Château-d’Oex: eine lange Fahrt für eine kurze Wanderung

Heute zog es mich in eine Gegend, die mir weniger bekannt ist: Château d’Oex. Die Anfahrt schreckt etwas ab, der Panorama-Express braucht lange, ehe er von Spiez auf dem Weg nach Montreux mein Ziel erreicht. Aber da ich mir eine kurze Wanderung ausgesucht habe (6 km), ist das nicht so schlimm. Erste Irritationen gab es in Spiez, als der Zug kurzfristig auf einen anderen Bahnsteig umgeleitet wurde und jede Ansage fehlte. Ein kleiner Spurt und mit vielen anderen erreichte ich den Zug. Da ging das Drama erst richtig los. Der Zug hat nur ein 2. Klasse Abteil und eine Reservierung ist empfehlenswert. Bis alle ausländischen Touristen mit ihren großen Koffern untergebracht waren, dauert es eine Zeitlang. Und dann tuckerte der Zug los. Ca. 11:30 Uhr hatte ich endlich mein Ziel erreicht.

Kaum ein Stück vom Bahnhof entfernt war ich dann allein auf weiter Flur. Der Wanderweg wird wohl eher selten begangen, ein Auto versperrte schon mal den Zugang. Von jetzt ab gibt nur eins, steil aufwärts. Gibt es am Anfang noch einige Häuser am Weg, ist man bald allein in der Natur.

Wegweiser gibt es nur ganz selten und auch Spuren sind eher Mangelware, das Frühlingsgras hat vieles überwuchert. Tief im Tal fließt der Ruisseau des Tenasses, den ich auf einer Höhe von 1400 m überqueren möchte.

Anfangs verläuft der Pfad entlang des Waldes, dann entfernt er sich vom Tal und zweigt ab auf Wiesen und Weiden. Bei P 1170 erreiche ich eine Alp, die schon bewohnt ist und erste Kühe weiden draußen. Klar, dass die neugierig sind, deshalb nehme ich einen kleinen Umweg, um ihnen aus dem Weg zu gehen. Außerdem gibt es hier einen besseren Durchlass durch den Elektrozaun.

Bei P 1234 ist eine weitere Alp, außer einem Vorschlaghammer sehe ich hier noch kein Lebenszeichen, dafür eine Bank für eine kurze Rast. Von hier kann ich auch einen Blick auf den weiteren Weg werfen, einige Schneefelder liegen unterwegs. Zu dieser Alp führt auch eine asphaltierte Straße hinauf.

Der Straße folge ich ein Stück, bis ein Wegweiser nach oben zeigt. Weglos steige ich hinauf, während sich der Himmel weiter verdunkelt und über den Berggipfeln Nebel aufgezogen ist. Auf der Höhe von 1300 m stehe ich dann vor ersten Schneefeldern, die von Nadeln und Blättern verdeckt sind.

Nun muss eine Entscheidung her, weiter aufwärts oder abbrechen. Bis zum höchsten Punkt sind es nur noch ca. 100 Höhenmeter. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, besser umdrehen, zumal auch meine Pumpe heute nicht in Bestform ist.

Erst mal auf dem gleichen Weg zurück bis zur Höhenlinie von 1100 m. Hier gibt es eine Brücke über den Bach, die mir auf dem Hinweg aufgefallen ist. Mit einem Blick in die Karte, stelle ich fest, dass es auch auf dieser Seite einen Weg zurückgibt. Diesen nutze ich jetzt für den Abstieg, anfangs noch gelb in der Karte markiert, gibt es später nur noch eine gestrichelte Linie. Dieser Weg stellt sich als attraktiver raus, als der offizielle Wanderweg. Allerdings ist er nicht durchgängig bis zum Bahnhof nutzbar, das das Gleisgelände mit einem hohen Zaun abgesperrt ist. So muss man an der Route de la Villa d’Oex wieder auf den offiziellen Wanderweg wechseln.

Zurück war der Zug noch nicht so voll, so dass ich bequem einen Sitzplatz bekam. Der Rückweg gestaltete sich sehr zügig, das ich auf Grund diverser Verspätungen nirgendwo lange warten musste. Es war zwar eine sehr kurze Wanderung, hat mir aber einen guten Eindruck von der Region für weitere Ziele verschafft.

Alle Bilder im Video: https://youtu.be/pdvV0zouBwA