Cayambe (5790)
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Der Cayambe ist nach dem Cotopaxi der dritthöchste Berg Ecuadors. Er liegt 4 km nördlich des Äquators und ist der nördlichste der vergletscherten Vulkane Ecuadors. Vom Gipfel hat man eine schöne Aussicht auf die anderen drei grossen Eisvulkane Chimborazo, Cotopaxi und Antisana.
Nachdem der Cotopaxi wegen Aktivität gerade gesperrt ist, wird der Cayambe häufiger als Vorbereitung auf den Chimborazo bestiegen. Er ist einfacher und hat eine höhere Erfolgsquote als der stark spaltige Antisana (5758 m). Zudem hat er weniger launisches Wetter, da er weiter vom Regenwald entfernt ist. Die Besteigung ist eine einfache Gletschertour, mit durchschnittlich 25° Hangneigung um einiges weniger steil als der Chimborazo. Kurz unterhalb des Gipfels kann es je nach Spaltenzustand eine anspruchsvolle Stelle geben, was bei uns jedoch nicht der Fall war.
Anreise zum Refugio Ruales Oleas Bergé
Wie beim Chimborazo kann mit einem Geländewagen direkt vor die Haustüre des Refugios auf 4600 m gefahren werden. Die Strasse wird jedoch gerade in Stand gesetzt, weshalb sich die Anreise bei uns etwas komplizierter gestaltete. Von der Stadt Cayambe fuhren wir über den frisch asphaltierten Teil der Strasse nach Pie Monte, wo das Permit kontrolliert wird. Eigentlich hiess es, wir müssten von dort nun eine Stunde den Berg hochgehen, um den Teil der Strasse zu Fuss zu gehen, der gerade gepflastert wird. Wie es in Ecuador halt so ist, wurden wir plötzlich doch mit einem Pickup noch ein Stück hochgefahren, sodass sich die Gehzeit auf 20 Minuten reduzierte. Oberhalb der Baustelle wartete dann ein Geländewagen, der uns über die holprige Piste zum Refugio bringen sollte. Besonders der letzte Teil der Strasse ab „La Zeta“ ist ein furchtbarer Steinacker, ich hätte nie gedacht, dass man sowas überhaupt mit einem Auto fahren kann (nach Regen muss man ab dort wohl auch laufen). Mit ordentlich durchgeschütteltem Magen erreichten wir das Refugio, kein guter Start… Die Hütte ist zwar nicht ganz so angenehm wie die am Chimborazo (kühler), hat aber immerhin Innentoiletten mit fliessend Wasser und einen schönen grossen Aufenthaltsraum.
Cayambe (1200 Hm, 6 h ↑, 2 h↓, 8:15 h)
Weil wir am Tungurahua und Iliniza Norte recht flott unterwegs waren, setzte der Bergführer unsere Weckzeit auf 12 Uhr fest, Start um 1 Uhr, und kalkulierte damit nur 5 Stunden für den Aufstieg ein (Normzeit 6-7 h). Beim „Frühstück“ hörte man schon den Wind heulen, also zog ich mir vorsorglich alle drei Hosen an, da ich Angst hatte, bei dem Wind nicht mehr anziehen zu können. Als wir vor die Tür traten, sahen wir schon wieder Leute die Felskuppe hinter dem Refugio herunterkommen – die ersten Abbrecher einer grossen Gruppe Rumänen, die schon um 22 Uhr gestartet waren. Na, das war ja motivierend! Unser Bergführer entschied sich, nicht diesen Direktweg zu nehmen, sondern die Variante durch die Westflanke der Kuppe, da dieser windgeschützter sei. Das war es in der Tat und schon bald geriet ich bei dem zügigen Tempo (350 Hm/h) ins Schwitzen. Bereits als wir auf dem Kopf der Kuppe ankamen, hätte ich mich am liebsten übergeben. Weiteren Teilnehmern der rumänischen Reisegruppe ging es genauso und noch mehr kehren um. So schnell aufgeben wollte ich aber doch nicht und so machten wir uns an den Gletscheraufstieg. Jeder Schritt war ein Kampf, reine Willenskraft, ich habe mich noch nie im Leben so schwach und elend gefühlt. Obwohl ich das Gefühl hatte, dass der Bergführer mich zog, fragt er mich nie, ob wir umkehren sollen. Dann endlich schälte sich Doppelkuppe des Cayambe aus der Dunkelheit. Noch 200 Höhenmeter sagte der Bergführer. Ich begann zu zählen, um mich abzulenken. Neben dem Gletscherbruch gab es eine kurze „steilere“ Passage und wir mussten den Pickel gegen die Stöcke tauschen. Darüber überstiegen wir ein paar Spalten und standen auf einem Plateau unterhalb des Hauptgipfels, wo ich mich erstmal auf den Boden sacken liess. Hier kamen uns schon zwei Gruppen entgegen: Nur einer von den 18 Rumänen und zwei fitte Franzosen hatten es geschafft. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr weitergehen, aber die anderen Bergführer feuerten mich an, im Gegensatz zu unserem, der während des Aufstiegs fast nichts gesagt hatte. So erreichten wir schon deutlich nach Sonnenaufgang endlich den Gipfel. Zu meiner Überraschung hatten wir aber doch „nur“ 6 Stunden gebraucht und lagen damit völlig in der Normzeit! Wir waren gerade noch rechtzeitig, bevor sich die obligatorische Linsenwolke über dem Gipfel bildete (was das Meteogramm von meteoblue übrigens sehr treffend vorhergesagt hatte).
