Auf der Suche nach einem Höhenweg in den Niederen Tauern
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Beim Stöbern in einem Wanderführer über den grandiosen Tauern-Höhenweg störte mich vor allem ein Abschnitt: Zwischen Glattjoch und Sölkpass in der Steiermark sollte man ins Donnersbachtal auf 1.200m bzw. mangels Unterkunft sogar bis auf 1.080m absteigen. War es nicht möglich, auf der Höhe zu bleiben? Die Berge sahen in der Karte, auf Fotos und im Satellitenbild nicht so schroff aus. Hier bei hikr.org waren zumindest Berichte über die Hochweberspitze zu finden, mit grober Wegbeschreibung. Und der Rest des Weges? Den musste ich vor Ort erkunden.
Zum Glattjoch
Am Sonntag, den 8. August 2021 setzte ich mich abends in den Nachtzug von Hamburg in Richtung Wien. Lange Frühstückspause am nächsten Morgen in Linz, bis der Anschlusszug nach Selzthal weiterfuhr. Dort wieder Aufenthalt. Den versuchte ich, per Anhalter ins nahe gelegene Trieben abzukürzen. Es hielt aber niemand an. Von Trieben allerdings war der Autostop vorgesehen: Die schnellste Bahn-/Busverbindung nach Hohentauern machte einen großen Umweg und kam recht spät an. Nach einer ganzen Weile nahm mich eine sehr nette Frau mit und bot mir sogar an, mich so weit es geht an die Edelrautehütte heranzufahren. Ich aber wollte von der Passstraße starten. Nur eine halbe Stunde früher als mit öffentlichen Verkehrsmitteln ging ich um 12:45 Uhr los. Über den Tauern-Höhenweg kam ich bis zur Schwaberger Alm, wo ich erst nach Sonnenuntergang gegen 21 Uhr ankam (der Wanderführer sah über 14 Stunden für diese Strecke vor). Der Almbauer war natürlich schon im Bett, ich musste ihn rausklingeln...
Am nächsten Morgen – er war schon lange wach – bereitete er mir ein Frühstück und verkaufte mir steirischen Graukäse: Der ist grün und krümelig, also ganz anders als der tiroler Graukäse. Da er gut haltbar ist, nahm ich welchen für meine Frau mit. Um 7:30 Uhr ging es los: Immer auf dem Alpenhauptkamm bis zum Glattjoch mit der eigentümlichen Kapelle, wo ich gegen 13:45 Uhr mit bereits gut 1000hm in den Beinen ankam. Hier verließ ich die im Wanderführer beschriebenen Wege.
Höhenweg über Hochweberspitze, Fussiwand, Talkenschrein
Nach den Beschreibungen hier bei hikr.org sollte man vom Jaklwirtsboden über eine Rinne zur Hochweberspitze aufsteigen. Das würde einen Abstieg auf dem markierten Weg von ca. 260 hm bedeuten. (Für Kletterfreudige: Der Nordostgrat, der vom Glattjoch direkt zur Hochweberspitze führt, soll auch nicht so schwer sein. Das kam für mich allerdings nicht in Frage: Rucksack zu schwer, Strecke zu lang… Wenn ich nochmal dorthin komme, werde ich hier davon berichten.) Ich war allerdings zu ungeduldig und scherte bei nächster Gelegenheit links aus. Den Jaklwirtsboden sah ich direkt unter mir liegen. Ich kam an einer Leckstelle für Wildtiere vorbei und querte den Hang in Richtung Aufstiegsrinne auf Tierspuren. Das war sehr mühsam, da der Hang sehr steil war und der Untergrund wegen großblättrigen Bewuchses bei jedem Schritt mit dem Fuß ertastet werden musste. Am letzten Felsausläufer musste ich noch an einer rutschigen Stelle ein paar Meter absteigen, bevor es in die Rinne herumging. Im Nachhinein denke ich, es wäre weniger mühsam gewesen, wie in der Beschreibung die gut 100 hm mehr zum Jaklwirtsboden abzusteigen. Der Bewuchs schien am rechten Rand der Rinne spärlicher, sodass ich dort steil, aber nicht schwer hinaufstieg. Über den Grat war der Gipfel der Hochweberspitze schnell erreicht.
