Hirschgröhrkopf


Publiziert von derMainzer , 27. Juni 2024 um 08:32.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:18 Juni 2024
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 728 m
Abstieg: 728 m
Strecke:11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:BRB77327 von München bis Bahnhof Fischhausen - Neuhaus. Vom Bahnhof Fischhausen - Neuhaus, Fußweg ca.35 Min. bis zum Weidegatter Maxlrainerweg.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Ab Bahnhof Fischhausen - Neuhaus, BRB77327 nach München.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels, Pensionen in und rund um Fischhausen - Neuhaus und Schliersee.
Kartennummer: BY 15 Bayerische Alpen / Mangfallgebirge Mitte / Spitzingsee, Rotwand; ATK 25 Q12 Tegernsee

☠ Vorsicht, das ist keine normale Berg- bzw. Wandertour
In diversen Abschnitten teilweise ausgesetztes absturzgefährdetes steiles Gelände!

Der Hirschgröhrkopf mit den Leitner Nasen gehört im Mangfallgebirge zu den Schlierseer Bergen. Diese liegen direkt am Schliersee, wobei ich persönlich die Leitner Nasen eher als Gebietspunkt betrachte. Mit ihrer Höhe von 1.268 hm bieten diese aber noch die bessere Aussicht. Der Hirschgröhrkopf ist mit seiner Gipfelhöhe von 1.272 hm ein bewaldeter Berggipfel. Bekannt ist der Hirschgröhrkopf wohl eher über die Burgruine Hohenwaldeck und das unterhalb vom Berg gelegene Markus Wasmeier Freilichtmuseum. Die Gebäude der Burg Hohenwaldeck wurden im Jahr 1480 durch einen Felssturz zerstört. Wahrscheinlich sind dabei die beiden auffälligen Felsrippen entstanden, welche von Neuhaus aus deutlich sichtbar sind. Diese werden auch gerne als Gratverläufe bezeichnet. Auf einer dieser Felsrippen soll es am Tourentag dann aufwärts in Richtung der Leitner Nasen und anschließend zum Hirschgröhrkopf gehen mit der Option noch das Auracher Köpferl zu besuchen.
Wieso geht man auf den Hirschgröhrkopf, wenn die Tage jetzt am längsten sind und dieser mit seiner Lage und Gipfelhöhe nicht gerade zu den attraktivsten Zielen im Mangfallgebirge zählt? Eigentlich ist der Berg ein Ziel in der Übergangszeit, wenn die Tage kürzer und kälter werden und der Neuschnee in höheren Lagen Einzug gehalten hat. Allerdings wird der Sommer im Jahr 2024 seinen Namen bisher nicht gerecht. Ständige Wetterumschwünge mit Schauerartigen Regenfällen und Gewitter, lassen es derzeit nicht zu, Touren in höheren Lagen im Felsigen Gelände zu unternehmen. Wenn dann mal ein Schönwetterfenster kommt, muss man dieses nicht nur nutzen, sondern auch am Tourentag nochmals in die Wetterberichte hineinschauen. An meinen Tourentag hat der BR 3 morgens im Wetterbericht gegen Nachmittag aufkommende Gewitter mit Schauern vorhergesagt und am Vorabend ging auch ein massiver Regenguss in München nieder. Somit wurde die geplante Ersatztour dann das Tourenziel für diesen Tag.
Im Internet existiert nur ein Bericht /www.bromba.com/berge/bn160402.htm über den Aufstieg über die rechte Felsrippe auf die Leitner Nasen. Der Autor Manfred Bromba bewertet die Schwierigkeiten mit T5 und Stellen UIAA I. Dem schließe ich mich voll und ganz an, später dazu mehr.
Der Einstieg zum unteren Ende vom rechten Gratverlauf wird hier bewusst nicht detailliert beschrieben. Der Weg dorthin ist nicht schwer, allenfalls mit T3 zu bewerten. Wer mit der Orientierung bis zum Einstieg vom Gratverlauf Probleme hat, sollte besser auf den Normalweg aufsteigen. Diesen gibt es nach den amtlichen Karten auch. Wenn man unterhalb des Gratausläufers ist, erhöhen sich die Schwierigkeiten auf T4 in der Querung und beim Einstieg auf den Grat zugleich auf T5 und Stellen I/UIAA.
