Mit dem Beppo vier Mal Übersetzen
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Bevor ich mit dem Beppo loszottle – und danach das 4 x Übersetzen beginnen kann! – muss ich ihn erst noch abholen. Er befindet sich in Drachten-West. Ich muss ihn gut behandeln, damit er keinen Schaden nimmt. Alles passt schliesslich, und schon marschiert der Wanderheld mit seinem Begleiter los. Die Wanderer passieren die Innenstadt von Drachten, es geht an der Philips-Brücke vorbei – die man aber keineswegs nehmen darf, da als Gesellschafter von rojosuiza ja ein Mitglied der Familie Körting dabei ist. Man trifft auf das kubistische Industrie-Ensemble, schreitet über verschiedene Fussgänger-Brückenlandschaften im Zick-Zack-Stil. Schliesslich kommt man nach den Sport- und Spielfeldern zum Suppen-Laden und dort verlässt man die Gemeinde. Man ist bestimmt schon einige Kilometer dahingelatscht, ohne ein einziges Mal über zu setzen. Na ja, wird schon noch kommen.
Im Kopf rechnet der Wicht aus, dass er jetzt die Hälfte der Strecke geschafft haben sollte, also wird es Zeit einzukehren. rojosuiza, der Sohn der Mutter, setzt sich zum Cappuccino nieder. Kurz darauf sehen wir ihn schon wieder in einem Kaffeehaus, dieses Mal, weil er sich an Gockelmap orientiert – und Gockelmap hier nicht gerade stimmt. Als rojosuiza den Lauf der Fähre auf der Karte sieht, freut er sich sehr, wie die Fähre wohl mitten im hiesigen Hafen ablegt und danach mit einer eleganten Kurve und einer längeren geraden Strecke das andere Ufer gewinnt, von Zentrum zu Zentrum sozusagen. – Aber was findet er vor? – Es gibt gar keinen Hafen, finden tut der Meister im Kartenlesen eben das zweite Kaffeehaus, einen Anlegesteig für die Fähre gibt es hier nicht. Seine Fragen werden beantwortet mit fragendem Blick: Was will der arme Narr hier? Zum Glück weiss der Gerant des Kaffeehauses, dass hier öfters fremde Vögel auftauchen, auf der Suche nach Fährnissen.
So ist es gut gekommen: rojosuiza setzt über, nachdem er dem elektronischen Verkäufer seinen Obolus entrichtet hat. Seine Frage, ob er denn auch genügend Kleingeld bei sich habe, die hat sich also erübrigt. Der Wanderer hat vor sich jetzt eine schnurgerade Strecke auf einer Art Insel – denn für ihn ist das An- und das wieder Wegkommen ja nur möglich mit dem Fährmann, nicht wahr? – Während der Meister dahinzottelt, rechnet es im Kopf immer weiter. Zwei Drittel der Wanderung sind nun wohl abgewandert, eine Fähre ist im Kasten, wo sollen hier denn noch die anderen Überfahrten herkommen? Weil das Rechnen ihn ermüdet, rastet er auf einer Bank aus umgewandelten Kunststoffresten und bestaunt seinen neuen Schatz, den gefälligen Beppo Körting.
Wo erst nichts war, ausser ein oder zwei Gehöfte in einigem Abstand, da wähnt der Wanderer sich plötzlich wieder fast im heimatlichen Thurgau, wie sein Wander- und Radweg resolut mitten durch einen Hof führen will. In den Niederlanden ist das wenig gebräuchlich, aber hier kommt es vor: nur dass ein riesiges Schild den Wanderer schliesslich doch entschieden auf ein schmales Weglein leidet. Es ist so winzig, die Wasserflächen um den Berghelden herum scheinen dazu immer weiter zuzunehmen, wenn am Ende nur tatsächlich eine Fähre liegt! Es gehen dem einsamen Fussgänger Geschichten durch den Sinn, wie ein Fährmann, der jahrelang am einsamen Ort immer hin und her gefahren ist, sich schliesslich seiner Aufgabe entledigt: Er tritt sie demjenigen ab, dem er entschlossen das Ruder in die Hand drückt. – Wenn nur wenigstens erst einmal einer da ist, der ihn übersetzen kann! – Und nur in gar keinem Fall das Ruder nehmen! – Dort, dort vorn steht eine Fahne im Wind! Ja, richtig, sie steht förmlich, waagerecht in der steifen Brise. Das Mirakel geschieht: die Fähre existiert, der Fährmann holt gegen den Fährlohn den Passagier sicher auf die andere Seite – und er bietet ihm kein Ruder an!