Nach ein paar Bildern und einem Müsliriegel ging es wieder hinunter, erstaunlicherweise mit gewohnt sicherem und zügigem Abstiegstempo von 600 Hm/h. Beim Abstieg stellten sich dann Kopfweh und Benommenheit ein, ich hatte beim Aufstieg aus Angst, mich übergeben zu müssen fast nichts getrunken. Die Wolke folgte uns zum Glück nicht nach unten und so stiegen wir recht angenehm in der Sonne zur gefrorenen Laguna verde ab. Von dort folgten wir wieder dem windgeschützten Weg durch die Flanke. Im Licht sah ich, dass wir dort eine echt steile Fels-/Eispartie hochgekraxelt waren. Ohne Schnee gibt es dort einen deutlichen Sandweg, aber so mussten wir beim Abstieg zum Refugio nochmals aufpassen. Gegen 9:15 Uhr erreichten wir wieder die Hütte, von wo wir wieder bis zum Beginn der Pflasterarbeiten gefahren wurden. Diesmal gab es darunter kein Taxi und wir mussten noch 2 km zu Fuss absteigen.
Danach haben wir den Bergführer gefragt, warum er die Tour nicht abgebrochen hat, als er gesehen hat, dass es mir schlecht ging. Er meinte, er würde nur abbrechen, wenn die Kunden das explizit wünschen. Da hätte er lange warten können… jedenfalls hätte es extrem geholfen, wenn er während der Tour kommuniziert hätte, dass das Tempo gar nicht so schlecht war, wie ich die ganze Zeit dachte. Beim Chimborazo lag er mit seiner Zeitschätzung dafür dann goldrichtig.
Nachdem der Cotopaxi wegen Aktivität gerade gesperrt ist, wird der Cayambe häufiger als Vorbereitung auf den Chimborazo bestiegen. Er ist einfacher und hat eine höhere Erfolgsquote als der stark spaltige Antisana (5758 m). Zudem hat er weniger launisches Wetter, da er weiter vom Regenwald entfernt ist. Die Besteigung ist eine einfache Gletschertour, mit durchschnittlich 25° Hangneigung um einiges weniger steil als der Chimborazo. Kurz unterhalb des Gipfels kann es je nach Spaltenzustand eine anspruchsvolle Stelle geben, was bei uns jedoch nicht der Fall war.
Anreise zum Refugio Ruales Oleas Bergé
Wie beim Chimborazo kann mit einem Geländewagen direkt vor die Haustüre des Refugios auf 4600 m gefahren werden. Die Strasse wird jedoch gerade in Stand gesetzt, weshalb sich die Anreise bei uns etwas komplizierter gestaltete. Von der Stadt Cayambe fuhren wir über den frisch asphaltierten Teil der Strasse nach Pie Monte, wo das Permit kontrolliert wird. Eigentlich hiess es, wir müssten von dort nun eine Stunde den Berg hochgehen, um den Teil der Strasse zu Fuss zu gehen, der gerade gepflastert wird. Wie es in Ecuador halt so ist, wurden wir plötzlich doch mit einem Pickup noch ein Stück hochgefahren, sodass sich die Gehzeit auf 20 Minuten reduzierte. Oberhalb der Baustelle wartete dann ein Geländewagen, der uns über die holprige Piste zum Refugio bringen sollte. Besonders der letzte Teil der Strasse ab „La Zeta“ ist ein furchtbarer Steinacker, ich hätte nie gedacht, dass man sowas überhaupt mit einem Auto fahren kann (nach Regen muss man ab dort wohl auch laufen). Mit ordentlich durchgeschütteltem Magen erreichten wir das Refugio, kein guter Start… Die Hütte ist zwar nicht ganz so angenehm wie die am Chimborazo (kühler), hat aber immerhin Innentoiletten mit fliessend Wasser und einen schönen grossen Aufenthaltsraum.