Diese Schwierigkeiten bleiben bis zum Aussichtspunkt (ca. 1.100 hm/BY- Atlas) mit dem markanten Felsblock erhalten. Ab dort gehen die Schwierigkeiten auf T3 über. Der weitere Weg zu den Leitner Nasen ist weglos aber nicht schwierig, höchstens mit der Schwierigkeit T3. Der Gipfel von den Leitner Nasen, ziert ein größeres Stoamandl und ein Marterl als Gipfelkreuz. Der eigentliche Höhenpunkt von 1.258 hm der Leitner Nasen liegt weiter links vom Grataufstieg und bietet freie Fernsicht auf den Schliersee inkl. der Insel Wörth. Diese diente den damaligen Burgherrn als Gefängnis. Der Gesamte Bereich vom Berg kann man als Hochplateau bezeichnen, eine Schwierigkeitsangabe ist hier nicht notwendig. Der Hirschgröhrkopf selbst liegt weiter rechts vom Grataufstieg und ist ein größerer felsiger Absatz auf dem Hochplateau. Der Gipfelbereich vom Hirschgröhrkopf ziert ein größeres Kruzifix mit einer Metallbox für das Gipfelbuch. Auf dem bewaldeten Berggipfel hat man eine schlechte Fernsicht, der Wald versperrt die Aussicht. Erstaunlicherweise sind doch viele Einträge vorhanden. Der Abstieg vom Hirschgröhrkopf in Richtung des Auracher Köpferl erfolgt weglos. Der Weg ist zwar nicht schwer, höchstens T3, aber man muss über einen Orientierungssinn verfügen.
Der Abstieg erfolgt in Richtung Südhang vom Hirschgröhrkopf zu den beiden Forstwegen (Querung dieser) mit einem nördlichen Gegenanstieg auf den Probstboden. Der Probstboden befindet sich in 1.178 hm und ist eine Freifläche (Kahlschlag/Aufforstung). Dort hält man sich links und folgt den weglosen Kammverlauf. Wenn dieser immer schmäler wird und die ersten Felsblöcke sich einem in den Weg stellen, erhöhen sich damit wieder die Schwierigkeiten auf T3/T4 und Stellen I/UIAA. Man sollte das Gelände nicht unterschätzen, es ist sehr steil dort, der felsige Bereich besteht aus lockerem Gestein. Das Auracher Köpferl ist die höchste felsige Erhebung im Gratverlauf und der Aufstieg erfolgt aus der Richtung vom Probstboden von hinten mit der Schwierigkeit Stellen I/UIAA. Man sollte dort aufpassen, ein ausrutschen in diesem Bereich kann ungeahnte Konsequenzen nach sich ziehen, dort existiert sehr steiles und raues Felsschrofen durchsetztes Gelände. Der Gipfel selbst ziert auch hier wieder ein Kruzifix mit einer Metallbox für das Gipfelbuch. Eine Fernsicht bietet das Auracher Köpferl ebenfalls nicht. Der Abstieg erfolgt auf den Südostgrat links vom Gipfelbereich mit dem Wegweiser "Für Geübte"(grün). Der Abstiegs Pfad/Steig ist mit Schwierigkeiten T3 und zwei Stellen I/UIAA zu bewerten. Der Pfad/Steig Verlauf geht bis zum Pletzereck in 1.045 hm. Dort steht auch ein Wegweiser vom DAV. Nach dem DAV ist der Steig vom Südostgrat ein schwarzer Weg. Von dort geht es auf der Forststraße Aurachköpflweg zurück zum Bahnhof Fischhausen- Neuhaus. Im Gegensatz zu meinen anderen Berichten werde ich hier nur die Aufstiege der beiden Gratverläufe der Leitner Nasen und den Auracher Köpferl inkl. Abstiegsweg für Geübte beschreiben. Die fehlenden Wege im Tourenverlauf erfordern eigentlich nur Orientierungssinn, sie lassen sich schlecht nach der SAC- Skala beurteilen.

