Johannesburg - City of Gold


Publiziert von PStraub , 31. Januar 2024 um 08:40.

Region: Welt » South Africa
Tour Datum:20 Januar 1973
Wegpunkte:
Geo-Tags: ZA 

Wenn Südafrika in HIKR auftaucht, dann geht es fast nur um die Kap-Region. Die Urban-Region im Zentrum fehlte bisher völlig. Im Folgenden habe ich ein paar Geschichten aus alten Zeiten zusammengetragen.

Vor gut 50 Jahren, zwischen April 1972 und April 1973, lebte ich im Grossraum Johannesburg, die meiste Zeit im Suburb Rivonia. Rivonia war das nördlichste Quartier von Sandton, das damals noch eine eigenständige Municipality bildete. Downtown Johannesburg lag - Luftlinie - 10 Meilen südlich von Brigadoon Manor, dem stattlichen Landhaus, in welchem ich wohnte.

Von Rivonia aus fuhr ich zur Baustelle, wo ich arbeitete, hier verinnerlichte ich mir zwei Semester eines AKAD-Matura-Fernkurses und von hier aus fuhr ich zum nahen Flugplatz Grand Central Airport, wo ich fliegen lernte.

Grand Central war keineswegs "grand" und erst recht nicht "central". Sondern eher spartanisch im Ausbau-Standard und in einer (damals) menschenleeren Gegend am A* der Welt. Was für einen Flugplatz, auf welchem vor allem geschult wurde, durchaus praktisch war.

Doch neben diesen Aktivitäten machte ich mit meinem kleinen Motorrad Ausflüge in der Umgebung.

Kyalami Grand Prix Circuit
Kyalami, der Austragungsort vieler Formel-1-Rennen, lag mit etwa 10 km Distanz sozusagen um die Ecke. Das war damals noch der alte geliebte / gefürchtete Hochgeschwindigkeitskurs, der später entschärft wurde.
Am Tag vor dem Rennen besuchte ich die Trainings. Da war es ziemlich laut.
Man konnte sich auf dem Gelände eigentlich völlig frei bewegen, wenn man nicht gerade an die Boxen wollte.
Auf den Fotos ist ersichtlich, dass sich die Formel-1-Rennwagen von heute - äusserlich - gar nicht so sehr von jenen von damals unterscheiden.

Wie die ganze Midrand-Region (Grand Central, Halfwayhouse usw.) ist auch Kyalami jetzt weitgehend überbaut.

Pretoria, die Hauptstadt
Pretoria war Sitz der Regierung (Exekutive) und galt deshalb als Hauptstadt. Von Rivonia aus war man in etwa einer halben Stunde dort. Die Stadt hat(te?) viele Grünanlagen und einen bemerkenswerten Zoo.
Ein Muss für Besucher waren die Union Buildings, der Sitz der Regierung.

Wenn man, wie ich, auf der damals einzigen Strasse, der Pretoria Main Road unterwegs war, kam man kurz vor der Stadt am monumentalen Voortrekkermonument vorbei. In dessen Innern wird auf 27 Marmorfriesen die Geschichte des Großen Trecks gezeigt; einem für die Buren/Afrikaners zentralen Ereignisses ihrer Geschichte.

Johannesburg
Johannesburg ist das wirtschaftliche Zentrum Südafrikas. Die Stadt liegt beidseits der Krete des Witwatersrand-Hügelzuges, welcher hier die kontinentale Wasserscheide zwischen Atlantik (Vaal/Oranje) und Indischem Ozean (Limpopo) bildet. Über Lage und Höhe des höchsten Punktes gibt es unterschiedliche Angaben. Damals hiess es, er läge bei Observatory Ridge auf rund 1800 m. Von meiner ersten Absteige in Yeoville aus war das in 10 Minuten zu Fuss  zu machen.

Observatory Ridge war bei weitem nicht der höchste erreichbare Punkt. Der lag auf knapp 200 m über der Hügelkrete, auf der Aussichtsplattform des Radioturms (Fernsehen gab es damals nicht, es galt als schädlich für die Gesellschaft), der heute Hillbrow Tower heisst. Und scheinbar seit 1981 nicht mehr besucht werden kann.

Die Stadt ist dreigeteilt: Im Norden die gediegenen Quartiere der weissen Mittel- und Oberschicht, am südlichen Witwatersrand-Hang das dichtbebaute und hektische Stadtzentrum und weiter im Süden, hinter riesigen Hügeln mit Minenabraum, der Soweto (South Western Townships) genannte Teil, in welchem die Nicht-Weissen wohnten.
Johannesburg
hatte eine Einwohnerzahl zwischen 1 und 2.5 Millionen, davon lebten etwa 500'000 in den "weissen" Quartieren. Die kleine Unschärfe hatte ihren Grund darin, dass niemand auch nur annähernd wusste, wie viele Menschen in Soweto lebten. Gemäss dem obenstehenden Link ist das auch heute noch so, nur haben sich die Zahlen verdoppelt.

Die Gegend hat dank ihrer Lage auf rund 1700 m ein sehr angenehmes Klima und die Stadt bot damals eine hohe Lebensqualität. Zumindest in den nördlichen Quartieren war die Kriminalität gering.
In einem der vielen Parks wurden endemische Pflanzen gezüchtet, in einem anderen eine riesige Auswahl an Rosen - schliesslich waren (schwarze) Gärtner fast gratis.

In Johannesburg wurde ab etwa 1880 Gold gefördert, gemäss Überlieferung sind die Grundstücke im Zentrum so klein, weil sie ursprünglich Mini-Claims von Goldsuchern waren. Der Untergrund ist so durchlöchert, dass einstürzende Stollen ständig kleine Erdbeben auslösen, die das Geschirr im Schrank klirren lassen. Die Abbauzonen sind mittlerweile unglaublich tief, 3000 m und mehr.

In die heutige Top-Sehenswürdigkeit, Constitution Hill, wollte man damals lieber nicht kommen - es war ein Knast in einem historischen Fort auf dem Witwatersrand-Rücken.

Rivonia / Highveld
International bekannt wurde der Name Rivonia wegen des "Rivonia Trial"-Prozesses von 1964, bei welchem die Verschwörer, unter anderen Nelson Mandela, wegen Hochverrats zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. "Rivonia Trial" heisst der Vorgang, weil die Angeklagten in einer bei Rivonia gelegenen Farm verhaftet worden waren.

Rivonia war für mich eine Super-Wohnlage, dort ging das überbaute Gebiet ins Veld oder genauer ins Highveld über, einer hügligen Graslandschaft, welche im Sommer (= Regenzeit) üppig grün und voller Blumen ist und im Winter zunehmend dürr und gelb wird. Aus den Grasflächen erheben sich Hügel, jeweils gekrönt von einem Kopje, einer Ansammlung von Blöcken aus widerstandsfähigem Gestein. Heute würde man sagen: Bouldergelände vom Feinsten.
Das Highveld ist mit rund 400'000 km2 riesig; in seiner Grösse als Landschaft jedoch nicht gerade abwechslungsreich.

-> Die Fotos sind Kopien von Dias (= schlechte Qualität).
 

Serie zentrales Südafrika:


Tourengänger: PStraub


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