Mont Vélan 3722m: Couloir Hannibal ↑ Couloir Central ↓
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Letzten Herbst habe ich den Mont Vélan im Rahmen einer lohnenden Grattour überschritten. Mit Kollege Andreas kehre ich heute für ein ambitioniertes Skiprojekt zurück an den Grossen Sankt Bernhard. Die zahlreichen Steilcouloirs in der breiten Westflanke locken jedes Jahr ambitionierte Tourengänger in erstaunlicher Anzahl an den Berg. Mit Hannibal und Central entscheiden wir uns für die zwei bekanntesten Varianten. Die Schwierigkeiten hängen stark von den Verhältnissen ab. Ideal sind Trittschnee oder Sulz, bei Hartschnee oder Vereisung wie heute wird die Affiche schnell anspruchsvoll.
Als Tagestour aus dem Basel- bzw. Bernbiet ist der Mont Vélan eher grenzwertig... aber für so ein Herzensprojekt machen wir gerne eine Ausnahme. Kurz nach sechs Uhr geht's los vom Parkplatz beim alten Skilift in Bourg-Saint-Bernard. Ein so früher Start wäre für diese reine Westhang-Tour selbst um diese Jahreszeit nicht nötig, aber wir wollten kein Risiko eingehen angesichts prognostizierter Bewölkung ab Mittag. Nach wenigen Minuten Portage können die Ski montiert werden. Die Nacht war praktisch klar und so trägt die Unterlage bald einmal. Auf dem Glacier de Pro herrschen dann beste Firnverhältnisse. Hier öffnet sich auch der Blick in die zahlreichen Couloirs, wobei die nördlichen nicht zum Mont Vélan, sondern höchstens zur Aiguille de Vélan führen, gell Andreas ;-)
Wir überqueren den toten Gletscher, vorbei am Couloir Central, welches in regelmässiger, fast schon perfekter Linie nach oben zieht (klick). Das Couloir Hannibal hingegen erscheint von unten weniger einladend und nur der erste Teil lässt sich einsehen. Es ist zwar einen Hauch gutmütiger, aber die Verhältnisse kippen im Frühjahr schneller. Tatsächlich erkennen wir mehrere Eispanzer, entscheiden uns aber dennoch für den Einstieg. Sie scheinen noch umgehbar. Bewaffnet mit Steigeisen und zwei Pickeln bzw. Eisgeräten arbeiten wir uns konzentriert und recht effizient aufwärts, meist auf den Frontzacken. Andreas ist sich solches Gelände gewohnt, für mich ist's angesichts von Länge und harter Unterlage eher eine Premiere. Heikel sind nicht die technischen Schwierigkeiten, sondern die Nulltoleranz für einen Sturz.
Die 500Hm ziehen sich in die Länge und die Lücke - bald schon mal in Sichtweite - will nicht näher kommen. Doch das Adrenalin verhindert eine Ermüdung. Der trichterförmige Ausstieg hatte uns im Vorfeld etwas Kopfzerbrechen bereitet, weil anfällig auf Triebschnee. Tatsächlich endet hier der Hartschnee und wir brechen durch einen mühsamen Harschdeckel in fragwürdige Unterlage durch. Doch wir schätzen die Situation als einigermassen sicher ein. Oben öffnet sich das weite Plateau des Dôme du Vélan, der Gipfel des Mont Vélan (3722m) selbst ist wenig markant. Wo genau sich die Gipfelkote befindet, darüber scheint sich Swisstopo je nach Raster unklar: ist es P. 3720 oder der südlichere P. 3722? Aber das ist irrelevant. Handshake, Verpflegung und ein paar Fotos vom grossartigen Panorama - Grand Combin und Mont Blanc lassen grüssen. Wir pausieren nicht allzu lange, denn es zieht empfindlich und die angekündigte Wolkenfront scheint aufzuziehen.
