Pizzo d'Andolla 3654m - Alleingang über den Ostgrat
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Inmitten der mehrheitlich einfach zu besteigenden 4000er der östlichen Walliser Alpen versteckt sich mit dem Pizzo d'Andolla noch ein Berg mit ausnahmslos anspruchsvollen Routen. Rückblickend würde ich sogar behaupten, dass er der schwierigste Gipfel in der unmittelbaren Umgebung ist (außer evtl. Täschhorn, welches ich noch nicht bestiegen habe), erst westlich des Mattertals finden sich mit Matterhorn, Weisshorn usw. noch anspruchsvollere Gipfel.
Von vielen umliegenden 4000ern kann man den Pizzo d'Andolla sehen, natürlich besonders vom benachbarten Weissmies. Die meisten Bergsteiger dort werden wohl kaum Notiz von dem nur 3654m hohen Gipfel nehmen, viele kennen vermutlich nicht einmal seinen Namen. Gerade diese relative Unbekanntheit weckte mein Interesse natürlich ungemein. Der Normalweg von der Schweizer Seite schien mir klettertechnisch zu schwierig für eine Solobegehung zu sein, aber es gibt ja auch noch den Ostgrat von Italien aus...
Wesentliche Grundlage für meine Tour war der ausführliche Bericht von tapio hier auf hikr. (Google Übersetzer ist deutlich besser geworden seit meiner Tour auf den Piz Cengalo 2015!) Auf Bergfex war die Route ebenfalls eingezeichnet. Ich meine, dass diese mit dem Bericht sehr genau übereinstimmt. Ob ich den Schwierigkeiten gewachsen sein würde, musste sich herausstellen. Diese Ungewissheit gehört bei einer Tour dieser Dimension ganz natürlich mit dazu.
Alpe Cheggio - Einstieg (T4)
Ich machte mich morgens um 5:00 von meiner Ferienwohnung in Bellwald auf den Weg. Die Anfahrt über den Simplon war relativ weit, so dass ich erst um 7:10 an der Alpe Cheggio ankam, wo ich mein Auto auf dem kostenlosen Parkplatz vor dem Stausee abstellte. Um 7:20 ging es dann los. Man benötigt etwa 30 Minuten, um den Stausee zu umlaufen und auch danach geht es noch eine ganze Weile recht flach weiter, bis endlich der Weg zum Rifugio Andolla rechts abzweigt.
Ich erreichte die Hütte über den gut ausgebauten Weg gegen 9:30 (ganz gute Zeit trotz einer längeren Frühstückspause zwischendurch). Von dort aus dem oberen Weg Richtung Westen folgend, kommt man nach weiteren 150hm an eine deutliche rote Markierung an einem Steinmann. Hier geht es weglos nach rechts hinauf. Die Route bis zum Einstieg ist mit spärlichen Steinmännchen und gelben Tupfern markiert, aber ich fand es einfacher, mir meinen eigenen Weg zu suchen.
Immer leicht nach links haltend geht es aufwärts auf das Kar rechts neben der Rippe zu, welche von P.3254 herunterzieht. Dabei war ich immer etwas rechts der eigentlichen Markierungen, was für meine Begriffe günstiger war, deshalb nahm ich im Abstieg ebenfalls wieder etwa die gleiche Route. Etwa 50hm unterhalb des Einstiegs traf ich dann wieder auf die gelben Markierungen, die auf dem letzten Stück sehr zahlreich sind. Hier hat sich eine schwache Spur ausgebildet, der ich bequem zum Einstieg (ca.2825m) folgen konnte (2 Std von der Hütte bis hier, 11:30).
Einstieg - Zwischbergengletscher (WS, II)
Ein letzter Pfeil am Rinnengrund zeigt an, dass die Rinne direkt nach links verlassen werden soll. Also kraxelte ich links hinauf und folgte einer schwache Spur weiter aufwärts, etwas nach links von der Rinne wegziehend. Bald öffnete sich das Gelände etwas und ich folgte der Spur weiter nach rechts oben am Grund bzw. am Rand einer steilen, grasigen Mulde bis zum Grat der Rippe. Danach geht es erstmal einfach, dann schwieriger werdend auf der Rippe hinauf.
