Eiger 3967m via Westflanke
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Seit meinem Umzug in die Region Thun "plagt" mich der Blick aufs weltberühmte Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau nun jeden Tag. Erlösung kann nur die Vollendung der Trilogie bringen, welche ich zwar bereits 2014 am
Mönch begonnen, aber erst diesen Frühsommer mit Ski an der
Jungfrau fortgesetzt habe. Den dritten im Bunde habe ich schlussendlich ganz spontan besucht. Eigentlich war ein Walliser 4000er gesetzt... aber schon wieder eine Nacht um die Ohren schlagen? So habe ich mich am Vorabend - beim Blick von zuhause auf den furztrockenen Eigerfels - ganz kurzfristig umentschieden.
Es ist klar, die Königslinie auf den Eiger verläuft im Sommer nicht durch die Westflanke, sie darf höchstens als billiger Abstieg herhalten. Oder natürlich als epische Skitour bei perfekten Frühjahrsbedingungen. Trotzdem war ich erstaunt, auf den einschlägigen Portalen kaum Sommerberichte zu finden. Auch das SAC-Tourenportal äussert sich zurückhaltend und verweist vorab auf Gefahren wie Steinschlag und Orientierung. Deshalb möchte ich hier mal eine Lanze brechen: Die Route durch die Westflanke ist alpintechnisch verhältnismässig leicht und sehr eindrücklich. Das bedingt aber zwingend apere, trockene Verhältnisse sowie gute Sicht! Bei Vereisung würde ich persönlich keinen Fuss reinsetzen. In den jüngsten Hitzesommern war das regelmässig gegeben. Die Situation lässt sich anhand der Roundshot-Webcams Lauberhorn bzw. Jungfrau-Ostgrat gut einsehen.
Kurz nach acht Uhr geht's los von der Station Eigergletscher (2319m). Während sich Mönch und Jungfrau mit weniger als 1000Hm erreichen lassen, sind hier immerhin 1650Hm zu leisten... Trotzdem ein bisschen beschissen für einen so legendären Berg. Bereits vom Ausgangspunkt lässt sich die gesamte Flanke bis zum Gipfel einsehen. Ja, sie flösst durchaus Respekt ein, aber entspricht genau meinem Beuteschema. Bis zum Rotstock (2663m), den man mit kurzem Abstecher ebenfalls mitnehmen kann, folgt man dem wbw-markierten Steig (zahlreiche Seile, nicht zwingend). Der Rucksack drückt schwer auf dieser Aufwärmrunde, prall gefüllt mit 30m Seil, Pickel, Steigeisen etc. Ich rechnete kaum mit deren Einsatz, doch die im Führer stipulierte ZS/3b (wie das Bietschhorn) liess die Vorsicht obsiegen. Soviel vorweg: Bei aperen Verhältnissen und Benutzung der Basejumper-Variante wird diese Schwierigkeit nicht erreicht. Die Herausforderung liegt vorab in der Orientierung (v.a. im Abstieg) sowie dem rauen, abschüssigen und steinschlägigen Gelände - eigentlich alles typische Ingredienzen einer T6. Doch wir sind in den Hochalpen, man kann teiils sichern und ich brauche keine Kommentare von den üblichen Hikr-Polizisten, also gebe ich WS+/II.
Für die Routenführung verweise ich vorab auf den gelungenen Eintrag im SAC-Tourenportal, v.a. die Karte. Ab Rotstock wähle ich bis zum "Pilz" auf ca. 3200m die Basejumper-Variante. Man folge unbedingt den Steinmännern (und teils Wegspuren), welche zahlreich vorhanden sind. Sieht man keine, ist man falsch! Ein beinahe senkrechter Aufschwung wird mithilfe von langen Fixseilen überwunden. Gerade im Abstieg kann diese Stelle unangenehm sein; im Zweifelsfall sichern, denn loslassen liegt nicht drin. Anschliessend ohne Schwierigkeiten im gehobenen Gehgelände bis zum "Pilz", wo sich ein früher Basejumper für den Absprung bereit macht. Verpflegungspause und kurzer Schwatz. Zudem bläst ein giftiger SW-Wind, so dass bereits Kappe und Winterhandschuhe zum Einsatz gelangen.
