West-Ost-Überschreitung der Rumer Spitze im Zustieg zur Pfeishütte
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Vier Tage auf der Pfeishütte. Zeit, die umliegenden Gipfel zu erkunden. Es heißt, aller guten Dinge seien drei, aber in unserem Fall waren es vier, vielleicht 3,5. Wir haben jedenfalls einige Jahre darauf warten müssen die geplante Tour machen zu können: 2019 hatten wir die Hütte fürs Fronleichnamswochenende reserviert, aber eine Woche vorher bekamen wir die Absage weil auf dem Wirtschaftsweg zur Hütte noch eine große Lawinenablagerung nicht geräumt war und somit die Hütte nicht versorgt werden konnte. Okay, dachten wir uns, reservieren wir halt wieder Fronleichnam 2020. Tja, dann kam die Pandemie und somit war unsere Reservierung im Folgejahr auch hinfällig. 2021 haben wir es gar nicht erst probiert, Fronleichnam war zu früh. Nun also, im vierten Jahr und beim dritten konkreten Anlauf, sollte es endlich klappen.
Die Gruppe hat sich in den Jahren ziemlich gewandelt, aber nun sind wir zu viert unterwegs, wenn auch teilweise auf unterschiedlichen Wegen. Das wird sofort am ersten Tag deutlich als wir erstmal überhaupt zur Pfeishütte kommen müssen. Wir sind uns schnell einig dass wir mit dem Zug nach Innsbruck fahren und dann an der Hungerburg starten. Leider ist das Wetter, anders als an den drei Folgetagen, an Fronleichnam selbst noch ziemlich durchwachsen. Petra und Stefan haben keine Lust im Regen aufzusteigen und nehmen daher die Seilbahn in die Seegrube um von dort aus entlang des Goethewegs zur Pfeishütte zu gelangen.
Hingegen sind Mike und ich schon für ein paar Höhenmeter zu haben heute. Noch regnet es, aber eigentlich sollte es irgendwann aufhören. Also verabschieden wir die anderen beiden zur Seilbahn und setzen uns noch, quasi mit auf ein zweites Frühstück, auf die Terrasse des Cafés an der Hungerburg und warten das Ende des Regens ab. Wir planen den Aufstieg via Arzler Reise zur Arzler Scharte, und dann, je nach Wetter, die Überschreitung der Rumer Spitze, um zur Hütte zu gelangen.
Irgendwann hört der Regen tatsächlich endlich auf, und wir brechen auf Richtung Arzler Alm. Die passieren wir bereits nach recht kurzer Zeit. Leider geht’s hier erstmal mit einem weiteren Regenguss weiter, wir stellen uns nochmal unter. Als der Regen dann wirklich vorbei ist geht’s in Richtung Rumer Alm, nicht ohne Umwege, denn der eigentliche Weg ist wegen Bauarbeiten gesperrt. Wir kommen aber letztlich doch noch am Abzweig zur Arzler Reise, unterhalb der Alm, an. Hier biegen wir ab auf Weg 217, der uns in unzähligen Kehren zur Arzler Scharte bringt. Es zieht sich, sind doch gut 900 Höhenmeter zu bewältigen, für welche wir letztlich etwa zwei Stunden benötigen. Zum Glück bessert sich im Laufe des Aufstiegs das Wetter endlich deutlich, und es ist sogar etwas blauer Himmel zu sehen als wir an der Arzler Scharte ankommen und zur Rumer Spitze rüber schauen. Richtung Westen hingegen sieht es düsterer aus. Da ist wohl Regen im Anmarsch. Aber die Zugrichtung der Wolken vermittelt den Eindruck dass sie eher entlang der Gleirsch-Halltal-Kette ziehen. Wir diskutieren das Für und Wider und entscheiden uns einstimmig dafür, noch auf die Rumer Spitze zu gehen.
Wir sind erst ein paar Minuten unterwegs, noch am Grasrücken des Westgrats, als wir in der Ferne einen Donner hören. Na super, so war das jetzt aber nicht abgemacht? Wir stimmen uns kurz ab, sind uns aber einig dass das nicht in der Nähe war. Also weiter.