Bald wurde ich von einer etwa 5 Meter hohen IIer-Stelle das erste Mal klettertechnisch gefordert. Oben hängt eine Schlinge, welche aber nur Sinn macht, falls das Ziel ein Übergang zum/vom Zwischbergengletscher ist. Will man zum Pizzo d'Andolla, muss angesichts der Schwierigkeiten am Gipfelaufbau hier problemlos ungesichert geklettert werden können! Kurz nach dieser Stelle (etwa 3100m) leiten Steinmännchen nach links in die Flanke, welchen ich bis in eine große Mulde folgte.
Nach der einfachen Querung der Mulde kann auf der nächsten Rippe weiter hinaufgestiegen werden. Hier gibt es vermutlich mehrere Möglichkeiten. Ich bin nach etwa 50 hm auf der Rippe nochmal kurz nach rechts hinauf zu einem Steinmännchen. (Hierhin kann man vermutlich auch kommen, wenn man die Hauptrippe noch weiter hochsteigt und erst auf etwa 3200m nach links quert, dieser obere Teil sah aber schwieriger aus, vermutlich III.) Nun nach links hinausquerend, unterhalb von P.3254 hindurch, erreicht man den Ausstieg zum oberen Rand des Zwischbergengletschers.
Hier der einfachen Gratkante folgend, gelangt man zum kleinen Joch vor P.3308. Ich legte ein paar Meter auf dem Schnee zurück, da es viel einfacher war, als über die Felsen zu kraxeln. Danach hält man sich am besten weit links, um zu P.3308 hinaufzusteigen. Eine Umgehung rechts lohnt sich eher nicht, da dort viele Felsrinnen kraxelnd zu queren sind, wie ich auf dem Rückweg feststellen musste. Oben sind es noch ein paar Schritte Gehgelände bis zum Beginn des finalen Ostgrates, wo ich etwa um 13:45 meine Stöcke deponierte.
Zwischbergengletscher - Gipfel (ZS, III+)
Zuerst geht es noch etwas in moderat schwierigem Gelände (II) direkt am Grat aufwärts, dann leiten Steinmännchen nach links in die Flanke und der Schwierigkeitsgrad zieht mächtig an. An einer geeignet aussehenden Stelle kletterte ich eine kleinere Steilstufe mit guten Griffen und Tritten hinauf. Danach geht es wieder etwas quer nach links bis unter eine steile, etwa 25 Meter hohe Wand. Hier geht es nun hinauf (III-), im oberen Teil wird es etwas kaminartig, hier hängen an den linken Begrenzungsfelsen zwei oder drei Schlingen.
Oben steigt man wieder auf den Grat aus und steht dort vor der ersten Schlüsselstelle. Eine etwa 4 Meter hohe Platte muss mithilfe eines großen Risses überwunden werden. Es gibt gute Griffe und Tritte, allerdings erschien es mir unumgänglich, mindestens einmal mit beiden Händen in den Riss zu greifen und die Füße höher zu stellen. Beide Kanten sind aber rau und gutgriffig (III+, Ausgesetztheit hält sich in Grenzen).
Direkt darüber wartet eine weitere anspruchsvolle Stelle: Ist man kleiner als etwa 1,90m, so kann man die obere Kante nicht direkt greifen, sondern muss mit einer Kante auf Hüfthöhe vorlieb nehmen. Mit geeigneter Schwerpunktverlagerung gelang es mir, einen Arm zu lösen und oben die Kante zu fassen zu kriegen. (III, etwas kippelige Angelegenheit, Ausgesetztheit schon wesentlicher als beim Riss). Ich meine mich zu erinnern, dass eine Schlinge zum Abseilen über beide Stellen vorhanden war...
Nun steht man vor einem äußerst steilen und plattigen Gratabsatz, der unter SG V vermutlich nicht zu bewältigen ist. Also geht es wieder links in die Flanke (Steinmännchen), dort über riesige Blöcke eine Stufe hinauf (III-) und anschließend über ein schmales, leicht abschüssiges und mit Moos bewachsenes Bändchen weiter nach links. Über dieses erreicht man eine kleine Mulde unter der extrem steilen Gipfelwand. Hier hatte ich das erste Mal größere Orientierungsprobleme. Ich stieg dann einem Band folgend nach links hinauf und entdeckte hinter dem Eck einen Steinmann auf einem fortführenden Band.