Nun folgt orientierungsmässig der anspruchvollste Abschnitt, wobei das v.a. für den Abstieg gilt. Bis ca. 3300m bleibt man in Gratnähe, weicht dann aber ein massives Felshindernis umgehend nach SW aus bis in eine Art breite Runse. Die Steinmänner stehen hier spärlicher, was kein Grund zur Sorge sein muss, es gibt zahlreiche Linien in diesem typischen T5/T6-Gelände. Man hält an passender Stelle wieder Richtung Grat, um dann - bevor man ihn ganz erreicht - auf ca. 3600m abermals kurz in die Flanke auszuweichen. Diese Umgehung von Felskopf P. 3667 weist eine deutliche Wegspur auf. Und kurz danach setzen die zahlreichen Sicherungsstangen ein, welche zielsicher und bald in Gratnähe bis zum Gipfel hochführen. Bei Vereisung wäre dieser Abschnitt äusserst heikel, weil der Fels zunächst abwärts geschichtet ist. Der Schlussabschnitt zum Eiger (3967m) wird dann wieder gutmütiger. Unterwegs habe ich übrigens sechs Mittlellegigrätler im Abstieg gekreuzt, auf dem Gipfel begegnet mir eine weitere 2er-Seilschaft unterwegs Richtung Eigerjöcher.
Nach ein paar Fotos mach ich's mir auf dem Gipfel gemütlich, dick eingepackt. Die Sonne drängt weniger durch als prognostiziert, aber eigentlich ist das Wetter ganz ordentlich. Allzu lange halte ich's nicht aus, denn ich freue mich auf einen rasanten Abstieg. Im Aufstieg nahm ich's angesichts der vollen Packung recht gemütlich, abwärts gilt diese Einschränkung nicht mehr. Aber Vorsicht, zum Jufeln ist das Gelände eigentlich nicht gemacht, ein Stolperer im oberen Bereich passiert schnell. Beim "Pilz" herrscht mittlerweile Hochbetrieb, es wird beinahe im Akkord gesprungen. Ich ziehe ohne Pause weiter und überhole zuletzt noch die letzten Mittellegigrätler. Schön war's, sicher nicht mein letzter Besuch!
Zeiten (kum)
0:30 Rotstock
1:30 "Pilz"
3:00 Eiger
4:30 Stn. Eigergletscher


Es ist klar, die Königslinie auf den Eiger verläuft im Sommer nicht durch die Westflanke, sie darf höchstens als billiger Abstieg herhalten. Oder natürlich als epische Skitour bei perfekten Frühjahrsbedingungen. Trotzdem war ich erstaunt, auf den einschlägigen Portalen kaum Sommerberichte zu finden. Auch das SAC-Tourenportal äussert sich zurückhaltend und verweist vorab auf Gefahren wie Steinschlag und Orientierung. Deshalb möchte ich hier mal eine Lanze brechen: Die Route durch die Westflanke ist alpintechnisch verhältnismässig leicht und sehr eindrücklich. Das bedingt aber zwingend apere, trockene Verhältnisse sowie gute Sicht! Bei Vereisung würde ich persönlich keinen Fuss reinsetzen. In den jüngsten Hitzesommern war das regelmässig gegeben. Die Situation lässt sich anhand der Roundshot-Webcams Lauberhorn bzw. Jungfrau-Ostgrat gut einsehen.
