Weißseespitze (3498 m) - gletscherfrei von Melag
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Die Weißseespitze auf der Grenze zwischen Tirol und Südtirol gehört zu den mächtigsten Bergen der Ötztaler Alpen und ist der westliche Eckpunkt des gewaltigen Gepatschferners. Dass man aus dem Langtauferer Tal ohne Gletscherkontakt auf der hier beschriebenen, technisch nicht sonderlich schwierigen Route auf den Gipfel gelangt, ist allgemein recht wenig bekannt - meist wird er im Rahmen einer ausgedehnten Gletschertour vom Brandenburger Haus oder der Rauhekopfhütte erstiegen. Wie hoch der Dreieinhalbtausender übrigens exakt ist, lässt sich nur schwer sagen - während im Jahr 1993 noch eine Höhe von 3526 Metern angegeben wurde, beträgt die amtliche Höhenangabe heute wegen dem abschmelzenden Gipfeleis nur noch 3498 Meter.
Die Tour beginnt in Melag, dem hintersten Weiler im Langtauferer Tal. Vom großen Parkplatz geht es in den kleinen Ort hinein, an der Verzweigung folgt man der Beschilderung zur Melager Alm rechts weiter und wandert fast eben durch eine Wiese zur Verzweigung auf der anderen Seite des Melager Bachs. Hier verlässt man den breiten Talweg und zweigt auf den Höhenweg in Richtung Weißkugelhütte ab. Dieser führt in südöstlicher Richtung recht aussichtsreich durch die freie Flanke über dem Tal bergauf, bis das untere Ende des Kars erreicht ist, das vom Falginjoch herunter zieht. Neben einem großen Marterl mit Sitzbank befindet sich eine beschilderte Verzweigung.
Der Höhenweg wird verlassen, die Beschilderung zum Falginjoch gibt die Richtung vor. Über begrünte Moränenrücken gewinnt man an Höhe und erreicht auf knapp 2500 Metern Höhe eine Verzweigung an einem großen Felsblock. Hier lässst man den Weg zur Weißkugelhütte rechts liegen und bleibt am Steig, der im Karboden weiter bergauf führt. Auch den Abzweig zum Nockspitz rund 200 Höhenmeter weiter (undeutliche Aufschrift auf einem weiteren Felsblock) ignoriert man.
Kurz darauf verzweigt sich die Spur erneut. Die schwache, nach Osten führende Trittspur ist an einem Felsen zwar mit "Weißseesp." bezeichnet, wird allerdings rechts liegen gelassen; man bleibt auf der stärker ausgeprägten Spur zum Falginjoch. Sie führt - nun deutlich rustikaler - im rötlichen Schutt, später über Blockwerk aufwärts, rot-weiße Markierungen helfen bei der Orientierung. Es folgt der anstrengendste Teil der Tour: Die markierte Route verlässt das Kar nach rechts und führt an den Rand der begrenzenden Felsen heran. Hier weist ein Pfeil nach links in eine steile Rinne, in der man äußerst mühsam an Höhe gewinnt, um oberhalb wieder durch schuttiges Gelände zur Kammhöhe anzusteigen. Hier trifft einen fast der Schlag, denn nach stundenlangem Anstieg durch ein menschenverlassenes Blockkar befindet man sich neben der Bergstation einer Seilbahn, die von der Kaunertaler Seite herauf führt. Soviel Häßlichkeit in einer so großartigen Landschaft, da verschlägt es einem fast die Sprache. Zum Glück ist die Bahn in der Sommersaison nicht in Betrieb und auch der weitere Anstieg bleibt einsam. Auf die Kammhöhe gelangt man übrigens auch mit deutlich weniger Aufwand über das Kaunertaler Gletscherskigebiet, dabei ist allerdings der Weißseeferner zu begehen.
Auf der Kammhöhe endet der markierte Steig, aber auch beim weiteren Anstieg ist meist eine deutliche Trittspur vorhanden. Sie leitet von der Bergstation knapp unterhalb des Grats anfangs in südöstlicher, später in östlicher Richtung hinauf zu einer markanten Zwischenerhebung, wo sich eine automatische Messstation zur Messung von Felsbewegungen befindet. Von hier aus geht es am unschwierigen Grat hinunter zum tiefsten Punkt, der die Zwischenerhebung von der Weißseespitze trennt. Links befindet sich der stark schrumpfende Weißseeferner, rechts schaut man auf die kläglichen Überreste des Falginferners hinab. Besonders in diesem Bereich ist die Instabilität des Geländes kaum zu übersehen, denn regelmäßig donnern Felsbrocken über die Flanken auf die Eisreste hinunter.