Über brüchiges IIer-Gelände erreichte ich so eine weitere Rippe (ich glaube, diese zieht vom Gipfel genau Richtung Süden hinunter, der Südgrat mündet etwas oberhalb von links ein) bei einem markanten vorstehenden Felsen. Im Zickzack gelangte ich auf der Rippe bzw. etwas rechts davon aufwärts (Gelände und Orientierung anspruchsvoll). Dabei erklomm ich auch eine gutgriffige Rissstruktur nach links oben (II+). Ein paar Meter unter der Kante des Südgrates angekommen, war ich zuerst wieder ratlos. Die Lösung war ziemlich erstaunlich: Durch ein Loch zwischen großen Felsblöcken aufwärts kraxelnd kommt man auf den Südgrat hinauf.
Ich hatte gehofft, die wesentlichen Schwierigkeiten nun hinter mir zu haben, doch dem war leider nicht so. Hier oben am Grat pfiff zudem ein unangenehmer Wind, der zusätzlich hinderlich war. Ich kraxelte im zweiten Grad aufwärts, teilweise ziemlich ausgesetzt. Eine Spaltstruktur rechts des Grates ermöglicht dann nochmal kurz ein einfacheres Vorwärtskommen, danach wartet die zweite Schlüsselstelle. Der ca. 4 Meter hohe Gratabsatz kann rechts über eine breite Rissstruktur überwunden werden, diese ist jedoch maximal ausgesetzt (Absturz mit absoluter Sicherheit tödlich).
Da eine ungesicherte Begehung dieser Stelle ziemlich grenzwertig sein würde, setzte ich mich im Windschatten der Spaltstruktur erst einmal kurz hin, ließ meinen Puls zur Ruhe kommen und besann mich darauf dass die sichere Rückkehr zu meiner Familie immer über allem steht. Dann probierte ich ruhig und vorsichtig, ob ich im Riss aufwärts kommen könnte, aber der komplett glatte Fels an der linke Seite verhinderte das und so stieg ich nochmal herunter. Kurz begutachtete ich eine mögliche Umgehung an der linken Seite, aber diese sah auch ziemlich garstig aus und lag zudem auf der Windseite.
Die einzige Möglichkeit war also tatsächlich, den Hintern über den Abgrund zu bringen, die Füße nur auf Reibung an die Wand zu stellen und sich an den sehr guten, henkelartigen Griffen hinüber zu hangeln. Im absoluten Vertrauen auf meine Armkraft überwand ich so diese Stelle (III+) und ein kleiner Tritt knapp unterhalb des oberen Endes der Rissstruktur ermöglichte mir dann das Aufstehen, so dass ich oben aussteigen konnte. Der letzte Turm sieht nochmal gruselig aus, kann aber auf halber Höhe recht einfach nach links umklettert werden. Ziemlich unvermittelt stand ich dann um 15:10 vor dem Gipfelkreuz.
Abstieg
Meine Gipfelpause fiel relativ kurz aus. Wegen der schwierigen Klettereien im Abstieg wollte ich meine Muskeln gar nicht erst kalt werden lassen. Nach gut 10 Minuten machte ich mich schon wieder an den Rückweg. Direkt unterhalb des Gipfelturms sah ich Richtung Osten ein Steinmännchen auf einem Vorsprung. Kann man hier vielleicht direkt über den obersten Aufschwung des Ostgrates bis unter die Gipfelwand absteigen? Das auszuprobieren konnte ich solo natürlich nicht riskieren, und so ging es über die bekannte Route hinab.
Die Schlüsselstelle war nochmal anspruchsvoll, ansonsten empfand ich das Gelände mit mehr Ortskenntnis schon wieder als weniger gruselig. Vom Fuß der Gipfelwand studierte ich nochmal den obersten Ostgrat (den man von hier relativ einfach erreichen könnte), konnte dort aber keine Steinmännchen erkennen, zudem sah es äußerst steil aus. Ich setzte meinen Abstieg über das moosige Band, die erste Schlüsselstelle und die hohe Wandstufe fort. Danach wird das Gelände langsam wieder einfacher und gegen 16:30 erreichte ich mein Stockdepot, wo ich nochmal eine längere Rast machte als Ersatz für die quasi ausgefallene Gipfelpause.
