Erzhorn & Aroser Rothorn
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Schotter in dreierlei Farben...
Diese Bergtour entspricht fast genau dem Tourenvorschlag im SAC-Alpinwanderführer Graubünden Nord, dessen Titelbild das schroffe Erzhorn zeigt. Die Überschreitung des Aroser Rothorn dient hier vor allem als kurzweiliger Zustieg zum Erzhornsattel. Also mache ich mal eine Ausnahme von meiner Devise, möglichst keinen Gipfel, den ich bereits erreicht habe, jemals erneut zu besteigen.
Die Bergstation der Rothornbahn (2860 m) befindet sich nicht auf dem höchsten Punkt des Parpaner Rothorns (2890 m). Diesen mitzunehmen kostet bestenfalls 40 Höhenmeter und es lohnt sich, weil man von dort einen hübschen Überblick über die gesamte Bergtour hat.
Weiter geht es am Grat entlang auf das Aroser Rothorn zu. Die zerklüftete Gratkante selbst wird meistens auf mehr oder weniger deutlichen Wegspuren in der Nordflanke umgangen. Alte rot-weiße Markierungen und neuere rote Punkte erleichtern die Wegfindung ziemlich stark. In der Nähe von P. 2866 wird ein Türmchen recht ausgesetzt umgangen (kurz T4+). Wer damit keine Probleme hat, wird bis zum Gipfel vermutlich auch keine mehr bekommen.
Der Gipfelaufbau besteht aus zwei Steilstufen und einen Stückchen Grat dazwischen. Die erste Steilstufe wird in der schroffen Südflanke erkraxelt (T4+, I). Macht viel Spaß. Der Grat (ca. 2930 m) ist unproblematisch. Auch die zweite Steilstufe erfordert kaum Kraxelei, ist aber ziemlich sandig und rutschig (T4). Sie endet unmittelbar auf dem geräumigen Gipfel des Aroser Rothorns (2980 m), dem höchsten Berg der Plessuralpen, welcher auch die umfassendste Aussicht der gesamten Tour bietet.
Der Abstieg über den Nordostgrat zum Erzhornsattel ist neu für mich. Er wird einfacher angegeben als der Aufstieg und ist es auch. Trotzdem eine abwechslungsreiche Route. Zuerst steigt man etwa hundert Höhenmeter über Geröll ab und erreicht dann eine Gesteinsgrenze. Prompt wird es etwas schrofig und felsig (T3+), von Kletterei kann man aber kaum sprechen. Nach der südseitigen Schrofenzone kehrt der Pfad an den Grat zurück und schlängelt sich kurzweilig zwischen den Felstürmchen hindurch.
Den Abstieg von der Geröllkuppe bei P. 2864 ("Piz Ivorie") zum Erzhornsattel kann man fast schon gemütlich nennen, denn das Geröll dort ist schön weich.
Umso beeindruckender baut sich jenseits des Erzhornsattels (2743 m) der Westgrat des Erzhorns auf. Aus der Ferne gelingt es mir nicht wirklich, eine gangbare Route auszumachen. In der Nähe des Sattels liegt noch ein winziges Schneefeld. Das bringt mich auf die Idee, das Bier aus dem Rucksack dort reinzutun, anstatt es aufs Erzhorn zu schleppen und es nach dem Abstecher auf das Erzhorn perfekt gekühlt zu genießen.
Je näher man dem Grateinstieg kommt, desto weniger sieht es nach Gratkletterei aus. Und tatsächlich kraxelt man fast nur über Blöcke und kleine Felsstufen erstaunlich unausgesetzt dem Gipfel entgegen. Die Route ist mit Steinmännchen und wenigen grauen Strichen ausreichend gekennzeichnet. Nicht in die Flanken abdrängen lassen! Aus meiner Sicht gibt es genau eine IIer-Stelle auf der Idealroute, und zwar einen kurzen Kamin ziemlich nahe beim unteren Einstieg in den felsigen Teil. Hochwärts bin ich stattdessen durch eine Rinne hoch, was aber weniger angenehm und weniger sicher zu gehen ist.
