Alte Eule & Rundloch als Zugabe


Publiziert von Bergmax , 24. Juni 2024 um 22:07.

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum:10 Juni 2024
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Oberdorf - Bellevue - Forsthaus - P. 699 - Felskessel Glatti Flue - Alte Eule - Wanderweg - P. 993 - Pächflue - Rundloch - Stigelos - Bellevue - Oberdorf
Zufahrt zum Ausgangspunkt:IC nach Solothurn, Bus nach Oberdorf SO Dorfplatz
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Verzwickter Durchstieg in der Glatten Flue…

Diese Route in den Steilhängen hoch über Solothurn hat nicht nur einen einprägsamen Namen, sondern auch eine markante Schlüsselstelle, die schon von den Fotos her in Erinnerung bleibt. Leider gibt es oben keinen richtigen Gipfel, sondern nur einen Pfeiler mit Aussucht, aber dafür bietet sich noch ein Abstecher zum Rundloch an, das mit einer Art Stiege erschlossen ist.

Nach längerer Zeit fahre ich mal wieder mit dem Zug, was zwar recht langsam ist, aber bei der kurzen Tour trotzdem gut funktioniert. Eigentlich wäre es sinnvoll, die Wanderung am Bahnhof von Oberdorf zu beginnen, aber da gerade nix fährt und ich nicht so lange warten möchte, nehme ich eben einen Bus nach Oberdorf Dorfplatz (ca. 560 m).

Zuerst spaziere ich durch den Ort zum Bellevue und gehe dann auf meist nicht markierten Forstwegen hinüber zu P. 620 (Forsthaus / Chuchigraben). Nun geht es stärker bergauf in Richtung Balmfluechöpfli, bis auf knapp 800 Metern der Zustieg zur Alten Eule und zum Eulengrat abzweigt. Hier befindet sich eine unübersehbare Pyramide aus angehäuften Steinen.

Ab jetzt halte ich mich an den informativen Bericht von kopfsalat. Man steigt durch ziemlich steiles, aber nicht sonderlich gefährliches Waldgelände schräg nach links aufwärts, also etwa in Richtung Nordwest. Nach gut fünfzig Höhenmetern kommt ein hölzener Wegweiser "Eulengrat" und eine kleine Felsstufe, die derzeit mit einem überflüssigen Fixseil gesichert ist. Vielleicht dient das Seil auch überwiegend zur Orientierung. Scharf nach rechts abbiegende Trittspuren ignoriere ich.

Wenige Meter oberhalb führt mich der erwähnte Bericht dann unbeabsichtigt in die Irre. Man solle beim Steinmann auf 870 Metern nicht nach rechts, sondern geradeaus gehen. Das mache ich gerne. Dumm nur, dass ich vermutlich noch ein paar wenige Meter zu tief bin und ausgerechnet dort auch ein Steinmann steht. Jedenfalls komme ich auf einen Wildwechsel und werde bald skeptisch, weil ich kaum noch an Höhe gewinne, die Spur immer undeutlicher wird und dann auch Baumstämme im Weg liegen.
Nun befinde ich mich bereits in der breiten Schlucht, die oben in den Felskesser der Glatten Flue mündet, nur eben zu weit unten. Ich habe keine Lust, wieder zurück zu gehen, sondern arbeite mich lieber direkt aufwärts und zwar so, dass ich die richtige Route an der östlichen Begrenzung erreichen muss. Das ist zwar etwas rutschig und unangenehm, führt aber bald zum Erfolg. Nahe der östlichen Felswand befindet sich tatsächlich eine schrofige Wegspur, die erst ziemlich weit oben (ca. 920 m), wo der Kesselgrund etwas flacher wird, zur westlichen Begrenzung hinüberquert. Die letzten Meter zu dem großen Überhang sind dann wieder steil und rutschig und mit Fixseilen versehen, die aber eher für den Abstieg hilfreich sind. Bis hier ca. T3+, unter dem Überhang befindet sich ein etwas vergammeltes Gästebuch.