Nun wartete noch ein langer Abstieg. Kurz nach der Querung unterhalb von P.3254 hatte ich nochmal ein paar Orientierungsprobleme, die mich ca. 15 Minuten kosteten. Das einfachere Gelände hatte ich mir nicht so gut gemerkt, es geht aber auch hier nicht überall runter. Ab der Rippe war die Wegführung dann klar und um ca. 18:15 stand ich wieder am Einstieg. Noch eine Stunde in zügigem Tempo über anstrengendes, wegloses Gelände zur Hütte und dann konnte ich endlich wieder auf Wanderwegen hinauslaufen. Um 20:50 erreichte ich erschöpft, aber erfreulicherweise nicht restlos erledigt, schließlich wieder den Parkplatz an der Alpe Cheggio.
Fazit und Bemerkungen:
Eine grandiose, sehr eindrückliche Tour, wenn man den Anforderungen gewachsen ist. Ich möchte an dieser Stelle aber ausdrücklich davor warnen, mit unzureichender Erfahrung in den Gipfelgrat einzusteigen. Ich habe hier mit meiner Solobegehung volle 20 Jahre Bergsteigererfahrung in die Waagschale geworfen und war ziemlich hart am Limit. Dass es absolut stabiles Wetter und schneefreie Bedingungen braucht, ist natürlich auch klar.
Anforderungen: Einen IIIer am Fels ungesichert (bzw. mit etwas Seilsicherung wenn man zu zweit geht) klettern zu können, reicht bei weitem nicht aus, um sicher dort hinauf und wieder hinunter zu kommen. Es wird der volle Alpinist (zumindest im Fels) gefordert. Man benötigt insbesondere einen guten Orientierungssinn für eine komplizierte, verwinkelte Route, die meine Beschreibung sicher nicht in allen Details erfassen konnte, und Fingerspitzengefühl für brüchige, ausgesetzte IIer-Passagen.
Ausrüstung: Ein Helm ist extrem wichtig, es sind unglaublich viele Steinböcke am Pizzo d'Andolla unterwegs. Falls man ein Seil mitnehmen möchte, reicht vermutlich 30m locker aus, um die schwierigen Passagen zu sichern bzw. abzuseilen. In den brüchigen Querungen wäre ein Seil wohl eher hinderlich, in den Steilstufen und oben am Südgrat könnte es aber gut eingesetzt werden. Möglichkeiten für das Setzen von Klemmgeräten gibt es dort auch zahlreich (eher die größeren Exemplare). Eisausrüstung braucht es bei guten Bedingungen nicht.
Von vielen umliegenden 4000ern kann man den Pizzo d'Andolla sehen, natürlich besonders vom benachbarten Weissmies. Die meisten Bergsteiger dort werden wohl kaum Notiz von dem nur 3654m hohen Gipfel nehmen, viele kennen vermutlich nicht einmal seinen Namen. Gerade diese relative Unbekanntheit weckte mein Interesse natürlich ungemein. Der Normalweg von der Schweizer Seite schien mir klettertechnisch zu schwierig für eine Solobegehung zu sein, aber es gibt ja auch noch den Ostgrat von Italien aus...
Wesentliche Grundlage für meine Tour war der ausführliche Bericht von tapio hier auf hikr. (Google Übersetzer ist deutlich besser geworden seit meiner Tour auf den Piz Cengalo 2015!) Auf Bergfex war die Route ebenfalls eingezeichnet. Ich meine, dass diese mit dem Bericht sehr genau übereinstimmt. Ob ich den Schwierigkeiten gewachsen sein würde, musste sich herausstellen. Diese Ungewissheit gehört bei einer Tour dieser Dimension ganz natürlich mit dazu.
Alpe Cheggio - Einstieg (T4)
Ich machte mich morgens um 5:00 von meiner Ferienwohnung in Bellwald auf den Weg. Die Anfahrt über den Simplon war relativ weit, so dass ich erst um 7:10 an der Alpe Cheggio ankam, wo ich mein Auto auf dem kostenlosen Parkplatz vor dem Stausee abstellte. Um 7:20 ging es dann los. Man benötigt etwa 30 Minuten, um den Stausee zu umlaufen und auch danach geht es noch eine ganze Weile recht flach weiter, bis endlich der Weg zum Rifugio Andolla rechts abzweigt.
