Jôf di Montasio (2753 m) - über die neue Scala Pipan auf den zweithöchsten Berg der Julischen Alpen
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Der Jôf di Montasio ist ein gewaltiger Berg, der auf allen Seiten schroff abstürzt. Im Westteil der Julischen Alpen ist er unangefochtener Regent und muss sich nur vom Triglav auf den zweiten Platz der Gebirgsgruppe verweisen lassen. Keine Frage, die Ausblicke sind natürlich enorm und reichen an klaren Tagen von der Adria bis zum Großglockner, aber auch der Anstieg über die Scala Pipan, einen im Jahr 2022 erneuerten Klettersteig, ist landschaftlich einfach sensationell. Steinböcke, Gämsen und eine Fülle an herrlichen Blumen in atemberaubender Szenerie - die Tour zum Montasch, wie er auf Deutsch heißt, ist ein Highlight und bleibt in Erinnerung.
Die Tour beginnt auf dem Hochplateau "Altopiano del Montasio" auf der Südseite des Berges, wo man bis auf 1500 Meter Seehöhe hinauffahren kann. Nach dem Parkplatz teilt sich die Straße und man folgt dem linken Ast in nordwestlicher Richtung, bis kurz vor der Alm "Malga Montasio" die Beschilderung zum Jôf di Montasio nach rechts weist. Auf einer schwachen Fahrspur, später auf einem dürftigen Steig gelangt man durch Wiesen hinauf zum Weg, der vom Rifugio Giacomo di Brazzà zum Jôf di Montasio führt; dieser wird auf einer Höhe von etwa 1850 Metern Höhe erreicht. Im Rücken grüßt der Monte Canin mit seiner nordseitigen Felsenmauer, direkt voraus ist die Südwand des Montasch.
Durch die begrünte Südflanke wandert man hinauf zur gewaltigen Südwand und folgt dem unübersehbaren Steig an ihrem Fuß ostwärts. Nach der Querung eines Geröllfelds, in dem man den Abzweig zum Bivacco Suringar links liegen lässt, endet der unbeschwerte Teil der Tour. Hier sollte man unbedingt einen Helm aufsetzen, die Steinschlaggefahr ist am weiteren Aufstiegsweg nicht zu vernachlässigen. Über eine felsige Rampe und eine Rinne gelangt man hinauf zu einem großen Felsblock, auf dem sich die Steinböcke mit ihrem Nachwuchs wohl fühlen. Sie lassen sich von den Bergsteigern nicht aus der Ruhe bringen und scheinen den morgendlichen Ausblick zu genießen - kein Wunder, denn der ist bereits jetzt richtig gut. Anschließend geht es weiter in östlicher Richtung, bis vor einer lange mit Schnee gefüllten Rinne die Aufschrift "Pipan" auf einem Felsen nach links weist. Den Markierungspunkten folgend, steigt man über einfache Felsstufen und durch Schrofen hinauf zu einem markanten Felsenfenster, unter dem mit einer Leiter der eigentliche Klettersteig "Scala Pipan" beginnt. Ab hier ist ein Klettersteigset empfohlen.
Die häufig kolportierte, wacklige Leiter wurde im Jahr 2022 ersetzt, auch der Verlauf des Klettersteigs wurde geändert. Es finden sich nun 15 Leitern sowie diverse mit Trittbügeln und Seilen versicherte Abschnitte, denn die Route führt nun durch steileres Gelände nach oben. Die Verlegung soll vor Steinschlag schützen, was nur bedingt gelingt. Steil und versichert gelangt man hinauf zum verhältnismäßig breiten Ostgrat des Jôf di Montasio, wo das Gelände wieder einfacher wird. Man erreicht ihn etwas westlich der Cima Verde del Montasio, die ihren Namen von einigen teils äußerst steilen Grasflecken hat. Am Grat sieht man erstmals auf die Nordseite hinüber und kann sich am schaurig-schönen Tiefblick durch die Nordwand laben.
Der Grat vermittelt den weiteren Aufstieg, einfache, mitunter versicherte Kraxelstellen und schrofiges Gelände wechseln sich ab. Bald tritt das Gipfelkreuz ins Blickfeld und vor dem letzten Aufschwung passiert man alte Stellungen der Italiener aus dem Ersten Weltkrieg. Dann steilt der Grat ein letztes Mal auf, ehe man den Gipfelbereich erreicht und und die letzten Meter zum Gipfelkreuz zurücklegt. Auch hier finden sich mitunter Steinböcke, die so wenig Scheu zeigen, dass sie einfach am Weg liegen bleiben und sich nicht um die Bergsteiger kümmern. Am schiefen Metallkreuz befindet sich eine Box mit Gipfelbuch, in das man sich gerne einträgt. Der Rundumblick vom weithin höchsten Gipfel ist bei klarer Sicht absolut gigantisch, man erblickt auf der einen Seite die Hohen Tauern, auf der gegenüberliegenden Seite die Adria. König Triglav zeigt sich im Osten und die helle Kalkmauer des Monte Canin im Süden gibt einen herrlichen Kontrast zur grünen Hochfläche "Altopiano del Montasio" ab. Über 2300 Meter tiefer sieht man die Autos auf der Autobahn durch das Kanaltal fahren, im Norden geht es fast senkrecht hinunter ins Val Saisera. Am Gipfel des Jôf di Montasio könnte man ewig sitzen und die Aussicht bewundern, wäre da nicht der lange Abstieg.
