Zu Fuß von Korsika über Straßburg nach Schönbrunn


Publiziert von Nik Brückner , 18. September 2023 um 12:58. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum:17 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 450 m
Strecke:16 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:So einige, in der Umgebung

Weitwanderungen! Was könnte es großartigeres geben, um ein fantastisches Bergjahr zu toppen, das mir so viele schöne Touren bescherte: schmale Grate, düstere Nordwände, grandiose 4000er! Nur: welche Weitwanderung könnte Bregenz - Bozen, Garmisch - Vaduz oder Wien - Monaco toppen?


Keine. Darum haben die Waldelfe und ich auch keine gemacht. Korsika, Straßburg und Schönbrunn sind nämlich nicht Korsika, Straßburg und Schönbrunn. Jedenfalls nicht nur. Es sind auch drei kleine, na sagen wir: winzige Örtchen im Odenwald, ganz in der Nähe unserer Buddhatour von neulich - Örtchen, die niemandem auffielen, wenn sie nicht an den Stichstraßen, die zu ihnen führen, ausgeschildert wären. Und so sind sie auch mir aufgefallen, schon vor ein paar Jahren. Und deshalb konnten wir gestern auch von Korsika über Straßburg nach Schönbrunn wandern - mhm, gestern, also an einem einzigen Tag!

Clickbait? Aber was soll ich machen? Die Orte heißen nun einmal so. Tatsächlich. Kommt mit und schaut selbst.



"Interstellar Overtrove" von Behold The Arctopus lief, als wir auf den Parkplatz (224 m) am Sportplatz einbogen, zwischen dem Abzweig nach Korsika und Korsika selbst. Eine Fähre wird nicht benötigt, obwohl es gleich als erstes über ein Gewässer geht. Ist aber nur ein Bach.

Drüben hinauf, und man steht im Weiler Korsika (235 m).

Korsika ist ein Ortsteil von Unter-Schönmattenwag. Das Örtchen geht zurück auf den um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert neu angelegten Hof Corsica. Die Herkunft dieses Namens ist - leider - unklar. Heute stehen hier etwa 25 Häuser, was vermutlich der Grund ist, warum Korsika nicht (ganz) so bekannt ist wie Korsika. Schade eigentlich. Denn die hiesigen Korsen sind nett. Glauben wir. Wir haben einen gesehen, und er hat freundlich gegrüßt.

Und wo wandert man von Korsika aus hin? Na klärchen, nach Straßburg. Dazu wandert man westwärts aus dem Örtchen hinaus in den Wald, dann bei der ersten Möglichkeit rechts ab vom Waldweg über eine Lichtung und drüben nun in der Gegenrichtung wieder gen Osten. Obacht hier: am Ende der Lichtung nicht im Talgrund rechts, sondern erst einmal hoch auf den breiten Waldweg und auf dem gen Osten.

Der Waldweg führt nun um den Viehkopf herum. An Abzweigen bleiben wir auf dem Weg, im Wald, und umgehen so Unter-Schönmattenwag und seinen Ortsteil Frankel. Dort in der Nähe kommt von links der Hainbuchweg und vereinigt sich mit dem unsrigen. Nun weiter auf dem Hainbuchweg, bis dieser in einem Tälchen an einem Haus eine scharfe Rechtskehre macht. Wir bleiben hier (mehr oder weniger) geradeaus und wandern weiter im Wald.

An der Hohberghütte (279m) verlassen wir unseren Weg nach rechts und wandern auf einem kurzen Pfad rechts hinunter. Es geht aber noch nicht aus dem Wald hinaus, vielmehr folgen wir einem Weg nach links (Norden), parallel zum Waldrand. Er führt auf das Gelände eines Bogenschützenvereins.

Vorsicht! Nicht beschießen lassen!

Man wandert in Forsetzung der eingeschlagenen Richtung buchstäblich durch deren Hütte weiter, und gelangt nun doch bald aus dem Wald hinaus. Es geht über eine hübsche Streuobstwiese weiter. Auf der Hintergasse betreten wir nun Unter-Schönmattenwag, auf dem Siedelsbrunnerweg verlassen wir den Ort wieder. Auf breitem Weg geht es hinauf zu einer Gabelung. Hier rechts, und im folgenden immer parallel zum Bach bis nach....

Straßburg (287 m)!

Tja. Auch den Namen gibt es öfter. Hier bezeichnet er ein Dörfchen mit Kühen und Eseln, und vermutlich kaum mehr Einwohnern. Hübsch gelegen ist es doch, und das eine oder andere bunte Fachwerkhaus erinnert sogar ein klein wenig ans Elsass. Fehlt eigentlich nur das Münster...

In Straßburg hat sich der Weg nach rechts, bergab gewendet. Wir verlassen ihn im Ort für die einfallsreich benannte Straße Straßburg, die uns nach links weiterführt. Am Binzighof verlassen wir sie für einen Wirtschaftsweg, der knapp hinter dem Hof die Weide hinaufführt. An der Gabelung hinter dem Hof links halten, und dann in Serpentinen den weiten Wiesenhang hinauf. Kühe weisen den Weg.

Der Weg führt weiter oben in den Wald und drüben geradewegs wieder hinaus, in den Weiler Seckenrain (413 m). Dort kurz rechts und gleich im spitzen Winkel wieder links hinauf und aus dem Ort hinaus. Man betritt erneut den Wald. Der breite Weg führt hinauf zur Wegspinne am Zollstock (474 m). Hier steht auch eine kleine Hütte.

