Guagua Pichincha (4776)

Wie fast alle ausländischen Ecuador-Bergsteiger besuchten wir als erstes den Vulkan Pichincha. Von der Höhe her ist er nicht der geeignetste Gipfel zum Anfangen (besser ist der Pasochoa oder Fuya Fuya), aber er liegt halt direkt neben Quito und ist gut erschlossen. Der aktive Vulkan besitzt zwei Hauptgipfel, den Guagua Pichincha und den Rucu Pichincha. Letzterer ist durch die Seilbahn TeleferiQ leicht erreichbar, zum Guagua kann man über eine Sandpiste bis kurz unter den Gipfel fahren. Eigentlich wollten wir von der Seilbahn eine Runde über Rucu und Guagua zum Refugio del Volcán Pichincha machen und uns dort von einer Camioneta (Geländetaxi) abholen lassen. Aber alles kam anders: Die Seilbahn war wegen eines technischen Problems gesperrt und Quito wegen eines Fahrradrennens für PKW gesperrt. Obwohl wir einen Geländewagen gemietet hatten, entschieden wir uns mangels Kenntnis von Umfahrungsmöglichkeiten der Sperrung dafür, uns von einer Camioneta zum Refugio hochbringen zu lassen. Das dauerte knapp 2 Stunden, sodass wir leider für die Überschreitung ohne TeleferiQ Unterstützung zu spät waren.

So wanderten wir zunächst zum einfachen Cruz Guagua und dann weiter zum südlichen Vorgipfel, mit dem sich viele Touristen begnügen. Die Betonsäule gibt hier eine Höhe von 4781 m an, was aber nicht stimmen kann, denn am Hauptgipfel sind nur 4776 m angegeben. Vom Vorgipfel muss man leicht abklettern und quert dann über ein helles Sandfeld hin zum Felsaufbau des Hauptgipfels. Diesen erklettert man über einen kurzen Kamin (II). Vom Gipfel eröffnet sich ein Blick in den grünen Krater, in dem sogar Fumarolen rauchen, unglaublich neben einer Millionenstadt!

Vom Gipfel aus war nicht eindeutig, ob der Nordgipfel, in manchen Karten mit 4794 m eingezeichnet, wirklich höher ist. So "mussten" wir diesen auch besuchen, um sicher zu sein, den Ultra zu machen ;) Direkt abklettern vom (wie sich herausstellen sollte) richtigen Hauptgipfel schien uns nicht möglich, weshalb wir zurück durch den Kamin abkletterten und dann auf Spuren durch den Vulkansand absurften, bis wir auf einen vom Refugio kommenden Querpfad stiessen (leicht zu übersehen). Diesem folgten wir bis zum südlichen Vorbau des Nordgipfels. Dieser schwarze Basaltfels lässt sich ebenfalls durch einen Kamin erklettern (II, etwas anspruchsvoller als der Kamin am Hauptgipfel), darüber gelangt man zu einer Basaltsäule und folgt dann den Steinmännern. Es gibt zwei Varianten: Rechts in die Ostflanke queren oder direkt hochsteigen. Dann folgt noch ein lustiges Auf- und Ab Gekraxel über den Grat, an zwei Stellen fanden wir sogar alte Drahtseilversicherungen! Nachdem wir den höchsten Punkt des Grats erreicht hatten, waren wir uns aber doch sicher, dass der andere Gipfel der höhere war. Naja, Spass gemacht hat die Kraxelei sehr und sonst wäre die Tour ohnehin zu kurz gewesen. So kehrten wir dann auf dem Querpfad zurück zum Refugio, wo der Fahrer auf uns gewartet hatte.

Fazit: Die Höhenlinien auf Google Maps und der in einigen Karten eingezeichnete Gipfel mit der Höhe 4794 m sind falsch, der Gipfel mit dem Schild 4776 m ist der Hauptgipfel! Die Höhe auf dem Betonsockel am südlichen Vorgipfel besagt noch 4781 m, was aber nicht stimmen kann, denn dieser Gipfel ist definitiv niedriger.