Heimgarten / Von Ohlstadt nach Kochel am See


Publiziert von derMainzer , 20. Oktober 2023 um 10:13.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:11 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1475 m
Abstieg: 1505 m
Strecke:22,8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:RB 6 von München HBF bis Bahnhof Ohlstadt.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Vom Bahnhof Kochel am See mit Bus Schienenersatzverkehr/SEV nach Penzberg Bahnhof. Dort umsteigen in RB 66 nach München Hbf.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels und Pensionen in Ohlstadt. Hotels und Pensionen in Kochel am See.
Kartennummer:BY 9 Bayerische Alpen, Estergebirge, Herzogstand, Wank

              ☠ Vorsicht, das ist keine normale Berg- bzw. Wandertour
In diversen Abschnitten teilweise ausgesetztes absturzgefährdetes steiles Gelände!


Der Heimgarten mit 1.791 hm ist zu jeder Jahreszeit ein beliebter Hausberg der Münchner.
Dieser gehört in die Gruppe der Walchenseeberge in den Bayrischen Voralpen. Eingegrenzt werden die Walchenseeberge von der Benediktenwandgruppe (Osten), Estergebirge (Süden), Ammergauer Alpen (Südwesten) und der Rauchbergkette (Südosten). Bei dem Begriff Bayrische Voralpen haben viele das Bild von einem grünen bewaldeten Gupf der Marke Mittelgebirgsgipfel vor Augen. Die Walchenseeberge sind nun mal als Wandergebiet bekannt. Darüber hinaus gehende Schwierigkeitsgrade, sowohl als auch Kletteranstiege und -führen sind eher unter den angesprochenen Insidern bekannt. In den Tourendaten der Einleitung vom Bericht steht T5 und Stellen UIAA II, wie geht das denn? Wos schraibd dera da, ja spinna dera? Nein, auf gar keinen Fall. Das geht, wenn man die Bereiche dort kennt. Es sind zwar nur kurze Abschnitte im Tourenverlauf, aber unterschätzen sollte man diese deshalb nicht.
Los geht die Tour am Bahnhof Ohlstadt. Der Weg geht in Richtung der Wankalm und ist gut ausgeschildert. Die höchsten Schwierigkeiten liegen bis zum Einstieg bei der Aussichtsbank in 1.040 hm bei T1/T2.

Hinweis in eigener Sache:

Der Steig zur Wankalm ist nicht schwer, dieser ist mit blau vom DAV gekennzeichnet. Jedoch gibt es einen kurzen Abschnitt, wo sehr wahrscheinlich von der über den Steig gelegenen Felswand wohl Steinschlaggefahr besteht. In der steilen Geländeflanke über- und unterhalb des Steiges, liegen viele größere Steine rum. Man sollte diesem Bereich dort zügig queren.