Vor der Hütte gehen zwei Wege nach links ab. Die ignorieren wir und nehmen stattdessen den Linksabzweig gleich nach der Hütte. Dieser Weg führt genau nach Süden. Wir wollen ja schließlich noch nach Schönbrunn, und nachschauen, ob es da ein Schloss hat!

Nach einer markanten Rechtskurve (erst danach!) nehmen wir einen spitzwinkligen Linksabzweig. Dieser führt hinauf auf den Toten Mann (554 m). Also nicht auf den Mann, sondern auf den Berg, der so heißt.

Vermutlich nach einem grausamen Mord? Wer weiß! Immerhin heißt es nicht umsonst: "Im Ourewal, im Ourewal, do werre dir...."

Dort oben stehen Windräder! Gegen die man hier in der Gegend natürlich ist, weil sie total laut sind, und schau, die ganzen toten Vögel, die hier herumliegen. Und ein Atomkraftwerk in Korsika wär ja auch so viel geiler. Denk nur! Die ganzen Jobs für die vielen korsischen Kernphysiker!

Es geht nun auf dem breiten Weg nach Süden weiter, über den Bergrücken des Stillfüssels (568 m), an weiteren Windkraftanlagen vorbei. Bei der dritten schwenkt der Weg nach rechts in den Hang, wir ignorieren erst einen Rechts-, dann einen Linksabzweig, und gelangen an eine Wegkreuzung vor der vierten Windkraftanlage. Hier links hinunter, zur Struwwelischen Buche (511 m).

Auch hier befindet sich wieder eine Wegkreuzung. Hier ist's aber einfacher: greadeaus geht's weiter, auf den Rot-Karo-Weg. Er führt zum Adlerstein (513 m) an der Adlersteinwiese (514 m).

Der Adlerstein gehört zu den historisch wertvollsten Grenzsteinen im Odenwald. Der Dreimärker kennzeichnet seit 1792 den Punkt, an dem der Wald-Michelbacher Zentwald, der Mainzer Herrschaftswald und der zur kurpfälzischen Hofkammer gehörende Schönauer Cameralwald zusammentrafen. Seine Bedeutung besteht darin, dass er die Interimsherrschaft von Karl-Theodor von der Pfalz über den südlichen Teil des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation dokumentiert. Am 1. März 1792 starb Kaiser Leopold II. Sein Nachfolger, Franz II., wurde erst am 5. Juli gewählt. In der Zwischenzeit fungierte Karl-Theodorals Reichsvikar (Stellvertreter) in Süddeutschland. Da er während dieser Zeit das Recht hatte, den kaiserlichen Reichadler zu führen, wurde dieser hier auf dem Grenzstein eingemeißelt. Daher auch der name des Steins.

Am Ende der Adlersteinwiese knicken wir kurz nach links, und folgen dann dem Adlersteinpfad nach rechts in den Wald. Er führt weiter nach Schönbrunn (481 m).

Der Weiler Schönbrunn liegt in 481 Meter Höhe auf dem Höhenzug zwischen dem Kautzekopf und der Rinke. Er ist der höchstgelegene Ortsteil von Unter-Schönmattenwag. Der Weiler ist schon 1786 erwähnt, im "Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstl. Pfalz am Rheine". Dort heißt es: "Zum Gericht und der Pfarre Unterschönmattenwag gehört auch der Schönbrunnerhof, oder vielmehr der Weiler Schönbrunn, denn er besteht aus 6 Häusern mit 72 Seelen. Er ist herrschaftlich und erbbeständlich verliehen. Bei demselben ist auch eine Mühle und der erst neu angelegte Hof Corsica." Kein Schloss hier! Nur Türschlösser halt...

Ob's da heute noch 72 Seelen hat? Ich würde vermuten, eher weniger. Hier führt ja noch nicht einmal eine asphaltierte Straße herauf. Aber egal: Korsika ist nun das Stichwort; dort geht's nun nämlich wieder hin. Wir verlassen Schönbrunn in südwestlicher Richtung, bis zu dem Bergsattel vor der Rinke. Hier kann man einfach den mit einem grünen Quadrat markierten Weg nehmen, wir machten noch einen Schlenker links hinunter zu der kleinen Lichtung namens Rehleinwese (444 m). Und stießen dann wieder auf den mit dem grünen Quadrat markierten Weg. Und auf dem blieben wir nun auch bis zum Ende unserer Tour. Der herrliche Pfad führt in steilen Serpentinen durch den Wald hinunter bis nach Korsika (235 m). Von dort aus waren es dann nur noch wenige Minuten zurück zum Parkplatz (224 m).


Fazit

Na? Ich hab nicht geschwindelt! Wir sind tatsächlich zu Fuß von Korsika über Straßburg nach Schönbrunn gewandert, und das an einem einzigen Tag. Gut, die Runde selbst.... als Wanderung.... ist eher so mittelschön. Aber so eine Tour macht man nicht wegen der Schönheit des Weges, sondern wegen der lustigen Namen. Und gebt es zu: aus dem gleichen Grund habt Ihr auch diesen Bericht gelesen! In diesem Sinne: fröhliche Grüße aus dem Odenwald!

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»