Routenschwierigkeiten der Tour:
 
  1. Abschnitt Einstieg Gratverlauf Leitner Nasen:
An einer Lichtung zweigt man links durch einen Mischwald bis zu einem begrünten Karrenweg ab. Dort hält man sich im Aufstieg durch Büsche hindurch auf einen sichtbaren Pfad/Steig im Mischwald immer links in Richtung der Felsrippen. Unter den ersten Felsausläufern bleibt man links auf den Pfad und quert bis zum Ende des Ausläufers. Der Pfad/Steig wird ziemlich ausgesetzt. Die Querung ist nicht ohne, es sind teilweise steile lose Grashalden mit lockern Gestein und erodierten Stellen zu meistern. Es ist ein sehr exponiertes Gelände, in diesem Streckenabschnitt besteht erhöhte Absturzgefahr. Am Ende des Felsausläufers steigt man rechts hoch, die Schwierigkeiten erhöhen sich auf T5, erstmals sind auch vereinzelt Stellen I/UIAA zu meistern. Durch den Regen am Vorabend war das Gelände auch noch zusätzlich durchnässt. Der Aufstieg ist fast senkrecht. Keine idealen Bedingungen für solch eine Tour.
 
  1. Abschnitt Gratverlauf Leitner Nasen zum Aussichtspunkt auf ca. 1.100 hm
Wenn man den Gratverlauf gewonnen hat geht es sehr steil aufwärts hoch und man hält sich am besten immer auf der rechten Seite. Es geht am Aufschwung vom Gratverlauf aufwärts, das Gelände ändert kaum die Bedingungen, außer dass es jetzt sowohl links (senkrecht) als auch rechts (> 50°) mit sehr steile Grashalden und Felsschrofen durchsetztes Gelände abwärts geht. Der erste Felsaufschwung wird rechts umgangen. Die Felswand selbst ist mit Störzonenmaterial (hellbeige) extrem brüchig durchsetzt, einen Versuch diese zu durchklettern habe ich deswegen unterlassen. Beim zweiten Felsaufschwung wagte ich einen Kletterversuch, brach diesen ab nachdem ich einen größeren Stein in der Hand hielt. Zusätzlich brach mir beim Abstieg vom diesem unter meiner rechten Sohle ein größerer Felsbrocken aus. Damit war das Thema Klettern an der Felsrippe für mich vorbei. Der dritte Felsaufschwung kann weiter unten umgangen werden. Hier bin ich nochmal hingestiegen, allerdings auch dort nur loses lockeres Gestein. Die Querung an meiner Ausgangsposition nach rechts zum Gratverlauf ist Stelle I/UIAA. Am besten gleich unterhalb rechts umgehen, das ist sicherer. Bis zu dem Aussichtspunkt (ca. 1.100 hm) ist der weitere Wegverlauf immer am Gratverlauf entlang.
Die Schwierigkeiten im rechten Gratverlauf bewegen sich im Bereich T5 mit Stellen I/UIAA. Der Grataufschwung ist mit sehr steilen Graspleisen und Felschrofen durchsetzt, teilweise sind diese auch locker und lose. Es herrscht über längere Strecken Absturzgefahr, sowohl auf der linken wie rechten Seite. Vereinzelt sind Pfadspuren im unteren Gratverlauf erkennbar. Das Gelände wird von mir aus diesen Gründen mit T5 und Stellen I/UIAA bewertet.
 
  1. Abschnitt Aussichtspunkt ca. 1.100 hm bis Leitner Nasen
Ab dem Aussichtspunkt wird der Pfad/Steig sehr deutlich und die Schwierigkeiten verringern sich dann auf T3. Die Absturzgefahr bleibt aber immer noch bestehen. Der weitere Weg zu den Leitner Nasen verläuft weglos über den Gratverlauf. Die Orientierung ist eigentlich nicht schwer. Folgt man aber den sichtbaren Pfad/Steig vom Aussichtspunkt, kommt man nach der amtlichen Karte auf den Mittlerer Plätzereckweg in den Abstieg. Deshalb hält man sich immer links am Grataufschwung weglos bis auf das Gipfelplateau der Leitner Nasen. An dem Grataufschwung gabelt sich der sichtbare Pfad/Steig, dieser führt nach den amtlichen Karten auch in den Abstieg in Richtung der Burgruine Hohenwaldeck.
 