Es folgt der finale Anstieg: Am breiten Blockgrat zieht die Spur nun steil hinauf zum nördlichen Eckpunkt des Gipfelbereichs, wo sich eine weitere Messtelle befindet. Der restliche Weg zum Gipfel ist nur noch ein kurzes Schaulaufen bei bester Aussicht hinüber zum Gipfelkreuz: Zwischen dem Gletscher und dem steilen Abbruch auf der Westseite ist mittlerweile eine schuttige Rampe ausgeapert, die problemlos zu begehen ist. In wenigen Minuten ist man drüben am Kreuz (Höhenangabe: 3532 Meter), das im Fels verankert ist und sich aktuell noch nicht am höchsten Punkt befindet. Spätestens im Jahr 2030 wird laut aktuellen Prognosen das Gipfeleis aber vollständig abgeschmolzen sein. Am Gipfel tut sich eine eindrucksvolle Schau auf, die eines Dreieinhalbtausenders würdig ist. Besonders die weite Gletscherfläche des Gepatschferners im Osten wirkt wie aus einer anderen Welt, die Bergkulisse dominiert die Weißkugel im Süden. Unzählige Riesen der Ötztaler Alpen recken ihre Häupter in den Himmel, am erfolgreichsten ist die Wildspitze. Auch König Ortler lässt sich nicht bitten. Über den Reschensee schaut man bis zum Piz Linard in der Silvrettagruppe und auch der Hohe Riffler im Verwall macht eine gewohnt gute Figur. Ein traumhaftes Panorama erwartet der Bergsteiger auf der Weißseespitze!
Der lange Rückweg verläuft auf der Anstiegsroute, es sei denn, man hat Gletscherausrüstung dabei.
Schwierigkeiten:
Von Melag zur Kammhöhe nahe des Falginjochs: T4 (markierter Anstieg, im oberen Bereich sehr rustikal).
Am Westgrat zur Weißseespitze: T4, I (meist deutliche Trittspur, hin und wieder etwas ausgesetzt; wenige unschwierige Kraxelstellen).
Fazit:
Eine erlebnisreiche 4*-Tour, die sehr rustikal über ein einsames Kar und den Westgrat auf einen Dreieinhalbtausender führt. Die technischen Schwierigkeiten halten sich zwar in Grenzen, aufgrund der Höhe darf die Unternehmung aber trotzdem nicht unterschätzt werden. Während die italienische Seite absolut ursprünglich ist, zeigt sich auf der österreichischen mit der Infrastruktur des Kaunertaler Skigebiets leider ein ganz anderes Bild. Im Kopf der Verantwortlichen spukt sogar die Idee herum, eine Seilbahn bis fast auf den Gipfel zu bauen. Mit der bewährten Lobbyarbeit erscheint dieses Ziel leider sogar denkbar.
Mit auf Tour: Bäda.
Anmerkung:
Bei der Einsattelung, an der die Kammhöhe erreicht wird, handelt es sich laut Karte nicht um das Falginjoch. Sie ist allerdings so beschildert und auf HIKR entsprechend als Wegpunkt angelegt.
Kategorien: Ötztaler Alpen, 4*-Tour, 3400er, T4.
Die Tour beginnt in Melag, dem hintersten Weiler im Langtauferer Tal. Vom großen Parkplatz geht es in den kleinen Ort hinein, an der Verzweigung folgt man der Beschilderung zur Melager Alm rechts weiter und wandert fast eben durch eine Wiese zur Verzweigung auf der anderen Seite des Melager Bachs. Hier verlässt man den breiten Talweg und zweigt auf den Höhenweg in Richtung Weißkugelhütte ab. Dieser führt in südöstlicher Richtung recht aussichtsreich durch die freie Flanke über dem Tal bergauf, bis das untere Ende des Kars erreicht ist, das vom Falginjoch herunter zieht. Neben einem großen Marterl mit Sitzbank befindet sich eine beschilderte Verzweigung.
Der Höhenweg wird verlassen, die Beschilderung zum Falginjoch gibt die Richtung vor. Über begrünte Moränenrücken gewinnt man an Höhe und erreicht auf knapp 2500 Metern Höhe eine Verzweigung an einem großen Felsblock. Hier lässst man den Weg zur Weißkugelhütte rechts liegen und bleibt am Steig, der im Karboden weiter bergauf führt. Auch den Abzweig zum Nockspitz rund 200 Höhenmeter weiter (undeutliche Aufschrift auf einem weiteren Felsblock) ignoriert man.
