Selun (2205 m) – Churfirst #4
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Ja, ich weiss, es gibt Cracks, die alle Churfirsten an einem Tag (und in einer Nacht) schaffen – gell Johny. Nachdem die Wettervorhersage schönes Wetter über dem Hochnebel angekündigt hatte, fiel meine Wahl auf den am wenigsten steilen Churfirst, den ich noch nicht bezwungen habe.
Bitte Warnhinweis am Ende des Berichts beachten.
Als ich aufbreche, ist der Himmel blau bei 4.5°, aber es fühlt sich viel milder an. Ich folge kurz der Strasse und biege dann links auf den Wanderweg ab. Steil führt er auf einer Art Hohlweg im Wald bergan. Der Weg ist ziemlich matschig, aber mit Felsstufen und Holzbalken recht gut angelegt. Ich gelange ins Freie und über eine Weide zu einer Alp bei P. 1048.
Dann führt der Weg wieder steiler bergan, die Wegbeschaffenheit ist jetzt besser. Bei P. 1222 komme ich auf einen Fahrweg, dem ich bis zur Bergstation der Selunseilbahn durch die steile Flanke folge. Ab der markanten Haarnadelkurve auf 1300 m Höhe ist der Weg schneebedeckt. Er ist jedoch hart, ich sinke nicht ein und so bleiben die Schneeschuhe noch am Rucksack festgemacht.
Bei der Rechtskurve bei 1480 m wird es mir dann aber doch zu steil und rutschig. Ich habe keine Lust, den Hang runterzurutschen und steige in meine Schneeschuhe. Kurz vor der Bergstation gilt es noch ein paar steile Hänge zu traversieren. Das wäre nur in Stiefeln nicht so angenehm.
An der Bergstation angekommen erblicke ich das Gipfelziel und seine Brüder. P. 1613 umrunde ich südlich, da es auf dem Wanderweg an dieser Stelle keinen Schnee mehr hat. Über ein paar apere, grasige Stellen hinweg steige ich auf den Nordgrat des Seluns und halte auf seinen schrägen Aufbau zu. Der Einstieg bei P. 1797 ist unkritisch. Die konvexe Form des Hangs verdeckt den Gipfel. Eigentlich wollte ich erst den Absatz erreichen, ab dem man wieder den Gipfel sieht, aber dann wurde es mir doch zu lang und anstrengend, so dass ich erst mal eine kleine Pause einlege.
Gestärkt steige ich den Hang empor und sehe schliesslich den Gipfelaufbau und das Kreuz. Der steile Hang ist gut mit den Schneeschuhen zu begehen, aber der Weg zieht sich und das Kreuz kommt nur ganz langsam näher. Schliesslich habe ich es geschafft und erreiche nach 3:10 Stunden das Kreuz. In froher Erwartung einer gemütlichen Pause ziehe ich die Schneeschuhe aus. Das Gelände ist aber ziemlich steil und der Schnee festgefroren und glatt. Ich setze mich vorsichtig etwas unterhalb auf einen Felsen mit ein paar Grasbüscheln, aber der kalte Wind, der mittlerweile aufgezogen ist, treibt mich bald wieder zum Aufbruch.
Ich ziehe die Schneeschuhe wieder an und mache einen Abstecher zum höchsten Punkt, der einen schönen Blick auf den Walensee bietet. Von hier aus steige ich die Direttissima wieder bergab. Genau wie beim Anstieg zieht sich der Gipfelhang auch beim Abstieg. Ich folge mehr oder weniger meiner Aufstiegsspur bis zur Bergstation der Seilbahn. Ein alternativer Abstieg würde durch den Chrinnwald führen. Dieser befindet sich aber in der Wildruhezone Weid-Schwendibüel, bei der ein Zutrittsverbot bei Schneelage gilt.
So folge ich wieder dem Fahrweg talwärts. Untertags ist einiges von dem Schnee weggetaut, so dass es zwischendrin kurze apere Stellen gibt. Etwas vor der Haarnadelkurve bei 1300 m ziehe ich die Schneeschuhe mangels Schnees dann endgültig aus. Als ich den Fahrweg bei P. 1222 verlasse, ist der Abstieg recht problemlos. Nur das letzte, steile Stück durch den Wald erspare ich mir und steige am Rand einer Wiese am Waldrand ins Tal. Nach 2:10 Stunden Abstiegs erreiche ich wohlbehalten meinen Wagen und mache mich auf die Rückfahrt.
Es war eine interessante, aber aufgrund der zahlreichen Höhenmeter auch anstrengende Tour.
Orientierung: ziemlich einfach, Spuren weisen den Weg, das Gipfelkreuz ist von weitem sichtbar, ein GPS kann trotzdem nicht schaden
Lawinengefahr: 2 – mässig, Skitourenguru: 0.84
Ausrüstung: feste Bergschuhe, Schneeschuhe, Teleskopstöcke.
Achtung: Die Churfirsten sind Karstgebiet. Auf der Karte ist bei 47.15808, 9.25541 eine Doline eingezeichnet. Am 9.3.2024 ist ein Schneeschuhwanderer in ein Karstloch gefallen und tödlich verunglückt (s. Polizeibericht).
(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit und diejenige allfälliger Schutzbefohlener verantwortlich.)
Tourengänger:
Uli_CH
Communities: Alleingänge/Solo, Schneeschuhtouren
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