Ich erreichte die Hütte über den gut ausgebauten Weg gegen 9:30 (ganz gute Zeit trotz einer längeren Frühstückspause zwischendurch). Von dort aus dem oberen Weg Richtung Westen folgend, kommt man nach weiteren 150hm an eine deutliche rote Markierung an einem Steinmann. Hier geht es weglos nach rechts hinauf. Die Route bis zum Einstieg ist mit spärlichen Steinmännchen und gelben Tupfern markiert, aber ich fand es einfacher, mir meinen eigenen Weg zu suchen.
Immer leicht nach links haltend geht es aufwärts auf das Kar rechts neben der Rippe zu, welche von P.3254 herunterzieht. Dabei war ich immer etwas rechts der eigentlichen Markierungen, was für meine Begriffe günstiger war, deshalb nahm ich im Abstieg ebenfalls wieder etwa die gleiche Route. Etwa 50hm unterhalb des Einstiegs traf ich dann wieder auf die gelben Markierungen, die auf dem letzten Stück sehr zahlreich sind. Hier hat sich eine schwache Spur ausgebildet, der ich bequem zum Einstieg (ca.2825m) folgen konnte (2 Std von der Hütte bis hier, 11:30).
Einstieg - Zwischbergengletscher (WS, II)
Ein letzter Pfeil am Rinnengrund zeigt an, dass die Rinne direkt nach links verlassen werden soll. Also kraxelte ich links hinauf und folgte einer schwache Spur weiter aufwärts, etwas nach links von der Rinne wegziehend. Bald öffnete sich das Gelände etwas und ich folgte der Spur weiter nach rechts oben am Grund bzw. am Rand einer steilen, grasigen Mulde bis zum Grat der Rippe. Danach geht es erstmal einfach, dann schwieriger werdend auf der Rippe hinauf.
Bald wurde ich von einer etwa 5 Meter hohen IIer-Stelle das erste Mal klettertechnisch gefordert. Oben hängt eine Schlinge, welche aber nur Sinn macht, falls das Ziel ein Übergang zum/vom Zwischbergengletscher ist. Will man zum Pizzo d'Andolla, muss angesichts der Schwierigkeiten am Gipfelaufbau hier problemlos ungesichert geklettert werden können! Kurz nach dieser Stelle (etwa 3100m) leiten Steinmännchen nach links in die Flanke, welchen ich bis in eine große Mulde folgte.
Nach der einfachen Querung der Mulde kann auf der nächsten Rippe weiter hinaufgestiegen werden. Hier gibt es vermutlich mehrere Möglichkeiten. Ich bin nach etwa 50 hm auf der Rippe nochmal kurz nach rechts hinauf zu einem Steinmännchen. (Hierhin kann man vermutlich auch kommen, wenn man die Hauptrippe noch weiter hochsteigt und erst auf etwa 3200m nach links quert, dieser obere Teil sah aber schwieriger aus, vermutlich III.) Nun nach links hinausquerend, unterhalb von P.3254 hindurch, erreicht man den Ausstieg zum oberen Rand des Zwischbergengletschers.
Hier der einfachen Gratkante folgend, gelangt man zum kleinen Joch vor P.3308. Ich legte ein paar Meter auf dem Schnee zurück, da es viel einfacher war, als über die Felsen zu kraxeln. Danach hält man sich am besten weit links, um zu P.3308 hinaufzusteigen. Eine Umgehung rechts lohnt sich eher nicht, da dort viele Felsrinnen kraxelnd zu queren sind, wie ich auf dem Rückweg feststellen musste. Oben sind es noch ein paar Schritte Gehgelände bis zum Beginn des finalen Ostgrates, wo ich etwa um 13:45 meine Stöcke deponierte.
Zwischbergengletscher - Gipfel (ZS, III+)
Zuerst geht es noch etwas in moderat schwierigem Gelände (II) direkt am Grat aufwärts, dann leiten Steinmännchen nach links in die Flanke und der Schwierigkeitsgrad zieht mächtig an. An einer geeignet aussehenden Stelle kletterte ich eine kleinere Steilstufe mit guten Griffen und Tritten hinauf. Danach geht es wieder etwas quer nach links bis unter eine steile, etwa 25 Meter hohe Wand. Hier geht es nun hinauf (III-), im oberen Teil wird es etwas kaminartig, hier hängen an den linken Begrenzungsfelsen zwei oder drei Schlingen.
