Wattenweg Sahlenburg / Duhnen - Insel Neuwerk


Publiziert von Bergmax , 12. September 2023 um 22:16.

Region: Welt » Deutschland » Norddeutsches Tiefland
Tour Datum: 3 April 2025
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 40 m
Abstieg: 40 m
Strecke:Duhnen - Neuwerk: ca. 12 bis 13 km durchs Watt (Sahlenburg - Neuwerk ca. 3 km kürzer); Inselumrundung: ca. 9 km; dazu kommen noch Hin- und Rückweg an Land usw.
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Fußweg von Döse nach Duhnen, Wattenweg beginnt am Ponton Cafe / Ergänzung 3. April 2025: Bus von Cuxhaven nach Sahlenburg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Schiff von Neuwerk nach Cuxhaven: Abfahrt 5 bis 6 Stunden nach Ankunft auf der Insel, Fahrtzeit knapp 2 Stunden
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Seemeile in Döse, empfehlenswert und für Cuxhavener Verhältnisse günstig
Kartennummer:openstreetmap.org, openseamap.org, Navionics Chart Viewer

Zu einem besonderen Stadtteil Hamburgs...

Der originale Bericht beschreibt eine Tour vom 5. September 2023.
Am 3. April 2025 war ich wieder auf Neuwerk und habe ein paar Ergänzugen (als Kommentar) sowie Fotos angefügt.

Ich werde das bei Wattwanderungen in Zukunft immer so handhaben. Letztlich gibt es pro Tourenziel nur einen Bericht von mir, der bei Wiederholungen ergänzt wird. In den Tourdaten gebe ich jeweils das Datum der neuesten Wiederholung an. So können Watt-Interessierte Veränderungen gut nachvollziehen.


--- Bericht vom 5. September 2023 ---

Wattwandern empfinde ich als angenehme Abwechslung zum Alpinwandern. Man muss auch gut planen, aber nicht soviel bergauf laufen. Und das angenehme Klima an der Nordsee behagt mir immer.
Nach meinem Debüt an der Minsener Oog liegt es nahe, mal die berühmte Route nach Neuwerk zu versuchen. Die ist insofern besonders, da sie offiziell markiert ist und für Führerlose insgesamt ein bisschen zugänglicher als andere Routen. Zum Beispiel werden für die Bereiche im Cuxhaven Wattwanderzeiten veröffentlicht, sodass man sich schon blöd anstellen muss, um direkt in die Flut reinzulaufen. Andererseits ist die Route ganz schön lang - je nach Ausgangspunkt (Sahlenburg oder Duhnen) traditionell zehn bis zwölf Kilometer und seit wenigen Jahren wohl noch etwas länger, weil es Probleme mit einem Priel gegeben hat, sodass nun ein Umweg erforderlich ist.

Ich nehme die Sache durchaus ernst und warte auf perfekte Bedingungen - also auf eine vernünftige Tide (nicht zu schwach und zur richtigen Tageszeit) und natürlich auch auf perfektes Wetter. Am 30. August definiere ich den 5. September zum Tag X, buche zwei Nächte in Cuxhaven, kaufe ICE-Fahrkerten für fast 2000 Schienenkilometer und auch ein Fährticket, obwohl das in der Nebensaison nicht unbedingt im Voraus erforderlich ist.

Freilich geht ein ganzer Tag für die Anreise drauf, aber die Zugfahrt ist erholsam und der fantastische Sonnenuntergang am Strand von Döse (mit Neuwerk ganz weit draußen) macht erst richtig Lust auf die Tour.

Am nächsten Morgen bin ich pünklich um 9 Uhr 20 am Ponton Cafe in Duhnen, wo der Wattenweg beginnt. Die Zeit ist immer entscheidend beim Wattwandern. Kurz nach 12 ist Niedrigwasser in Cuxhaven, aber auf Neuwerk schon etwa 30 Minuten früher. Der Tour dauert 3 bis 3,5 Stunden und man sollte auf dieser Route etwa eine Stunde nach Niedrigwasser auf der Insel sein. Die "offizielle" Wattwanderzeit beginnt laut Aushang um 9 Uhr 45, aber wer zu früh losgeht, begibt sich kaum in Gefahr, sondern muss schlimmstenfalls vor einem Priel etwas abwarten.

