Tibistock 2023m Überschreitung Nord-Süd, Diepen 2221m Überschreitung via Südostgrat, Rophaien 2078m
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Mein Projekt der Jahreszahl-Gipfel, bei welchem ich jedes Jahr versuche, möglichst viele Berge zu besteigen, deren Höhe exakt der aktuellen Jahreszahl entspricht (mehr Infos) rückt den Tibistock 2023m in den Fokus meiner Tourenplanung. Der Tibistock ist für die meisten anderen Touren eher eine Randnotiz und wird meistens nur von Gipfelsammlern erklommen. Für die Besteigung wurde bisher nur eine Route dokumentiert, und zwar jene vom nahegelegenen Firtiggrätli. Da ich aber wirklich nicht gerne zweimal denselben Weg wandere, machte ich mich für diesen Gipfel an die Planung eines möglichen alternativen Aufstiegs, später mehr dazu. Wie üblich bei meinen Jahreszahl-Gipfel-Touren plane ich eine tagesfüllende Tour um den Gipfel. Beim Tibistock bietet sich der Besuch des Rophaien an. Da auch mit Start und Ende der Tour auf Seehöhe die 2000 Hm, die ich mir in letzter Zeit als Richtwert für eine Tour mit Trainingseffekt setze, noch nicht ausgeschöpft sind, nehme ich spontan noch den Diepen in die Runde mit auf. Hier findet man fast nur Berichte für die Route über die Westflanke, andere wurden bisher nur kurz erwähnt. Aber immerhin sollte es möglich sein, auch den Diepen zu überschreiten.
Aber von Anfang an: Auch wenn es nicht dringend nötig gewesen wäre, wollte ich heute mal meine neue lokale früheste Busverbindung um 04:45 ausprobieren, und kann so bereits um 06:45 in Sisikon starten. Auf den markierten Wanderwegen gehts sogleich zügig aufwärts nach Mänzigried, wo ich ein paar Gämsen beim Morgenessen überrasche. Der Wegweiser zeigt von hier aus eigentlich auf den kleinen Weg, welcher steiler die Wiese hinauf geht, nicht wie auf der Karte der Strasse entlang. Ich folge aber trotzdem der Strasse nach Zingel. Möglicherweise soll dies eine Umleitung sein, da die Strasse gerade neu geteert wird. Weiter gehts auf schönem aber manchmal ziemlich steilem Waldweg nach Alplen, begleitet vom ständigen Helikopter-Sound, welcher heute glücklicherweise keine Wanderer sondern Baumstämme ausfliegt.
Ab Alplen geht's für mich weiter in Richtung Lidernenhütte. Bei P. 1511, direkt unter der Materialseilbahn, verlasse ich aber den markierten Weg und folge stattdessen dem auf der Landeskarte eingezeichneten Weg Richtung Rotenbalm. Dieser Weg ist stellenweise etwas überwuchert und nass-schlammig-rutschig, aber immer noch viel angenehmer, als sich weglos durch diese Botanik zu kämpfen. Die Wegfindung ist meistens kein Problem, nur einmal auf einer kleinen Weide verliere ich die Spuren kurz.
Auf ca. 1700m beginnt dann das Abenteuer des Tibistock-Nordaufstiegs. Mithilfe von Fotos, Karte und Satellitenbild habe ich mir eine mögliche Route zusammengestellt - mit der festen Erwartung, dass es nicht klappen könnte. So viel aber schonmal vorweg: Es hat alles tiptop geklappt und es war ein sehr toller Aufstieg! Ich erlaube mir hier, ein Foto von Bergamotte zu klauen, um meine (schlussendlich gewanderte) Route einzuzeichnen:
Der Tibistock ist auf allen Seiten von einer durchgehenden, senkrechten Felsstufe begrenzt. Schwachstellen gibt es nur wenige. Eine davon befindet sich an der nordöstlichen Ecke - mein heutiger Einstieg in die Besteigung des Tibistocks. Vom unmarkierten Weg nach Rotenbalm kann einfach zur Felswand und deren Schwachstelle traversiert werden (T3). Auch wenn ich bisher keinerlei Infos zu dieser Route gefunden habe, wird sie offenbar doch hin und wieder begangen - im ganzen Aufstieg finden sich immer wieder mal menschengeschaffene Trittspuren.
