Biberkopf Überschreitung bis zum Rappenseekopf
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Obwohl hier schon mehrere Berichte über den Biberkopf zu finden sind, möchte ich gerne meine Version hinzufügen, weil die Tour doch relativ wild ist und es immer schwierig ist zu beurteilen, ob das, was jemand als machbar empfindet auch für mich machbar ist.
Ich fühle mich im ausgesetzten Gelände mit endlosem Tiefblick nicht besonders wohl - wenn ich senkrecht in die Tiefe schaue, zieht sich bei mir alles zusammen und ich bekomme weiche Knie.
Aufgrund der Beschreibungen hier habe ich mich trotzdem an den Biberkopf gewagt und es nicht bereut. Die Tour war zwar psychisch an einigen Stellen für mich schon herausfordernd und konditionell an der Grenze, aber sie war eine der schönsten und beeindruckendsten, die ich je gemacht habe.
Vom Parkplatz ganz oben in Lechleiten (Adresse 6767 Lechleiten 14), der erfreulicherweise gebührenfrei ist, ging's um kurz nach 6 Uhr noch mit Stirnlampe los - direkt am letzten Haus eine kurze Teerstraße hoch an deren Ende der Weg weiterführt (Wegweiser zum Biberkopf). Markierungen und Wegweiser sind an allen Stellen der Tour super und man ist nie im Zweifel.
Relativ steil steigt man über Wiesen und kurze Waldstücke zum Grat hinauf, den ich nach gut 2 Stunden erreicht hatte. Beim Blick zum Gipfel kommt dann das "Uiuiui", das man auch bis hinauf nicht mehr los wird.
Als erste "Prüfung" wartet ein kurzer Klettersteig (ich schätze mal A/B, denn man kann ihn gut ohne Gurt machen). Der Steig ist teilweise schon etwas ausgesetzt, aber die neuen, dicken Stahlseile beruhigen die Nerven. An einer Stelle geht es über einen kurzen Grat - links und rechts geht's steil abwärts. Da bin ich auf allen Vieren drüber gekrochen - bin ja kein Seiltänzer. Erst im Rückblick merkte ich, dass man auf Stiften hätte seitlich gehen können - naja, hat ja niemand zugeschaut ;-)
Am Ende des Klettersteigs geht der eigentliche Gipfelanstieg los - alles reines Kraxelgelände (UIAA I+). Teils geht es durch steile Rinnen empor, heiklere Stellen sind versichert. Immer wieder habe ich zurückgeschaut, um zu prüfen, ob ich da auch wieder runterkomme und es war für mich schon herausfordernd. Trotzdem habe ich es bis zum Gipfel durchgezogen - die letzten Meter sind nochmal kurz Gehgelände. Um 1/2 10 Uhr war ich oben und es entfuhr mir ein langgezogenes "Wow". Was für eine Aussicht!
Nachdem ich das Panorama sowie eine erste Brotzeit ausgiebig genossen hatte, machte ich mich an den Abstieg. Das ging tatsächlich mit viel weniger Zähneklappern, als ich befürchtet hatte. Die meisten Stellen konnte ich vorwärts absteigen; die Hosenbodentechnik brauchte ich kaum ;-) Man muss halt vorsichtig und konzentriert sein.
Vor Beginn des Klettersteigs zweigt der Weg Richtung Hochrappenkopf ab. Das Schild zeigt eine rot-weiße Markierung (österreichischer Standard), es war also weniger aufregend zu erwarten, als der blau-weiße Teil zum Gipfel und das stimmte auch durchaus, wenngleich an manchen Stellen erhöhte Vorsicht geboten war. Der Weg ist so toll angelegt, meist direkt unter der Felswand verlaufend, dass man nur staunen kann. Er war mit der schönste Teil der Tour, weil er durch richtig wildes Gelände führt, aber doch immer gut machbar ist (T3). Versicherungen sind fast keine vorhanden, weil auch nicht nötig. Gegen Ende verliert man einiges an Höhe, die man beim Aufstieg zum Joch westlich des Hochrappenkopfs recht zügig wieder gewinnt.
Das Kreuz am Gipfel des Hochrappenkopfs sieht man dann bald und ich stieg weglos den relativ übersichtlichen Rücken hinauf. Auch hier gab's natürlich eine tolle Aussicht. Ich war schon recht müde und überlegte mir, ob ich den nahen Rappenseekopf überhaupt noch machen sollte, zumal der Abstieg auf der gegenüberliegenden Seite wohl etwas heikel werden würde, da der Routenplaner von outdooractive dazu gezwungen werden musste, den Weg dort hinzulegen...
