ZUNTERKÖPFL Rundtour ab Schönau - via Schreckkreuz gegen den Uhrzeigersinn


Publiziert von Bahoe , 26. April 2024 um 09:43.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Rofangebirge und Brandenberger Alpen
Tour Datum:14 April 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1125 m
Kartennummer:KOMPASS 28 oder NL 32-03-18 Ost Kundl und NL 33-01-13 West Wörgl

2018 war ich schon mal am ZUNTERKÖPFL, damals war ich nur vom Kaiserhaus zur Buchackeralm und zurück gegangen, wobei von Ost nach West der Gipfel mitgenommen wurde. 2019 oder 2020 war ich mal am BLESSENBERG bzw. PLESSENBERG mit Ausgangspunkt Schönau und Abstieg via Rura-Alm sowie mit einem Freund ab Ramsau über die Jocher-Kapelle und den HEUBERG über den höchsten Gipfel marschiert und vom Nachberg Hochleger nach Schönau über den Wanderweg Nummer 21 abgestiegen. 7:45 hatten wir damals benötigt, wir waren mit zwei Kfz unterwegs, um uns das Stück zwischen Schönau und Ramsau, den beiden Ortsteilen von Breitenbach zu sparen.

Die einzige Route, die hier auf hikr noch nicht beschrieben wurde, ist jene über das Schreckkreuz, die in meiner KOMPASS-Karte Nr. 28 vertretene rote Wanderstrecke ohne Nummer und auch sehr reizvoll. Während es bei den anderen drei Routen (Jocher-Kapelle, Rura-Alm, Nachberg Niederleger) bald in die Vollen geht und steil wird, geht es auf der östlichsten Route noch geraume Zeit recht flach dahin. Da im unteren Bereich mit den Fahrstraßen und im Bereich Steigbeginn eventuell Holzerntearbeit stattfindet, empfehlen sich Sonn- und Feiertage.

Los geht es vom Kreisel, wobei die Beschilderung hier beginnt und sich der zweite Wegweiser bei der Durchgangspassage des Gebäudes „Zum Pfleger“ befindet. Nach Passieren des Gebäudes folgen die breiten Massen wohl den Wegweisern und steigen zu Nachberg Niederleger und Hochleger auf, ich ging ohne Markierung oder Hinweis nach Osten bergauf. Es erfolgte intensive Fotodokumentation, nur auf den Wegweisern am Kreisel und beim Gebäude gibt es Zeitangaben. Rot-weiß-rote Wegweiser an Bäumen entlang der Straße sind zu beachten, einige Kreuzungen gibt es.

In Erinnerung geblieben sind ein kleines Baumhindernis und eine sumpfige Passage, wo der Pfad mit Steinen und Holzscheiben weiterführt (nicht ganz leicht zu erkennen, Merkhilfe gelbe Blumen). Ein großes Baumhindernis gibt es ebenfalls. Sehr beeindruckend war das plötzliche Aufsteilen des letzten Traktorfahrwegs nach dem ersten kurzen Steigabschnitt. Den zweiten Steigabschnitt könnte man auslassen und stattdessen dem Traktorweg folgen, aber wer will das schon? Ein Wegweiser fehlt an der Stelle der Abzweigung und die entsprechende eindeutige zweite Markierung war zumindest für meine Augen von Bäumen verdeckt. Dennoch folgte ich dem Pfad und wurde nicht enttäuscht.

Beim Schreckkreuz gibt es die erste Sitzgelegenheit und eine lesenswerte Tafel zum Bettelstein. Nach der Steinmarkierung XI müssen etliche Höhenmeter abgestiegen werden (50 – 75). Am Ende der Passage, am Beginn des Almwiesenbereichs gäbe es im Gras zu suchende Markierungen. Mir war allerdings eine umfassende Geländezusammenschau wichtig und ich gönnte mir einen Umweg zu den Almen, die ich kurzerhand mal als die westlichsten Buchackeralmen (etwas tiefer gelegen) bezeichne. 2021 war ich dort schon mal im Rahmen einer speziellen Mission. Es war eine Straße in den Durrenberg gebaggert worden, der ich bis ans Ende folgte und was mir einen interessanten Einblick ins Gelände gegenüber, wo ich vorher gewesen war, ermöglichte. Scheinbar könnte ich der grünen Trasse in der Almwiese von Ost nach West folgen, wobei danach der Wasser führende Bachgraben überwunden werden muss. Das soll mal bei einer Vorsaison, bevor Kühe ihre Sommerfrische genießen und alle Stacheldrahtzäune aktiviert sind, abgecheckt werden. Ich ging zurück zu den Almgebäuden, kürzte nur einmal kurz ab und bewegte mich anschließend schön brav die Straße unter Ausnutzung des Wiesenrandes entlang. Dabei wurde die entsprechende Schleife über ein kleines Brücklein absolviert.