Sonderlich gemütlich wirkt der Platz heute nicht, da es dort kühl, feucht und ziemlich mückenlastig ist. Also halte ich mich gar nicht lange auf, sondern suche gleich den Weiterweg, der mit einer soliden Kette gesichert ist. Es geht über eine Felsstufe, die von unten aus sehr steil und kompakt wirkt, tatsächlich aber gut gestuft ist. Die Griffe und Tritte sind wirklich eklig schmierig, sodass ich ohne die Kette vielleicht sogar umgekehrt wäre. Das Geschröf oberhalb der gesicherten Stelle ist dann wieder flacher. Hier könnte man eine mehr oder weniger tiefe Höhle mit einem gewaltigen Portal besichtigen, worauf ich aber keine Lust habe, weil mir das rutschige Gelände insgesamt nicht sonderlich zusagt. Deshalb wende ich mich lieber wieder mehr nach rechts, wo sich die Schlüsselstelle der Alten Eule befindet - ein felsiger Quergang, der nicht abgesichert ist. Ohne die anderen Tourenberichte wäre mir die Passage vielleicht gar nicht besonders aufgefallen..
So aber gehe ich mit etwas Respekt ran, habe aber keine sonderlichen Schwierigkeiten. Trotzdem ist Vorsicht geboten (T5-), weil es kurzzeitig ausgesetzt ist und zwar wahrscheinlich mehr, als man durch die vielen Bäume glauben mag.

Nach dem Quergang wird das Gelände abrupt einfacher - zumindest vorübergehend. Und das Ambiente ändert sich sprunghaft. Anstatt dürsterer Höhlenromantik wartet nun sonniges Südwandfeeling auf den Begeher.
Die nächsten dreißig Höhenmeter sind cool! Feine Kraxelei in der Nähe einer Kante, wobei man eigentlich immer in eher harmlosen - wenn auch etwas steilen - Schrofenrinnen höherkraxelt. Der Fels ist so gut gestuft, dass ich das alles noch als gehobene I durchgehen lasse.

Sobald sich die Kante zurücklegt, ist der Spaß auch schon wieder vorbei. Das ist mir aber noch gar nicht so bewusst und ich steige promt in die Fortstzung ein. Und wundere mich über das brüchige Gestein. Und stehe sehr bald unter einem äußerst steilen Aufschwung, der nichts mehr mit kraxeln oder Alpinwandern zu tun hat. Also wieder zurück und mal umschauen - tatsächlich muss man unattraktiv nach rechts (Osten) durch einen Kessel queren, an dessen rechtem, oberen Ende auch schon die Schlussrinne ansetzt. Wer an einem Höhleneingang vorbeikommt, der ist richtig.
Am Anfang der Schlussrinne fallen mir Drahtseile auf, die gleich wieder in die nächste Felswand weiter östlich hinausqueren. Ich halte sie für das Ende einer Kletterroute und steige nicht ein. Stattdessen nehme ich die Steilrinne (T4). An ihrem Ende kommt von recht ein Felsgrat hinauf. Das müsste der Eulengrat sein. Ich steige ein Stück hinunter, weil ich nicht nur auf einen Aussichtspunkt, sondern auch auf ein Wandbuch hoffe. Der Abstieg ist klassische Schrofenkraxelei (I) und leider ziemlich brüchig. Zum Teil helfen wieder einmal Fixseile, die man aber nicht unbedingt braucht. So gelange ich auf ein befestigtes Podest (Steinschlagschutz) mit Standplatz, aber leider ohne Wandbuch. Der Tiefblick ist ok, aber ehrlich gesagt auch wieder nicht sooooo toll, dass man den Abstecher unbedingt machen müsste.
Dafür fallen mir unweit des Standplatzes wieder Drahtseile auf, die nach Westen führen - genau dorthin, wo sich die Ausstiegsrinne der Alten Eule befindet. Vermutlich handelt es sich also um einen Schnellabstieg für die Eulengrat-Kletterer. Wenn dem so wäre, dann könnte man als Alpinwanderer die Schlussrinne der Alten Eule vermeiden, indem man den Seilen folgt und dann den obersten Eulengrat (den ich abgekraxelt bin) hinaufsteigt. Aber Achtung - es ist sehr ausgesetzt und eine (Selbst-)Sicherung wird wohl sinnvoll sein. Ich probiere es lieber nicht aus.

