Arête du Diable - Teufelsgrat Mont Blanc de Tacul - variantenreich
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"Das Leben zeigt dir schon wo es langgeht." - So könnte man diese Tage am Berg beschreiben.
Natürlich hatten wir etwas anderes vor und natürlich ist der Teufelsgrat ein würdiger Ersatz und natürlich stand er auch auf unserem Zettel.
Um mich auf die Tourentage vorzubereiten nahm ich mir ein paar Tage Zeit um mich mal möglichst lehrbuchmäßig zu akklimatisieren und zu schauen, ob das auch effektiv in annehmbarerer Zeit geht. Also fuhr ich vom Flachland erst nach Lech am Arlberg und verbrachte eine Nacht - leider bei strömendem Regen - auf ca. 1500m. Am Folgetag fuhr ich durch die Schweiz zum Großen Sankt Berhardt und stiegt noch gemütlich auf die Pointe du Drone ca. 3000m - eine sehr empfehlenswerte Kraxeltour! - und übernachtete am Pass auf ca. 2500m. Viel trinken, keinen Stress, gut Essen, entspannen, schlafen. Auch vor der Tourenwoche versuchte ich alle Probleme von mir fern zu halten und möglichst entspannt losfahren zu können. Nach meinen Erfahrungen hat auch das Einfluss auf eine gute Höhenanpassung. So vorbereitet fuhr ich weiter nach Entreves und mit der Bahn auf die Turiner Hütte um auch dort zu übernachten.
Es war nun Sonntag und unser Plan sah vor, dass ich mich am Montag gegen Mittag Im Val Veny mit Thomas treffe und wir zur Monzinohütte aufsteigen. tags darauf war der Col Rey unser Ziel und Mittwoch wollten wir über den Mont Blanc zu irgend einer Hütte steigen. Jeder von euch weiß wie das mit Plänen ist. Meist passiert alles Mögliche, nur der Plan geht selten auf. So sollte es auch diesmal sein. Thomas` Zug kam unpünktlich, die Anschlüsse passten nicht mehr und so konnten wir uns erst Montag Abend treffen. Das wäre aber zu spät für diese Tour, da Mittwoch Mittag das Schönwetterfenster schließen sollte. Also sah ich weiter dem bunten Treiben auf der Hütte zu und trank brav Liter um Liter Wasser und ruhte mich aus - Urlaub eben...
So fast nebenbei beschlossen wir am Handy tags darauf zum Teufelsgrat zu gehen. Es eine Ersatztour zu nennen wäre schlicht falsch und überheblich. Der Teufelsgrat ist und bleibt eine Traumtour und zu Recht einer der Touren im Gebiet. Punkt.
Gedanken zu neuen Zielen
Zwischen zwei Flaschen Wasser sozusagen, ging ich mal in mich und überlegte was ich nun mit dem Brouillardgrat anfangen sollte. Fakt ist, er steht in der UIAA-Liste mit der Punta Baretti, Mont Brouillard und dem Pic Luigi Amedeo drin. Fakt ist aber auch, dass es ein ehlender Bruch ist, die Schartenhöhen der "Gipfel" mickrig sind, die alpinistische Bedeutung zweifelhaft und ich mich nun schon jahrelang an dieser Tour abarbeite. Ganz nüchtern betrachtet muss ich festhalten, dass mich verschiedenste Gründe, meist organisatorische/wettertechnische Gründe, davon abgehalten haben. Also frage ich mich: "Muss ich da rauf? Macht das Sinn?" Derzeit macht es für mich keinen Sinn und ich möchte mich eher schönen Touren und bedeutenderen Gipfeln zuwenden. Vielleicht kommt der Tag... Ein "Wartetag" auf der Hütte kann also auch etwas Positives haben, denn ich fühle mich seit dieser Feststellung freier und es fällt mir viel leichter mich auf neue Ziele zu fokussieren, da die eben nicht immer der "Ersatz für den Brouillardgrat" sind.
Verkehrsbedingter Variantenreichtum
Ein Problem galt es vor der Tour noch zu lösen. Wir hatten ein 40m Seil dabei und waren uns unsicher, ob das reicht. Laut Topo reicht es nicht. In der Praxis wird sich zeigen, dass es reicht. Bei der längeren Abseilern (29m) gibt es einen Zwischenstand. Wir empfehlen aber trotzdem ganz klar 50m mitzunehmen!