Kurz nach acht Uhr geht's los von der Station Eigergletscher (2319m). Während sich Mönch und Jungfrau mit weniger als 1000Hm erreichen lassen, sind hier immerhin 1650Hm zu leisten... Trotzdem ein bisschen beschissen für einen so legendären Berg. Bereits vom Ausgangspunkt lässt sich die gesamte Flanke bis zum Gipfel einsehen. Ja, sie flösst durchaus Respekt ein, aber entspricht genau meinem Beuteschema. Bis zum Rotstock (2663m), den man mit kurzem Abstecher ebenfalls mitnehmen kann, folgt man dem wbw-markierten Steig (zahlreiche Seile, nicht zwingend). Der Rucksack drückt schwer auf dieser Aufwärmrunde, prall gefüllt mit 30m Seil, Pickel, Steigeisen etc. Ich rechnete kaum mit deren Einsatz, doch die im Führer stipulierte ZS/3b (wie das Bietschhorn) liess die Vorsicht obsiegen. Soviel vorweg: Bei aperen Verhältnissen und Benutzung der Basejumper-Variante wird diese Schwierigkeit nicht erreicht. Die Herausforderung liegt vorab in der Orientierung (v.a. im Abstieg) sowie dem rauen, abschüssigen und steinschlägigen Gelände - eigentlich alles typische Ingredienzen einer T6. Doch wir sind in den Hochalpen, man kann teiils sichern und ich brauche keine Kommentare von den üblichen Hikr-Polizisten, also gebe ich WS+/II.
Für die Routenführung verweise ich vorab auf den gelungenen Eintrag im SAC-Tourenportal, v.a. die Karte. Ab Rotstock wähle ich bis zum "Pilz" auf ca. 3200m die Basejumper-Variante. Man folge unbedingt den Steinmännern (und teils Wegspuren), welche zahlreich vorhanden sind. Sieht man keine, ist man falsch! Ein beinahe senkrechter Aufschwung wird mithilfe von langen Fixseilen überwunden. Gerade im Abstieg kann diese Stelle unangenehm sein; im Zweifelsfall sichern, denn loslassen liegt nicht drin. Anschliessend ohne Schwierigkeiten im gehobenen Gehgelände bis zum "Pilz", wo sich ein früher Basejumper für den Absprung bereit macht. Verpflegungspause und kurzer Schwatz. Zudem bläst ein giftiger SW-Wind, so dass bereits Kappe und Winterhandschuhe zum Einsatz gelangen.
Nun folgt orientierungsmässig der anspruchvollste Abschnitt, wobei das v.a. für den Abstieg gilt. Bis ca. 3300m bleibt man in Gratnähe, weicht dann aber ein massives Felshindernis umgehend nach SW aus bis in eine Art breite Runse. Die Steinmänner stehen hier spärlicher, was kein Grund zur Sorge sein muss, es gibt zahlreiche Linien in diesem typischen T5/T6-Gelände. Man hält an passender Stelle wieder Richtung Grat, um dann - bevor man ihn ganz erreicht - auf ca. 3600m abermals kurz in die Flanke auszuweichen. Diese Umgehung von Felskopf P. 3667 weist eine deutliche Wegspur auf. Und kurz danach setzen die zahlreichen Sicherungsstangen ein, welche zielsicher und bald in Gratnähe bis zum Gipfel hochführen. Bei Vereisung wäre dieser Abschnitt äusserst heikel, weil der Fels zunächst abwärts geschichtet ist. Der Schlussabschnitt zum Eiger (3967m) wird dann wieder gutmütiger. Unterwegs habe ich übrigens sechs Mittlellegigrätler im Abstieg gekreuzt, auf dem Gipfel begegnet mir eine weitere 2er-Seilschaft unterwegs Richtung Eigerjöcher.
Nach ein paar Fotos mach ich's mir auf dem Gipfel gemütlich, dick eingepackt. Die Sonne drängt weniger durch als prognostiziert, aber eigentlich ist das Wetter ganz ordentlich. Allzu lange halte ich's nicht aus, denn ich freue mich auf einen rasanten Abstieg. Im Aufstieg nahm ich's angesichts der vollen Packung recht gemütlich, abwärts gilt diese Einschränkung nicht mehr. Aber Vorsicht, zum Jufeln ist das Gelände eigentlich nicht gemacht, ein Stolperer im oberen Bereich passiert schnell. Beim "Pilz" herrscht mittlerweile Hochbetrieb, es wird beinahe im Akkord gesprungen. Ich ziehe ohne Pause weiter und überhole zuletzt noch die letzten Mittellegigrätler. Schön war's, sicher nicht mein letzter Besuch!
Zeiten (kum)
0:30 Rotstock
1:30 "Pilz"
3:00 Eiger
4:30 Stn. Eigergletscher
Tourengänger:
Bergamotte

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Kommentare (8)