Ju de St. Antone 2466m - Hin und zurück

Freitag 10.06.2023

Für heute hat Harry das Fanesgebiet ausgewählt und genau dorthin hätte ich uns auch geschickt, eine perfekte Übereinstimmung!? Der körperliche Zustand und die Motivation der Gruppe haben aber etwas gelitten. Manche kriechen auf dem Zahnfleisch, andere wiederum haben sich fürs Gabalierkonzert am Abend Karten besorgt und sind schon in Gedanken dort. So verhallen meine Vorschäge, niemand hat Lust auf Gipfelziele.
Nur Jürgen scheint noch Reserven zu haben, er ist bestens trainiert und hat gestern abend noch schnell einen Regenerationslauf eingeschoben. Nach meinem "Ich frage noch ein letztes Mal!" ist er als einziger bereit, mich Richtung Neuner zu begleiten, ich bin freudig überrascht.
Die Gabalieristen lassen sich zurückfallen und Jürgen folgt mir. Bald aber folge ich ihm, denn er legt ein flottes Tempo vor und ich habe Mühe Schritt zu halten. Noch weit vor der Lavarellahütte folgen wir der alten Markierung Richtung Antoniusjoch und zweigen irgendwann ab, direkt auf den Neuner zu.
Jürgen ist begeistert von den Massen an Murmeltieren, so viele hat er noch nie gesehen. Und ich bin begeistert von seiner Fitness, im Trainingspuls steigt er locker neben mir her und wir gewinnen zügig Höhe. Plötzlich gurrt es aus allen Richtungen, eine ganze Horde Schneehühner kreuzt unseren Weg, was für ein Spektakel.
Mit den Schneehühnern ziehen aber auch schon erste Quellwolken auf und der Blick zum Himmel verrät nichts Gutes. Kurz vor dem Einstieg zum Klettersteig schauen wir uns an, die Vernunft siegt und wir drehen um. Murmetiere und Schneehühner, wer braucht da noch einen Gipfel? Bevor wir von einem Gewitter überrascht werden, ziehen wir uns lieber zum Antoniusjoch zurück und steigen ab.
An der Lavarellahütte treffen wir perfekt getimt auf die anderen, die Gabalierjünger verabschieden sich schon, nur vier Bergfreunde bleiben beim Apfelstrudel sitzen. Einem ersten Regenschauer weichen wir in der Stube aus und als er abgezogen ist, fällt uns ein kleiner Spaziergang zum Limosee ein, wir sind noch gut in der Zeit. Es hat sich gelohnt, der Ausblick ist einzigartig und der See ist heuer ordentlich gefüllt. Es geht sich sogar noch eine Pause an der Faneshütte aus, bevor wir endgültig absteigen.
Inzwischen haben sich erneut dichte Wolken herangeschoben und wir machen uns auf Nässe gefasst. Wie durch ein Wunder bleiben wir aber von Regen verschont und kommen trockenen Hauptes am Parkplatz an. Es gibt noch ein gemeinsames Abendessen mit Gulasch und Knödel und dann heißt es Abschiednehmen. Es hat allen gefallen, Danke für den Besuch!

Samstag 11.06.2023

Kaum sind die Franken abgereist, packe ich mir drei Südtirolerinnen ins Auto und ziehe am Tag darauf wieder Richtung Antoniusjoch, diesmal von der anderen, der Wengener Seite. Die vielen Höhenmeter und Feierstunden haben Spuren bei mir hinterlassen, ich muss mich quälen und die Damen traben locker voraus.
Wir blicken zum Himmel und es ziehen schon jetzt am Morgen dichte Wolken auf, von dem angekündigten sonnigen Tag keine Spur!?
Es gibt noch ein paar letzte harmlose Schneefelder und am Joch lassen wir uns zur Mittagspause an einem kleinen Unterstand nieder. Vergeblich warten wir auf Sonnenschein, verzichten auf die Antoniusspitze nebenan und ziehen uns bald wieder zurück.
Wir trotten durch das Geröll abwärts und gerade als wir den Regenschutz anlegen wollen, ziehen die Wolken wieder ab, genau umgekehrt als vorhergesagt. In Wengen finden wir eine nette Terrasse und lassen uns nieder. Jetzt plötzlich brennt die Sonne und wir suchen Schatten, in Gedanken sind wir bei den deutschen Freunden, sie sind inzwischen wieder zurück im Frankenwald.