  1. Abschnitt Probstboden (1.173 hm) zum Auracher Köpferl (1.231 hm)
Am Probstboden angekommen muss man sich links am Kammverlauf halten. In diese Richtung erreicht man den felsigen Aufbau vom Auracher Köpferl. Eine Wegspur ist nicht erkennbar. Wenn man die ersten Felsausläufer erreicht, ist auch ein Pfad/Steig erkennbar. Zuerst rechts am Aufschwung parallel entlang, dann kurz auf die linke Seite wechseln und wieder zurück auf die rechte Seite. Dort immer parallel an den Felsköpfen entlang bis zum Aufschwung vom Auracher Köpferl. Dieses wird durch eine kurze Klettereinlage mit Stellen I/UIAA gemeistert. Der Geländebereich ab dem Felsaufschwung bis zum Auracher Köpferl ist raues mit Felschrofen durchsetztes Steilgelände. Die Schwierigkeiten liegen in diesem Bereich bei T4 mit Stellen I/UIAA. Linker wie Rechterseits sind steile Geländeflanken mit Absturzgefahr vorhanden. Auf dem Auracher Köpferl sollte man auch Vorsichtig sein.
 
  1. Abschnitt Abstieg Auracher Köpferl auf dem Steig Für Geübte bis zum Pletzereck
Der Abstieg vom Gipfel erfolgt in Richtung Fischbachau auf einen deutlich sichtbaren Steig mit dem Hinweis für Geübte zum Pletzereck. Dieser ist vom DAV mit schwarz gekennzeichnet und vereinzelte Markierungen sind vorhanden. Der Steig hat aus meiner Sicht die Schwierigkeit T3 mit zwei Stellen I/UIAA, weiter unten kommen nochmal kurz die Hände zum Einsatz. Der Steig wird in alten Alpenvereinsführern Bayrische Voralpen Ost auch als Südostgrat bezeichnet. Im Abstieg sind auf der rechten Seite sehr steile Geländeflanken mit Absturzgefahr vorhanden, bieten aber teilweise schöne Aussichten in die Rotwandgruppe vom Mangfallgebirge.
Der Südostgrat selbst besteht aus vereinzelten Felsrippen und -köpfen, die mit Bäumen und Sträuchern bewachsen sind. Auch hatte ich den Eindruck, das der Fels dort nicht überall zuverlässig ist, sah schon teilweise sehr brüchig aus. Deshalb besser auf dem Steig bleiben.

 
Fazit:
 
Die Tour über den rechten Gratverlauf auf die Leitner Nasen erfordert den Erfahrenen Bergsteiger, der ein brüchiges und schrofiges Gelände mit Schwierigkeiten T5/T6 souverän beherrscht.
Kletterkenntnisse im II Schwierigkeitsgrad müssen beherrscht werden. Zwar ist keine Stelle II/UIAA vorhanden, jedoch kann in dem exponierten rauen Steilgelände aus Sicherheitsgründen ein bisschen Luft nach oben hinaus nicht schaden. Es herrscht über den rechten Gratverlauf auf längere Strecken extreme Absturzgefahr.
Auch nur bei stabilen Wetterverhältnissen in den Gratverlauf einsteigen. Bei einem Wetterumschwung wird ein schneller Rückzug vom Grat schwierig, Notabstiegsmöglichkeiten sind fast gar nicht vorhanden.


Der Zeitbedarf der Tour bezieht sich bei mir immer auf die reine Gehzeit ohne die Pausen.

Die Tour über den rechten Gratverlauf sollte selbstverständlich nicht bei Nässe/Schnee begangen werden.

Tourengänger: derMainzer


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»