Wie dem auch sein - etwas enttäuscht steige ich über die Schrofen wieder hinauf zum Ende der Steilrinne und weiter durch den steilen Wand, bis ich nach ein paar Minuten den markierten Wanderweg (ca. 1120 m) erreiche.
Ich benutze diesen Weg, um das Tal des Chesselbachs zu umgehen und so zu der Pächflue zu gelangen, an deren Fuß sich das Rundloch befindet. Obwohl der Wanderweg einen Umweg macht, komme ich ziemlich schnell voran. Ich bezweifle, das es es sich "lohnt", die Schleife mit P. 993 weglos abzukürzen - jedenfalls sieht das Gekrauche im Moment wenig einladend aus.
Entlang der Pächflue verläuft der Wanderweg dann durch ziemlich steiles Gelände abwärts, ist aber so gut ausgebaut, dass er fast schon ein wenig enttäuschend einfach zu begehen ist (kaum T2). Der Abstieg geht sehr schnell, sodass ich etwas aufpassen muss, um den unmarkierten Abzweig zum Rundloch in der Kehre auf ca. 815 m nicht zu verpassen. Die Pfadspur zum Rundloch ist dann deutlich genug. Zuerst geht es noch langweilig durch den Wald, aber in den Felsen vor dem Loch finden sich etwa drei recht hübsche Kraxelpassagen (Kettensicherungen, T3+).

Vor dem Rundloch lohnt es sich, einen Abstecher auf den unübersehbaren kleinen Felssporn zu machen. Ein schöner Platz nmit guter Aussicht und wenig Ungeziefer. Das Rundloch selbst liegt relativ spektakulär in einer kompakten Felswand und ist nur über eine freistehende Eisenleiter zu erreichen. Ein bisschen Schwindelfreiheit schadet definitiv nicht. Im Rundloch gibt es einen Lagerplatz, was zu trinken, einen Geocache und leider reichlich Mücken. Aber es ist ein super origineller und unverwechselbarer Ausguck.

Eine halbe Stunde, bevor der anvisierte Bus in Oberdorf abfahren wird, mache ich mich auf den Weg dorthin. Ab P. 715 kürze ich über die Forstwege zum Bellevue ab. Trotzdem wird die Zeit knapp und ich komme auf dem allerletzten Drücker an der Haltestelle an.
Am Bahnhof von Solothurn stelle ich dann fest, dass ich auch locker noch den nächsten Bus hätte nehmen können. Aber - das ist jetzt auch egal.

Schwierigkeiten & Gehzeiten

Oberdorf - Bellevue - P. 619 - P. 620 - P. 699 - Abzweig Eulengrat (ca. 790 m): T1 - T2; 50 min
Abzweig Eulengrat - Felskessel (ca. 950 m): T3 - T4; 40 min
Felskessel - Alte Eule - Ausstieg Eulengrat - Wanderweg (ca. 1120 m): T5- / I+; 1 h 10 min (mit Weg- und Wandbuchsuche)
Wanderweg - P. 993 - Pächflue - Abzweig Rundloch (ca. 815 m): T1 - T2: 40 min
Abstecher Rundloch: T3+; 30 min hin und zurück
Abzweig Rundloch - P. 715 - Bellevue - Oberdorf: T1; 20 min

Fazit: das Rundloch ist witzig - Alte Eule: naja, wenn einem sonst gar nichts mehr einfällt - ziemlich mühsam für das bisschen Kraxelei...


Tourengänger: Bergmax


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