2:45 ging es an der Hütte los und natürlich waren wir nicht die Einzigen. Noch war es aber eine überschaubare Gruppe. Als wir in sternenklarer Nacht in den Cirque Maudit einbogen, zweifelten wir aber schon am Sinn der Tour. Wie in der Lampenabteilung des Baumarktes sah es hier aus! Viele Seilschaften im Teufelsgrat und damit die Gefahr von Stau sind ein echtes Problem. Ein Rennen um den Spitzenplatz wollten wir (jetzt) aber auch noch nicht starten. Bange Minuten des Zweifelns...
Scheinbar hatten sich aber perfekte Bedingungen am Kuffnergrat herumgesprochen und so bogen die meisten Seilschaften dorthin ab. 7 Seilschaften waren noch vor uns als wir in das Rinnensystem zum Col du Diable einbogen. Eine Randkluft haben wir gar nicht bemerkt und der Firn ließ sich perfekt steigen. Was für Bedingungen! So kamen wir zügig voran und hatten schon zwei Seilschaften überholt ohne Stress zu machen. Ab dem Col sollte man sich ja auch der Mauditseite in die Breche Chaubert begeben um von dort auf die Corne du Diable zu steigen. Die Seilschaft vor uns meinte aber auf dieser Seite sähe das Gelände ungängig aus und so stiegen wir auf der nördlichen Seite durch eine Rinne empor, die in einem Spalt endet. (hier Stand möglich) Durch diesen tritt man in eine ziemlich glatte Wand und quert diese bevor man durch Risse in die Breche Chaubert ansteigt. Für diese Passage ist Größe von Vorteil, denn die Tritte sind sehr weit auseinander (IV+). Es ist definitiv nicht die beste Variante. So kam ich schon etwas angezählt in der Breche Chaubert an und hatte auch auf die Corne du Diable noch etwas Eingewöhnung an die Granitkletterei mit steifen Bergstiefeln nötig. Das ging alles noch nicht schön flüssig, aber man ist ja schnell oben und auch wieder unten. Nun sollte die erste Schlüsselstelle in Form einer Reibungsplatte auf die Pointe Chaubert folgen. Ich würde sagen, das ist einer der schönsten Längen! Was für ein Zahn! Genial! Nach mehrmaligem Abseilen ging es in die Breche Mediane und es zeigte sich, dass die vielen Seilschaften kaum ein Problem sind. Wir wurden auch mal vor gelassen und die kurze Pause vor der "25m-Verschneidung" an der Mediane kam auch gelegen. Als sich die erste Seilschaft aber in der Verschneidung verstieg - es geht eben dch nach ca. 10m rechts raus - und ihr die folgenden Seilschaften folgten, stiegen wir rechts der Verschneidung ein, folgten einem Riss, sparten dadurch die Querung aus der Verschneidung und kletterten immer rechts von dieser über Risse und später an der Kante bzw. nordwestseitigen Wand hoch. Daher komme ich zu meiner Einschätzung, dass es dort modern bewertet Vl sein könnte. Zwar deutlich schwerer als die Verschneidung aber ohne Verkehr und somit schneller kamen wir schließlich am Ende dieser an und schon war auch das Felsfenster erreicht. Natürlich nimmt man hier das linke Fenster. Dieses hat einen sichtbaren Bolt und das rechte Fenster bietet sich als Option auch gar nicht an. 29m geht es dann runter in die Breche Carmen. Die folgende Rissen sind sehr schattig und waren bei uns etwas eisig. Wirklich der kälteste Abschnitt im Grat. Die Kletterei ist hier nicht sonderlich schwer, aber die Kälte hält die Anforderungen hoch und den genuss gering. Man arbeitet sich vorwärts... Bald ist auch die Pointe Carmen erreicht und man beginnt sich zu überlegen, ob man die Isoleé noch mitnimmt. Bis in die Breche Isoleé hinter dieser ist es leichtes, aber brüchiges Gelände und man hat Zeit zu überlegen. In der Scharte hinter der Isoleé stieg eine Seilschaft direkt aus der Scharte querend ein, alle anderen machten Mittagspause. Natürlich steigt man aus dieser Scharte wieder etwas ab und etwa in halber Höhe in die Isoleé ein. Die Option bei schönstem Wetter zur frühen Mittagszeit nicht in die Isoleé einzusteigen gibt es natürlich nicht und auch die Kletterschuhe im Rucksack wollen ja mal benutzt werden. Also stiegen auch wir aus der Scharte die ca. 4m zum Stand und querten ab dort über glatte Platten zu den Rissen an der Kante. Klatterschuhe sind dafür schon gut! In Stiefeln hätte ich das nicht klettern wollen. Auch hier könnte man über VI nachdenken. Durch die Rissrinnen geht es dann ganz gut zum Stand und von dort deutlich leichter zum Gipfel. Was für eine Freude! Alle 5 Gipfel sind in der Tasche und wie schön es war! Der Grat ist schon fast surreal mit diesen 5 Nadeln. Ich hoffe sie stehen noch lang!