Auf der anderen Seite führte ein deutlicher Steig auf eine zu einem Sattel immer flacher werdende Wiese. Sehr schnell war der Sattel erreicht. Der Anstieg zu dem Kamm über der Fussiwand, dem ich folgen wollte, war recht kurz. Auch hier fand ich ausgeprägte Spuren, denen zu folgen nicht schwierig war (s. Foto). Die letzte große Spitze, bevor sich der Kamm zum Laubtaleck aufschwang, konnte man auf Spuren umgehen, und schon stand ich am oberen Rand eines Wiesenkessels. Dort stieg ich schräg hinab, kam an einer kleinen Hütte vorbei, und an einem kleinen See am hinteren Ende des Kessels kam ich auf den markierten Weg, der von Hinteregg herauf- und zur Blaufeldscharte hinaufführte. Bei dieser verließ ich ihn schon wieder, stieß aber bald auf einen Steig, der mit Steinmännchen markiert war und einer Rinne folgte, die zu einem Sattel links vom Talkenschrein führte. Vor dem Sattel zeigte eine Markierung deutlich rechts aus der Rinne heraus, und ich stieg schnurstracks zum Gipfel des Talkenschrein auf. Von dort konnte ich einen Großteil meiner seit dem Vortag zurückgelegten Strecke überblicken. Auf markiertem Weg ging es hinunter zur Idlereckscharte und weiter zur Hölzlerhütte.
Wegen der Beschränkungen angesichts der vorherrschenden Pandemie wollten sie mich dort sowie in der nahegelegenen Neunkirchner Hütte (belegt durch eine Gruppe der Sektion) nicht aufnehmen, aber als ich vorbeikam, um wenigstens etwas zu essen und notfalls in der Nähe mein Zelt aufzuschlagen, ergab sich, dass ich mir ein großzügiges 4-Bett-Zimmer mit nur einem anderen alleine wandernden Gast teilen konnte.
Am nächsten Morgen war ich noch ziemlich kaputt von den Anstrengungen der letzten beiden Tage. Und so beschloss ich, meine Wanderung von 5 auf 2 1/2 Tage zu verkürzen, nur zum Sölkpass weiterzugehen und dort den Bus ins Tal zu nehmen. Ich stieg auf markiertem Weg zum Hochstubofen auf, wo ich endlich wieder Telefonnetz hatte – meine Frau machte sich schon Sorgen, weil sie bis dahin nicht einmal wusste, ob ich einen Schlafplatz gefunden hatte... Vom Hochstubofen sah jedoch der letzte Aufschwung am Grat zum Aarfeldspitz sehr abweisend aus, sodass ich auch angesichts meiner körperlichen Verfassung und des großen Rucksacks darauf verzichtet habe und direkt zur Erzherzog-Johann-Hütte in einer Kehre der Straße zum Sölkpass abstieg. Nach einer willkommenen und schmackhaften Energieaufnahme nahm mich ein Hirte im Auto mit zum Bahnhof nach Stein an der Enns.
Im Nachhinein betrachtet hätte man sich den Grat wohl doch aus der Nähe ansehen sollen. Oft ergibt sich dann eine mögliche Route. Und wenn nicht, hätte ich immer noch absteigen können. Ich fahre bestimmt nochmal hin, und dann berichte ich an dieser Stelle davon.
Die Rückfahrt war etwas schwierig, weil es einen Streik bei der Deutschen Bahn gab, aber irgendwie bin ich – mit Einkehr in einem münchner Wirtshaus – über Nacht nach Hamburg gekommen.
Fazit
Der Tauernhöhenweg ist in diesem Bereich wunderschön, viel Gras, viele kleine Seen, grandiose Aussicht, aber in dem ständigen Auf und Ab und wegen der raren Hütten ziemlich anstrengend. Mein gefundener Höhenweg war (bis auf meine unnötige Querung oberhalb des Jaklwirtsbodens) ebenfalls wunderschön und gar nicht so schwer, sodass ich mich wundere, dass es (bis jetzt!) darüber keinerlei Beschreibungen gab. Allerdings muss man bedenken, dass ich über 12 Stunden unterwegs war, über 20 km bei ca. 2400 hm im Aufstieg zurückgelegt habe und es unterwegs keine Übernachtungsmöglichkeiten gab. Aus dem Donnersbachtal ist die Tour vielleicht kürzer, und von der Blaufeld- oder Idlereckscharte kann man dorthin wieder absteigen.