Ab dem Aussichtspunkt mit Bank wird es zugleich schwerer. Hinter der Bank befindet sich der Einstieg auf Graspleisen. Das ist kein Pfad/Steig mehr und es geht gleich im steilen Gelände zur Sache. Hier geht es bis ca. 1.270 hm mit Schwierigkeiten T5 weiter. Es gibt kurze Stellen mit I und eine II/UIAA, diese könnte man auch rechts umgehen, allerdings in sehr steilen Gashalden und Felsschrofen Gelände. Die Graspleisen und Felsschrofen sind dort teilweise lose und locker. Wenn sich das Gelände leicht zurücklehnt, werden die Schwierigkeiten auch zugleich leichter, in dem vorher weglosen Gelände kommt ein Pfad/Steig zum Vorschein. Jedoch ist nochmal ein kurzer Abschnitt mit Schwierigkeit T4 zu bewältigen, der Pfad/Steig läuft direkt an der Gratkante entlang und linkerseits im Aufstiegsrichtung bricht es ca. 15 – 20 hm senkrecht in die Tiefe ab. Danach geht es gemütlich weiter, jedoch mit der Schwierigkeit T3. Auf dem Pfad liegt einiges an Totholz rum, der verwurzelt, mit Steinen durchsetzt und zudem noch vom hohen Gras verdeckt ist. Das ganze geht bis zum Gipfelkreuz am Buchrain in 1.456 hm. Dort verweilte ich eine ½ h mit Pause zum Fotografieren. Ab den Buchrain wird es deutlich leichter, der Weg ist beschildert und die Schwierigkeiten liegen bei T2 bis zum Gipfelkreuz vom Heimgarten. Auf diesem Abschnitt kommt man auch am Namenlosen Kreuz (1.535 hm / ½ h Pause) vorbei bis zum Rauheck in 1.590 hm. Am Rauheck (½ h Pause) selbst gibt es einen schönen Ausblick in das Murnauer Moos und auf den Rieg- und Staffelsee. In der Ferne erkennt man auch den Ammersee und Starnberger See. Den Heimgarten bin ich nicht zugleich aufgestiegen, ich habe erstmal eine ¾ h Pause auf der Heimgartenhütte eingelegt. Anschließend ging es zum Gipfelkreuz auf den Heimgarten. Dort verbrachte ich auch eine ½ h Pause mit Fotografieren. Danach ging es über den Grat zum Schlehdorfer Kreuz in Richtung Herzogstand weiter. Dieser ist nicht schwer, für mich liegen die Schwierigkeiten bei T3. Das Schlehdorfer Kreuz ist eine markante Graterhöhung mit einer fast Senkrechten Felswand, die man in einer Felsrinne durchklettern kann. Die Schwierigkeit der Felsrinne liegt dabei im Bereich II/UIAA. Beim Ausstieg bis zum Schlehdorfer Kreuz geht es mit T4 weiter, hier sollte man aber vorsichtig sein. Dort legte ich nochmals eine ½ h Pause zum Fotografieren ein. Der Abstieg erfolgt direkt hinter dem Kreuz. Die ersten Höhenmeter sind ausgesetzt, ein Pfad/Steig ist nicht erkennbar, dieser beginnt in etwa 15 – bis 20 hm Tiefe in einer ausgeschnittenen Latschengasse. Ab dort weiter bis zum Rauteckkopf. Diesen schmückt kein Kreuz, die Aussicht beschränkt sich in das Alpenvorland und in die beeindruckende Nordflanke vom Herzogstand. Vom Rauteckkopf geht der Abstieg weiter zur Rauteckalm. Auf der extrem steilen Weidefläche bin ich im Hohen Gras mit dem linken Fuß in einer verdeckten Grasmulde umgeknickt. Deshalb bin ich nach einer 1/4 h Pause an der Rauteckalm links in Richtung der Forststraße abgebogen.
Rechter Hand gibt es noch einen Pfad/Steig zur Unteraueralm und von dort über den Pionierweg in Richtung der Forststraße. Das mach ich dann ein anderes Mal. *Klemi74 und *Tef haben den Pfad/Steig zum Rauteckkopf mit T3+ und T3 bewertet. Ich tendiere eher zu T4, unten bei den Tourendetails mehr zu meiner Bewertung.
Ab der Forststraße geht es bis zum Jocher Fleck und von dort geht der Abstieg weiter über den Jocher Höhenweg runter bis zum Kochelsee. In ca. 750 hm hat man an einem Materl mit Bank nochmal einen schönen Ausblick in die Nordseitige Flanke vom Herzogstand. Die bekannten Hikr *frehel und *Wagemut haben die wilde Seite von diesem Berg schon durchstiegen. Über Altjoch und an den Campingplätzen vorbei zur Mittenwalder Straße. Von dort ist es noch über das Franz- Marc- Museum eine ½ h bis zum Bahnhof Kochel am See.

Routenschwierigkeiten der Tour:

  1. Ohlstadt Bahnhof bis Einstieg Pfad/Steig zur Wankalm Schwierigkeiten T1
Der Weg vom Bahnhof zum Einstieg Pfad/Steig der Wankalm ist gut ausgeschildert und nicht schwer zu verfehlen. Die Schwierigkeiten liegen bei T1.

  1. Steig/Pfad Wankalm bis Aussichtspunkt mit Bank auf 1.040 hm Schwierigkeiten T2.
Wenn der Weg nach der zweiten Querung der Forststraße endgültig in einen Pfad/Steig übergeht liegen die Schwierigkeiten bis zum Aussichtspunkt mit Bank auf 1.040 hm bei T2.

