Cima Carega (2259 m) - der lange Weg von Westen ab Ronchi


Publiziert von gero , 22. Juni 2024 um 11:31.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:18 Juni 2024
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1755 m
Abstieg: 1755 m
Strecke:P Motori - Pala di Cherle - Biv. Sinel - Cima Carega - Passo Pertica - P Motori (22,0 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Das Etschtal südwärts bis Ala; von dort östlich aufwärts durch das Val di Ronchi bis zur weitläufigen Ortschaft Ronchi. Durch die Ortschaft hindurch, dann auf schmaler Straße bis zum kleinen Waldparkplatz MOTORI (gebührenfrei).
Kartennummer:Kompass Nr. 100 (Monti Lessini (1:50.000)

Zusammen mit den Gardaseebergen dürfte die Carega-Gruppe, östlich des Etschtales gelegen, die südlichsten Zweitausender der Ostalpen enthalten. Man findet hierzu auf hikr noch keinen deutschsprachigen Eintrag - dem will ich mit dem folgenden Bericht abhelfen. Dabei beschreibe ich den ziemlich langen westseitigen Aufstieg aus dem Val Ronchi; hierzu findet man im Nachwort am Ende des Berichtes noch einige Erklärungen.

Vom kleinen Waldparkplatz an der Quelle Motori (865 m, oberhalb des einzigen Talortes Ronchi im gleichnamigen Tal) starte ich gegen 6:30 Uhr; ich folge dem ausgeschilderten Bergsteig Nr. 108 Richtung Carega, welcher mich gedanklich bereits zu Beginn mit knapp 5 Std. Marschzeit auf eine durchaus längere Bergtour einstimmt. Bereits jetzt zu früher Stunde ist es sommerlich warm - ein Aspekt, der mich später noch manchen Schweißtropfen kosten wird.

Der Steig verläuft durch Mischwald in moderater Steigung etwa eine halbe Stunde in das Seitental Val di Penez hinein zum Wegpunkt Sbarra (1000 m) - hier beginnt der "Ernst des Lebens" in Form eines nunmehr deutlich steileren Anstiegs. Er wird eingeleitet durch die Stufen einer Treppe, anstrengend geht es längere Zeit durch Wald bergauf. Nach weiteren 70 Minuten passiere ich einen kleinen Unterstand namens La Vasca und nach weiteren 50 Minuten den Wegpunkt Casarino (1667 m). Hier verzweigt der Weg: nach links geht es Richtung Val die Gatto und Passo Buole, nach rechts ins Carega-Gebiet. Ab Motori habe ich bis hierher 2,5 Std gebraucht.

Der nunmehr weniger steile Weg quert Richtung Capanna Sinel die Südflanke der Cima Levante; der Bergwald tritt zurück und man hat erstmals eine recht gute Aussicht, vor allem auf die südseitig gegenüber liegenden Monti Lessini. Eine halbe Stunde nach Casarino passiere ich den Wegpunkt Pala die Cherle (1860 m), von hier aus könnte man in 30 Miuten die Cima Levante ersteigen.

Bei der Capanna Biv. Sinel (1990 m) handelt es sich um eine rudimentär eingerichtete Biwakschachtel in aussichtsreicher Lage auf der Kammhöhe zwischen Carega und Levante; Gehzeit ab Motori 3,5 Std. Wer hier unterschlupfen möchte, muß sich mit Biwakzeug gut ausrüsten: es sind zwar etliche Schlafstellen vorhanden, aber sie bestehen aus Holzpritschen ohne jeglichen Komfort. Die kleine Hütte macht einen spartanischen, aber durchaus gepflegten Eindruck. Und: es gibt weit und breit kein Wasser!

Vom Biv. Sinel hat man nun endlich einen Blick ins Zielgebiet: die Cima Carega ist zwar noch durch die vorgelagerte Cima Posta verdeckt, aber der weitere Verlauf der Bergtour ist einsehbar. Es geht einige Zeit über Wiesen und durch Latschengebüsch dahin, bis ein Querweg unter dem Westhang der Cima Posta zur Bochetta de Grole (2153 m) und damit unmittelbar in das Gebiet der Carega überleitet.

Nun ist auch die Cima Carega sichtbar, mit dem kurz unterhalb ihres Gipfel liegenden Rif. Carega-Fraccaroli. Schließlich stehe ich droben auf der Cima Carega (2259 m). Es ist jetzt 11:50 Uhr, ab Motori habe ich also etwa 5 Std. gebraucht und liege damit genau in der Zeit, die anfangs auf dem Wegweiser angekündigt war. Ich stelle so nebenbei fest: die Marschzeit ist praktisch identisch mit jener, die vom nordseitgen Fugazzepass einzukalkulieren ist (vgl. Nachwort).