Was soll man über das Gelände zum Tacul sagen? Natürlich ist es nicht so spektakulär wie die 5 Nadeln, aber es ist nicht ohne und stellenweise brüchig und ggf. heikel. Unterschätzen sollte man weder die Länge, noch die Gefahren und Anforderungen. Es klettert sich aber und bald steht man, doch etwas fertig am Tacul. Nun bin ich zum dritten mal hier uns es ist immerwieder ein schöner Gipfel.
Der Abstieg hatte eine super Spur und war daher eher einfach. Im Col du Midi merkte ich aber wie fordernd die Tour war und wie wenig Motivation nun noch für den kleinen Aufstieg zur Cosmiques-Hütte da war. Es zog sich...
Das Hüttenteam trafen wir in der Mittagspause an und durften 1h warten bis wir nach einem Lager fragen durften. Das wurde uns verwehrt, da es kein Wasser auf der Hütte gäbe und er eh am folgenden Tag schließen müsste. Wir wurden sehr harsch behandelt und fast rausgeschmissen. Ich finde es traurig, dass man so rüdes Verhalten auch in den hohen Bergen findet. Wir wären mit einem Platz auf der Bank und einem kleinen Essen zufrieden gewesen. Mehr wollten wir nicht. So mussten wir, da er uns auch nichts über die Fahrzeiten der Seilbahn sagen konnte/wollte, zur Aiguille de Midi hetzen. Es war 15:30 und 16:00, so dachten wir, würde die letzte Bahn fahren. Also los! In mir fand sich doch noch etwas Power, aber Thomas konnte ich nicht folgen. Hart war es, aber kurz vor 16:00 waren wir doch an der Bahn und durften mit der Telecabine zur Pointe Helbronner schweben und dabei noch mal einen Blick auf die Tour genießen. In der oft so gescholtenen Turiner Hütte empfing man uns mit Glückwünschen und gab uns natürlich einen Lagerplatz... Es geht also!
Wie gut das Bier nach so einer Tour schmeckt, wisst ihr selbst.
Wissenswertes
- 50m Seil reicht, kürzer eher nicht
- min 6 Exen, Cams 0,5 - 3, kleines Sortiment Keile
- Kletterschuhe schaden nicht, sind aber eher an der Isoleé nötig
- Eisgeräte je nach Vereisung der Zustiegscouloirs
- Der Zeitaufwand und die Mühen des Zusteigscouloirs und des Weiterwegs ab der Isoleé werden immer unterschätzt. Die Kletterei an den Nadeln ist nur ein Teil der Tour!
- Die sehr klassich angegebenen Schwierigkeitsgrade (oft IV, selten V) fühlen sich heutzutage gern locker einen Grad schwerer an!
- Stau ist nicht das kritische Problem - im Zustiegscouloir gibt es mehrere Möglochkeiten (zu überholen), man kann die Corne du Diable auslassen, die "25m-Verschneidung" kann man (überholend) rechts umgehen
- Die "25m-Verschneidung" sollte man/kann man nach ca. 10m nach rechts querend verlassen - augenscheinlich leichter
- An der Isoleé kann man auch (schwerer, schneller, schöner) direkt von der Breche Isoleé aus zurück zur Kante querend einsteigen. Stand ca. 4m von der Scharte an alter Schlinge (prüfen!)
- man sollte klassisch (Riss, Klimmzüge, Hangeln usw.) und schwerer als V+ klettern können um den Anforderungen gewachsen zu sein! Sonst dringend Hände weg!!
- habt die Zeit im Blick und einen Plan B falls die Cosmiques-Hütte keine Plätze hat => wieder Zeitproblem!