Kurz vor mir fahren zwei Wattwangen (mit Pferden) los und etwa gleichzeitig beginnen insgasamt vier andere Leute mit der Tour. Die Wattwagen sind natürlich viel schneller, aber sie müssen in derselben Tide zurück, sodass es ganz und gar unnötig ist, ein Wettrennen anzufangen.
Der Wattenweg ist alle paar Meter mit Pricken markiert, die aber anders aussehen als die Birkenstämmchen für die Wasserwege. Nämlich eher wie Reisigbündel. Jedenfalls komme ich von Anfang an ohne jede Schwierigkeit voran, denn man läuft zunächst nur durch angenehmes Sandwatt und nennenswerte Priele gibt es auch nicht. Als Schuhwerk benutze ich diesmal so billige Kunststoffschuhe mit weißer Plastiksohle, die eher eng sitzen - und bin zufriedener als mit schwereren Halbschuhen oder Wattsocken. Andere laufen barfuß, worüber die Meinungen sehr auseinander gehen. Tatsächlich könnte man sich je nach Route an Muschelbänken schneiden, aber vor allen habe ich persönlich ziemlich empfindliche Füße, die ohne Sohle einfach nicht zum Wandern gemacht sind...

Die erste Stunde lang wandere ich eigentlich ausschließlich stramm nach Westen. Ziemlich am Anfang kommt ein Wegweiser (SEHR ungewöhnlich im Watt...) zu einer Rettungsbake, welche sich aber weit abseits der Route befindet.
Die Insel scheint freilich überhaupt nicht näherzukommen, dafür sieht man schön die Küstenlinie mit dem anderen Ausgangspunkt Sahlenburg. Aber das allerbeste ist das Wetter. Nur Sonne und genau die Temperatur (irgendwo zwischen 20 und 25 °C) bei der man weder friert noch schwitzt. Und eine ganz leichte Brise, damit man nicht vergisst, IM Meer zu sein...

Ein wichtiger Punkt des Wattenweges ist die Rettungsbake #5, wo sich die Routen aus Sahlenburg und aus Duhnen vereinigen. Von Duhnen kommend hat man hier etwa ein Drittel der Strecke geschafft, von Sahlenburg aus weniger, aber dafür bereits einen nicht ganz zu unterschätzenden Priel durchquert. Bisschen schade, dass mir dieser Spaß entgangen ist...

Wenig später erreiche ich auch schon die nächste Rettungsbake, aber direkt davor muss ich dann auch einmal durchs Wasser. Der Priel sieht kümmerlich aus, geht dann aber überraschenderweise immerhin bis übers Knie und hat auch etwas Strömung. Für T1 würde ich das nicht mehr anbieten... 
Dies ist wohl auch der Bereich, in dem der Weg verlegt wurde und zwar nach Westen hin.

Nach diesem Priel erwarten mich drei, vier unspektakuläre Kilometer. Im Vergleich zum Anfang ist der Boden etwas schlickig und naja - mittelmäßig angenehm zu gehen. Teilweise kann man die markierte Route (bei guter Sicht) ein bisschen abkürzen. Schlickfelder erkennt man an der glatten, glänzenden Oberfläche und wenns über den Knöchel geht, ist man bei der Tour falsch!

Im letzten Drittel wird die Route wieder etwas abwechslungsreicher. Obwohl etwa gerade Niedrigwasser ist, ziehen sich die Pricken für mehrer hundert Meter durch etwa knietieses Wasser. Es ist kein richtiger Priel, eher ein See und rechts (östlich) davon befindet sich ein mächtiges Austernfeld, in dem man sicher nicht gut vorankommt. Links dagegen sieht es schlickg aus. Dann doch lieber das Wasser, welches jetzt im September eine angenehme Temperatur hat.

Auf den letzten zwei Kilometern vor Neuwerk kommen mir allerhand Kutschen entgegen. Grundsätzlich erscheint mit die Route von Sahlenburg mehr begangen, heute sind es insgesamt vielleicht 25 Wattwanderer, aber auch so 20 Kutschen mit je knapp zehn Leuten. Dazu einige wenige Traktoren, welche zum Beispiel Bier auf die Insel bringen. Als überlaufen empfinde ich den Weg aber nicht.

Die Insel - und damit einen Stadteil von Hamburg Mitte, denn Neuwerk gehört zur berühmten Hansestadt - erreiche ich fast genau drei Stunden nach dem Abmarsch am Ponton Cafe, also genau wie geplant.
Es gibt nicht nur ein WC, sondern auch Wasserhähne, die speziell dafür gadacht sind, die Füße und Unterschenkel von Schlick zu befreien. Jetzt zahlt es sich aus, dass ich trockene Schuhe und ein Handtuch im Rucksack mitgeschleppt habe.

