Vom Blinnenhorn zum Fülhorn
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Spannende und einsame Grat-Tour nach Gletschermessen "light" am frühen Morgen
Am Griesgletscher bin ich jedes Jahr mehrfach für Messungen unterwegs. Um Berge zu besteigen bleibt da im Normalfall keine Zeit, aber die Umgebung kennenzulernen war schon lange mein Projekt. Eigentlich wollte ich an diesem Tag die Umrundung des ganzen Beckens auf den Graten endlich einmal umsetzen. Die Verhältnisse überzeugten mich aber kurzfristig meinen Plan anzupassen: Der Gletscher schon Mitte Juli komplett aper, so dass ich alle Messpunkte ohne Probleme alleine besuchen konnte, und hartnäckige Wolken, die von Süden ständig hereindrückten. Mit einem "Mess-Aufstieg" zum Blinnenhorn und dem fantastischen, fast 10km langen Grat über die Merezebachschije zum Fülhorn kam ich aber voll auf die Rechnung - ein genialer Tag!
Nach Frühlings-Skitouren-Modus fühlte es sich an, als ich den Wecker auf 2.00 Uhr stelle. Erst kurz vor dem Nufenenpass werden die Strassen trocken, doch als ich in der Dunkelheit zur Staumauer und gegen den Griesgletscher marschiere, zweifle ich schon etwas an meinem Vorhaben: stockdicker Nebel, starker Wind... Was mache ich um diese Uhrzeit hier? Bei der Gletscherzunge reisst es plötzlich auf und ich sehe ein paar Sterne funkeln. Um die ersten paar Messpegel abzulesen, brauche ich noch die Stirnlampe. Dann geht es in der Dämmerung und mit Steigeisen (nach dem Regen ist das Eis spiegelglatt) die Steilstufe hinauf. Die wenigen Spalten sind gut zu erkennen, der ganze Gletscher ist aper. Für diese Jahreszeit ist das unglaublich. Viel zu früh, nur 2022 war noch schlimmer...
Nachdem ich im Zickzack alle Messpunkte bis auf 3050 m.ü.M. abgelaufen habe, kann ich schon deutlich vor 7 Uhr das Messmaterial verstauen und mich dem "Freizeit-Teil" der Tour zuwenden. Mittlerweile stecke ich wieder im Nebel, der von Süden über den Rothornpass zieht und kann mir nicht vorstellen auf dem Blinnenhorn viel Aussicht zu geniessen. Plötzlich drückt aber die Sonne durch, und bei Wind und glasklaren Weitblicken übers Nebelmeer erreiche ich den Gipfel - einfach genial! Nach einer längeren Pause steige ich die geröllige und schneefreie Nordflanke ab in ein Pässchen und dann über ein paar Felsen und Geröll zum Klein Blinnenhorn, ein wirklich netter Gipfel. Über den Grat (Stellen T4) gelange ich zu einem weiteren Gipfelchen und folge dann dem Nordkamm hinter zu einem bis vor kurzem eisbedeckten Pass (Wegspuren). Durch eine eindrückliche Mondlandschaft mit vielem Kristallen wandere ich hinauf zu Pt 3139 und muss bei den nächsten Zacken etwas kraxeln. Die steile Flanke zur Merezebachschije ist erstaunlich einfach begehbar (T4, Trittspuren). Oben gibt es ein kleines, aber feines Gipfelbuch, das auf wenige Begehungen hindeutet.
Nun beginnt ein landschaftlich wunderschöner, und langer Grat zum Fülhorn, der sich durch zweifelhafte Felsqualität auszeichnet. Auf Hikr gibt es dazu schon zwei Beschreibungen in die andere Richtung (1, 2). Eigentlich gibt es wenig zu sagen: Man folgt mit viel Auf und Ab dem teils gerölligen, teils felsigen Kamm. Oft sind Trittspuren zu erkennen. Felsige Abschnitte sind exponiert und aufgrund des brüchigen Gesteins vorsichtig zu beurteilen. Fast überall sind auch Umgehungen (Südseite) möglich. Welche Option jeweils besser ist, ist schwer zu sagen. Bis zu den Ritzhörnern war's nirgends mehr als T4. Ich nehme wie meine Hikr-Vorgänger den Ritzhorn Ostgipfel (Pt 3047) mit und steige dann in steilem Gras nach Süden ab. Der Abschnitt zur Hinneri Sulzlicke scheint schwierig begehbar und war für mich im Abstieg ohne Einsicht keine Option.