Die erste Steilstufe kann auf zwei Wegen überwunden werden: Nach rechts ist die Kraxelei einfacher (I, oben blau eingezeichnet), allerdings fand ich mich danach in einem ziemlich dichten Legföhren-Dickicht wieder, welches nicht unüberwindbar, aber doch recht mühsam gewesen wäre. Aus diesem Grund ging ich etwas retour, um stattdessen das steile Couloir zu versuchen, das beim Einstieg linkerhand abgeht. Deutliche Trittspuren sind vorhanden. Das Couloir ist sehr steil und erdig. Die besten Griffe und Tritte fand ich auf der linken Seite des Couloirs. Die Kletterei war aber knifflig genug, dass ich eine II vergebe. Am oberen Ende des Couloirs folgen dann ebenfalls hinderliche Legföhren, aber nur gerade zwei Stück davon, so dass deren Überwindung mit vernünftigen Aufwand möglich war. Ich entschied mich dazu, unten durch zu kriechen, und die Legföhren nach oben wegzudrücken.
Nach dieser ersten Stufe gelangt man auf übersichtliches, leicht ansteigendes Wiesengelände. Auf diesem steige ich bis in die obere rechte Ecke auf. Das attraktive Grasband, welches auf halber Höhe nach rechts abgeht, ignoriere ich - ob man dort weiterkommen würde, weiss ich nicht. Am Ende des Wiesengeländes folgt eine weitere kurze Kraxelstelle, wo sich wieder vereinzelte Spuren finden. Ein erster Angriff etwas weiter rechts führte mich zu einem etwas ekligen, leicht überhängendem Kletterzug, der mir nicht geheuer war (III, oben blau eingezeichnet). Also ging ich nochmals ein paar Meter zurück und versuchte es stattdessen etwas weiter links, wo die Steilstufe im ersten Grad geknackt werden kann. Danach Traverse nach rechts und eine steile aber unschwierige Wiese hinauf, um auf ein breites Grasband zu gelangen.
Das Grasband wird gegen oben wiederum von einer Felsstufe begrenzt. Erklettern kann man dieses an diversen Stellen, entscheidender sind eher die Legföhren. Etwa in der Mitte des Grasbandes wähle ich meine Route aus (vgl. Bildstrecke / GPS-Track). In anregender II-er Kletterei geht's auf Karstfelsen ein paar Meter hoch. Eventuell kann ein paar Meter weiter rechts einfacher aufgestiegen werden. Nach rechts haltend finde ich oben weitere Trittspuren, die eine perfekte Route ohne Legföhren-Behinderung weisen. Es folgt eine weitere, letzte kurze Kletterei über eine Karstplatte, deren tiefe Runsen gute Griffe bieten (I).
Danach sind die technischen Schwierigkeiten geschafft. Links haltend gelangt man in einfachem und übersichtlichem Gehgelände, stellenweise mit Wegspuren, auf einen Sattel, und über diesen auf das grasige Gipfelplateau des Tibistocks. In freier Routenwahl steigt man ans Südende des Plateaus auf, um den Gipfel des Tibistocks zu gewinnen.
Mit Ausnahme der kurzen Legföhren-Passage nach dem Einstiegscouloir bestand der ganze Aufstieg aus spassigen Kraxeleien und gutgängigem Gehgelände. Ein absolut empfehlenswerter Aufstieg auf diesen unbekannten Gipfel!
Nach einer wohlverdienten Pause nach diesem Abenteuer und dem erfolgreich absolvierten Jahreszahl-Gipfel, geht es an den kurzen Abstieg zum Firtiggrätli über den Südgrat. Der Abstieg beginnt mit ein paar Höhenmetern steilen aber guttrittigen Schrofengeländes (T4). Linkerhand eröffnet sich dann die etwas versteckte Aufstiegsrinne, welche ebenfalls über Schrofen entlang einer etwas abdrängenden Felswand weiter abwärts führt. Danach führt das Grasband in entgegengesetzter Richtung leicht ansteigend wieder zurück zur Gratkante, welche ab hier grasiges Gehgelände ist. Auf Wegspuren gelangt man unschwierig (T3) zu den markierten Wanderwegen am Firtiggrätli.