Der Rückweg erfolgt am Aufstiegsweg. Insbesondere im versicherten Abschnitt muss man höllisch aufpassen, keine Steine loszutreten, denn die Route verläuft in der potenziellen Flugbahn. Bei Gegenverkehr muss man auch mal auf ausgesetztem, schmalem Sims warten, bis der Weg wieder frei ist. Wer im unteren Bereich noch einen Schlenker mit optionaler Einkehr dranhängen möchte, der folgt an der Verzweigung auf rund 1850 Metern Höhe dem problemlosen Weg zum Rifugio Giacomo di Brazzà. Auf der Terrasse kann man die Tour nochmals Revue passieren lassen. Anschließend geht es am Fahrweg wieder hinunter zum Parkplatz, der obere Abschnitt kann auf einem Steig abgekürzt werden (Beschilderung "Parcheggio" bzw. "Sella Nevea").
Schwierigkeiten:
Vom Altopiano del Montasio über die neue Scala Pipan zum Jôf di Montasio: T4, I, K3- (schrofiges Terrain und einfache Kletterei, der versicherte Abschnitt beim Zustieg zum Grat ist steil, ausgesetzt und sehr steinschlaggefährdet; Helm ist unvermeidlich, Klettersteigset dringend angeraten; außer uns hatten alle am Berg ein Klettersteigset dabei).
Abstecher zum Rifugio Giacomo di Brazzà: T2 (problemlos).
Fazit:
Eine überragende 5*-Tour, die herrliche Landschaftseindrücke, tolle Ausblicke, eine ungeheure Blumenvielfalt sowie eine große Steinbockkolonie mit einem kurzweiligen, spannenden Anstieg verbindet. Der Jôf di Montasio ist aufgrund der für einen Berg dieser Preisklasse überschaubaren Höhenmeter gut besucht, daher sollte man sich bei gutem Wetter auf Gegenverkehr im Klettersteigabschnitt einstellen. Die Steinschlaggefahr ist enorm, ein Helm ist daher unabdingbar. Mit dem Rifugio Giacomo di Brazzà gibt es auf dem Rückweg eine nette Einkehrmöglichkeit.
Mit auf Tour: Bäda.
Kategorien: Julische Alpen, Klettersteig, 5*-Tour, 2700er, T4.
Die Tour beginnt auf dem Hochplateau "Altopiano del Montasio" auf der Südseite des Berges, wo man bis auf 1500 Meter Seehöhe hinauffahren kann. Nach dem Parkplatz teilt sich die Straße und man folgt dem linken Ast in nordwestlicher Richtung, bis kurz vor der Alm "Malga Montasio" die Beschilderung zum Jôf di Montasio nach rechts weist. Auf einer schwachen Fahrspur, später auf einem dürftigen Steig gelangt man durch Wiesen hinauf zum Weg, der vom Rifugio Giacomo di Brazzà zum Jôf di Montasio führt; dieser wird auf einer Höhe von etwa 1850 Metern Höhe erreicht. Im Rücken grüßt der Monte Canin mit seiner nordseitigen Felsenmauer, direkt voraus ist die Südwand des Montasch.
Durch die begrünte Südflanke wandert man hinauf zur gewaltigen Südwand und folgt dem unübersehbaren Steig an ihrem Fuß ostwärts. Nach der Querung eines Geröllfelds, in dem man den Abzweig zum Bivacco Suringar links liegen lässt, endet der unbeschwerte Teil der Tour. Hier sollte man unbedingt einen Helm aufsetzen, die Steinschlaggefahr ist am weiteren Aufstiegsweg nicht zu vernachlässigen. Über eine felsige Rampe und eine Rinne gelangt man hinauf zu einem großen Felsblock, auf dem sich die Steinböcke mit ihrem Nachwuchs wohl fühlen. Sie lassen sich von den Bergsteigern nicht aus der Ruhe bringen und scheinen den morgendlichen Ausblick zu genießen - kein Wunder, denn der ist bereits jetzt richtig gut. Anschließend geht es weiter in östlicher Richtung, bis vor einer lange mit Schnee gefüllten Rinne die Aufschrift "Pipan" auf einem Felsen nach links weist. Den Markierungspunkten folgend, steigt man über einfache Felsstufen und durch Schrofen hinauf zu einem markanten Felsenfenster, unter dem mit einer Leiter der eigentliche Klettersteig "Scala Pipan" beginnt. Ab hier ist ein Klettersteigset empfohlen.