Die meiste Zeit kraxelt man im ersten Grad (wenn überhaupt) nach oben. Etwa 40 Höhenmeter unter dem Gipfel weisen die Steinmännchen plötzlich vom Grat weg in die Südflanke und das Gipfelkreuz kommt in Sicht.
Nun nicht mehr weiter am Grat hoch zum Vorgipfel, sondern einfacher über Geröll in den Sattel und unproblematisch zum höchsten Punkt des Erzhorns (2922 m). Ich versuche erst, den Vorgipfel zu erklettern und zu überschreiten, merke aber bald, dass die Schwierigkeiten zu- und die Begehungsspuren abnehmen, sodass ich das abbreche und lieber den Spuren durch die Flanke folge.
Das Erzhorn bietet einen hübschen Tiefblick nach Arosa und wird laut Gipfelbuch immerhin knapp 50 Mal im Jahr bestiegen. Eigentlich ein lohnender Gipfel!
Der Abstieg auf der bekannten Route fällt mir eher leichter als der Aufstieg. Das Schneerestchen im Erzhornsattel ist noch nicht weggetaut und mein Bier auch noch nicht den Hang hinuntergerollt, sodass einer gemütlichen Pause nichts im Wege steht.
Obwohl die Bergtour nicht allzu anstrengend ist, sollte man den Abstieg nach Arosa wegen seiner Länge nicht unterschätzen. Der Wegweiser im Erzhornsattel veranschlagt zwei Stunden, was für mindestens acht Kilometer und tausennd Abstiegshöhenmeter knapp bemessen ist, vor allem, wenn man bis zum Bahnhof möchte. Der Weg ist bis kurz vor den Älplisee blau-weiß markiert, aber ziemlich leicht (bisschen steil, aber weder ausgesetzt noch kraxelig) und zügig zu begehen. Aus meiner Sicht fühlt sich das bestenfalls nach T3 an, aber vielleicht ist die Route ja anfällig für schlechte Verhältnisse und deshalb alpin markiert?
Der kürzeste Weg vom Älpli- zum Schwellisee ist derzeit gesperrt. Man muss aber nicht den Umweg über Ifang nehmen. Etwa dreihundert Meter nödlich von P. 2050 zweigt eine unmarkierte Wegspur zum Schwellisee ab, welche schön zu gehen ist. Bald darauf erreiche ich Innerarosa und "spaziere" an der Hörnlibahn und an der Kirche vorbei zum Bahnhof (1738 m), wobei ich ganz schön Gas geben muss.
Zehn Minuten vor der Zugabfahrt komme ich an und freue mich auf eine gemütliche Fahrt in der 1. Klasse nach Chur. Aber ach! Die Wagen sind alt und heiß und ziemlich voll. In Chur ist der Zug leicht verspätet und ich muss durch den ganzen Bahnhof hetzten, um den Bus nach Lenzerheide noch zu erwischen, der natürlich auch voll, aber immerhin klimatisiert ist. Insgesamt kann ich die Rückreise über Chur nicht empfehlen, insbesondere nicht die Zugfahrt. Besser die Seilbahnen benutzen, zumal man damit auch den öden Hatscher durch Arosa einspart.
Schwierigkeiten & Gehzeiten
Parpaner Rothorn Bergstation - Parpaner Rothorn Hauptgipfel: T2; 10 min
Parpaner Rothorn Hauptgipfel - Aroser Rothorn: T4+ / I; 45 min
Aroser Rothorn - Erzhornsattel: T3+; 35 min
Erzhornsattel - Erzhorn - Erzhornsattel: T5- / II- (1 Stelle, meist I); 1 h 10 min (hin und zurück)
Erzhornsattel - Älplisee: T3; 55 min
Älplisee - Arosa Bahnhof: T2 und T1; 1 h 20 min
Fazit - eine faszinierende "bunte" Berglandschaft
Diese Bergtour entspricht fast genau dem Tourenvorschlag im SAC-Alpinwanderführer Graubünden Nord, dessen Titelbild das schroffe Erzhorn zeigt. Die Überschreitung des Aroser Rothorn dient hier vor allem als kurzweiliger Zustieg zum Erzhornsattel. Also mache ich mal eine Ausnahme von meiner Devise, möglichst keinen Gipfel, den ich bereits erreicht habe, jemals erneut zu besteigen.