Oben steigt man wieder auf den Grat aus und steht dort vor der ersten Schlüsselstelle. Eine etwa 4 Meter hohe Platte muss mithilfe eines großen Risses überwunden werden. Es gibt gute Griffe und Tritte, allerdings erschien es mir unumgänglich, mindestens einmal mit beiden Händen in den Riss zu greifen und die Füße höher zu stellen. Beide Kanten sind aber rau und gutgriffig (III+, Ausgesetztheit hält sich in Grenzen).
Direkt darüber wartet eine weitere anspruchsvolle Stelle: Ist man kleiner als etwa 1,90m, so kann man die obere Kante nicht direkt greifen, sondern muss mit einer Kante auf Hüfthöhe vorlieb nehmen. Mit geeigneter Schwerpunktverlagerung gelang es mir, einen Arm zu lösen und oben die Kante zu fassen zu kriegen. (III, etwas kippelige Angelegenheit, Ausgesetztheit schon wesentlicher als beim Riss). Ich meine mich zu erinnern, dass eine Schlinge zum Abseilen über beide Stellen vorhanden war...
Nun steht man vor einem äußerst steilen und plattigen Gratabsatz, der unter SG V vermutlich nicht zu bewältigen ist. Also geht es wieder links in die Flanke (Steinmännchen), dort über riesige Blöcke eine Stufe hinauf (III-) und anschließend über ein schmales, leicht abschüssiges und mit Moos bewachsenes Bändchen weiter nach links. Über dieses erreicht man eine kleine Mulde unter der extrem steilen Gipfelwand. Hier hatte ich das erste Mal größere Orientierungsprobleme. Ich stieg dann einem Band folgend nach links hinauf und entdeckte hinter dem Eck einen Steinmann auf einem fortführenden Band.
Über brüchiges IIer-Gelände erreichte ich so eine weitere Rippe (ich glaube, diese zieht vom Gipfel genau Richtung Süden hinunter, der Südgrat mündet etwas oberhalb von links ein) bei einem markanten vorstehenden Felsen. Im Zickzack gelangte ich auf der Rippe bzw. etwas rechts davon aufwärts (Gelände und Orientierung anspruchsvoll). Dabei erklomm ich auch eine gutgriffige Rissstruktur nach links oben (II+). Ein paar Meter unter der Kante des Südgrates angekommen, war ich zuerst wieder ratlos. Die Lösung war ziemlich erstaunlich: Durch ein Loch zwischen großen Felsblöcken aufwärts kraxelnd kommt man auf den Südgrat hinauf.
Ich hatte gehofft, die wesentlichen Schwierigkeiten nun hinter mir zu haben, doch dem war leider nicht so. Hier oben am Grat pfiff zudem ein unangenehmer Wind, der zusätzlich hinderlich war. Ich kraxelte im zweiten Grad aufwärts, teilweise ziemlich ausgesetzt. Eine Spaltstruktur rechts des Grates ermöglicht dann nochmal kurz ein einfacheres Vorwärtskommen, danach wartet die zweite Schlüsselstelle. Der ca. 4 Meter hohe Gratabsatz kann rechts über eine breite Rissstruktur überwunden werden, diese ist jedoch maximal ausgesetzt (Absturz mit absoluter Sicherheit tödlich).
Da eine ungesicherte Begehung dieser Stelle ziemlich grenzwertig sein würde, setzte ich mich im Windschatten der Spaltstruktur erst einmal kurz hin, ließ meinen Puls zur Ruhe kommen und besann mich darauf dass die sichere Rückkehr zu meiner Familie immer über allem steht. Dann probierte ich ruhig und vorsichtig, ob ich im Riss aufwärts kommen könnte, aber der komplett glatte Fels an der linke Seite verhinderte das und so stieg ich nochmal herunter. Kurz begutachtete ich eine mögliche Umgehung an der linken Seite, aber diese sah auch ziemlich garstig aus und lag zudem auf der Windseite.