Wieder hoppelt es sich über ein namenloses Eiland, denn was wartet weiter vorne: gewiss, eine Fähre. Langsam füllt sich das Gebiet etwas mit Neubauten, Einfamilienhäuser, mehr oder weniger bescheiden. Die Stadt kündet sich an. Es kann nicht mehr weit sein. Nein, diese Fähre! – Während die zwei ersten gerade einmal 10 Leutchen hätten mitnehmen können, diese hier könnte wohl 100 bergen, und ein paar Fahrzeuge dazu. Sie kostet den Wanderer nicht einmal etwas, die Gemeinde Leeuwarden zahlt. Das erstaunt rojosuiza etwas: Seine Wanderung führt doch nach Grou, warum ist da Leeuwarden so spendabel. Leeuwarden befindet sich doch gewiss 20 km weiter im Norden. Dieses neue Ufer nun ist bewohnt. Hier gibt es Wohnwagenähnliches, Villenartiges, Bootswerftiges. Und wie man sich den Kopf zerbricht, wo denn die vierte Fähre auf der Route herkommen soll, von der der Fährmann auf der zweiten gesprochen hat, zeigt plötzlich ein Schild: Fähre zum Zentrum von Grou. Hier nun hätte sich die Karte der Firma Gockelmap gar nicht bewährt, denn die Fähre fehlt auf ihr ganz. Das Schild aber sagt die Wahrheit: Die Dorffähre existiert, sie legt aufs Prächtigste ab, gelangt in die Flussmitte, und fährt schnell und gerade 500 m übers Wasser, tatsächlich mitten ins Zentrum von Grou. Da stehen die alten Häuslein gegeneinander gelehnt, um sich zu stützen, hier gibt es den Hafenbetrieb, hier gibt es die grossen Bürgerhäuser: rojosuiza ist am Ziel.
Natürlich ist die Bahn damals ganz am Ortsrand hindurchgeführt worden. Das Ziel ist bloss Zwischenziel, das Tippeln ist immer noch nicht zu Ende. Aber trotz des schon ein wenig stelzigen Ganges kommt rojosuiza mit seinem Beppo erfolgreich im Bahnhof von Grouw-Irnsum (wie er es damals in der holländischen Bahnlehrschule gelernt hat) an, wo ihn alsbald der Zug mitnimmt, zu seinem Zuhause im fernen Amsterdam.
Danke der Nachfrage: dem Wanderer geht es gut. Das Stelzige nach der Wanderung und der langen Bahnfahrt hat sich wieder gelegt. Ja, und danke auch: der Wanderkamerad Beppo hat nach -zig Jahren wieder Strom bekommen. Er empfängt wieder wie früher: Langwelle, Mittelwelle und UKW. Nur der Endverstärker ist noch etwas holzig – rojosuiza muss seinen neuen Körting noch ordentlich schmieren…
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Nach zwei Anläufen ist es mir binnen einer Woche gelungen, die Eintragung in Googlemaps korrekt anpassen zu lassen. Jetzt findet sogar ein Blindes Huhn den Anlegesteg.
Der Bepo läuft wieder auf LW und MW, und auf UKW. Zweimal hat der Meister gepfuscht bei der Reparatur – aber das braucht bei Körting ja keiner zu wissen. Gerade spielt das Radio feine Klassische Musik für mich. Es klingt kraftvoll, obwohl es doch gut sechzig Jahre auf dem Buckel hat. – Ja, es geht nichts über rojosuizas Jungbrunnen!
Im Kopf rechnet der Wicht aus, dass er jetzt die Hälfte der Strecke geschafft haben sollte, also wird es Zeit einzukehren. rojosuiza, der Sohn der Mutter, setzt sich zum Cappuccino nieder. Kurz darauf sehen wir ihn schon wieder in einem Kaffeehaus, dieses Mal, weil er sich an Gockelmap orientiert – und Gockelmap hier nicht gerade stimmt. Als rojosuiza den Lauf der Fähre auf der Karte sieht, freut er sich sehr, wie die Fähre wohl mitten im hiesigen Hafen ablegt und danach mit einer eleganten Kurve und einer längeren geraden Strecke das andere Ufer gewinnt, von Zentrum zu Zentrum sozusagen. – Aber was findet er vor? – Es gibt gar keinen Hafen, finden tut der Meister im Kartenlesen eben das zweite Kaffeehaus, einen Anlegesteig für die Fähre gibt es hier nicht. Seine Fragen werden beantwortet mit fragendem Blick: Was will der arme Narr hier? Zum Glück weiss der Gerant des Kaffeehauses, dass hier öfters fremde Vögel auftauchen, auf der Suche nach Fährnissen.
So ist es gut gekommen: rojosuiza setzt über, nachdem er dem elektronischen Verkäufer seinen Obolus entrichtet hat. Seine Frage, ob er denn auch genügend Kleingeld bei sich habe, die hat sich also erübrigt. Der Wanderer hat vor sich jetzt eine schnurgerade Strecke auf einer Art Insel – denn für ihn ist das An- und das wieder Wegkommen ja nur möglich mit dem Fährmann, nicht wahr? – Während der Meister dahinzottelt, rechnet es im Kopf immer weiter. Zwei Drittel der Wanderung sind nun wohl abgewandert, eine Fähre ist im Kasten, wo sollen hier denn noch die anderen Überfahrten herkommen? Weil das Rechnen ihn ermüdet, rastet er auf einer Bank aus umgewandelten Kunststoffresten und bestaunt seinen neuen Schatz, den gefälligen Beppo Körting.
