ist dieser auffällige Felskopf für den Normalbergsteiger absolut unzugänglich; trotzdem will ich im zweiten Teil dieses Berichtes auf eine Zustiegsmöglichkeit eingehen.

Jedenfall bewegt man sich in dieser Gegend in absolut abgeschiedenen, landschaftlich großartigen Szenerien, welche die anstrengenden Zustiege mehr als rechtfertigen.


Am 31. Oktober 2017 war ich schon einmal in dieser Gegend: den ostseitigen Anstieg zur Pareispitze habe ich hier beschrieben. Ich brauche deshalb den damals verfaßten Tourenbericht nicht zu wiederholen: bis zu jener malerischen Almwiese auf gut 2000 m Höhe, am oberen Ende des Val d'Antruiles gelegen, ist mein heutiger Anstiegsweg Nr. 418 identisch. Ich bin diesmal um 4:30 Uhr am Parkplatz Ponte Felizon (1327 m) gestartet und habe gegen 7:40 Ihr die besagte Almwiese (auf der Tabacco- und der Kompass-Lk als Ciadin del Tae bezeichnet, ca 2150 m) erreicht.

Von hier aus ist der weitere Anstieg zum Monte Tae sehr gut zu überblicken: es geht zunächst noch auf Steig Nr. 418 Richtung Pareispitze weiter, bis ein größeres Latschenfeld an seinem oberen Rand gequert wird. Wo der Steig eine scharfe Rechtskurve aufweist, wird er verlassen (kleiner Steinmann). Ich folge einem erstaunlich gut ausgeprägten Steiglein, welches in sanfter Steigung am Fuß der auffälligen Felswände, welche die Almwiese westseitig begrenzen, aufwärts führt. Man hält hier ständig auf den weiten, markanten Sattel zu, der westseitig  unter der Gipfelkuppe des Monte Tae liegt. Der Steig ist gut zu begehen und führt zuletzt steil, aber unschwierig zum erwähnten namenlosen Sattel hinauf (gelegentliche Steinmännlein). Seine Höhenkote dürfte etwa 2400 m betragen.

Nun ist es nicht mehr weit bis zum heutigen Tagesziel: schrofig leiten Steigspuren ohne jede Schwierigkeiten bis hinauf zum Monte Tae (2511 m), ich habe den Gipfel um 9:30 Uhr erreicht und damit etwa 5 Std. (einschl. zahlreicher Fotopausen) ab Ponte Felizon benötigt.

Der Tae wartet mit phantastischer Rundsicht auf: unmittelbar im Westen liegt das sehr stark zerklüftete Gebiet der Pareispitze, deren viele wilden Zacken mit steilen Gräben in das Val d'Antruiles abfallen. Weiters ist man von der Fanes-Hauptgruppe durch den tiefen Einschnitt des Fanestales abgetrennt: die eingangs erwähnten Felsbastionen sind von oben nicht einzusehen. Dann bildet die ebenfalls tiefe Furche des Travenanzestales die Trennung von den übermächtigen Tofanen. Weit am Horizont liegen Antelao, Sorapis und etwas näher der Cristallo. Ich denke, meine Bilder vermitteln einen Eindruck von dieser einmaligen Landschaft.

Erwähnenswert ist auch der eindrucksvolle Tiefblick auf den 250 m tiefer gelegenen Taburlo, aber darauf werde ich gleich noch zu sprechen kommen: im Gewirr der dortigen Abbrüche meine ich, einige Pfade zu erkennen.

Nach einer langen Gipfelrast ist es für mich Zeit, wieder abzusteigen - der Rückweg ist noch weit. Es geht genau den den gleichen Weg wieder hinunter, zunächst bis zu jener Almwiese des Ciadin de Tae. Sowohl auf der Tabacco- als auch auf der Kompass-Landkarte ist ein Steiglein eingezeichnet, welches die Nordhänge des Tae in Richtung Taburlo quert. Es erweckt meine Neugier: vermittelt es einen Zustieg zum Taburlo, der von allen Seiten völlig unzugänglich wirkt? Das Steiglein beginnt am unteren Ende der Almwiese und ist hier nur schwer auszumachen: vorwiegend in Eigenregie gilt es, den oberen Rand eines großen Latschenfeldes zu erreichen, an welchem in östlicher Richtung in die Nordflanke des Tae hinein gequert wird. Dort, wo die Latschen in Geröll übergehen, ist der Steig plötzlich deutlich ausgeprägt (er ist von unten sichtbar, wenn man bewußt hinsieht, siehe Fotos) und führt zunächst völlig harmlos bergan. Ab und zu gibt es auch wieder ein Steinmännlein.

Aber dann ist plötzlich Schluß mit lustig: die Nordflanke des Tae wird immer wilder, sie bricht mit dramatischen Felswänden in das Val d'Antruiles ab. Einen Moment ist besagtes Steiglein noch gut, aber ausgesetzt begehbar, bis es auf eine sehr steile Rinne trifft: wie eine riesige Rutsche geht es hier außerordentlich steil hinunter ins Val d'Antruiles. An dieser Stelle muß für mich Schluß sein: das Gelände ist außerordentlich heikel, zudem sehr brüchig, und jedes Weitergehen wäre für mich im Hochrisikobereich angesiedelt. Auf der gegenüberliegenden Wandung dieser Rinne sind übrigens die Relikte einiger Kriegsstellungen zu erkennen - aber dies ist für mich absolutes No-Go-Gelände, hier enden meine bescheidenen Fähigkeiten.

Im Nachhinein bestätigt sich mein Entschluß zur Umkehr: wer sich näher mit der Besteigung des Taburlo befassen möchte, findet hier in italienischer Sprache nähere Informationen - und kann lesen, daß ich "auf dem richtigen Weg" zum Taburlo gewesen bin - der ab hier sehr heikel einzustufen ist.

Für mich führt der weitere Abstieg wieder zurück zu Almwiese und durch das steile Val d'Antruiles hinunter zur Ponte Felizon.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 63646.gpx Von Ponte Felizon auf den Monte Tae

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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 2. Juli 2024 um 09:38
sehr eindrücklich!

georgb hat gesagt:
Gesendet am 2. Juli 2024 um 18:14
Schön, dass du wieder unterwegs bist gero, Danke für den Bericht!

gero hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Juli 2024 um 19:04
Bittesehr ... gern geschehen !


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