Die häufig kolportierte, wacklige Leiter wurde im Jahr 2022 ersetzt, auch der Verlauf des Klettersteigs wurde geändert. Es finden sich nun 15 Leitern sowie diverse mit Trittbügeln und Seilen versicherte Abschnitte, denn die Route führt nun durch steileres Gelände nach oben. Die Verlegung soll vor Steinschlag schützen, was nur bedingt gelingt. Steil und versichert gelangt man hinauf zum verhältnismäßig breiten Ostgrat des Jôf di Montasio, wo das Gelände wieder einfacher wird. Man erreicht ihn etwas westlich der Cima Verde del Montasio, die ihren Namen von einigen teils äußerst steilen Grasflecken hat. Am Grat sieht man erstmals auf die Nordseite hinüber und kann sich am schaurig-schönen Tiefblick durch die Nordwand laben.
Der Grat vermittelt den weiteren Aufstieg, einfache, mitunter versicherte Kraxelstellen und schrofiges Gelände wechseln sich ab. Bald tritt das Gipfelkreuz ins Blickfeld und vor dem letzten Aufschwung passiert man alte Stellungen der Italiener aus dem Ersten Weltkrieg. Dann steilt der Grat ein letztes Mal auf, ehe man den Gipfelbereich erreicht und und die letzten Meter zum Gipfelkreuz zurücklegt. Auch hier finden sich mitunter Steinböcke, die so wenig Scheu zeigen, dass sie einfach am Weg liegen bleiben und sich nicht um die Bergsteiger kümmern. Am schiefen Metallkreuz befindet sich eine Box mit Gipfelbuch, in das man sich gerne einträgt. Der Rundumblick vom weithin höchsten Gipfel ist bei klarer Sicht absolut gigantisch, man erblickt auf der einen Seite die Hohen Tauern, auf der gegenüberliegenden Seite die Adria. König Triglav zeigt sich im Osten und die helle Kalkmauer des Monte Canin im Süden gibt einen herrlichen Kontrast zur grünen Hochfläche "Altopiano del Montasio" ab. Über 2300 Meter tiefer sieht man die Autos auf der Autobahn durch das Kanaltal fahren, im Norden geht es fast senkrecht hinunter ins Val Saisera. Am Gipfel des Jôf di Montasio könnte man ewig sitzen und die Aussicht bewundern, wäre da nicht der lange Abstieg.
Der Rückweg erfolgt am Aufstiegsweg. Insbesondere im versicherten Abschnitt muss man höllisch aufpassen, keine Steine loszutreten, denn die Route verläuft in der potenziellen Flugbahn. Bei Gegenverkehr muss man auch mal auf ausgesetztem, schmalem Sims warten, bis der Weg wieder frei ist. Wer im unteren Bereich noch einen Schlenker mit optionaler Einkehr dranhängen möchte, der folgt an der Verzweigung auf rund 1850 Metern Höhe dem problemlosen Weg zum Rifugio Giacomo di Brazzà. Auf der Terrasse kann man die Tour nochmals Revue passieren lassen. Anschließend geht es am Fahrweg wieder hinunter zum Parkplatz, der obere Abschnitt kann auf einem Steig abgekürzt werden (Beschilderung "Parcheggio" bzw. "Sella Nevea").
Schwierigkeiten:
Vom Altopiano del Montasio über die neue Scala Pipan zum Jôf di Montasio: T4, I, K3- (schrofiges Terrain und einfache Kletterei, der versicherte Abschnitt beim Zustieg zum Grat ist steil, ausgesetzt und sehr steinschlaggefährdet; Helm ist unvermeidlich, Klettersteigset dringend angeraten; außer uns hatten alle am Berg ein Klettersteigset dabei).
Abstecher zum Rifugio Giacomo di Brazzà: T2 (problemlos).
Fazit:
Eine überragende 5*-Tour, die herrliche Landschaftseindrücke, tolle Ausblicke, eine ungeheure Blumenvielfalt sowie eine große Steinbockkolonie mit einem kurzweiligen, spannenden Anstieg verbindet. Der Jôf di Montasio ist aufgrund der für einen Berg dieser Preisklasse überschaubaren Höhenmeter gut besucht, daher sollte man sich bei gutem Wetter auf Gegenverkehr im Klettersteigabschnitt einstellen. Die Steinschlaggefahr ist enorm, ein Helm ist daher unabdingbar. Mit dem Rifugio Giacomo di Brazzà gibt es auf dem Rückweg eine nette Einkehrmöglichkeit.
Mit auf Tour: Bäda.
Kategorien: Julische Alpen, Klettersteig, 5*-Tour, 2700er, T4.
Tourengänger:
83_Stefan
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