- vergesst das Genießen nicht!!!
beste Grüße und viel Freunde!
Natürlich hatten wir etwas anderes vor und natürlich ist der Teufelsgrat ein würdiger Ersatz und natürlich stand er auch auf unserem Zettel.
Um mich auf die Tourentage vorzubereiten nahm ich mir ein paar Tage Zeit um mich mal möglichst lehrbuchmäßig zu akklimatisieren und zu schauen, ob das auch effektiv in annehmbarerer Zeit geht. Also fuhr ich vom Flachland erst nach Lech am Arlberg und verbrachte eine Nacht - leider bei strömendem Regen - auf ca. 1500m. Am Folgetag fuhr ich durch die Schweiz zum Großen Sankt Berhardt und stiegt noch gemütlich auf die Pointe du Drone ca. 3000m - eine sehr empfehlenswerte Kraxeltour! - und übernachtete am Pass auf ca. 2500m. Viel trinken, keinen Stress, gut Essen, entspannen, schlafen. Auch vor der Tourenwoche versuchte ich alle Probleme von mir fern zu halten und möglichst entspannt losfahren zu können. Nach meinen Erfahrungen hat auch das Einfluss auf eine gute Höhenanpassung. So vorbereitet fuhr ich weiter nach Entreves und mit der Bahn auf die Turiner Hütte um auch dort zu übernachten.
Es war nun Sonntag und unser Plan sah vor, dass ich mich am Montag gegen Mittag Im Val Veny mit Thomas treffe und wir zur Monzinohütte aufsteigen. tags darauf war der Col Rey unser Ziel und Mittwoch wollten wir über den Mont Blanc zu irgend einer Hütte steigen. Jeder von euch weiß wie das mit Plänen ist. Meist passiert alles Mögliche, nur der Plan geht selten auf. So sollte es auch diesmal sein. Thomas` Zug kam unpünktlich, die Anschlüsse passten nicht mehr und so konnten wir uns erst Montag Abend treffen. Das wäre aber zu spät für diese Tour, da Mittwoch Mittag das Schönwetterfenster schließen sollte. Also sah ich weiter dem bunten Treiben auf der Hütte zu und trank brav Liter um Liter Wasser und ruhte mich aus - Urlaub eben...
So fast nebenbei beschlossen wir am Handy tags darauf zum Teufelsgrat zu gehen. Es eine Ersatztour zu nennen wäre schlicht falsch und überheblich. Der Teufelsgrat ist und bleibt eine Traumtour und zu Recht einer der Touren im Gebiet. Punkt.
Gedanken zu neuen Zielen
Zwischen zwei Flaschen Wasser sozusagen, ging ich mal in mich und überlegte was ich nun mit dem Brouillardgrat anfangen sollte. Fakt ist, er steht in der UIAA-Liste mit der Punta Baretti, Mont Brouillard und dem Pic Luigi Amedeo drin. Fakt ist aber auch, dass es ein ehlender Bruch ist, die Schartenhöhen der "Gipfel" mickrig sind, die alpinistische Bedeutung zweifelhaft und ich mich nun schon jahrelang an dieser Tour abarbeite. Ganz nüchtern betrachtet muss ich festhalten, dass mich verschiedenste Gründe, meist organisatorische/wettertechnische Gründe, davon abgehalten haben. Also frage ich mich: "Muss ich da rauf? Macht das Sinn?" Derzeit macht es für mich keinen Sinn und ich möchte mich eher schönen Touren und bedeutenderen Gipfeln zuwenden. Vielleicht kommt der Tag... Ein "Wartetag" auf der Hütte kann also auch etwas Positives haben, denn ich fühle mich seit dieser Feststellung freier und es fällt mir viel leichter mich auf neue Ziele zu fokussieren, da die eben nicht immer der "Ersatz für den Brouillardgrat" sind.
Verkehrsbedingter Variantenreichtum
Ein Problem galt es vor der Tour noch zu lösen. Wir hatten ein 40m Seil dabei und waren uns unsicher, ob das reicht. Laut Topo reicht es nicht. In der Praxis wird sich zeigen, dass es reicht. Bei der längeren Abseilern (29m) gibt es einen Zwischenstand. Wir empfehlen aber trotzdem ganz klar 50m mitzunehmen!