Schließlich entschied ich mich doch dafür, diesen Gipfel auch noch "mitzunehmen"; wenn nicht heute, wann dann? Die zusätzlichen Höhenmeter waren schließlich überschaubar. Also ging ich den kurzen Abstieg zur Hochrappenscharte - diesmal auf dem Weg und nach einer halben Stunde war auch der Gipfel des Rappenseekopfs mit seinem kleinen Kreuz erreicht.
Nach kurzer Pause wagte ich den nordseitigen Abstieg zur Rappenseescharte. Zuerst noch relativ einfach, wurde es im mittleren Teil nochmal spannend. Das Highlight war eine Art Kamin, etwa 10-15 Meter (I+). Da aber nirgends endlos in die Tiefe zu schauen war, schaffte ich das dann noch mit Vorsicht und Konzentration relativ problemlos. Insgesamt war dieser Teil bis zur Scharte wohl T4.
Nun ging es relativ gemütlich hinunter zur Rappenseehütte nahe des wunderbar blau-grünen Sees. 4.90 Euro fürs (alkfreie) Bier sind wohl inzwischen Standard und es schmeckte herrlich. Dazu ein feines Süppchen.
Inzwischen war es 3 Uhr Nachmittags geworden und der Rückweg nach Lechleiten stand bevor. Auf den zahlreichen Wegweisern an der Hütte ist der Ort zwar nicht angegeben, aber man geht halt mal steil hinunter Richtung Rappental und hält sich nach Westen - und irgendwann ist Lechleiten dann auch angeschrieben. Der Weg führt nun leicht, meist eben dahin, bis man am Mutzentobel angelangt. Auch dort entfuhr mir nochmal ein "Wow", denn diese tiefe Schlucht ist schon ein beeindruckender Anblick. Man muss dort durch, aber der Weg ist gut angelegt und an heiklen Stellen auch versichert, wobei man das wohl nur bei Schnee und Eis braucht.
Der Rest des Weges ist zwar lang und man sieht nicht so gut, weil einem immer die Sonne ins Gesicht scheint ;-) aber es geht wunderbar durch ein weites Hochtal, vorbei an der verfallenen Lechleiten-Alpe und dann noch einmal etwas steiler hinunter zum Ort.
Nach 12 Stunden war ich wieder am Auto und blickte nochmal hinauf zum Biberkopf, dessen Felsaufbau fast weiß in der Sonne strahlte. Müde, aber glücklich diese wirklich grandiose Tour gewagt zu haben, fuhr ich gemütlich nach Hause.
Zusammenfassung bezüglich der Schwierigkeiten: Man braucht absolute Trittsicherheit, muss im ersten Grad sicher klettern können und muss auch mit Blicken in die Tiefe umgehen können. Viel Kondition ist zudem nötig.
Ich fühle mich im ausgesetzten Gelände mit endlosem Tiefblick nicht besonders wohl - wenn ich senkrecht in die Tiefe schaue, zieht sich bei mir alles zusammen und ich bekomme weiche Knie.
Aufgrund der Beschreibungen hier habe ich mich trotzdem an den Biberkopf gewagt und es nicht bereut. Die Tour war zwar psychisch an einigen Stellen für mich schon herausfordernd und konditionell an der Grenze, aber sie war eine der schönsten und beeindruckendsten, die ich je gemacht habe.
Vom Parkplatz ganz oben in Lechleiten (Adresse 6767 Lechleiten 14), der erfreulicherweise gebührenfrei ist, ging's um kurz nach 6 Uhr noch mit Stirnlampe los - direkt am letzten Haus eine kurze Teerstraße hoch an deren Ende der Weg weiterführt (Wegweiser zum Biberkopf). Markierungen und Wegweiser sind an allen Stellen der Tour super und man ist nie im Zweifel.
Relativ steil steigt man über Wiesen und kurze Waldstücke zum Grat hinauf, den ich nach gut 2 Stunden erreicht hatte. Beim Blick zum Gipfel kommt dann das "Uiuiui", das man auch bis hinauf nicht mehr los wird.
Als erste "Prüfung" wartet ein kurzer Klettersteig (ich schätze mal A/B, denn man kann ihn gut ohne Gurt machen). Der Steig ist teilweise schon etwas ausgesetzt, aber die neuen, dicken Stahlseile beruhigen die Nerven. An einer Stelle geht es über einen kurzen Grat - links und rechts geht's steil abwärts. Da bin ich auf allen Vieren drüber gekrochen - bin ja kein Seiltänzer. Erst im Rückblick merkte ich, dass man auf Stiften hätte seitlich gehen können - naja, hat ja niemand zugeschaut ;-)
Am Ende des Klettersteigs geht der eigentliche Gipfelanstieg los - alles reines Kraxelgelände (UIAA I+). Teils geht es durch steile Rinnen empor, heiklere Stellen sind versichert. Immer wieder habe ich zurückgeschaut, um zu prüfen, ob ich da auch wieder runterkomme und es war für mich schon herausfordernd. Trotzdem habe ich es bis zum Gipfel durchgezogen - die letzten Meter sind nochmal kurz Gehgelände. Um 1/2 10 Uhr war ich oben und es entfuhr mir ein langgezogenes "Wow". Was für eine Aussicht!