Cayambe (1200 Hm, 6 h ↑, 2 h↓, 8:15 h)
Weil wir am Tungurahua und Iliniza Norte recht flott unterwegs waren, setzte der Bergführer unsere Weckzeit auf 12 Uhr fest, Start um 1 Uhr, und kalkulierte damit nur 5 Stunden für den Aufstieg ein (Normzeit 6-7 h). Beim „Frühstück“ hörte man schon den Wind heulen, also zog ich mir vorsorglich alle drei Hosen an, da ich Angst hatte, bei dem Wind nicht mehr anziehen zu können. Als wir vor die Tür traten, sahen wir schon wieder Leute die Felskuppe hinter dem Refugio herunterkommen – die ersten Abbrecher einer grossen Gruppe Rumänen, die schon um 22 Uhr gestartet waren. Na, das war ja motivierend! Unser Bergführer entschied sich, nicht diesen Direktweg zu nehmen, sondern die Variante durch die Westflanke der Kuppe, da dieser windgeschützter sei. Das war es in der Tat und schon bald geriet ich bei dem zügigen Tempo (350 Hm/h) ins Schwitzen. Bereits als wir auf dem Kopf der Kuppe ankamen, hätte ich mich am liebsten übergeben. Weiteren Teilnehmern der rumänischen Reisegruppe ging es genauso und noch mehr kehren um. So schnell aufgeben wollte ich aber doch nicht und so machten wir uns an den Gletscheraufstieg. Jeder Schritt war ein Kampf, reine Willenskraft, ich habe mich noch nie im Leben so schwach und elend gefühlt. Obwohl ich das Gefühl hatte, dass der Bergführer mich zog, fragt er mich nie, ob wir umkehren sollen. Dann endlich schälte sich Doppelkuppe des Cayambe aus der Dunkelheit. Noch 200 Höhenmeter sagte der Bergführer. Ich begann zu zählen, um mich abzulenken. Neben dem Gletscherbruch gab es eine kurze „steilere“ Passage und wir mussten den Pickel gegen die Stöcke tauschen. Darüber überstiegen wir ein paar Spalten und standen auf einem Plateau unterhalb des Hauptgipfels, wo ich mich erstmal auf den Boden sacken liess. Hier kamen uns schon zwei Gruppen entgegen: Nur einer von den 18 Rumänen und zwei fitte Franzosen hatten es geschafft. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr weitergehen, aber die anderen Bergführer feuerten mich an, im Gegensatz zu unserem, der während des Aufstiegs fast nichts gesagt hatte. So erreichten wir schon deutlich nach Sonnenaufgang endlich den Gipfel. Zu meiner Überraschung hatten wir aber doch „nur“ 6 Stunden gebraucht und lagen damit völlig in der Normzeit! Wir waren gerade noch rechtzeitig, bevor sich die obligatorische Linsenwolke über dem Gipfel bildete (was das Meteogramm von meteoblue übrigens sehr treffend vorhergesagt hatte).
Nach ein paar Bildern und einem Müsliriegel ging es wieder hinunter, erstaunlicherweise mit gewohnt sicherem und zügigem Abstiegstempo von 600 Hm/h. Beim Abstieg stellten sich dann Kopfweh und Benommenheit ein, ich hatte beim Aufstieg aus Angst, mich übergeben zu müssen fast nichts getrunken. Die Wolke folgte uns zum Glück nicht nach unten und so stiegen wir recht angenehm in der Sonne zur gefrorenen Laguna verde ab. Von dort folgten wir wieder dem windgeschützten Weg durch die Flanke. Im Licht sah ich, dass wir dort eine echt steile Fels-/Eispartie hochgekraxelt waren. Ohne Schnee gibt es dort einen deutlichen Sandweg, aber so mussten wir beim Abstieg zum Refugio nochmals aufpassen. Gegen 9:15 Uhr erreichten wir wieder die Hütte, von wo wir wieder bis zum Beginn der Pflasterarbeiten gefahren wurden. Diesmal gab es darunter kein Taxi und wir mussten noch 2 km zu Fuss absteigen.
Danach haben wir den Bergführer gefragt, warum er die Tour nicht abgebrochen hat, als er gesehen hat, dass es mir schlecht ging. Er meinte, er würde nur abbrechen, wenn die Kunden das explizit wünschen. Da hätte er lange warten können… jedenfalls hätte es extrem geholfen, wenn er während der Tour kommuniziert hätte, dass das Tempo gar nicht so schlecht war, wie ich die ganze Zeit dachte. Beim Chimborazo lag er mit seiner Zeitschätzung dafür dann goldrichtig.
Tourengänger:
Toni Montaña,
cardamine
Communities: Ultras
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