2:45 ging es an der Hütte los und natürlich waren wir nicht die Einzigen. Noch war es aber eine überschaubare Gruppe. Als wir in sternenklarer Nacht in den Cirque Maudit einbogen, zweifelten wir aber schon am Sinn der Tour. Wie in der Lampenabteilung des Baumarktes sah es hier aus! Viele Seilschaften im Teufelsgrat und damit die Gefahr von Stau sind ein echtes Problem. Ein Rennen um den Spitzenplatz wollten wir (jetzt) aber auch noch nicht starten. Bange Minuten des Zweifelns...
Scheinbar hatten sich aber perfekte Bedingungen am Kuffnergrat herumgesprochen und so bogen die meisten Seilschaften dorthin ab. 7 Seilschaften waren noch vor uns als wir in das Rinnensystem zum Col du Diable einbogen. Eine Randkluft haben wir gar nicht bemerkt und der Firn ließ sich perfekt steigen. Was für Bedingungen! So kamen wir zügig voran und hatten schon zwei Seilschaften überholt ohne Stress zu machen. Ab dem Col sollte man sich ja auch der Mauditseite in die Breche Chaubert begeben um von dort auf die Corne du Diable zu steigen. Die Seilschaft vor uns meinte aber auf dieser Seite sähe das Gelände ungängig aus und so stiegen wir auf der nördlichen Seite durch eine Rinne empor, die in einem Spalt endet. (hier Stand möglich) Durch diesen tritt man in eine ziemlich glatte Wand und quert diese bevor man durch Risse in die Breche Chaubert ansteigt. Für diese Passage ist Größe von Vorteil, denn die Tritte sind sehr weit auseinander (IV+). Es ist definitiv nicht die beste Variante. So kam ich schon etwas angezählt in der Breche Chaubert an und hatte auch auf die Corne du Diable noch etwas Eingewöhnung an die Granitkletterei mit steifen Bergstiefeln nötig. Das ging alles noch nicht schön flüssig, aber man ist ja schnell oben und auch wieder unten. Nun sollte die erste Schlüsselstelle in Form einer Reibungsplatte auf die Pointe Chaubert folgen. Ich würde sagen, das ist einer der schönsten Längen! Was für ein Zahn! Genial! Nach mehrmaligem Abseilen ging es in die Breche Mediane und es zeigte sich, dass die vielen Seilschaften kaum ein Problem sind. Wir wurden auch mal vor gelassen und die kurze Pause vor der "25m-Verschneidung" an der Mediane kam auch gelegen. Als sich die erste Seilschaft aber in der Verschneidung verstieg - es geht eben dch nach ca. 10m rechts raus - und ihr die folgenden Seilschaften folgten, stiegen wir rechts der Verschneidung ein, folgten einem Riss, sparten dadurch die Querung aus der Verschneidung und kletterten immer rechts von dieser über Risse und später an der Kante bzw. nordwestseitigen Wand hoch. Daher komme ich zu meiner Einschätzung, dass es dort modern bewertet Vl sein könnte. Zwar deutlich schwerer als die Verschneidung aber ohne Verkehr und somit schneller kamen wir schließlich am Ende dieser an und schon war auch das Felsfenster erreicht. Natürlich nimmt man hier das linke Fenster. Dieses hat einen sichtbaren Bolt und das rechte Fenster bietet sich als Option auch gar nicht an. 29m geht es dann runter in die Breche Carmen. Die folgende Rissen sind sehr schattig und waren bei uns etwas eisig. Wirklich der kälteste Abschnitt im Grat. Die Kletterei ist hier nicht sonderlich schwer, aber die Kälte hält die Anforderungen hoch und den genuss gering. Man arbeitet sich vorwärts... Bald ist auch die Pointe Carmen erreicht und man beginnt sich zu überlegen, ob man die Isoleé noch mitnimmt. Bis in die Breche Isoleé hinter dieser ist es leichtes, aber brüchiges Gelände und man hat Zeit zu überlegen. In der Scharte hinter der Isoleé stieg eine Seilschaft direkt aus der Scharte querend ein, alle anderen machten Mittagspause. Natürlich steigt man aus dieser Scharte wieder etwas ab und etwa in halber Höhe in die Isoleé ein. Die Option bei schönstem Wetter zur frühen Mittagszeit nicht in die Isoleé einzusteigen gibt es natürlich nicht und auch die Kletterschuhe im Rucksack wollen ja mal benutzt werden. Also stiegen auch wir aus der Scharte die ca. 4m zum Stand und querten ab dort über glatte Platten zu den Rissen an der Kante. Klatterschuhe sind dafür schon gut! In Stiefeln hätte ich das nicht klettern wollen. Auch hier könnte man über VI nachdenken. Durch die Rissrinnen geht es dann ganz gut zum Stand und von dort deutlich leichter zum Gipfel. Was für eine Freude! Alle 5 Gipfel sind in der Tasche und wie schön es war! Der Grat ist schon fast surreal mit diesen 5 Nadeln. Ich hoffe sie stehen noch lang!