Nachdem ich das Panorama sowie eine erste Brotzeit ausgiebig genossen hatte, machte ich mich an den Abstieg. Das ging tatsächlich mit viel weniger Zähneklappern, als ich befürchtet hatte. Die meisten Stellen konnte ich vorwärts absteigen; die Hosenbodentechnik brauchte ich kaum ;-) Man muss halt vorsichtig und konzentriert sein.
Vor Beginn des Klettersteigs zweigt der Weg Richtung Hochrappenkopf ab. Das Schild zeigt eine rot-weiße Markierung (österreichischer Standard), es war also weniger aufregend zu erwarten, als der blau-weiße Teil zum Gipfel und das stimmte auch durchaus, wenngleich an manchen Stellen erhöhte Vorsicht geboten war. Der Weg ist so toll angelegt, meist direkt unter der Felswand verlaufend, dass man nur staunen kann. Er war mit der schönste Teil der Tour, weil er durch richtig wildes Gelände führt, aber doch immer gut machbar ist (T3). Versicherungen sind fast keine vorhanden, weil auch nicht nötig. Gegen Ende verliert man einiges an Höhe, die man beim Aufstieg zum Joch westlich des Hochrappenkopfs recht zügig wieder gewinnt.
Das Kreuz am Gipfel des Hochrappenkopfs sieht man dann bald und ich stieg weglos den relativ übersichtlichen Rücken hinauf. Auch hier gab's natürlich eine tolle Aussicht. Ich war schon recht müde und überlegte mir, ob ich den nahen Rappenseekopf überhaupt noch machen sollte, zumal der Abstieg auf der gegenüberliegenden Seite wohl etwas heikel werden würde, da der Routenplaner von outdooractive dazu gezwungen werden musste, den Weg dort hinzulegen...
Schließlich entschied ich mich doch dafür, diesen Gipfel auch noch "mitzunehmen"; wenn nicht heute, wann dann? Die zusätzlichen Höhenmeter waren schließlich überschaubar. Also ging ich den kurzen Abstieg zur Hochrappenscharte - diesmal auf dem Weg und nach einer halben Stunde war auch der Gipfel des Rappenseekopfs mit seinem kleinen Kreuz erreicht.
Nach kurzer Pause wagte ich den nordseitigen Abstieg zur Rappenseescharte. Zuerst noch relativ einfach, wurde es im mittleren Teil nochmal spannend. Das Highlight war eine Art Kamin, etwa 10-15 Meter (I+). Da aber nirgends endlos in die Tiefe zu schauen war, schaffte ich das dann noch mit Vorsicht und Konzentration relativ problemlos. Insgesamt war dieser Teil bis zur Scharte wohl T4.
Nun ging es relativ gemütlich hinunter zur Rappenseehütte nahe des wunderbar blau-grünen Sees. 4.90 Euro fürs (alkfreie) Bier sind wohl inzwischen Standard und es schmeckte herrlich. Dazu ein feines Süppchen.
Inzwischen war es 3 Uhr Nachmittags geworden und der Rückweg nach Lechleiten stand bevor. Auf den zahlreichen Wegweisern an der Hütte ist der Ort zwar nicht angegeben, aber man geht halt mal steil hinunter Richtung Rappental und hält sich nach Westen - und irgendwann ist Lechleiten dann auch angeschrieben. Der Weg führt nun leicht, meist eben dahin, bis man am Mutzentobel angelangt. Auch dort entfuhr mir nochmal ein "Wow", denn diese tiefe Schlucht ist schon ein beeindruckender Anblick. Man muss dort durch, aber der Weg ist gut angelegt und an heiklen Stellen auch versichert, wobei man das wohl nur bei Schnee und Eis braucht.
Der Rest des Weges ist zwar lang und man sieht nicht so gut, weil einem immer die Sonne ins Gesicht scheint ;-) aber es geht wunderbar durch ein weites Hochtal, vorbei an der verfallenen Lechleiten-Alpe und dann noch einmal etwas steiler hinunter zum Ort.
Nach 12 Stunden war ich wieder am Auto und blickte nochmal hinauf zum Biberkopf, dessen Felsaufbau fast weiß in der Sonne strahlte. Müde, aber glücklich diese wirklich grandiose Tour gewagt zu haben, fuhr ich gemütlich nach Hause.
Zusammenfassung bezüglich der Schwierigkeiten: Man braucht absolute Trittsicherheit, muss im ersten Grad sicher klettern können und muss auch mit Blicken in die Tiefe umgehen können. Viel Kondition ist zudem nötig.
Tourengänger:
petro4213

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