Bevor dann der Wegweiser an der Abzweigung Richtung Nachberg und zum ZUNTERKÖPFL kam, gönnte ich mir einen Boxenstopp bei einer Jagdhütte linker Hand. Weiter unterwegs zu meinem Ziel konnte ich mir den Überstieg am abgelegten Zaun sparen, 2018 war ich zu einer anderen Jahreszeit unterwegs, aber eine Stelle ist immer batzig und daher im Aufstieg netter zu absolvieren. Ein Freizeitsportler war beschäftigt am Bach Wasser aufzufüllen, als ich 2 m höher am Steig vorüberging. Nachdem ich die Bäume hinter mir ließ, waren noch einzelne Schneereste zu erkennen, doch dort wo ich unterwegs war, gab es keinerlei Schneeberührung. Ich bilde mir ein, dass 2018 noch einmal ein kleiner hölzerner Wegweiser aufgestellt war, um direkter über Wiesengelände aufzusteigen, im Gras gibt es dazu auch Markierungen, die ich diesmal aber verpasst habe zufolge Fehlen des Wegweisers. Somit ging ich die Schleife zu den Almgebäuden aus mit einem Sidestep zu jenem der Gattereralm. Es war sehr heiß an diesem Tag, 30 Grad gab es im Tal, durch eine nicht endgültig bereinigte Racheninfektion sowie ein weiteres Handicap war ich ohnehin im Schongang unterwegs und stand erst nach skandalösen sechseinhalb Stunden am Gipfel. Die Pause fiel mit 20 Minuten moderat aus, die Fleißaufgabe KÜHBERG schenkte ich mir, da wäre es in den Wiesen noch feucht und Schneeberührung unvermeidlich gewesen. Laut den anderen Berichten soll es außerdem kaum Aussicht durch dichten Latschenbewuchs und kein Gipfelkreuz geben. Apropos Gipfelkreuz: Ich meine, dass das Metallkreuz am ZUNTERKÖPFL für mich neu war und vor sechs Jahren noch ein schlichteres Kreuz aus Holz dort stand. Damals hatte ich weder Digitalkamera noch Smartphone. EDIT: Errare humanum est - siehe Kommentar von Landler

Die Abstiegszeit von 2:20 über den Nachberg Niederleger, wobei die Fahrstraßenschleife einmal ausgegangen wurde, statt wie bei der Rundtour mit Jocherkapelle den Weg Nr. 21 über die höher gelegenen Rastbänke zu nehmen, war für mich dann doch okay. Auch statt der von der Landjugend Breitenbach am Inn wohl im September 2020 fertiggestellten Kapelle (siehe auf der Facebook-Seite des Vereins) sah ich vor Jahren noch den verwitterten Altbau.

Ich behaupte mal, diesen Sommertag im Frühling mit meiner Tour perfekt ausgenützt und einige Erkenntnisse, die mir auch in Zukunft etwas nützen, gewonnen zu haben.
 
Die BEV-Karte NL 32-03-18 Ost Kundl Ausgabe 2020 habe ich mir erst nach der Tour gekauft. Um die Tour im 1:25.000er Maßstab komplett abzudecken, wird auch die Nachbarkarte NL 33-01-13 West Wörgl benötigt. Dabei handelt es sich aber nur um ein kleines Eck. Diese Karte (Ausgabe 2015) hatte ich schon daheim, führte sie aber nicht mit, sondern hantierte mit dem KOMPASS-Druckwerk von 2019.
 