Was soll man über das Gelände zum Tacul sagen? Natürlich ist es nicht so spektakulär wie die 5 Nadeln, aber es ist nicht ohne und stellenweise brüchig und ggf. heikel. Unterschätzen sollte man weder die Länge, noch die Gefahren und Anforderungen. Es klettert sich aber und bald steht man, doch etwas fertig am Tacul. Nun bin ich zum dritten mal hier uns es ist immerwieder ein schöner Gipfel.
Der Abstieg hatte eine super Spur und war daher eher einfach. Im Col du Midi merkte ich aber wie fordernd die Tour war und wie wenig Motivation nun noch für den kleinen Aufstieg zur Cosmiques-Hütte da war. Es zog sich...
Das Hüttenteam trafen wir in der Mittagspause an und durften 1h warten bis wir nach einem Lager fragen durften. Das wurde uns verwehrt, da es kein Wasser auf der Hütte gäbe und er eh am folgenden Tag schließen müsste. Wir wurden sehr harsch behandelt und fast rausgeschmissen. Ich finde es traurig, dass man so rüdes Verhalten auch in den hohen Bergen findet. Wir wären mit einem Platz auf der Bank und einem kleinen Essen zufrieden gewesen. Mehr wollten wir nicht. So mussten wir, da er uns auch nichts über die Fahrzeiten der Seilbahn sagen konnte/wollte, zur Aiguille de Midi hetzen. Es war 15:30 und 16:00, so dachten wir, würde die letzte Bahn fahren. Also los! In mir fand sich doch noch etwas Power, aber Thomas konnte ich nicht folgen. Hart war es, aber kurz vor 16:00 waren wir doch an der Bahn und durften mit der Telecabine zur Pointe Helbronner schweben und dabei noch mal einen Blick auf die Tour genießen. In der oft so gescholtenen Turiner Hütte empfing man uns mit Glückwünschen und gab uns natürlich einen Lagerplatz... Es geht also!
Wie gut das Bier nach so einer Tour schmeckt, wisst ihr selbst.
Wissenswertes
- 50m Seil reicht, kürzer eher nicht
- min 6 Exen, Cams 0,5 - 3, kleines Sortiment Keile
- Kletterschuhe schaden nicht, sind aber eher an der Isoleé nötig
- Eisgeräte je nach Vereisung der Zustiegscouloirs
- Der Zeitaufwand und die Mühen des Zusteigscouloirs und des Weiterwegs ab der Isoleé werden immer unterschätzt. Die Kletterei an den Nadeln ist nur ein Teil der Tour!
- Die sehr klassich angegebenen Schwierigkeitsgrade (oft IV, selten V) fühlen sich heutzutage gern locker einen Grad schwerer an!
- Stau ist nicht das kritische Problem - im Zustiegscouloir gibt es mehrere Möglochkeiten (zu überholen), man kann die Corne du Diable auslassen, die "25m-Verschneidung" kann man (überholend) rechts umgehen
- Die "25m-Verschneidung" sollte man/kann man nach ca. 10m nach rechts querend verlassen - augenscheinlich leichter
- An der Isoleé kann man auch (schwerer, schneller, schöner) direkt von der Breche Isoleé aus zurück zur Kante querend einsteigen. Stand ca. 4m von der Scharte an alter Schlinge (prüfen!)
- man sollte klassisch (Riss, Klimmzüge, Hangeln usw.) und schwerer als V+ klettern können um den Anforderungen gewachsen zu sein! Sonst dringend Hände weg!!
- habt die Zeit im Blick und einen Plan B falls die Cosmiques-Hütte keine Plätze hat => wieder Zeitproblem!
- vergesst das Genießen nicht!!!
beste Grüße und viel Freunde!
Tourengänger:
Stefan_F

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