Antelao - nicht ohne


Publiziert von Dandl , 8. November 2023 um 10:02.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:26 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:18,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Großer Parkplatz in San Vito di Cadore: 46.462486, 12.218597

Mittlerweile ist der Felssturz am Antelao schon einige Jahre her und der Berg scheint sich beruhigt zu haben. Die gesamte Route ist in Zwischenzeit mit roten Punkten markiert. Auch klettertechnisch ist die Tour zum Antelao nicht schwierig - max. II+. 

ABER: wer auf den Antelao geht, sollte schon wissen, was er tut! Die Tour ist sowohl in körperlicher Hinsicht, wie auch "vom Kopf her" nicht ohne. So gilt es, mehr als 2000 Höhenmeter zurückzulegen. Davon sind ca. 1000 Höhenmeter mit vollster Konzentration zu begehen - Absturzgefahr, Steinschlaggefahr, Schutt und glatte Platten erwarten den Bergsteiger - und das sowohl im Auf- wie auch im Abstieg.
Wer sich das aber zutraut, dem steht eine spektakuläre Tour bevor!
Ach ja, auch das Wetter muss passen: Regen - oder gar Schnee und Eis - machen die Tour sehr schnell sehr gefährlich!!

Nun aber zu meinem Bericht:
Ich parke am großen Parkplatz in San Vito di Cadore. Eigentlich will ich weiter hoch fahren, aber die Straße ist gesperrt.
Ich steige über die Skipiste auf, an der Talstation des Liftes vorbei und gehe über die Schotterstraße weiter. Teilweise nutze ich eine Abkürzung und gehe zum Schluss wieder über die Piste zur Bergstation des Liftes. Direkt neben der Bergstation befindet sich das Rifugio Scotter. Dort geht es an der Steinschlagsperre vorbei und dann über den Steig teilweise mühsam über Schotter zur Forcella Piccola.
Von nun an wird es interessant: obwohl noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft ist, muss man ab hier, oder min. ab dem Einstieg zur "La Bala" mit voller Konzentration bei der Sache sein.
Zuerst geht es noch über einen guten Steig in den Kessel hinein, später wird der gute Steig zu einem Geröll-Steig - es wird mühsam. Ich steige bis zum Ende des Geröllhanges auf. Dort befindet sich der Einstieg zu "La Bala", einer abgestuften Felswand. Ich setze den Helm auf und überlege kurz, ob ich die Stöcke hier lassen soll, entscheide mich aber diese mitzunehmen - wie sich herausstellen wird, eine gute Entscheidung! "La Bala" wird im Zick-Zack über mehrere, teils glatte und ausgesetzte Bänder überwunden (Stellen I). Rote Markierungen und Steinmännchen dienen der Orientierung.
Oben (am Ende von "La Bala") angekommen, beginnen die ersten "Laste", glatte, mit Schutt bedeckte Platten. Vorsicht vor Steinschlag. Ich folge den Markierung bzw. den Steinmännchen. Tendenziell hält man sich eher links! Es gibt auch immer wieder Begehungsspuren im Schutt. Diese sind aber mit Vorsicht zu genießen: zwei Mal bin ich diesen Spuren gefolgt und in unwegsames Gelände gekommen - also Augen auf!
Ich steige über die "Laste" weiter auf. Zwischen den unteren und oberen "Laste" befindet sich eine kurze Kletterstelle (I-II). Es folgen die oberen "Laste". Diese sind steiler (über 35°). Ich gehe weiter, folge einigen Spuren und komme auf ein sehr unangenehmes Schuttband mit losem Gestein knapp neben dem Abgrund - Fehltritt verboten! Es ist besser, diese Stelle zu umgehen, indem man die rechten Felsen für den Aufstieg benutzt (I) - im Abstieg bin ich dort gegangen.
Nachdem ich die oberen "Laste" überwunden habe, folgt der Gipfelaufbau. Hier befinden sich einige einfache Klettereien (I-II). Weiter geht es über ein sehr ausgesetztes Band zu einer etwas anspruchsvolleren, weil ausgesetzten Kletterstelle (II+). Heute befindet sich hier ein Fixseil.
Danach wird das Gelände wieder etwas einfacher und in Kürze kommt das Kreuz in Sicht. Über den Gipfelgrat (I) erreiche ich den höchsten Punkt mit, dem an sich, schönen Kreuz. Schade nur, dass sich auf mehreren Gipfeln der Umgebung das exakt gleiche Modell befindet (Pelmo, Sorapis, Croda Marcora...). Etwas mehr Ideenreichtum hätten sich die genannten Gipfel schon verdient...
Ich mache am Gipfel eine längere Pause und esse eine Kleinigkeit. Auffällig die große Anzahl an Gedenkbildern...
Nach etwas mehr als einer halben Stunde Gipfelrast steige ich wieder ab. 
Auch der Abstieg erfordert vollste Konzentration. Vorsichtig klettere ich ab. Vor allem die oberen "Laste" sind sehr glatt und im Abstieg viel unangenehmer zu begehen als im Aufstieg - ich bin froh, die Stöcke dabei zu haben! Weiter unten erkenne ich einige Bergsteiger im Aufstieg. Ich muss aufpassen, keine Steine loszutreten, was gar nicht so einfach ist. Auch muss ich, sobald ich an den Bergsteigern vorbei bin, ständig auf Steinschlag von oben achten.
Ich überwinde die kurze Kletterstelle zwischen den beiden "Laste", und erreiche "La Bala". Auch hier ist noch vollste Konzentration gefordert. Die schmalen Bänder sind teilweise ziemlich glatt - nass sollte es hier besser nicht sein. Nachdem ich die Bänder von "La Bala" hinter mich gebracht habe, erreiche ich den Schuttkessel und steige zur Forcella Piccola ab. Von dort geht es - mit mittlerweile etwas schweren Beinen - weiter zum Rifugio Scotter und über die Skipiste bis zum Parkplatz.
Dort angekommen sehe ich, dass der Abstieg länger gedauert hat als der Aufstieg!

Tourengänger: Dandl


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