  1. Aussichtspunkt mit Bank auf 1.040 hm bis ca. 1.270 hm Schwierigkeiten T5 und Stellen UIAA I und eine UIAA II.
Dieser Abschnitt wird von mir mit T5 bewertet. Das Gelände besteht aus sehr steilen lockeren und losen Graspleisen mit Felsschrofen. Pfad-/Steigspuren sind hier nicht erkennbar, es handelt sich eher um Gamsspuren. Es sind einfache Kletterstellen im I/UIAA und II/UIAA (eine Stelle mit 1 Zug, evtl. sogar nur I/UIAA) im felsigen Bereich vorhanden. Diese können aber rechtsseitig umgangen werden, allerdings im steilen Gelände. Die Neigung der Geländeflanke ˃ 45°, im Aufstiegsrichtung sind links sogar senkrechte Abbrüche vorhanden. Ausrutschen und stolpern sollte man in diesen Geländebereichen nicht, das hätte ungeahnte Konsequenzen zur Folge.

  1. Ab 1.270 hm bis zum Kreuz Buchrain Schwiergkeiten T4 (kurz) und der Rest T3.
Wenn sich das Gelände zurücklehnt, kommt auch ein Pfad/Steig aus der Richtung vom Buchrainkreuz zum Vorschein. Vorher geht es aber noch direkt an der Gratkante entlang. Dieser kurze Abschnitt wird nochmal schwierig. Im Aufstiegsrichtung linksseitig bricht das Gelände senkrecht ab. Der Pfad ist hier sehr schmal. Dieser ist mit Graspleisen und Felsschrofen durchsetzt und kleinere Bäume stehen direkt im Pfad. Die Schwierigkeiten liegen deshalb im diesem kurzen Bereich bei T4. Anschließend geht es mit der Schwierigkeit T3 weiter. Auf dem Pfad liegt einiges an Totholz rum, verwurzelter Abschnitt mit Steinen durchsetzt, der vom hohen Gras verdeckt ist und das ganze geht bis zum Kreuz am Buchrain in 1.456 hm.

  1. Von Kreuz Buchrain bis zum Heimgarten Schwierigkeiten T2.
Die Schwierigkeiten liegen in diesem Abschnitt der Tour bei T2.

  1. Gratverlauf Heimgarten bis Schlehdorfer Kreuz Schwierigkeiten T3.
Der Gratverlauf ist nicht wirklich schwierig. Dieser ist auf den DAV- Hinweisschildern mit schwarz gekennzeichnet. Wer aber schwindelfrei ist und über Trittsicherheit verfügt, bekommt hier keine Probleme. Die eine oder andere Stelle im Gratverlauf ist zwar ausgesetzt, aber an anderen Absturz gefährdeten Stellen sind genügend Sicherungen vorhanden. Aus meiner Sicht liegen die Schwierigkeiten in diesem Bereich bei T3 bis zum Einstieg an der Rinne der Felswand von der Graterhöhung Schlehdorfer Kreuz.

  1. Kletterstelle Felswand Rinne an Schlehdorfer Kreuz Stelle II/UIAA und vom Ausstieg Kamin bis zum Kreuz Schwierigkeiten T4.
Die Felswand von der Graterhöhung Schlehdorfer Kreuz bietet aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten zum Durchsteigen an. Die eine Variante wäre an den Felsplatten, die aussehen wie eine Plattenverschneidung, womöglich auch nicht schwerer als Stelle II /UIAA. Die andere ist eine Rinne. Diese bewerte ich mit Stelle II/UIAA. Aber Vorsicht ist beim Durchsteigen angesagt, es liegt bröseliges kleines Gestein in der Felsrinne. Die Höhe der Felsrinne liegt ca. bei 15 hm, evtl. 1 – 2 hm mehr. Beim Ausstieg aus der Rinne erkennt man sofort einen Pfad/Steig. Dieser führt zuerst direkt an Rand eines Felskopfes entlang, in Gehrichtung links droht Absturzgelände, deshalb die Schwierigkeit T4 für diesen Abschnitt.