Nach einer gemütlichen Pause auf dem Deich beginne ich damit, die Insel im Uhrzeigersinn zu umrunden.
Zuerst geht es auf dem Deich entlang zum Anleger, an dem gegen Abend auch die MS Filpper nach Cuxhaven ablegen wird. Dort knickt der Deich auch schon nach Nordosten ab, aber es gibt einen Pfad entlang der Küstenlinie, der über Weidegebiet führt. Ähnlich wie in den Alpen befindet sich am am Zugang zur Weide ein Gitterrost, aber Achtung - der Elektrozaun wird dort an Isolatoren ca. zehn Zentimeter über dem Boden geführt. Habe das natürlich übersehen und wäre fast in die Stromkabel reingestolpert - fiese Falle!

Das nächste Ziel ist ganz und gar unübersehbar - der 53 Meter hohe Radarturm. Machen kann man dort gar nichts Spezielles, aber er liegt eben am Weg und ist ganz sicher nicht überflüssig. Weiter gehts zur Nordspitze der Insel. Dieser Teil von Neuwerk gefällt mir besonders gut. Es gibt einige Sitzbänke, von denen man wunderbar die Schiffe beobachten kann, welche aus dem offenen Meer in die Elbe hinein- und hinausfahren. Viele und große Schiffe!
Etwa einen Kilometer weiter wird der Weg undeutlich. Ich wende mich etwas landeinwärts, um zur sogenannten Nordschleuse zu gelangen, die ein Gewässer überquert. Langsam rückt ein markantes Holzgebilde näher: es ist die Ostbake, ein altes Seezeichen. Etwas vor der Ostbake endet das Weidegebiet und dafür beginnt ein Vogelschutzgebiet, das auf markierten Wegen durchwandert werden darf. Tatsächlich gibt es einen Zaundurchlass und dann immer wieder Holzpflöcke, welche wohl die Markierungen sein sollen.

An der Ostbake kann man nochmals schön rasten und hat einen hübschen Blick zu den Häusern im Inneren der Insel. Ds letzte Drittel der Inselumrundung ist etwas für Liebhaber wilder Wiesen und Insekten. Bis zur Ostschleuse gehts noch, aber danach fühle ich mich ständig von einem Schwarm aus Fliegen und Schlimmeren ümringt. Unglaublich hartnäckig. Ich kann sie nicht mal verscheuchen, indem ich meinen Sonnenhut absetze und damit herumwedele. Also immer zügig laufen. Bleibt man stehen, fängts bald an, auf der Haut zu brennen - wahrscheinlich fliegende Ameisen oder sowas - bäh!

Kurz vor der Südspitze der Insel rette ich mich auf den frisch gemähten Deich und sofort ist Ruhe mit der Plage. Der Wattenweg ist übrigens inzwischen komplett überschwemmt, nur noch die ufernahen Priggen ragen aus dem Wasser heraus.

Nun habe ich noch immer gut zwei Stunden Zeit. Die nutze ich, um den Leuchtturm von außen zu besichtigen, wobei mir der Hauptplatz Neuwerks nicht sonderlich gefällt. Schön dagegen ist der schattige kleine Herrengarten, in dem auch zwei alte Kanonen diesen Außenpisten Hamburgs sichern.
Nach einer kleinen Odyssee an nicht einladenden Wirtschaften vorbei finde ich schließlich doch noch einen symphatischen Gastgarten und gönne mir ein (ziemlich teures) Bremer Bier vom Fass.

Etwas früher als nötig begebe ich mich an Bord der Fähre und bin angenehm überrascht. Ein recht großzügiges, komfortables Schiff. Die Seereise nach Cuxhaven dauert deutlch weniger lang als die veranschlagten zwei Stunden, aber die Strecke lohnt sich. Zu empfehlen ist außerdem die Bordgastronomie.

Gehzeiten

Duhnen - Neuwerk: 3 h durchs Watt (gut 12 km)
Inselumrundung Neuwerk: 2 h (ca. 9 km)
sonstige Strecken auf Neuwerk und an Land: 2 h 30 min (nochmal 10 km)
... in der Ebene schafft man das schon, ohne groß zu schwitzen...

Die Wattwanderung nach Neuwerk empfinde ich als einfacher als jene zur Minsener Oog, auch weil sie komplett markiert ist. Außerdem wegen der Top Verhältnisse. Trotzdem: es gibt Priele, es zieht sich und eine angemessene Vorbereitung ist wichtig.