Die einzige Möglichkeit war also tatsächlich, den Hintern über den Abgrund zu bringen, die Füße nur auf Reibung an die Wand zu stellen und sich an den sehr guten, henkelartigen Griffen hinüber zu hangeln. Im absoluten Vertrauen auf meine Armkraft überwand ich so diese Stelle (III+) und ein kleiner Tritt knapp unterhalb des oberen Endes der Rissstruktur ermöglichte mir dann das Aufstehen, so dass ich oben aussteigen konnte. Der letzte Turm sieht nochmal gruselig aus, kann aber auf halber Höhe recht einfach nach links umklettert werden. Ziemlich unvermittelt stand ich dann um 15:10 vor dem Gipfelkreuz.
Abstieg
Meine Gipfelpause fiel relativ kurz aus. Wegen der schwierigen Klettereien im Abstieg wollte ich meine Muskeln gar nicht erst kalt werden lassen. Nach gut 10 Minuten machte ich mich schon wieder an den Rückweg. Direkt unterhalb des Gipfelturms sah ich Richtung Osten ein Steinmännchen auf einem Vorsprung. Kann man hier vielleicht direkt über den obersten Aufschwung des Ostgrates bis unter die Gipfelwand absteigen? Das auszuprobieren konnte ich solo natürlich nicht riskieren, und so ging es über die bekannte Route hinab.
Die Schlüsselstelle war nochmal anspruchsvoll, ansonsten empfand ich das Gelände mit mehr Ortskenntnis schon wieder als weniger gruselig. Vom Fuß der Gipfelwand studierte ich nochmal den obersten Ostgrat (den man von hier relativ einfach erreichen könnte), konnte dort aber keine Steinmännchen erkennen, zudem sah es äußerst steil aus. Ich setzte meinen Abstieg über das moosige Band, die erste Schlüsselstelle und die hohe Wandstufe fort. Danach wird das Gelände langsam wieder einfacher und gegen 16:30 erreichte ich mein Stockdepot, wo ich nochmal eine längere Rast machte als Ersatz für die quasi ausgefallene Gipfelpause.
Nun wartete noch ein langer Abstieg. Kurz nach der Querung unterhalb von P.3254 hatte ich nochmal ein paar Orientierungsprobleme, die mich ca. 15 Minuten kosteten. Das einfachere Gelände hatte ich mir nicht so gut gemerkt, es geht aber auch hier nicht überall runter. Ab der Rippe war die Wegführung dann klar und um ca. 18:15 stand ich wieder am Einstieg. Noch eine Stunde in zügigem Tempo über anstrengendes, wegloses Gelände zur Hütte und dann konnte ich endlich wieder auf Wanderwegen hinauslaufen. Um 20:50 erreichte ich erschöpft, aber erfreulicherweise nicht restlos erledigt, schließlich wieder den Parkplatz an der Alpe Cheggio.
Fazit und Bemerkungen:
Eine grandiose, sehr eindrückliche Tour, wenn man den Anforderungen gewachsen ist. Ich möchte an dieser Stelle aber ausdrücklich davor warnen, mit unzureichender Erfahrung in den Gipfelgrat einzusteigen. Ich habe hier mit meiner Solobegehung volle 20 Jahre Bergsteigererfahrung in die Waagschale geworfen und war ziemlich hart am Limit. Dass es absolut stabiles Wetter und schneefreie Bedingungen braucht, ist natürlich auch klar.
Anforderungen: Einen IIIer am Fels ungesichert (bzw. mit etwas Seilsicherung wenn man zu zweit geht) klettern zu können, reicht bei weitem nicht aus, um sicher dort hinauf und wieder hinunter zu kommen. Es wird der volle Alpinist (zumindest im Fels) gefordert. Man benötigt insbesondere einen guten Orientierungssinn für eine komplizierte, verwinkelte Route, die meine Beschreibung sicher nicht in allen Details erfassen konnte, und Fingerspitzengefühl für brüchige, ausgesetzte IIer-Passagen.
Ausrüstung: Ein Helm ist extrem wichtig, es sind unglaublich viele Steinböcke am Pizzo d'Andolla unterwegs. Falls man ein Seil mitnehmen möchte, reicht vermutlich 30m locker aus, um die schwierigen Passagen zu sichern bzw. abzuseilen. In den brüchigen Querungen wäre ein Seil wohl eher hinderlich, in den Steilstufen und oben am Südgrat könnte es aber gut eingesetzt werden. Möglichkeiten für das Setzen von Klemmgeräten gibt es dort auch zahlreich (eher die größeren Exemplare). Eisausrüstung braucht es bei guten Bedingungen nicht.
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