Die Bergstation der Rothornbahn (2860 m) befindet sich nicht auf dem höchsten Punkt des Parpaner Rothorns (2890 m). Diesen mitzunehmen kostet bestenfalls 40 Höhenmeter und es lohnt sich, weil man von dort einen hübschen Überblick über die gesamte Bergtour hat.
Weiter geht es am Grat entlang auf das Aroser Rothorn zu. Die zerklüftete Gratkante selbst wird meistens auf mehr oder weniger deutlichen Wegspuren in der Nordflanke umgangen. Alte rot-weiße Markierungen und neuere rote Punkte erleichtern die Wegfindung ziemlich stark. In der Nähe von P. 2866 wird ein Türmchen recht ausgesetzt umgangen (kurz T4+). Wer damit keine Probleme hat, wird bis zum Gipfel vermutlich auch keine mehr bekommen.
Der Gipfelaufbau besteht aus zwei Steilstufen und einen Stückchen Grat dazwischen. Die erste Steilstufe wird in der schroffen Südflanke erkraxelt (T4+, I). Macht viel Spaß. Der Grat (ca. 2930 m) ist unproblematisch. Auch die zweite Steilstufe erfordert kaum Kraxelei, ist aber ziemlich sandig und rutschig (T4). Sie endet unmittelbar auf dem geräumigen Gipfel des Aroser Rothorns (2980 m), dem höchsten Berg der Plessuralpen, welcher auch die umfassendste Aussicht der gesamten Tour bietet.
Der Abstieg über den Nordostgrat zum Erzhornsattel ist neu für mich. Er wird einfacher angegeben als der Aufstieg und ist es auch. Trotzdem eine abwechslungsreiche Route. Zuerst steigt man etwa hundert Höhenmeter über Geröll ab und erreicht dann eine Gesteinsgrenze. Prompt wird es etwas schrofig und felsig (T3+), von Kletterei kann man aber kaum sprechen. Nach der südseitigen Schrofenzone kehrt der Pfad an den Grat zurück und schlängelt sich kurzweilig zwischen den Felstürmchen hindurch.
Den Abstieg von der Geröllkuppe bei P. 2864 ("Piz Ivorie") zum Erzhornsattel kann man fast schon gemütlich nennen, denn das Geröll dort ist schön weich.
Umso beeindruckender baut sich jenseits des Erzhornsattels (2743 m) der Westgrat des Erzhorns auf. Aus der Ferne gelingt es mir nicht wirklich, eine gangbare Route auszumachen. In der Nähe des Sattels liegt noch ein winziges Schneefeld. Das bringt mich auf die Idee, das Bier aus dem Rucksack dort reinzutun, anstatt es aufs Erzhorn zu schleppen und es nach dem Abstecher auf das Erzhorn perfekt gekühlt zu genießen.
Je näher man dem Grateinstieg kommt, desto weniger sieht es nach Gratkletterei aus. Und tatsächlich kraxelt man fast nur über Blöcke und kleine Felsstufen erstaunlich unausgesetzt dem Gipfel entgegen. Die Route ist mit Steinmännchen und wenigen grauen Strichen ausreichend gekennzeichnet. Nicht in die Flanken abdrängen lassen! Aus meiner Sicht gibt es genau eine IIer-Stelle auf der Idealroute, und zwar einen kurzen Kamin ziemlich nahe beim unteren Einstieg in den felsigen Teil. Hochwärts bin ich stattdessen durch eine Rinne hoch, was aber weniger angenehm und weniger sicher zu gehen ist.