Auf einem erstaunlich klaren Weglein quere ich aus der Gras-/Geröllflanke zur Hinneri Sulzlicke, wo sich Ruinen von Stellungen aus dem Krieg befinden. So auch auf dem namenlosen Gipfelchen Pt 2825 gleich darüber. Der Abstieg von diesem ist anspruchsvoller als der Rest der Tour. Der Grat ist teils schmal und brüchige Felsstufen müssen auf der Nordseite umgangen werden (T5+). Ausserdem kommt nun wieder der Nebel rein, so dass ich den Sulzgrat im Blindflug überschreite. Die Felsqualität ist so schlecht, dass ich nicht auf dem Grat bleibe, sondern teils auf der Nordseite umgehe. Mit Null Sicht und kaltem Wind kraxle ich nun aufs Fülhorn (T4+). Es gibt gute Trittspuren am Grat, das Gelände ist steiler als erwartet. Auch der Abstieg ins Vordersulz ist nicht ganz geschenkt, da man den Weg durch die abschüssigen Gras- und Geröllflanken etwas suchen muss. Durch das Bett eines ehemaligen Gletscherchens, das bis vor kurzem das ganze Tal ausgefüllt hat, steige ich ab und erreiche über Weiden und schliesslich die Moränen des Griesgletschers von 1850 wieder die Staumauer.
Durchgangszeiten:
Nufenenpassstrasse Pt 2303: 4.25
Blinnenhorn (inkl. Gletschermessungen): 7.14
Merezebachschije: 8.21
Fülhorn: 10.08
Nufenenpasssstrasse: 10.43
Am Griesgletscher bin ich jedes Jahr mehrfach für Messungen unterwegs. Um Berge zu besteigen bleibt da im Normalfall keine Zeit, aber die Umgebung kennenzulernen war schon lange mein Projekt. Eigentlich wollte ich an diesem Tag die Umrundung des ganzen Beckens auf den Graten endlich einmal umsetzen. Die Verhältnisse überzeugten mich aber kurzfristig meinen Plan anzupassen: Der Gletscher schon Mitte Juli komplett aper, so dass ich alle Messpunkte ohne Probleme alleine besuchen konnte, und hartnäckige Wolken, die von Süden ständig hereindrückten. Mit einem "Mess-Aufstieg" zum Blinnenhorn und dem fantastischen, fast 10km langen Grat über die Merezebachschije zum Fülhorn kam ich aber voll auf die Rechnung - ein genialer Tag!
Nach Frühlings-Skitouren-Modus fühlte es sich an, als ich den Wecker auf 2.00 Uhr stelle. Erst kurz vor dem Nufenenpass werden die Strassen trocken, doch als ich in der Dunkelheit zur Staumauer und gegen den Griesgletscher marschiere, zweifle ich schon etwas an meinem Vorhaben: stockdicker Nebel, starker Wind... Was mache ich um diese Uhrzeit hier? Bei der Gletscherzunge reisst es plötzlich auf und ich sehe ein paar Sterne funkeln. Um die ersten paar Messpegel abzulesen, brauche ich noch die Stirnlampe. Dann geht es in der Dämmerung und mit Steigeisen (nach dem Regen ist das Eis spiegelglatt) die Steilstufe hinauf. Die wenigen Spalten sind gut zu erkennen, der ganze Gletscher ist aper. Für diese Jahreszeit ist das unglaublich. Viel zu früh, nur 2022 war noch schlimmer...