Das zweite Abenteuer heute ist für mich der Aufstieg von Osten auf den Diepen. Hier die gewählte Route, eingezeichnet in einem Foto von Chrichen:
Vom Firtiggrätli folge ich dem markierten Wanderweg Richtung Schön Chulm um den Diepen herum. Bevor der Wanderweg seinen höchsten Punkt bei einer Felsrippe erreicht, verlasse ich ihn und steige über eine steile Wiesen- und später Schrofenflanke hoch, T4. Ich verlasse die Flanke, um auf den vorstehenden Kopf zu steigen. Eine sehr steile Flankentraverse führt zu einem weiteren steilen Aufstieg, über welchen man schliesslich den Südostgrat erreicht. Die Traverse ist allerdings sehr knifflig bzw. mühsam (T5) und ich würde bei einer weiteren Begehung der Route stattdessen versuchen, den Wanderweg erst nach dem Felskopf zu verlassen, und von dort in möglichst direkter Linie auf den Grat aufzusteigen (oben blau eingezeichnet).
Auf dem Grat angekommen folgt nun der sehr schöne und spassige Teil des Aufstiegs: Über einen recht langen, ziemlich steilen, aber meist wenig exponierten Schrofengrat geht es in einfacher Kraxelei aufwärts (T4, I). Gegen oben geht der Grat wieder in eine Wiesenflanke über, die steil aber nicht besonders schwierig erstiegen werden kann (T4).
Oben an der Flanke angekommen steht man nun auf dem grasigen Vorgipfel und hat den letzten Abschnitt des Aufstieges im Blick: Der Grat wird hier nun exponiert, dafür aber flach. Zuerst grasig und einfach (T4), danach folgt eine kurze felsige Stelle, die sehr ausgesetzt ist, und keine guten Möglichkeiten bietet, sich festzuhalten oder abzustützen, wenn man wie ich alles oben drüber geht (Schlüsselstelle, kurz T5+). Eine Umgehung dieser Stelle ist vermutlich linksseitig möglich, das Gelände dort ist aber sehr abschüssig und nicht unbedingt einfacher. Nach der Schlüsselstelle folgt der kurze und wenig schwierige (T4) Schlussaufstieg.
Auch nach diesem gelungenen Abenteuer gönne ich mir auf diesem höchsten Punkt meiner heutigen Wanderung eine ausgiebige Pause. Wetter und Aussicht sind heute schlicht perfekt. Der Abstieg folgt über die "Normalroute" über die nicht allzu steile wiesige Westflanke. Oben weglos, weiter unten dann auf Wegspuren (T3) gelangt man zum markierten Alpinwanderweg zurück, der vom Firtiggrätli zum Rophaien führt.
Diesem Alpinwanderweg (T3+, meist einfacher) folge ich nun, mit kurzen Abstechern zum Gipfel vom Äbneter Stöckli (T3) sowie dem höchsten Punkt der Roten Chöpf (T3+, leicht ausgesetzt auf der Gratkante), bis zum Rophaien, dem letzten Gipfelziel für heute. Schwierigere Stellen sind mit Stahlseilen gesichert.
Den Abstieg nach Flüelen wähle ich über meist wbw markierte Wege. Vom Rophaien bis Franzen wird ein T3 nicht überstiegen. Unterhalb der Weiden von Franzen ist aber nochmals eine grössere Portion Konzentration nötig: Der Weg führt durch eindrücklich steiles Gelände sehr steil abwärts. Die Spitzkehren verlaufen häufig sehr nahe an senkrechten Abbrüchen entlang und es gibt sehr viele Stellen, wo man wirklich nicht stolpern oder über eine Kurve hinausschiessen will (T3+). Nach der bereits langen und anspruchsvollen Tour merke ich hier, wie meine mentalen Reserven langsam aber sicher zur Neige gehen und ich mich nach einfacheren Wegen sehne. Entsprechend lange fühlt sich der Abstieg von Franzen nach Gibel an.