Zum Glattjoch
Am Sonntag, den 8. August 2021 setzte ich mich abends in den Nachtzug von Hamburg in Richtung Wien. Lange Frühstückspause am nächsten Morgen in Linz, bis der Anschlusszug nach Selzthal weiterfuhr. Dort wieder Aufenthalt. Den versuchte ich, per Anhalter ins nahe gelegene Trieben abzukürzen. Es hielt aber niemand an. Von Trieben allerdings war der Autostop vorgesehen: Die schnellste Bahn-/Busverbindung nach Hohentauern machte einen großen Umweg und kam recht spät an. Nach einer ganzen Weile nahm mich eine sehr nette Frau mit und bot mir sogar an, mich so weit es geht an die Edelrautehütte heranzufahren. Ich aber wollte von der Passstraße starten. Nur eine halbe Stunde früher als mit öffentlichen Verkehrsmitteln ging ich um 12:45 Uhr los. Über den Tauern-Höhenweg kam ich bis zur Schwaberger Alm, wo ich erst nach Sonnenuntergang gegen 21 Uhr ankam (der Wanderführer sah über 14 Stunden für diese Strecke vor). Der Almbauer war natürlich schon im Bett, ich musste ihn rausklingeln...
Am nächsten Morgen – er war schon lange wach – bereitete er mir ein Frühstück und verkaufte mir steirischen Graukäse: Der ist grün und krümelig, also ganz anders als der tiroler Graukäse. Da er gut haltbar ist, nahm ich welchen für meine Frau mit. Um 7:30 Uhr ging es los: Immer auf dem Alpenhauptkamm bis zum Glattjoch mit der eigentümlichen Kapelle, wo ich gegen 13:45 Uhr mit bereits gut 1000hm in den Beinen ankam. Hier verließ ich die im Wanderführer beschriebenen Wege.
Höhenweg über Hochweberspitze, Fussiwand, Talkenschrein
Nach den Beschreibungen hier bei hikr.org sollte man vom Jaklwirtsboden über eine Rinne zur Hochweberspitze aufsteigen. Das würde einen Abstieg auf dem markierten Weg von ca. 260 hm bedeuten. (Für Kletterfreudige: Der Nordostgrat, der vom Glattjoch direkt zur Hochweberspitze führt, soll auch nicht so schwer sein. Das kam für mich allerdings nicht in Frage: Rucksack zu schwer, Strecke zu lang… Wenn ich nochmal dorthin komme, werde ich hier davon berichten.) Ich war allerdings zu ungeduldig und scherte bei nächster Gelegenheit links aus. Den Jaklwirtsboden sah ich direkt unter mir liegen. Ich kam an einer Leckstelle für Wildtiere vorbei und querte den Hang in Richtung Aufstiegsrinne auf Tierspuren. Das war sehr mühsam, da der Hang sehr steil war und der Untergrund wegen großblättrigen Bewuchses bei jedem Schritt mit dem Fuß ertastet werden musste. Am letzten Felsausläufer musste ich noch an einer rutschigen Stelle ein paar Meter absteigen, bevor es in die Rinne herumging. Im Nachhinein denke ich, es wäre weniger mühsam gewesen, wie in der Beschreibung die gut 100 hm mehr zum Jaklwirtsboden abzusteigen. Der Bewuchs schien am rechten Rand der Rinne spärlicher, sodass ich dort steil, aber nicht schwer hinaufstieg. Über den Grat war der Gipfel der Hochweberspitze schnell erreicht.