Nachdem ich im Zickzack alle Messpunkte bis auf 3050 m.ü.M. abgelaufen habe, kann ich schon deutlich vor 7 Uhr das Messmaterial verstauen und mich dem "Freizeit-Teil" der Tour zuwenden. Mittlerweile stecke ich wieder im Nebel, der von Süden über den Rothornpass zieht und kann mir nicht vorstellen auf dem Blinnenhorn viel Aussicht zu geniessen. Plötzlich drückt aber die Sonne durch, und bei Wind und glasklaren Weitblicken übers Nebelmeer erreiche ich den Gipfel - einfach genial! Nach einer längeren Pause steige ich die geröllige und schneefreie Nordflanke ab in ein Pässchen und dann über ein paar Felsen und Geröll zum Klein Blinnenhorn, ein wirklich netter Gipfel. Über den Grat (Stellen T4) gelange ich zu einem weiteren Gipfelchen und folge dann dem Nordkamm hinter zu einem bis vor kurzem eisbedeckten Pass (Wegspuren). Durch eine eindrückliche Mondlandschaft mit vielem Kristallen wandere ich hinauf zu Pt 3139 und muss bei den nächsten Zacken etwas kraxeln. Die steile Flanke zur Merezebachschije ist erstaunlich einfach begehbar (T4, Trittspuren). Oben gibt es ein kleines, aber feines Gipfelbuch, das auf wenige Begehungen hindeutet.
Nun beginnt ein landschaftlich wunderschöner, und langer Grat zum Fülhorn, der sich durch zweifelhafte Felsqualität auszeichnet. Auf Hikr gibt es dazu schon zwei Beschreibungen in die andere Richtung (1, 2). Eigentlich gibt es wenig zu sagen: Man folgt mit viel Auf und Ab dem teils gerölligen, teils felsigen Kamm. Oft sind Trittspuren zu erkennen. Felsige Abschnitte sind exponiert und aufgrund des brüchigen Gesteins vorsichtig zu beurteilen. Fast überall sind auch Umgehungen (Südseite) möglich. Welche Option jeweils besser ist, ist schwer zu sagen. Bis zu den Ritzhörnern war's nirgends mehr als T4. Ich nehme wie meine Hikr-Vorgänger den Ritzhorn Ostgipfel (Pt 3047) mit und steige dann in steilem Gras nach Süden ab. Der Abschnitt zur Hinneri Sulzlicke scheint schwierig begehbar und war für mich im Abstieg ohne Einsicht keine Option.
Auf einem erstaunlich klaren Weglein quere ich aus der Gras-/Geröllflanke zur Hinneri Sulzlicke, wo sich Ruinen von Stellungen aus dem Krieg befinden. So auch auf dem namenlosen Gipfelchen Pt 2825 gleich darüber. Der Abstieg von diesem ist anspruchsvoller als der Rest der Tour. Der Grat ist teils schmal und brüchige Felsstufen müssen auf der Nordseite umgangen werden (T5+). Ausserdem kommt nun wieder der Nebel rein, so dass ich den Sulzgrat im Blindflug überschreite. Die Felsqualität ist so schlecht, dass ich nicht auf dem Grat bleibe, sondern teils auf der Nordseite umgehe. Mit Null Sicht und kaltem Wind kraxle ich nun aufs Fülhorn (T4+). Es gibt gute Trittspuren am Grat, das Gelände ist steiler als erwartet. Auch der Abstieg ins Vordersulz ist nicht ganz geschenkt, da man den Weg durch die abschüssigen Gras- und Geröllflanken etwas suchen muss. Durch das Bett eines ehemaligen Gletscherchens, das bis vor kurzem das ganze Tal ausgefüllt hat, steige ich ab und erreiche über Weiden und schliesslich die Moränen des Griesgletschers von 1850 wieder die Staumauer.
Durchgangszeiten:
Nufenenpassstrasse Pt 2303: 4.25
Blinnenhorn (inkl. Gletschermessungen): 7.14
Merezebachschije: 8.21
Fülhorn: 10.08
Nufenenpasssstrasse: 10.43
Tourengänger:
Delta
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