Aber schliesslich ist es geschafft. Bei Gibel werden die Wege wieder viel einfacher (T2 und weniger) und wenn man mal aus dem Wald draussen ist, stellt man erleichtert fest, wie nahe Flüelen schon herangerückt ist. Da es bis zur nächsten Zugverbindung noch eine Weile dauert, kann ich den letzten Teil der Wanderung sehr gemütlich angehen und erreiche schliesslich etwas erschöpft aber sehr zufrieden ob der gelungenen Tour Flüelen
Jagdbanngebiet?
Auf dem Alpinwanderweg Franzen-Rophaien, wo der Weg den Gratrücken erreicht, informiert zurzeit ein Schild darüber, dass grosse Teile der Talflanke des Riemenstaldner-Tals auf der Seite des Rophaien ein Jagdbanngebiet sei. Dieses Gebiet umfasst insbesondere auch den gesamten Tibistock. Gemäss Schild seien Freizeitaktivitäten abseits der markierten Wege zu unterlassen. Da ich heute oft nicht auf offiziellen Wegen unterwegs war, fürchtete ich, bei der Planung etwas übersehen und gegen dieses Gebot verstossen zu haben. Bei der Heimreise prüfte ich dies eingehend und kam zu folgenden Feststellungen:
Zeiten und Schwierigkeiten
Hinweis: Die Wegzeiten und Schwierigkeiten beziehen sich auf die Strecke zwischen dem Checkpoint der vorhergehenden Zeile und dem Checkpoint der eingetragenen Zeile.
Wegzeit Total: 9 h 30 min
Pausen Total: 1 h 55 min
Zeitaufwand Total: 11 h 25 min
Ausrüstung
- Wanderschuhe
- Helm (im Aufstieg zum Diepen)
Aber von Anfang an: Auch wenn es nicht dringend nötig gewesen wäre, wollte ich heute mal meine neue lokale früheste Busverbindung um 04:45 ausprobieren, und kann so bereits um 06:45 in Sisikon starten. Auf den markierten Wanderwegen gehts sogleich zügig aufwärts nach Mänzigried, wo ich ein paar Gämsen beim Morgenessen überrasche. Der Wegweiser zeigt von hier aus eigentlich auf den kleinen Weg, welcher steiler die Wiese hinauf geht, nicht wie auf der Karte der Strasse entlang. Ich folge aber trotzdem der Strasse nach Zingel. Möglicherweise soll dies eine Umleitung sein, da die Strasse gerade neu geteert wird. Weiter gehts auf schönem aber manchmal ziemlich steilem Waldweg nach Alplen, begleitet vom ständigen Helikopter-Sound, welcher heute glücklicherweise keine Wanderer sondern Baumstämme ausfliegt.
Ab Alplen geht's für mich weiter in Richtung Lidernenhütte. Bei P. 1511, direkt unter der Materialseilbahn, verlasse ich aber den markierten Weg und folge stattdessen dem auf der Landeskarte eingezeichneten Weg Richtung Rotenbalm. Dieser Weg ist stellenweise etwas überwuchert und nass-schlammig-rutschig, aber immer noch viel angenehmer, als sich weglos durch diese Botanik zu kämpfen. Die Wegfindung ist meistens kein Problem, nur einmal auf einer kleinen Weide verliere ich die Spuren kurz.
