Erster Bericht im Internet über eine Besteigung des "Chlein Wisshorn" (P.3023 über dem Flüelapass)


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 7. Juni 2024 um 17:51.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum: 4 Juni 2024
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Flüela-Gruppe 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW von Garmisch zum Flüelapass
Unterkunftmöglichkeiten:Chamanna da Graletsch

Unbeachtet ragt über dem Flüelapass im Südgrat des Flüela Wisshorns ein offenbar namenloser, aber eigenständiger Gipfel auf. Es hatte mich seit einiger Zeit gereizt, ihn bei einer kurzen Skitour zu besteigen, was mir gut möglich erschien. Kurzerhand nenne ich ihn analog zum Flüela Schwarzhorn und Chlein Schwarzhorn "Chlein Wisshorn". Er überragt die Scharte zum höheren und bekannten Nachbargipfel immerhin um immerhin um mehr als 80 Meter!

Am Morgen brach ich nach weiter Anfahrt etwas unterhalb des Flüelapasses auf, um ihn zu erklimmen. Leider war ich später als geplant dran.
Zuerst ging es über einen steilen, nach Süden abfallenden Hang mit gefrorenem Schnee aufwärts. Bald entdeckte ich eine frische Spur, die von diesem Morgen stammte. Nach einiger Zeit kam dann jemand von oben her über den noch harten Hang abgefahren. Schließlich erreichte ich eine Mulde, vor der ich die Spur wieder verloren hatte. Ich war zu weit links geraten, also querte ich nach rechts. Unterhalb von Lawinenresten der Steilflanke ging es Richtung einer Geländekante, die ich ursprünglich weiter unten hatte überschreiten wollen. Dahinter kann man auf der Karte einen weniger steilen Bereich entdecken. Schließlich erreichte ich wieder die Aufstiegsspur meines vermutlich ortskundigen Vorgängers, der ich folgte. Kurz vor der Kante hatte der Tourengänger über die darüberliegende sehr steile Passage eine Fußspur gelegt. Also nahm auch ich meine Skier ab und folgte ihr bergan. Nachdem ich sie keine 30hm hinaufgetragen hatte, konnte ich mit ihnen auf der hier flachen Kante weitergehen. Mein Vorgänger war allerdings von ihr aus wieder in die Mulde abgefahren. Eigentlich hatte ich eine Stunde früher losgehen wollen. Inzwischen war der Schnee im ostwärts abfallenden, steilen Hang unter dem Bergkamm des angestrebten Gipfels schon aufgeweicht. Der Hang hatte sich aber einige Zeit  davor entladen.

Zuerst stieg ich am steilen Rücken auf, der über der Kante hinaufführt. Dann querte ich kurz den ca. 30° steilen Hang Richtung der Lawinenreste. Über Lawinenbollen ging es nun ca. 35° steil zu den untersten Felsen hinauf, die unterhalb der ersten, südlichsten Erhebung liegen. Hier in ca. 2950m Höhe angekommen steckte ich meine Skier in den Schnee und querte danach ein kurzes Stück entlang der Felsen hin zur Rinne. Unterwegs sank ich schon einmal bis zum Oberschenkel im Schnee ein. Es folgte ein Anstieg über etwas weniger als 50hm in der bis 45° steilen und schmalen Rinne, die weiter oben breiter wird. Links und rechts über der Rinne befand sich wenig Schnee, sodass keine größeren Rutschungen von oben her zu befürchten waren. Der Firn in der Mitte war ziemlich fest, da der der oberflächliche Schnee dort abgerutscht war. Es machte keine Probleme, die Scharte zwischen der südlichen und der mittleren Erhebung zu erreichen. Zuerst ging es von dort im Schnee, dann kurz über plattige Felsen (II-) aufwärts, darüber wieder im Schnee. Nach rechts musste ich zu den bestehenden Wechten einen großen Abstand einhalten. Hinter der kurz darauf erreichten Erhebung musste ich in die wenig tiefer liegende, kleine Scharte absteigen. Das tat ich auf der NW-Seite: über ein paar kleine Felsen (I) kletterte ich ab, bevor ich ein paar Meter zur Scharte querte. Dahinter folgt ein kurzer Aufschwung zur Gipfelkuppe. Dort angekommen sah ich, dass ich noch ein paar  Meter etwas ausgesetzt zum höchsten Punkt queren muss - wieder auf der NW-Seite mit genügend Abstand zur den Wechten - auf dem ein kleiner Steinmann steht, auf den ich mich kurz setzte. Dann ging es wieder zurück. Vom Skidepot aus fuhr ich flott den Hang querend im Sulz zum Rücken hin ab. Auf diesem blieb ich vorsichtshalber, da die Hänge daneben steil sind. Weiter unten konnte ich wie mein Vorgänger im nicht sehr hohen, mit festem Firn bedeckten steilen Westhang abfahren (bis 40°). In der Mulde folgte wieder Sulz, der im darunterliegenden steilen Hang stumpf war und daher bremste.

Fazit: kurze, bei sicheren Verhältnissen lohnende Skitour auf einen mehr als 3000m hohen, aber völlig unbekannten Gipfel!



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