Einsames Estergebirge: Schartenkopf (1206 m) und Schartenkopf-Kreuzgipfel vom Barmsee aus


Publiziert von Vielhygler , 7. Juli 2024 um 21:34.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:17 Juni 2024
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz an der Straße, die nach dem nordöstlichen Ende des kleinen Orts Barmsee parallel zur Bundesstraße in Richtung Beerenbühl führt. Gebühr € 5,00
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthäuser in Barmsee.
Kartennummer:DAV BY 10 Karwendel Nordwest / Soierngruppe und Bayernatlas

Der Schartenkopf (1218) im   Südlichen Estergebirge     ist, was die nicht vorhandene Höhe seiner "Scharte" anbelangt, kein  richtiger Gipfel. Vom Tal aus gesehen ist er auch gar kein "Kopf", sondern ein willkürlich in den Karten mit "Schartenkopf" bezeichneter Punkt irgendwo in den bewaldeten Hängen, die vom Bletschertalkopf in' s Tal bei Gerold abfallen. Der Schartenkopf ist in jeder nur denkbaren Hinsicht unauffällig, dafür ist er leicht aufzufinden, denn sein in der Karte mit 1206,5 m bezeichneter Punkt liegt direkt auf einer Forststraße, die den Schartenkopf entlangführt (im folgenden Schartenkpofstraße genannt).

Es gibt allerdings auch noch den Kreuzgipfel des Schartenkopfs und mit diesem verhält es sich genau umgekehrt. Der markante Felsen ist von Gerold oder vom Geroldsee aus ein veritabler Blickfang und sogar von der B2 aus kann man im Vorbeifahren auf dem Felsen das Kreuz in der Sonne glitzern sehen. Der Kreuzgipfel des Schartenkopfs ist sehr auffällig, doch sehr leicht aufzufinden ist er nicht!

Der Schartenkopf-Kreuzgipfel

Mich interessiert das Ganze schon länger und so habe ich in Gerold auf das oberhalb der Ortschaft auffällige Felskreuz gedeutet und Einheimische gefragt. Erst Schweigen, dann großes Staunen. "Ein Kreuz - wo? Ja tatsächlich, da glitzert was; hmm...also den Felsen gibt' s wohl schon länger, aber von einem Kreuz wissen wir nichts, das kann höchstens von irgendwelchen Auswärtigen dort hingestellt worden sein. Wir gehen dort auch gar nicht hin" Sagen die einen Gerolder. Andere Gerolder sagen wieder was ganz anderes...im Grunde hat sich nur wieder eine eherne Bergregel bewahrheitet: "Einheimische, die was wissen, sagen nichts und die, die was sagen, wissen nichts."
Die Vielhyglerin und ich waren dann trotzdem irgendwann von Gerold aus oben am Schartenkopf-Kreuz. Wir hatten die Tour eigentlich über Wiesen, die Gerolder Alm und anschließend direkt durch den Wald durchführen wollen, doch wer in Gerold Wiesen betritt - wohlgemerkt keine geschützten Buckelwiesen, sondern solche, die intensiv gedüngt und gemäht werden - wird von Ortsansässigen gestellt und mit der Polizei bedroht. Das hat auch eine gewisse Richtigkeit, denn die Polizeiinspektionen sind tatsächlich dazu angehalten, die sogenannte Hegezeit zu überwachen und Kinder, die auf frisch gemähten Wiesen "spielen" oder Feldfrevler, die dort "gehen" oder abkürzen, durch Bußgelder zu bestrafen.
Wir haben uns bei unserer Tour diesem Grünland-Regime gefügt und das ganze dann von Gerold aus weiter westlich über Forstwege und die Schartenkopfstraße angesetzt, das ging ganz gut. Noch so eine eherne Bergregel: wer sucht, der findet!