Die Rückfahrt am nächsten Tag via HH-Harburg, Eisenach (!), Basel Bad Bf ist lang, vollkommen entspannt und trotz einer nennenswerten Umleitung  letzlich (über)pünktlich. An dieser Stelle ein explizites Lob an DB Fern - tolle ICEs und freundliches, professionelles Personal.

Fazit - meine zweite Tour durchs Watt auf eine Insel - und es gibt ja noch mehr davon...


Tourengänger: Bergmax


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Kommentare (1)


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Bergmax hat gesagt: Ergänzung vom 3. April 2025 / mene ERSTE Wattwanderung in 2025
Gesendet am 14. April 2025 um 18:23
Die Neuwerk-Fähre fährt seit dem 1. April wieder. Grund genug, die Wattwandersaison 2025 bei überdurchschnittlich guten Bedingungen - sonnig, leichter Ostwind und einigermaßen warme Lufttemperaturen - mit der klassischen Neuwerk-Wanderung von Sahlenburg anstatt von Duhnen aus zu beginnen.

Ich parke meinen Wagen an der Alten Liebe in Cuxhaven (€ 10 / Tag) und nehme den Linienbus nach Sahlenburg. Das geht auch in der Vorsaison gut. Sahlenburg hat viele hässliche Gebäude, aber das macht nichts, denn nach wenigen Schritten bin ich auch schon auf dem Wattenweg, der bereits ausgepriggt ist.

Abmarsch ca. 1 h 50 min vor Niedrigwaser auf Neuwerk.

Schon nach einer guten Viertelstunde muss ein mächtiger Priel durchquert werden - das Altoxstedter Tief, manchmal auch nicht 100% präzise als Sahlenburger Loch bezeichnet. Dort ist der Wattenweg baulich befestigt, sodass es eher ein Wehr mit Furt als ein klassischer Priel ist. Aber gut so, sonst wäre ich bei der aktuellen Wassertemperatur vielleicht gar nicht durchgekommen. Jedenfalls geht mir das Wasser auf ca. 100 Meter bis übers Knie - arschkalt und Vorsicht mit der Strömung!

Nach dem Altoxstedter Tief überquert man ein kurzes, aber raues Austernfeld. Wohl der Hauptgrund, weshalb Barfußwandern auch im Hochsommer nicht empfohlen wird.

Den Umweg zwischen den Rettungsbaken 5 und 7 gibt es nicht mehr. Zu meinem Erstaunen leitet die ausgepriggte Route (wieder) direkt durch das gefürchtete Duhner Loch, das bei meiner Begehung überhaupt nicht der Rede wert ist.

Der Mittelteil der Wattwanderung ist sehr schön zu gehen. Mal ein wenig Schlick, mal etwas Wasser, mal ein paar Austern, aber alles unproblematisch. Es motiviert, dass die Insel immer näher kommt...

Relativ kurz (vielleicht zwei Kilometer) vor Neuwerk muss ich dann doch noch mal durch einen Priel, der mir - obwohl grad Niedrigwasser ist - bis übers Knie geht. Der scheint sich neu gebildet zu haben?!

Neuwerk erreiche ich nach ca. 2 Stunden und 15 Minuten. Von Sahlenburg aus sind es aktuell deutlich unter zehn Kilometer, eher 8 und ein bisschen. Außer mir scheint kein einziger Fußgänger unterwegs gewesen zu sein, dafür immerhin acht Kutschen und zwei Traktoren für den Gütertransport.

Auf der Insel gammele ich an meinem Liebllingsplatz - bei den zwei alten Kanonen im Herrengarten - etwas herum und gehe dann die Gasthäuser ab. Alles noch zu, denke ich, grumpf.

Doch auf dem Weg zur Fähre stelle ich fest, dass das einzige Restaurant, an dem ich vorhin nicht vorbei gekommen bin, doch schon offen ist. Immerhin reicht die Zeit noch, um im Strandkorb ein Bierchen zu trinken.

Die Fahrzeit der MS Flipper nach Cuxhaven wird mit zwei Stunden angegeben. Tatsächlich kommt sie heute über 30 Minuten vor Plan an. Die Vorbeifahrt an der Kugelbake ist immer wieder toll.

Fazit - der April ist wegen des kalten Nordseewassers eher etwas für Wattwander-Individualisten. Unter solchen Bedingungen verdient auch die Neuwerk-Route ein gutes Wattwander-T3. Wer den komischen Priel gleich am Anfang nicht mag, geht besser von Duhnen aus los, was landschaftlich noch eine Spur schöner ist. Ansonsten ein sehr erholsamer Ausflug ohne jeden Stress.


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