Leider sind im Lauf des schwül-warmen Vormittages ziemlich große Quellwolken aufgezogen, sie verhindern jegliche Fernsicht, nur die unmittelbare Umgebung ist zu überblicken. Speziell der Blick hinaus in die Po-Ebene und zum Mittelmeer ist durch dicke Wolkenballen verhindert.

Ich lasse mir aber die gute Laune nicht verdrießen und mache eine ausgedehnte Mittagsrast, die nach dem kurzen Abstieg zum nahegelgenen Rif. Carega-Fraccaroli (2230 m) dort ihre Fortsetzung findet. Danach ist die Frage des Rückweges zu klären: gleicher Weg zurück, oder gibt es eine Alternative? Ich entscheide mich zu einer Rundtour insofern, als ich zum Passo Pertica absteigen und über diesen zurück nach Motori wandern werde.

Gestärkt durch Spaghetti Montanara und Birra, beginne ich den Abstieg etwa um 13:15 Uhr (es wird sich zeigen, dass der Abstieg über den Passo Pertica nur unwesentlich länger sein dürfte als über das Biv. Sinel). Ab Rifugio geht es südwärts auf Weg Nr. 108B gut beschildert ein Tälchen hinab, direkt unter der Materialbahn der Hütte hindurch; bis zum Passo Pertica (1524 m) benötige ich knapp 1,5 Std,

Die letzte Etappe des Rückweges zieht sich in allerdings erwarteter Weise dann in die Länge: ab Passo Pertica leitet Weg Nr. 109 wiederum bestens beschildert steil hinunter in den Talschluß des Val di Ronchi, um sodann über die Malga Brusa (879 m) und die Case Schinchel (815 m) zurück zum Ausgangspunkt Motori zu führen. Als besondere Gemeinheit muß zwischen Brusa und Schinchel der fast schon schluchtartige Einschnitt des untersten Val di Penez gequert werden: es 100 m hinunter, dann müssen die inzwischen müden Beine diese auch wieder hinaufsteigen. Aber schließlich habe ich es geschafft: um 17:30 Uhr bin ich wieder am Ausgangspunkt angelangt - fast 11 Std. war ich also unterwegs einschließlich aller Rasten. Die reine Gehzeit betrug 8,5 Std.


Nachwort

1) Wenn man wie ich von Westen aus dem Etschtal in die Caregagruppe fährt, bieten sich zwei Möglichkeiten an:
- Variante 1: man folgt von Rovereto dem in südöstlicher Richtung verlaufenden Pasubiotal zum Passo Fugazze (1163 m) in der Hoffnung, von diesem nach Süden noch zum Passo Campogrosso (1457 m) weiterfahren zu dürfen. Dies ermöglichen 2 Sträßlein, die zumindest momentan aber beide gesperrt sind. Es bleibt einem somit nichts anderes übrig, als von Fugazze nach Campogrosso zu laufen - dies macht die Bergtour auf unerfreuliche Weise recht lang, denn am Campogrosso geht es erst los, hinauf zur Cima Carega.
Man hat allerdings den kleinen Vorteil, die Caregagruppe von Norden zu bestaunen - man blickt auf die eindrucksvoll durch Schluchten, Grate und Wände zerrissene Nordflanke und erkennt, warum es sich hier  um die "Kleinen Dolomiten" handelt (so die gelegentliche Bezeichnung).
- Variante 2: man fährt an Rovereto vorbei noch bis Ala und folgt von hier aus dem Val Ronchi - so habe ich es gemacht in der irrigen (!) Meinung, daß dadurch die Tour etwas weniger lang sein würde als vom Passo Fugazze.

2) Bedeutend kürzer scheinen mir die Zugänge von Osten zu sein, da man dort wesentlich näher an die Caregagruppe heranfahren kann. Der Besucher aus dem Etschtal muß allerdings entweder südseitig um die ganze Carega- bzw. Lessinigruppe herumfahren, oder die ebenfalls nicht ganz unerhebliche Fahrt über den Fugazzepaß hinweg in Kauf zu nehmen.
Beide Varianten kenne ich nicht, genauere Details kann ich somit nicht erläutern.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 63547.gpx Von Ronchi auf die Cima Carega

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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 23. Juni 2024 um 15:51
so kann ich zur Kenntnis nehmen, dass du wieder "Monstertouren" unternimmst - Gratulation!

lg Felix

gero hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Juni 2024 um 16:27
Hoi Felix,

naja ... "Monstertouren", es ist alles relativ. Aber ein bißchen stolz kann man schon sein, war am Schluß mehr, als ich eigentlich gedacht hatte - und das alles völlig problemlos.

Halt immer schön langsam, lautet die Devise, wir sind nimmer 50 und auch nimmer 60. Manchmal gehts - und manchmal überhaupt nicht.

LGG


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