Auf jeden Fall ist das Kreuz ein Hingucker. Es fällt auf und so wie es hingestellt ist, soll es das auch. Kein Wunder, daß es auch bei Hikr. inzwischen einen Tourenbericht gibt. Anton ist von Gerold aus in einer Art Wald- und Wiesen- Diritissima hinaufgegangen, merkwürdigerweise, ohne von Einheimischen gestellt zu werden. Sein Bericht findet sich hier. Anton hat Humor, sehr gut gefallen hat mir seine trockene Bemerkung im Infoteil: "Ich kann keine Karte empfehlen". That' s the spirit! Ganz leicht nachzuvollziehen ist der Wegverlauf in seinem Bericht allerdings nicht und genau das war wohl auch Antons Absicht. Ich bin der Meinung: gut so, ich finde das viel besser als die Unsitte, seine eigenen Wanderschritte für so bedeutsam zu halten, daß sie gleich als GPS-Track für jedermann zum Hinterherdackeln gepostet werden müssen. Ich werde in diesem Bericht den Zugang zum Kreuz auch nicht genauer beschreiben (siehe Hinweis weiter unten).

Schartenkopfkreuz von Barmsee aus, warum?

Für uns ist der Kreuzfelsen immer wieder ein schönes, oft besuchtes Ziel, allerdings gibt es leider eine saisonale Einschränkung: man darf den Abschnitt der Schartenkopfstraße, der westlich des Schartenkopf-Kreuzgipfels liegt, in den Wintermonaten wegen einer behördlich verordneten Wildschutzsperrung nicht benutzen. Das ist schade, denn wenngleich es bei uns auf 1000 Meter Höhe in den meisten Wintern gar keinen Schnee mehr gibt, darf man zum Schartenkopf-Felskreuz viele Monate lang nicht gehen, jedenfalls nicht von Gerold aus...
Nun liegt das Schartenkopf-Felskreuz selbst gar nicht innerhalb der Sperrung und auch der östlich des Kreuzes liegende Teil der Schartenkopfstraße darf ganzjährig betreten werden. Das war Anlass für mich, das Ganze einmal von Osten, vom Barmsee aus zu probieren. Das Problem dabei ist bloß, daß die Schartenkopfstraße zwar von Westen nach Osten noch über den P. 1206,5 (Schartenkopf) hinwegführt, dann aber abrupt in einer Wendeschleife endet. Es wird also nötig sein, punktgenau von Osten aus zur Wendeschleife der Schartenkopfstraße zu gelangen. Dort, in dichten Wäldern oberhalb des Barmseesbefindet sich ein etwas diffuses Forst- und Karrenwegnetz, in dem ich mich erst einmal zurechtfinden muß...so etwas reizt mich immer! 
Ich darf vorwegnehmen: etwas Findungsgespür hat' s schon gebraucht, doch insgesamt ging' s ganz gut - wer sich gerne im Wald und seinen Karrenwegen zurechtfindet, wird Freude daran haben...

Wegbeschreibung  
(Hinweis: Im Text bezieht sich "in der Karte" auf die AV-Karte. Es könnte aber ebenso "im Atlas" heißen, denn die Darstellung im Bayernatlas ist ausnahmsweise fast identisch mit der in der AV-Karte.)