Wo erst nichts war, ausser ein oder zwei Gehöfte in einigem Abstand, da wähnt der Wanderer sich plötzlich wieder fast im heimatlichen Thurgau, wie sein Wander- und Radweg resolut mitten durch einen Hof führen will. In den Niederlanden ist das wenig gebräuchlich, aber hier kommt es vor: nur dass ein riesiges Schild den Wanderer schliesslich doch entschieden auf ein schmales Weglein leidet. Es ist so winzig, die Wasserflächen um den Berghelden herum scheinen dazu immer weiter zuzunehmen, wenn am Ende nur tatsächlich eine Fähre liegt! Es gehen dem einsamen Fussgänger Geschichten durch den Sinn, wie ein Fährmann, der jahrelang am einsamen Ort immer hin und her gefahren ist, sich schliesslich seiner Aufgabe entledigt: Er tritt sie demjenigen ab, dem er entschlossen das Ruder in die Hand drückt. – Wenn nur wenigstens erst einmal einer da ist, der ihn übersetzen kann! – Und nur in gar keinem Fall das Ruder nehmen! – Dort, dort vorn steht eine Fahne im Wind! Ja, richtig, sie steht förmlich, waagerecht in der steifen Brise. Das Mirakel geschieht: die Fähre existiert, der Fährmann holt gegen den Fährlohn den Passagier sicher auf die andere Seite – und er bietet ihm kein Ruder an!
Wieder hoppelt es sich über ein namenloses Eiland, denn was wartet weiter vorne: gewiss, eine Fähre. Langsam füllt sich das Gebiet etwas mit Neubauten, Einfamilienhäuser, mehr oder weniger bescheiden. Die Stadt kündet sich an. Es kann nicht mehr weit sein. Nein, diese Fähre! – Während die zwei ersten gerade einmal 10 Leutchen hätten mitnehmen können, diese hier könnte wohl 100 bergen, und ein paar Fahrzeuge dazu. Sie kostet den Wanderer nicht einmal etwas, die Gemeinde Leeuwarden zahlt. Das erstaunt rojosuiza etwas: Seine Wanderung führt doch nach Grou, warum ist da Leeuwarden so spendabel. Leeuwarden befindet sich doch gewiss 20 km weiter im Norden. Dieses neue Ufer nun ist bewohnt. Hier gibt es Wohnwagenähnliches, Villenartiges, Bootswerftiges. Und wie man sich den Kopf zerbricht, wo denn die vierte Fähre auf der Route herkommen soll, von der der Fährmann auf der zweiten gesprochen hat, zeigt plötzlich ein Schild: Fähre zum Zentrum von Grou. Hier nun hätte sich die Karte der Firma Gockelmap gar nicht bewährt, denn die Fähre fehlt auf ihr ganz. Das Schild aber sagt die Wahrheit: Die Dorffähre existiert, sie legt aufs Prächtigste ab, gelangt in die Flussmitte, und fährt schnell und gerade 500 m übers Wasser, tatsächlich mitten ins Zentrum von Grou. Da stehen die alten Häuslein gegeneinander gelehnt, um sich zu stützen, hier gibt es den Hafenbetrieb, hier gibt es die grossen Bürgerhäuser: rojosuiza ist am Ziel.
Natürlich ist die Bahn damals ganz am Ortsrand hindurchgeführt worden. Das Ziel ist bloss Zwischenziel, das Tippeln ist immer noch nicht zu Ende. Aber trotz des schon ein wenig stelzigen Ganges kommt rojosuiza mit seinem Beppo erfolgreich im Bahnhof von Grouw-Irnsum (wie er es damals in der holländischen Bahnlehrschule gelernt hat) an, wo ihn alsbald der Zug mitnimmt, zu seinem Zuhause im fernen Amsterdam.
Danke der Nachfrage: dem Wanderer geht es gut. Das Stelzige nach der Wanderung und der langen Bahnfahrt hat sich wieder gelegt. Ja, und danke auch: der Wanderkamerad Beppo hat nach -zig Jahren wieder Strom bekommen. Er empfängt wieder wie früher: Langwelle, Mittelwelle und UKW. Nur der Endverstärker ist noch etwas holzig – rojosuiza muss seinen neuen Körting noch ordentlich schmieren…
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Nach zwei Anläufen ist es mir binnen einer Woche gelungen, die Eintragung in Googlemaps korrekt anpassen zu lassen. Jetzt findet sogar ein Blindes Huhn den Anlegesteg.
Der Bepo läuft wieder auf LW und MW, und auf UKW. Zweimal hat der Meister gepfuscht bei der Reparatur – aber das braucht bei Körting ja keiner zu wissen. Gerade spielt das Radio feine Klassische Musik für mich. Es klingt kraftvoll, obwohl es doch gut sechzig Jahre auf dem Buckel hat. – Ja, es geht nichts über rojosuizas Jungbrunnen!
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rojosuiza
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