Auf ca. 1700m beginnt dann das Abenteuer des Tibistock-Nordaufstiegs. Mithilfe von Fotos, Karte und Satellitenbild habe ich mir eine mögliche Route zusammengestellt - mit der festen Erwartung, dass es nicht klappen könnte. So viel aber schonmal vorweg: Es hat alles tiptop geklappt und es war ein sehr toller Aufstieg! Ich erlaube mir hier, ein Foto von Bergamotte zu klauen, um meine (schlussendlich gewanderte) Route einzuzeichnen:
Der Tibistock ist auf allen Seiten von einer durchgehenden, senkrechten Felsstufe begrenzt. Schwachstellen gibt es nur wenige. Eine davon befindet sich an der nordöstlichen Ecke - mein heutiger Einstieg in die Besteigung des Tibistocks. Vom unmarkierten Weg nach Rotenbalm kann einfach zur Felswand und deren Schwachstelle traversiert werden (T3). Auch wenn ich bisher keinerlei Infos zu dieser Route gefunden habe, wird sie offenbar doch hin und wieder begangen - im ganzen Aufstieg finden sich immer wieder mal menschengeschaffene Trittspuren.
Die erste Steilstufe kann auf zwei Wegen überwunden werden: Nach rechts ist die Kraxelei einfacher (I, oben blau eingezeichnet), allerdings fand ich mich danach in einem ziemlich dichten Legföhren-Dickicht wieder, welches nicht unüberwindbar, aber doch recht mühsam gewesen wäre. Aus diesem Grund ging ich etwas retour, um stattdessen das steile Couloir zu versuchen, das beim Einstieg linkerhand abgeht. Deutliche Trittspuren sind vorhanden. Das Couloir ist sehr steil und erdig. Die besten Griffe und Tritte fand ich auf der linken Seite des Couloirs. Die Kletterei war aber knifflig genug, dass ich eine II vergebe. Am oberen Ende des Couloirs folgen dann ebenfalls hinderliche Legföhren, aber nur gerade zwei Stück davon, so dass deren Überwindung mit vernünftigen Aufwand möglich war. Ich entschied mich dazu, unten durch zu kriechen, und die Legföhren nach oben wegzudrücken.
Nach dieser ersten Stufe gelangt man auf übersichtliches, leicht ansteigendes Wiesengelände. Auf diesem steige ich bis in die obere rechte Ecke auf. Das attraktive Grasband, welches auf halber Höhe nach rechts abgeht, ignoriere ich - ob man dort weiterkommen würde, weiss ich nicht. Am Ende des Wiesengeländes folgt eine weitere kurze Kraxelstelle, wo sich wieder vereinzelte Spuren finden. Ein erster Angriff etwas weiter rechts führte mich zu einem etwas ekligen, leicht überhängendem Kletterzug, der mir nicht geheuer war (III, oben blau eingezeichnet). Also ging ich nochmals ein paar Meter zurück und versuchte es stattdessen etwas weiter links, wo die Steilstufe im ersten Grad geknackt werden kann. Danach Traverse nach rechts und eine steile aber unschwierige Wiese hinauf, um auf ein breites Grasband zu gelangen.
Das Grasband wird gegen oben wiederum von einer Felsstufe begrenzt. Erklettern kann man dieses an diversen Stellen, entscheidender sind eher die Legföhren. Etwa in der Mitte des Grasbandes wähle ich meine Route aus (vgl. Bildstrecke / GPS-Track). In anregender II-er Kletterei geht's auf Karstfelsen ein paar Meter hoch. Eventuell kann ein paar Meter weiter rechts einfacher aufgestiegen werden. Nach rechts haltend finde ich oben weitere Trittspuren, die eine perfekte Route ohne Legföhren-Behinderung weisen. Es folgt eine weitere, letzte kurze Kletterei über eine Karstplatte, deren tiefe Runsen gute Griffe bieten (I).
Danach sind die technischen Schwierigkeiten geschafft. Links haltend gelangt man in einfachem und übersichtlichem Gehgelände, stellenweise mit Wegspuren, auf einen Sattel, und über diesen auf das grasige Gipfelplateau des Tibistocks. In freier Routenwahl steigt man ans Südende des Plateaus auf, um den Gipfel des Tibistocks zu gewinnen.
Mit Ausnahme der kurzen Legföhren-Passage nach dem Einstiegscouloir bestand der ganze Aufstieg aus spassigen Kraxeleien und gutgängigem Gehgelände. Ein absolut empfehlenswerter Aufstieg auf diesen unbekannten Gipfel!
