Trondheim und was den heiligen Olav mit Bob Dylan, dem Erzengel Michael und Dolly Parton verbindet


Publiziert von Max , 10. August 2023 um 21:29.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum:18 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Aufstieg: 160 m
Abstieg: 160 m
Strecke:9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Trondheim Bahnhof
Kartennummer:ut.no/kart

Uns ereilt der SuperGAU für den Individualtouristen, AIDA ist angelandet und schickt ca. 5000 Leute auf Sightseeing, bevor's dann wieder zurück zum Captain's Dinner auf's Boot geht. Glücklicherweise ist die Runde nicht allzu kurz und ein paar Höhenmeter sind ebenfalls zu überwinden, so dünnt sich der Zustrom nach und nach aus.

Wir starten am Bahnhof, spazieren entlang des Kanals nach Osten und biegen dann rechts in die Havnegate ein. Vorbei am Schifffahrtsmuseum, dann links über die Bakke bru ins Altstadtviertel Møllenberg und rauf zur Festung, vorbei am mittlerweile berühmten Fahrradlift. Von dem Hügel hat man ein schönes Panorama und blickt unter anderem auf den Top Spot des Trips, den Nidarosdom. Über die Gamle bybrua erreicht man den Park, der den größten Sakralbau Skandinaviens umgibt.

Olav II Haraldson, Norwegischer König, wurde 1030 in der Schlacht von Stiklestad getötet, ein Jahr später bereits heilig gesprochen und der Olavskult breitete sich über ganz Skandinavien aus. Über seiner Grabstätte baute man eine Kapelle, den Vorläufer des Doms. Nach und nach wuchs der Bau, als Vorbild dienten westeuropäische Kathedralen. Immer wieder beschädigten Brände die Kirche, nach der Reformation wurde Norwegen evangelisch und die Kirche mangels Finanzen aus Rom verkleinert. Wieder kam es zu Bränden, das Gebäude verfiel. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts begann man mit dem Wiederaufbau und seit 1869 gibt es eine Dombauhütte mit Handwerkern, Architekten etc.

Viele Informationen und Pläne gingen im Lauf der Zeit verloren, speziell über die reich skulptierten Fassaden und das führte zu bemerkenswerten Improvisationen. 1965 (übrigens ein prima Jahrgang!) musste die Figur des Erzengels Michael auf dem Nordwestturm restauriert werden. Der Bildhauer Kristofer Leirdal verpasste dem Engel das Konterfei von Bob Dylan als Protest gegen Aufrüstung und Krieg.
Bei der Restaurierung einer Skulptur an der Südseite sollte das Thema Vergänglichkeit visualisiert werden. Nachdem Dolly Parton bekanntermaßen mehr als eine Million Dollar investiert hat, um der Vergänglichkeit ihrer Schönheit entgegenzuwirken, modellierten die Steinmetze ihr Antlitz und ersetzten eine baufällige Figur. Sie hängt übrigens in der Nähe des Königseingangs, weil auch Dynastien und Königreiche sind vergänglich.
Improvisieren müssen auch die Dachdecker. Witterungsbedingt mussten einige Kupferdächer ersetzt werden. Das hätte aber zur Folge gehabt, dass der Farbkontrast zwischen Alt und Neu zu sehen wäre. Die Handwerker experimentierten und kamen auf die Idee, mit Urin von Tieren die neuen Platten vorzeitig altern zu lassen um ein einheitlich gleichfarbiges Dach zu montieren.


Der Dom und das angrenzende Palais mit Museum kosten Eintritt, am Besten beschafft man sich ein Kombiticket. Norwegen ist teuer, die Restaurierung des Doms ebenso. Für die Turmbesteigung mit maximal 12 Personen braucht es ein gutes Augenlicht, etwas Schwindelfreiheit und man sollte keinen Hang zur Klaustrophobie besitzen. Wenn ich mich recht erinnere, sind es 172 Stufen in dunklen und engen Wendeltreppen mit reichlich Gelegenheiten, sich den Kopf anzuschlagen. Von oben hat man einen schönen Blick auf die Stadt.

Retour zum Ausgangspunkt gelangt man über den Torget (Marktplatz), vorbei am Stiftsgården zum Kanal. Wir haben für den gesamten Trip so ca. 7 Stunden mit Kaffeepause gebraucht, freilich kann der auch verlängert oder verkürzt werden. Die Öffnungszeiten der Museen sind zu beachten, sie schliessen zeitig.

Tourengänger: Max


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