Von Brückele zum Kreuzbergpass

Als mich ein guter Freund fragt, ob ich ihn bei einer "speziellen" Tour begleiten möchte, sage ich spontan zu. Als ich dann die Einzelheiten erfahre, muss ich erst einmal schlucken. Da ich aber zur Zeit konditionell recht gut drauf bin und es mehrere Möglichkeiten gibt, die Tour abzubrechen, bleibe ich bei meiner Zusage.

Der Plan sieht vor, von Brückele zum Kreuzbergpass zu gehen - Umwege inklusive. Damit wir den unangenehmsten Teil - das Gehen in Dunkelheit - zu Beginn der Tour haben, beschließen wir, kurz vor Mitternacht zu starten. Laut Plan müssten wir dann vor Einbruch der Dunkelheit am Kreuzbergpass ankommen.

Wir starten also in Brückele in Prags um 23.20 Uhr. Leider regnet es leicht. Im Schein der Stirnlampen steigen wir auf Richtung Rossalm. Bevor wir diese jedoch erreichen, biegen wir nach links ab, und gehen unter den Gaiseln vorbei Richtung Plätzwiese. Mittlerweile hat der Regen aufgehört. Wir steigen auf zum Dürrenstein. Oben ist es sehr kalt und windig - seit dem Start sind 5 Stunden vergangen. Da es ja sowieso dunkel ist und es nichts zu sehen gibt, steigen wir unverzüglich wieder ab. Über die Almhütte Plätzwiesen und die Dürrensteinhütte geht es weiter zum Strudelkopf (7 Stunden ab Start). Dort wartet bereits eine größere Gruppe auf den Sonnenaufgang. Auch wir halten kurz aus und essen eine Kleinigkeit. Die Sonne geht zwar auf, versteckt sich aber hinter den Wolken und so bleibt das erhoffte Spektakel aus. Uns eher egal als den anderen, wir sind ja nicht deswegen hier. 
Nach der kurzen Pause steigen wir über das Helltal ab zum Restaurant Drei Zinnen Blick im Höhlensteintal (9 h ab Start). Über das Rienztal steigen wir auf zu den Drei Zinnen. Der ursprüngliche Plan war es, zum Paternsattel zu gehen, da wir aber gut in der Zeit sind, beschließen wir, bereits vor der Drei Zinnen Hütte abzuzweigen und über die Langalm und die Col Mezzo Scharte zur Auronzohütte zu gehen (12 h ab Start). Ohne anzuhalten gehen wir weiter zur Lavaredo-Hütte. Dort machen wir eine Pause, besprechen die Lage und vergleichen den Zeitplan. 
Es geht wie geplant weiter zur Büllelejochhütte und von dort hinauf zu den Oberbachernspitzen. Auch hier kurze Pause. Danach steigen wir wieder zur Büllelejochhütte ab und von dort ins Fischleintal. An der Talschlusshütte machen wir die nächste kurze Pause und füllen unsere Wasservorräte auf (17 h ab Start).
Hier ist die letzte Möglichkeit, die Tour abzubrechen. Da es nicht mehr weit ist und wir relativ gut in der Zeit sind, machen wir weiter. Mit schweren Beinen geht es im Schneckentempo aufwärts Richtung Rotwandköpfe. Wir gehen unter diesen links herum und steigen auf der Nord-Ost-Seite ab zu den Rotwandwiesen. Hier erfolgt der letzte Aufstieg. Es geht Richtung Burgstall. Hier legen wir eine letzte Pause ein. Ab jetzt geht es nur mehr abwärts. Wobei uns das Bergabgehen mehr anstrengt als das Aufwärtsgehen.
Nach 20 Stunden und 43 Minuten kommen wir am Kreuzbergpass an - das organisierte Taxi wartet schon.

Fazit:
Wiederholen würde ich die Tour wahrscheinlich nicht mehr. Es war aber recht interessant, die körperlichen und mentalen Grenzen auszuloten. Es ist schon erstaunlich wie weit einen die Füße - bei angemessenem Gehtempo - tragen.