Vom Barmsee zum Bike-Depot am P. 1018  
 
Los geht es am Parkplatz am Barmsee an der Barmseestraße, die nach dem nordöstlichen Ende des kleinen Orts Barmsee parallel zur Bundesstraße in Richtung Beerenbühl führt.
 Vom P. aus geht es gleich über ein Brückerl und dann nach Norden, auf schmaler Kiesstraße den links unterhalb fließenden Kranzbach entlang. Beschildert ist "Barmsee-Rundweg". Gleich zu Anfangs befindet sich rechterhand eine wirklich sehenswerte "Bauwagen-Datsche" (Foto), dann folgt nach einer kurzen Waldpassage ein Abschnitt über freie Wiesen, der wieder einmal eine der ehernsten der Bergregeln zu bestätigen scheint, wonach sich die lohnendsten Aussichten vor oder nach der Tour im Tal befinden. So auch hier: eindrucksvoll zeigen sich im Westen die Felsgemäuer des Wettersteins mit den grünen, tannengesättigten Lokalmatadoren Ötzwald und Grubreut davor. Im  Norden, zum Estergebirge hin, wiederholt sich das Spiel: im Vordergrund die Waldbuckel Bletschertalkopf und Rindberg, dahinter ragen stolz die Estergebirgs-Dominatoren Bischof und Krottenkopf empor. 
Schließlich geht es nach links auf einem Brückerl ein weiteres, letztes Mal über den Kranzbach. Hier steht ein Schilderwald, der von Jahr zu Jahr wächst, gerade eben sind noch E-Bike-4-Elemente-Themenwege (Feuer, Wasser usw...) mit je einem Schild hinzugekommen. Wahnsinn, das sind im ganzen Landkreis wieder Hunderte von Schildern! Nach dem Brückerl fahre ich scharf links auf eine breitere Kiesstraße. Beschildert ist weiterhin "Barmsee-Rundweg". Es geht auf der bald schmäler werdenden Straße zuerst über schöne Lichtungen, dann im Wald an der Nordseite des Barmsees entlang, bis man wieder aus dem Wald kommt und auf einen breiten Wirtschaftsweg trifft, der beschildert von Gerold (links) nach Wallgau (rechts) führt. Hier geht es heute nach rechts weiter.
Auf besagter Straße fahre ich über freies Gelände bis zum nächsten Waldrand. Das ist der P. 888 "Herzhäusl" der AV-Karte. Wie schade, daß hier nicht wirklich ein "Häusl" steht. Nach links führt genau hier eine Wirtschaftsstraße in den Wald, die mit einem Vintage- Gesperrt-Schild aus den 70' er / 80'er-Jahren versehen ist. Die Straße führt nach Westen, in Richtung "Bletschertaler", das ist, auch zum Schartenkopf, richtig.
Nach wenigen, fast unmerklich ansteigenden, Metern gabelt sich die Straße in zwei "Gloaßenwege" (Wege mit einem Grünstreifen in der Mitte). Von diesen nehme ich den linken, in der Karte "höherwertig" (mit Doppelstrich) eingetragenen (der rechte Weg endet nach ein paar Schritten abrupt an einem Metalltor). Der eingeschlagene Gloaßenweg führt nach einem kurzen Wiesenabschnitt mit einem Stadel rechterhand in den Wald.
Nun folge ich diesem Hauptweg mehrere Serpentinen lang durch den Wald und ignoriere kleinere Karrenwegabzweige oder Holzerstiche. Bemerkenswert ist erst wieder ein niedriger Hochsitz rechterhand, von dem ein sehr steiniger, steiler Karrenweg abzweigt (siehe Bild). Anschließend folgt linkerhand gleich die nächste Landmarke: ein richtiger Hochsitz, allerdings zur Gänze aus dünnem Metallgestänge - man kann ihn leicht übersehen! Nur wenige Schritte weiter gabelt sich die Straße wiederum in zwei old fashioned Vintage-Gloaßenwege. Dies müßte der P. 1018 in der Karte sein. Hier nun nach rechts, eine kleine Buche rechterhand hat ein kleines, eingeritztes Zeichen. Raddepot ist an dieser Stelle ideal, denn von nun an werden die Wege etwas ruppiger.

Vom P. 1018 zum Lichtungsrondell und weglos zur Wendeschleife der Schartenkopfstraße 