  1. Abstieg Jagerpfad vom Schlehdorfer Kreuz zum Rauteckkopf und -alm Schwierigkeiten T4.
Dieser Pfad/Steig ist in OSM und Alpenvereinaktiv.com in den digitalen Karten verzeichnet. Allerdings beginnt der Pfad/Steig nicht direkt am Schlehdorfer Kreuz, sondern ca. 20 hm unterhalb in einer ausgeschnittenen Latschengasse. Diese muss zuerst mal durch bröseliges Felsschrofen Gelände erreicht werden. Der Pfad selbst ist bis zum Rauteckkopf sichtbar, jedoch sind die Graspleisen lose und locker, die Spur ist verwurzelt, ab und an sind kleinere Erosionsstellen vorhanden. Teilweise steiles Gelände vorhanden. Der steile Pfad liegt nordseitig und war bei meiner Begehung nass und feucht, was eine erhöhte Rutschgefahr ermöglichte. Die ehemalige Weidefläche oberhalb der Rauteckalm war extrem steil, im hohen Gras erkannte man den Pfad/Steig kaum, die Graspleisen waren auch hier lose und locker. Die Schwierigkeiten bewerte ich deshalb mit T4. Zwei Punkte aus der neuen SAC- Skala, Steile Grashalden und Schrofen und Exponierte Stellen mit Absturzgefahr die für den Pfad/Steig mit T4 Bewertung zutreffen.

  1. Rauteckalm bis zum Ausstieg Jagerpfad auf Forstweg Schwierigkeiten T3.
Ab der Rauteckalm gibt es zwei Möglichkeiten für den weiteren Abstieg. Die eine führt zu einem Felsen mit Jager Unterstand und geht dort linkerseits in den Wald bis zur Forststraße. Der Pfad/Steig ist gut erkennbar, zwar verwurzelt, aber nicht ausgesetzt. Die Schwierigkeiten setze ich mit T3 an. Die zweite Möglichkeit ist ein Abstieg über die Unteraueralm zum Pionierweg und von dort zur Forststraße. Darüber kann ich aber nichts sagen. Da ich ja in der steilen Weidefläche mit dem linken Fuß in einer nicht sichtbaren Mulde umgeknickt war und mein Fußknöchel leicht schmerzte, habe ich mich für die erste Variante entschieden. Dann halt das nächste mal.

  1. Von Forstweg über Jocher Höhenweg bis zum Bahnhof Kochel am See Schwieigkeiten T1.
Die Forststraße bin ich dann bis zum Jochfleck gefolgt, dort geht es an zwei Bänken rechts ab in den Jocher Höhenweg. Diesen folgt man immer auf der Forststraße bleibend bis zum Kochelsee. Von dort über den Ort Altjoch und den beiden Campingplätzen zur Mittenwalder Straße. Diese folgt man bis zum Bahnhof Kochel am See. Die Schwierigkeiten liegen bei T1.

Fazit:

Auf einem anderen Forum /www.gamssteig.de/touren/rauteckkopf-herzogstand wird die Frage gestellt, ob man solche Touren überhaupt veröffentlichen soll. Das Für und Wider liegen dabei in der Waagschale. Andererseits hat Reinhold Messner zu dem Thema in einem Fernsehbeitrag die Frage bereits beantwortet. Nicht nur die üblichen Routen abgehen, sondern auch mal abseits der Wege nach neuen Möglichkeiten suchen. Einfach losziehen und schauen was geht.

Der Zeitbedarf der Tour bezieht sich bei mir immer auf die reine Gehzeit ohne die Pausen.

Die Tour sollte selbstverständlich nicht bei Nässe begangen werden.

Auch ist die Tour an heißen Sommertagen nicht gerade empfehlenswert.
 


Tourengänger: derMainzer


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 20. Oktober 2023 um 18:58
Wie immer sehr ausführlich mit selbst für Ungeübte deutlichen Hinweisen.
Ist mir leider bissel zu weit für Tagestouren. Schad....

VG, Nyn

Nic hat gesagt:
Gesendet am 20. Oktober 2023 um 20:11
Coole Tour. Den direkten Gratverlauf hatte ich auch schon im Sinn.

Gruß Nico


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