Kurz darauf verzweigt sich die Spur erneut. Die schwache, nach Osten führende Trittspur ist an einem Felsen zwar mit "Weißseesp." bezeichnet, wird allerdings rechts liegen gelassen; man bleibt auf der stärker ausgeprägten Spur zum Falginjoch. Sie führt - nun deutlich rustikaler - im rötlichen Schutt, später über Blockwerk aufwärts, rot-weiße Markierungen helfen bei der Orientierung. Es folgt der anstrengendste Teil der Tour: Die markierte Route verlässt das Kar nach rechts und führt an den Rand der begrenzenden Felsen heran. Hier weist ein Pfeil nach links in eine steile Rinne, in der man äußerst mühsam an Höhe gewinnt, um oberhalb wieder durch schuttiges Gelände zur Kammhöhe anzusteigen. Hier trifft einen fast der Schlag, denn nach stundenlangem Anstieg durch ein menschenverlassenes Blockkar befindet man sich neben der Bergstation einer Seilbahn, die von der Kaunertaler Seite herauf führt. Soviel Häßlichkeit in einer so großartigen Landschaft, da verschlägt es einem fast die Sprache. Zum Glück ist die Bahn in der Sommersaison nicht in Betrieb und auch der weitere Anstieg bleibt einsam. Auf die Kammhöhe gelangt man übrigens auch mit deutlich weniger Aufwand über das Kaunertaler Gletscherskigebiet, dabei ist allerdings der Weißseeferner zu begehen.
Auf der Kammhöhe endet der markierte Steig, aber auch beim weiteren Anstieg ist meist eine deutliche Trittspur vorhanden. Sie leitet von der Bergstation knapp unterhalb des Grats anfangs in südöstlicher, später in östlicher Richtung hinauf zu einer markanten Zwischenerhebung, wo sich eine automatische Messstation zur Messung von Felsbewegungen befindet. Von hier aus geht es am unschwierigen Grat hinunter zum tiefsten Punkt, der die Zwischenerhebung von der Weißseespitze trennt. Links befindet sich der stark schrumpfende Weißseeferner, rechts schaut man auf die kläglichen Überreste des Falginferners hinab. Besonders in diesem Bereich ist die Instabilität des Geländes kaum zu übersehen, denn regelmäßig donnern Felsbrocken über die Flanken auf die Eisreste hinunter.
Es folgt der finale Anstieg: Am breiten Blockgrat zieht die Spur nun steil hinauf zum nördlichen Eckpunkt des Gipfelbereichs, wo sich eine weitere Messtelle befindet. Der restliche Weg zum Gipfel ist nur noch ein kurzes Schaulaufen bei bester Aussicht hinüber zum Gipfelkreuz: Zwischen dem Gletscher und dem steilen Abbruch auf der Westseite ist mittlerweile eine schuttige Rampe ausgeapert, die problemlos zu begehen ist. In wenigen Minuten ist man drüben am Kreuz (Höhenangabe: 3532 Meter), das im Fels verankert ist und sich aktuell noch nicht am höchsten Punkt befindet. Spätestens im Jahr 2030 wird laut aktuellen Prognosen das Gipfeleis aber vollständig abgeschmolzen sein. Am Gipfel tut sich eine eindrucksvolle Schau auf, die eines Dreieinhalbtausenders würdig ist. Besonders die weite Gletscherfläche des Gepatschferners im Osten wirkt wie aus einer anderen Welt, die Bergkulisse dominiert die Weißkugel im Süden. Unzählige Riesen der Ötztaler Alpen recken ihre Häupter in den Himmel, am erfolgreichsten ist die Wildspitze. Auch König Ortler lässt sich nicht bitten. Über den Reschensee schaut man bis zum Piz Linard in der Silvrettagruppe und auch der Hohe Riffler im Verwall macht eine gewohnt gute Figur. Ein traumhaftes Panorama erwartet der Bergsteiger auf der Weißseespitze!
Der lange Rückweg verläuft auf der Anstiegsroute, es sei denn, man hat Gletscherausrüstung dabei.
Schwierigkeiten:
Von Melag zur Kammhöhe nahe des Falginjochs: T4 (markierter Anstieg, im oberen Bereich sehr rustikal).
Am Westgrat zur Weißseespitze: T4, I (meist deutliche Trittspur, hin und wieder etwas ausgesetzt; wenige unschwierige Kraxelstellen).
Fazit:
Eine erlebnisreiche 4*-Tour, die sehr rustikal über ein einsames Kar und den Westgrat auf einen Dreieinhalbtausender führt. Die technischen Schwierigkeiten halten sich zwar in Grenzen, aufgrund der Höhe darf die Unternehmung aber trotzdem nicht unterschätzt werden. Während die italienische Seite absolut ursprünglich ist, zeigt sich auf der österreichischen mit der Infrastruktur des Kaunertaler Skigebiets leider ein ganz anderes Bild. Im Kopf der Verantwortlichen spukt sogar die Idee herum, eine Seilbahn bis fast auf den Gipfel zu bauen. Mit der bewährten Lobbyarbeit erscheint dieses Ziel leider sogar denkbar.
Mit auf Tour: Bäda.
Anmerkung:
Bei der Einsattelung, an der die Kammhöhe erreicht wird, handelt es sich laut Karte nicht um das Falginjoch. Sie ist allerdings so beschildert und auf HIKR entsprechend als Wegpunkt angelegt.
Kategorien: Ötztaler Alpen, 4*-Tour, 3400er, T4.
Tourengänger:
83_Stefan

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