Weiter oben, wir sind bereits im Felsgelände angekommen, fängt es erst an zu regnen und dann sogar zu hageln. Wenig später ein zweiter Donner. Die nächste Krisensitzung steht an, mit der Entscheidung: umdrehen! Wir kraxeln also wieder zurück. Als wir wieder an einer kleinen Scharte ankommen bessert sich das Wetter aber spürbar. Wir beraten nochmal. Gewitter ist natürlich nicht toll, insbesondere wenn wir am Grat hängen… aber wenn wir jetzt bedenken wie lange wir zurück zu Arzler Scharte bräuchten wird uns klar dass wir über den Gipfel und den Ostgrat runter mit ziemlicher Sicherheit schneller unten und an der Hütte sind. Wir ziehen also durch. Schön ist das Wetter nicht als als wir kurz am Gipfelkreuz anschlagen und direkt auf der anderen Seite wieder absteigen. Wahrlich nicht toll. Aber zum Glück kommen wir den Ostgrat wie erhofft gut und schnell runter. Spaß macht das bei den Bedingungen verständlicherweise nicht, auch wenn das sicherlich alles schönes Kraxelgelände ist hier an der Rumer Spitze, insbesondere am Westgrat. Aber heute sind wir heilfroh als wir den Wanderweg erreichen der uns am Kreuzjöchl vorbei zur Pfeishütte führt, sind wir hier doch wieder auf sichererem Terrain. Wobei der untere Teil der Ostroute an der Rumer Spitze auch weniger Grat als vielmehr Bergflanke ist, was unter den gegebenen Bedingungen auch schon etwas Entspannung bedeutet. Ruppig ist der Weg hier aber allemal. Glücklicherweise hatte es sich auch nicht zu einem größeren Gewitter ausgewachsen, Regen und Hagel waren aber wirklich störend, und der Gedanke dass es vielleicht doch gleich nochmal blitzen könnte war alles andere als erbaulich. Gut, dass alles gut gegangen ist!
Als wir die letzten Meter zur Pfeishütte schlendern hat sich das Wetter wieder gebessert, kein Regen mehr, auch kein Hagel, sogar aufgelockerter Himmel. So als wäre nichts gewesen. Die anderen beiden sind heilfroh uns zu sehen - wir hatten ihnen an der Arzler Scharte noch geschrieben dass wir die Rumer Spitze noch überschreiten, und den Wetterverlauf hatten sie von der Terrasse der Hütte aus beobachten können.
Stefan hat später Mike noch ins Gebet genommen was das denn bitte sollte, aber auch im Nachhinein bin ich mir mit Mike einig: hinterher ist man immer schlauer, und es war zu jeder Zeit die Entscheidung von uns beiden weiterzugehen, da wurde niemand gedrängt oder überredet. Wir kamen dummerweise nur beide zur gleichen falschen Einschätzung. Mit der Erfahrung jetzt würden wir uns in vergleichbaren Situationen vermutlich anders entscheiden.
Zu den Schwierigkeiten: obwohl die Arzler Reise eine Schuttreise ist kann man diese im Aufstieg gut begehen. Es ist also kein mühsames Hochwühlen erforderlich, der Weg ist ziemlich gut angelegt.
Am Westgrat der Rumer Spitze hat man doch häufig die Hand am Fels, aber auch obwohl bei uns alles klatschnass war habe ich nichts als schwierig empfunden. Vielleicht ist es I+, eine II ist es sicher nicht. Der Ostgrat ist leichter, weitestgehend (anspruchsvolles, klar) Gehgelände. Ich stufe die Überschreitung in Summe als T4+ ein.
Im Aufstieg sind etwa 1620 Höhenmeter zu bewältigen, also ganz ordentlich. Runter nur rund 570 Hm, klar, wir bleiben ja auf der Hütte. 10,5 Kilometer Wegstrecke kommen noch oben drauf.

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