Die meiste Zeit kraxelt man im ersten Grad (wenn überhaupt) nach oben. Etwa 40 Höhenmeter unter dem Gipfel weisen die Steinmännchen plötzlich vom Grat weg in die Südflanke und das Gipfelkreuz kommt in Sicht.
Nun nicht mehr weiter am Grat hoch zum Vorgipfel, sondern einfacher über Geröll in den Sattel und unproblematisch zum höchsten Punkt des Erzhorns (2922 m). Ich versuche erst, den Vorgipfel zu erklettern und zu überschreiten, merke aber bald, dass die Schwierigkeiten zu- und die Begehungsspuren abnehmen, sodass ich das abbreche und lieber den Spuren durch die Flanke folge.
Das Erzhorn bietet einen hübschen Tiefblick nach Arosa und wird laut Gipfelbuch immerhin knapp 50 Mal im Jahr bestiegen. Eigentlich ein lohnender Gipfel!
Der Abstieg auf der bekannten Route fällt mir eher leichter als der Aufstieg. Das Schneerestchen im Erzhornsattel ist noch nicht weggetaut und mein Bier auch noch nicht den Hang hinuntergerollt, sodass einer gemütlichen Pause nichts im Wege steht.
Obwohl die Bergtour nicht allzu anstrengend ist, sollte man den Abstieg nach Arosa wegen seiner Länge nicht unterschätzen. Der Wegweiser im Erzhornsattel veranschlagt zwei Stunden, was für mindestens acht Kilometer und tausennd Abstiegshöhenmeter knapp bemessen ist, vor allem, wenn man bis zum Bahnhof möchte. Der Weg ist bis kurz vor den Älplisee blau-weiß markiert, aber ziemlich leicht (bisschen steil, aber weder ausgesetzt noch kraxelig) und zügig zu begehen. Aus meiner Sicht fühlt sich das bestenfalls nach T3 an, aber vielleicht ist die Route ja anfällig für schlechte Verhältnisse und deshalb alpin markiert?
Der kürzeste Weg vom Älpli- zum Schwellisee ist derzeit gesperrt. Man muss aber nicht den Umweg über Ifang nehmen. Etwa dreihundert Meter nödlich von P. 2050 zweigt eine unmarkierte Wegspur zum Schwellisee ab, welche schön zu gehen ist. Bald darauf erreiche ich Innerarosa und "spaziere" an der Hörnlibahn und an der Kirche vorbei zum Bahnhof (1738 m), wobei ich ganz schön Gas geben muss.
Zehn Minuten vor der Zugabfahrt komme ich an und freue mich auf eine gemütliche Fahrt in der 1. Klasse nach Chur. Aber ach! Die Wagen sind alt und heiß und ziemlich voll. In Chur ist der Zug leicht verspätet und ich muss durch den ganzen Bahnhof hetzten, um den Bus nach Lenzerheide noch zu erwischen, der natürlich auch voll, aber immerhin klimatisiert ist. Insgesamt kann ich die Rückreise über Chur nicht empfehlen, insbesondere nicht die Zugfahrt. Besser die Seilbahnen benutzen, zumal man damit auch den öden Hatscher durch Arosa einspart.
Schwierigkeiten & Gehzeiten
Parpaner Rothorn Bergstation - Parpaner Rothorn Hauptgipfel: T2; 10 min
Parpaner Rothorn Hauptgipfel - Aroser Rothorn: T4+ / I; 45 min
Aroser Rothorn - Erzhornsattel: T3+; 35 min
Erzhornsattel - Erzhorn - Erzhornsattel: T5- / II- (1 Stelle, meist I); 1 h 10 min (hin und zurück)
Erzhornsattel - Älplisee: T3; 55 min
Älplisee - Arosa Bahnhof: T2 und T1; 1 h 20 min
Fazit - eine faszinierende "bunte" Berglandschaft
Tourengänger:
Bergmax

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