Nach einer wohlverdienten Pause nach diesem Abenteuer und dem erfolgreich absolvierten Jahreszahl-Gipfel, geht es an den kurzen Abstieg zum Firtiggrätli über den Südgrat. Der Abstieg beginnt mit ein paar Höhenmetern steilen aber guttrittigen Schrofengeländes (T4). Linkerhand eröffnet sich dann die etwas versteckte Aufstiegsrinne, welche ebenfalls über Schrofen entlang einer etwas abdrängenden Felswand weiter abwärts führt. Danach führt das Grasband in entgegengesetzter Richtung leicht ansteigend wieder zurück zur Gratkante, welche ab hier grasiges Gehgelände ist. Auf Wegspuren gelangt man unschwierig (T3) zu den markierten Wanderwegen am Firtiggrätli.
Das zweite Abenteuer heute ist für mich der Aufstieg von Osten auf den Diepen. Hier die gewählte Route, eingezeichnet in einem Foto von Chrichen:
Vom Firtiggrätli folge ich dem markierten Wanderweg Richtung Schön Chulm um den Diepen herum. Bevor der Wanderweg seinen höchsten Punkt bei einer Felsrippe erreicht, verlasse ich ihn und steige über eine steile Wiesen- und später Schrofenflanke hoch, T4. Ich verlasse die Flanke, um auf den vorstehenden Kopf zu steigen. Eine sehr steile Flankentraverse führt zu einem weiteren steilen Aufstieg, über welchen man schliesslich den Südostgrat erreicht. Die Traverse ist allerdings sehr knifflig bzw. mühsam (T5) und ich würde bei einer weiteren Begehung der Route stattdessen versuchen, den Wanderweg erst nach dem Felskopf zu verlassen, und von dort in möglichst direkter Linie auf den Grat aufzusteigen (oben blau eingezeichnet).
Auf dem Grat angekommen folgt nun der sehr schöne und spassige Teil des Aufstiegs: Über einen recht langen, ziemlich steilen, aber meist wenig exponierten Schrofengrat geht es in einfacher Kraxelei aufwärts (T4, I). Gegen oben geht der Grat wieder in eine Wiesenflanke über, die steil aber nicht besonders schwierig erstiegen werden kann (T4).
Oben an der Flanke angekommen steht man nun auf dem grasigen Vorgipfel und hat den letzten Abschnitt des Aufstieges im Blick: Der Grat wird hier nun exponiert, dafür aber flach. Zuerst grasig und einfach (T4), danach folgt eine kurze felsige Stelle, die sehr ausgesetzt ist, und keine guten Möglichkeiten bietet, sich festzuhalten oder abzustützen, wenn man wie ich alles oben drüber geht (Schlüsselstelle, kurz T5+). Eine Umgehung dieser Stelle ist vermutlich linksseitig möglich, das Gelände dort ist aber sehr abschüssig und nicht unbedingt einfacher. Nach der Schlüsselstelle folgt der kurze und wenig schwierige (T4) Schlussaufstieg.
Auch nach diesem gelungenen Abenteuer gönne ich mir auf diesem höchsten Punkt meiner heutigen Wanderung eine ausgiebige Pause. Wetter und Aussicht sind heute schlicht perfekt. Der Abstieg folgt über die "Normalroute" über die nicht allzu steile wiesige Westflanke. Oben weglos, weiter unten dann auf Wegspuren (T3) gelangt man zum markierten Alpinwanderweg zurück, der vom Firtiggrätli zum Rophaien führt.
Diesem Alpinwanderweg (T3+, meist einfacher) folge ich nun, mit kurzen Abstechern zum Gipfel vom Äbneter Stöckli (T3) sowie dem höchsten Punkt der Roten Chöpf (T3+, leicht ausgesetzt auf der Gratkante), bis zum Rophaien, dem letzten Gipfelziel für heute. Schwierigere Stellen sind mit Stahlseilen gesichert.