Auf der anderen Seite führte ein deutlicher Steig auf eine zu einem Sattel immer flacher werdende Wiese. Sehr schnell war der Sattel erreicht. Der Anstieg zu dem Kamm über der Fussiwand, dem ich folgen wollte, war recht kurz. Auch hier fand ich ausgeprägte Spuren, denen zu folgen nicht schwierig war (s. Foto). Die letzte große Spitze, bevor sich der Kamm zum Laubtaleck aufschwang, konnte man auf Spuren umgehen, und schon stand ich am oberen Rand eines Wiesenkessels. Dort stieg ich schräg hinab, kam an einer kleinen Hütte vorbei, und an einem kleinen See am hinteren Ende des Kessels kam ich auf den markierten Weg, der von Hinteregg herauf- und zur Blaufeldscharte hinaufführte. Bei dieser verließ ich ihn schon wieder, stieß aber bald auf einen Steig, der mit Steinmännchen markiert war und einer Rinne folgte, die zu einem Sattel links vom Talkenschrein führte. Vor dem Sattel zeigte eine Markierung deutlich rechts aus der Rinne heraus, und ich stieg schnurstracks zum Gipfel des Talkenschrein auf. Von dort konnte ich einen Großteil meiner seit dem Vortag zurückgelegten Strecke überblicken. Auf markiertem Weg ging es hinunter zur Idlereckscharte und weiter zur Hölzlerhütte.
Wegen der Beschränkungen angesichts der vorherrschenden Pandemie wollten sie mich dort sowie in der nahegelegenen Neunkirchner Hütte (belegt durch eine Gruppe der Sektion) nicht aufnehmen, aber als ich vorbeikam, um wenigstens etwas zu essen und notfalls in der Nähe mein Zelt aufzuschlagen, ergab sich, dass ich mir ein großzügiges 4-Bett-Zimmer mit nur einem anderen alleine wandernden Gast teilen konnte.
Am nächsten Morgen war ich noch ziemlich kaputt von den Anstrengungen der letzten beiden Tage. Und so beschloss ich, meine Wanderung von 5 auf 2 1/2 Tage zu verkürzen, nur zum Sölkpass weiterzugehen und dort den Bus ins Tal zu nehmen. Ich stieg auf markiertem Weg zum Hochstubofen auf, wo ich endlich wieder Telefonnetz hatte – meine Frau machte sich schon Sorgen, weil sie bis dahin nicht einmal wusste, ob ich einen Schlafplatz gefunden hatte... Vom Hochstubofen sah jedoch der letzte Aufschwung am Grat zum Aarfeldspitz sehr abweisend aus, sodass ich auch angesichts meiner körperlichen Verfassung und des großen Rucksacks darauf verzichtet habe und direkt zur Erzherzog-Johann-Hütte in einer Kehre der Straße zum Sölkpass abstieg. Nach einer willkommenen und schmackhaften Energieaufnahme nahm mich ein Hirte im Auto mit zum Bahnhof nach Stein an der Enns.
Im Nachhinein betrachtet hätte man sich den Grat wohl doch aus der Nähe ansehen sollen. Oft ergibt sich dann eine mögliche Route. Und wenn nicht, hätte ich immer noch absteigen können. Ich fahre bestimmt nochmal hin, und dann berichte ich an dieser Stelle davon.
Die Rückfahrt war etwas schwierig, weil es einen Streik bei der Deutschen Bahn gab, aber irgendwie bin ich – mit Einkehr in einem münchner Wirtshaus – über Nacht nach Hamburg gekommen.
Fazit
Der Tauernhöhenweg ist in diesem Bereich wunderschön, viel Gras, viele kleine Seen, grandiose Aussicht, aber in dem ständigen Auf und Ab und wegen der raren Hütten ziemlich anstrengend. Mein gefundener Höhenweg war (bis auf meine unnötige Querung oberhalb des Jaklwirtsbodens) ebenfalls wunderschön und gar nicht so schwer, sodass ich mich wundere, dass es (bis jetzt!) darüber keinerlei Beschreibungen gab. Allerdings muss man bedenken, dass ich über 12 Stunden unterwegs war, über 20 km bei ca. 2400 hm im Aufstieg zurückgelegt habe und es unterwegs keine Übernachtungsmöglichkeiten gab. Aus dem Donnersbachtal ist die Tour vielleicht kürzer, und von der Blaufeld- oder Idlereckscharte kann man dorthin wieder absteigen.
Tourengänger:
Stefan4570
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