Nun folgt auf dem zunehmend steiniger werdenden Forstweg ein kleines Aussichts-Sichtfenster zum Wetterstein und zu den Soiern, das leider bald zugewachsen sein wird. Dann vollzieht der Weg eine langgezogene  Kurve. Wieder bleibe ich stets auf dem Hauptweg und ignoriere kleinere Abzweiger. Anschließend, und dies ist gewissermaßen die heutige "Schlüsselstelle",,zweigt an einer weiteren Gabelung spitzkehrenartig ein ähnlich breiter Weg von der "Hauptstraße" ab. Hier nicht links, sondern geradeaus! Warum Schlüsselstelle? Für mich deshalb, weil der abzweigende Weg nicht in der AV-Karte, sondern nur im Bayernatlas angegeben ist, den ich unterwegs nicht konsultiere. 
Nach weiteren fünf Minuten kommt in einer langen Linkskurve von rechts der weiter unten nicht genommene, steile, steinige Karrenweg an einem Graben hinauf, schneidet die Straße in der Kurve und mündet nach der Kurve in den Hauptweg ein, so geben es auch die Karten an. Zu allem Überfluss geht im Scheitel dieser Kurve auch noch ein kleiner, in den Karten nicht angegebener Grasweg nach Nordwesten ab, den ich aber ignoriere. Das Ganze scheint etwas verwirrend, doch letztlich geht nach der Kurve der Hauptweg nur noch als ein einziger, breiter, etwas matschiger und in der Karte nur noch gestrichelt dargestellter Karrenweg nach Süden weiter. Bald schon zweigt noch ein kleinerer Steinweg nach rechts ab - diesen wieder nicht nehmen.
Kurz drauf kommt schon die vorletzte Challenge, eine weitere Weggabelung. Das Gelände ist hier matschig, erdig. Diese Gabelung steht nicht in der Karte, aber es geht auf dem mittleren von insgesamt drei Karrenwegen geradeaus nach Süden weiter. Wenn alles stimmt, dann sieht man auf der rechten Seite des mittleren, richtigen Wegs einen Baum mit einer großen, sehr auffälligen Knolle (Foto).
Im weiteren Verlauf ist, wohl von Holzern, gelegentlich "markiert", es gibt immer wieder Zeichen: rot-weiße Punkte mit Nummern (Foto), Reste von Absperrband...schließlich gelangt man zu einer untrüglichen Landmarke: einem riesigen Hochsitz (Foto) auf der linken Wegseite!
In Sichtweite dieses Jägersitzes folgt nun noch einmal eine Weggabelung, die nicht in der Karte steht - das ist für heute die letzte Challenge! Hier nun auf dem linken von zwei Karrenwegen steil bergauf. Dieser (immer noch in der Karte gestrichelt verzeichnete) Weg wird zunehmend grasiger. Schließlich flacht das Gelände aus, eine leichte Rechtskurve folgt, und schon kann man linkerhand im Wald zu flachen, lichten Stellen hinüberschauen, die dort fast eine Art Sattel vermuten lassen.
Hier fällt rechterhand ein großer Baumstumpf auf, der komplett übermoost ist (Foto). Etwa 150 Meter weiter trifft der Weg auf ein grasiges, ausgelichtetes Rondell. Auf der Lichtung liegt Abfall: einige Betonpfeiler und gewellte Metallstreifen. Hier gehen auch wieder Wege ab, die aber für den heutigen Überweg zur Schartenkopfstraße keine Rolle mehr spielen.
Um punkgenau zum weiter westlich liegenden Wendeplatz der Schartenkopfstraße und über sie zum Schartenkopfkreuz zu kommen, geht es vom Rondell aus ein paar Schritte zurück, es sind geschätzte 75 Meter. Etwa in der Mitte zwischen dem vorher beschriebenen, übermoosten  Baumstumpf und dem Rondell geht es auf einem wenig ausgeprägten, grasigen Pfad (oder ohne Pfad) flach wenige Schritte nach Südwesten zum Wendeplatz der Schartenkopfstraße. In gut zwei, drei Minuten ist man drüben. Mit etwas Gefühl ist der Überweg auf Anhieb zu finden! 

Über den Schartenkopf (1218) zum Schartenkopf-Kreuzgipfel (1160 m)
 
Vom Wendeplatz aus führt die Forststraße nach Westen. Es geht an einem großen Hochsitz vorbei in stetem Auf- und Ab über den P. 1218 "Schartenkopf" hinweg.
Schließlich erreiche ich auch den Kreuzgipfel des Schartenkopfs. Das Kreuz ist von der Straße aus nicht zu sehen.

Abstieg wie Aufstieg...schon wegen des deponierten Bikes.

Fazit? Bei wenig Schnee (wie so oft) wohl auch in den Wintermonaten machbar, wenn die westliche Seite des Schartenkopfs wegen Wildschutz gesperrt ist.

Hinweis

Was den Zugang zu dem kleinen Schartenkopf-Kreuzfelsen betrifft, so kann man mich diskret per Mail fragen. Man wird mich auskunftsfreudiger finden als die von mir befragten Einheimischen...

Tourengänger: Vielhygler


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