Historisches:
Der Bettelstein 1.037 m Seehöhe
 
Der alte Viehtriebweg, der von Schmieding und Hager zum Berg ansteigt und sich dort mit dem Weg von Schönau vereint, führt weiter über die „Schreck“ zum Hasatal und zur Buchacker Alm. Dieser Weg war über Jahrhunderte auch ein wichtiger Übergang nach Riedenberg. Bis zum Jahr 1783 wurden über diesen Pfad die Verstorbenen von Riedenberg nach Angath zur Beerdigung transportiert.
 
Dazu gibt es folgende, mündlich überlieferte Erklärung vom, verstorbenen Bauern Pirmin Hartl, Unterau, Embach 127:
„Am Fußweg über die „Schreck“ nach Buchacker (Aufstieg von Schönau / Breitenbach beim „Pfleger“ oder auch „Gori“) stehen ein Gedenkstein und ein Kreuz. Dort sind im Winter 1873 dreizehn Bettelmänner erfroren. Daher der Name „Bettelstein“. Die Bettelleute kamen von Thiersee Riedenberg über den Berg.“
Die auf dem Stein eingemeißelten Kreuzchen sind so angeordnet, wie man damals die toten Männer fand. Vermutlich kamen im Winter 1873 durch das Hasatal dreizehn Bettellleute und wurden ca. 200 m unterhalb des Haagzaunes von einem Schneesturm überrascht. Anzunehmen ist, dass sie wegen Entkräftung, Hunger und mangelnder Ortskenntnis den Entschluss gefasst haben, das Ende der Schneefälle dort abzuwarten. Ein fataler Fehler! Denn alle fanden den Tod durch Erfrieren. Josef Ehrenstrasser, damaliger Bauer zu Schmieding fand die Toten und überführte ihre Leichen nach Angath, wo sie im Grab der Namenlosen beigesetzt wurden. Allem Anschein nach gehörten sie einer wenig geachteten Volksgruppe von Bettlern, Zigeunern oder Karnern an. Denn obwohl sie in Angath begraben wurden, machte der damalige Pfarrer zu diesem Vorfall keine Eintragung im Sterbebuch. Auch weiß man weder von Polizeiberichten noch Zeitungsmeldungen. Bekannt ist nur, dass der Winter 1872 / 1873 besonders schneereich und kalt war. Der Inn war über mehrere Wochen zugefroren, und in Kiefersfelden beschwerte sich die Zollwache über die zahlreichen illegalen Grenzübertritte.
 
Zum Gedenken an die namenlosen Verstorbenen meißelte Josef Ehrenstrasser dreizehn Kreuze in einen Stein nahe der Fundstelle. Dieser Stein wird unter den Einheimischen seit jenen Tagen „Bettelstein“ genannt.
 
Die erste Zeile mit der Seehöhe hat auf dem Schild noch die Quellenangabe Dorfbuch Angerberg 2015 dabei. Am Schildende kann mit den letzten fünf bzw. sechs Zeilen die Historie der erstmaligen Aufstellung des Kreuzes 1919 1928 und die jeweiligen Jahre der Erneuerung 1964, 1994 und 2021 mit den jeweils beteiligten Personen nachgelesen werden.
 
Schlussbemerkungen:
Auf allen gelben Wegweiserschildern sowie in der KOMPASS.-Karte Nr. 28 wird der Blessenberg mit hartem P geschrieben, in der BEV-Karte (Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen) sowie im Wanderbuch Unterinntal von Hans Fischlmaier mit dem weichen B.
Ich bin mir immer unsicher, was man wie gut auf meinen Bildern erkennen kann und schreibe oft im Berichtstext selbst oder beim Foto entsprechend viel Text dazu. Kann manchmal relevant bzw. interessant und manchmal überflüssig sein. 

Tourengänger: Bahoe


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Kommentare (2)


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Landler hat gesagt: Servus,
Gesendet am 26. April 2024 um 12:09
ich hab ein Bild vom Metallkreuz aus dem Jahr 2014.

Gruß - Robert

Bahoe hat gesagt: RE:Servus,
Gesendet am 26. April 2024 um 19:49
Ah - dann hat mich meine Erinnerung getrogen.
Habe es im Bericht gewürdigt.

Gruß - B.


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