Den Abstieg nach Flüelen wähle ich über meist wbw markierte Wege. Vom Rophaien bis Franzen wird ein T3 nicht überstiegen. Unterhalb der Weiden von Franzen ist aber nochmals eine grössere Portion Konzentration nötig: Der Weg führt durch eindrücklich steiles Gelände sehr steil abwärts. Die Spitzkehren verlaufen häufig sehr nahe an senkrechten Abbrüchen entlang und es gibt sehr viele Stellen, wo man wirklich nicht stolpern oder über eine Kurve hinausschiessen will (T3+). Nach der bereits langen und anspruchsvollen Tour merke ich hier, wie meine mentalen Reserven langsam aber sicher zur Neige gehen und ich mich nach einfacheren Wegen sehne. Entsprechend lange fühlt sich der Abstieg von Franzen nach Gibel an.
Aber schliesslich ist es geschafft. Bei Gibel werden die Wege wieder viel einfacher (T2 und weniger) und wenn man mal aus dem Wald draussen ist, stellt man erleichtert fest, wie nahe Flüelen schon herangerückt ist. Da es bis zur nächsten Zugverbindung noch eine Weile dauert, kann ich den letzten Teil der Wanderung sehr gemütlich angehen und erreiche schliesslich etwas erschöpft aber sehr zufrieden ob der gelungenen Tour Flüelen
Jagdbanngebiet?
Auf dem Alpinwanderweg Franzen-Rophaien, wo der Weg den Gratrücken erreicht, informiert zurzeit ein Schild darüber, dass grosse Teile der Talflanke des Riemenstaldner-Tals auf der Seite des Rophaien ein Jagdbanngebiet sei. Dieses Gebiet umfasst insbesondere auch den gesamten Tibistock. Gemäss Schild seien Freizeitaktivitäten abseits der markierten Wege zu unterlassen. Da ich heute oft nicht auf offiziellen Wegen unterwegs war, fürchtete ich, bei der Planung etwas übersehen und gegen dieses Gebot verstossen zu haben. Bei der Heimreise prüfte ich dies eingehend und kam zu folgenden Feststellungen:
- Im Riemenstaldnertal gibt es kein eidg. Jagdbanngebiet.
- In einem eigd. Jadgbanngebiet ist es nicht verboten, abseits markierter Wege unterwegs zu sein - diese Regel gilt ausschliesslich fürs Skifahren / Wintersport.
Zeiten und Schwierigkeiten
Hinweis: Die Wegzeiten und Schwierigkeiten beziehen sich auf die Strecke zwischen dem Checkpoint der vorhergehenden Zeile und dem Checkpoint der eingetragenen Zeile.
Zeit | Checkpoint | Höhe | Angegebene Wegzeit | Meine Wegzeit | Pause | Schwierigkeit |
---|---|---|---|---|---|---|
06:45 | Sisikon | 446m | ||||
07:30 | Mänzigried | 783m | 55 min | 45 min | T2 | |
08:50 | Alplen | 1382m | 1 h 50 min | 1 h 20 min | 5 min | T2 |
09:15 | P. 1511m | 1511m | - | 20 min | T2 | |
11:10 | Tibistock | 2023m | - | 1 h 55 min | 30 min | T4 / II |
11:50 | Firtiggrätli | 1960m | - | 10 min | T4 | |
12:55 | Diepen | 2221m | - | 1 h 5 min | 50 min | T5+ / I |
14:45 | Rophaien | 2078m | - | 1 h | 20 min | T3 |
16:15 | Franzen | 1454m | 1 h 20 min | 1 h 10 min | 10 min | T3 |
17:25 | Gibel | 770m | 1 h 10 min | 1 h | T3+ | |
18:10 | Flüelen | 435m | 45 min | 45 min | T1 |
Wegzeit Total: 9 h 30 min
Pausen Total: 1 h 55 min
Zeitaufwand Total: 11 h 25 min
Ausrüstung
- Wanderschuhe
- Helm (im Aufstieg zum Diepen)
Tourengänger:
Ororretto
Communities: Unbekannte Touren, ÖV Touren
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