Wir fahren und stöckeln nordwärts Richtung Aiguille du Vélan, einer scheinbar frischen Spur folgend, und gelangen so in die Lücke des Couloir Central. Andreas hatte von Anfang an geplant, wieder mit Pickel und Steigeisen abzusteigen. Für mich kommt das nicht in Frage. Bewaffnet mit einem Stock und einem Pickel fahre ich in die zunächst gutmütige Rinne ein. Bald engt das Gelände ein und die Unterlage wird beinhart. An der steilsten Stelle im Mittelteil erreicht man über 45°. Problematisch ist nicht die Härte an sich, sondern die Kombination mit dem unebenen Untergrund, weil die Kanten dadurch kaum Auflage finden. Derart spielt die Tour fernab der erwähnten S+, muss ich nicht wiederholen... Immerhin, streckenweise kann ich in die Flanken rechterhand ausweichen, die bereits einen Hauch anfirnen konnten. Etwas erstaunt kreuze ich kurz vor der Ausfahrt noch ein Paar im Aufstieg. Wobei sie in der Abfahrt wohl angenehmere Bedingungen antreffen werden als ich.
Weil Andreas rückwärts zu Fuss natürlich mehr Zeit benötigt als ich, gönne ich mir noch den Abstecher zur gegenüberliegenden Testa Grisa (3060m). Das ist ein beliebtes Plaisirziel und der perfekte Ort zur Begutachtung der Couloirs am Vélan (Topo). Eine Pause später fahre ich zurück zum Glacier de Pro und mach mich gemeinsam mit Andreas an die Schlussabfahrt, zuletzt über tiefen Nassschnee. Zurück in Bourg-Saint-Bernard lassen wir uns nicht hetzen, lange Rückfahrt und Aussicht auf Stau hin oder her. Ein tolles Abenteuer geht zu Ende und für mich vermutlich auch die Saison.
Als Tagestour aus dem Basel- bzw. Bernbiet ist der Mont Vélan eher grenzwertig... aber für so ein Herzensprojekt machen wir gerne eine Ausnahme. Kurz nach sechs Uhr geht's los vom Parkplatz beim alten Skilift in Bourg-Saint-Bernard. Ein so früher Start wäre für diese reine Westhang-Tour selbst um diese Jahreszeit nicht nötig, aber wir wollten kein Risiko eingehen angesichts prognostizierter Bewölkung ab Mittag. Nach wenigen Minuten Portage können die Ski montiert werden. Die Nacht war praktisch klar und so trägt die Unterlage bald einmal. Auf dem Glacier de Pro herrschen dann beste Firnverhältnisse. Hier öffnet sich auch der Blick in die zahlreichen Couloirs, wobei die nördlichen nicht zum Mont Vélan, sondern höchstens zur Aiguille de Vélan führen, gell Andreas ;-)
Wir überqueren den toten Gletscher, vorbei am Couloir Central, welches in regelmässiger, fast schon perfekter Linie nach oben zieht (klick). Das Couloir Hannibal hingegen erscheint von unten weniger einladend und nur der erste Teil lässt sich einsehen. Es ist zwar einen Hauch gutmütiger, aber die Verhältnisse kippen im Frühjahr schneller. Tatsächlich erkennen wir mehrere Eispanzer, entscheiden uns aber dennoch für den Einstieg. Sie scheinen noch umgehbar. Bewaffnet mit Steigeisen und zwei Pickeln bzw. Eisgeräten arbeiten wir uns konzentriert und recht effizient aufwärts, meist auf den Frontzacken. Andreas ist sich solches Gelände gewohnt, für mich ist's angesichts von Länge und harter Unterlage eher eine Premiere. Heikel sind nicht die technischen Schwierigkeiten, sondern die Nulltoleranz für einen Sturz.
Die 500Hm ziehen sich in die Länge und die Lücke - bald schon mal in Sichtweite - will nicht näher kommen. Doch das Adrenalin verhindert eine Ermüdung. Der trichterförmige Ausstieg hatte uns im Vorfeld etwas Kopfzerbrechen bereitet, weil anfällig auf Triebschnee. Tatsächlich endet hier der Hartschnee und wir brechen durch einen mühsamen Harschdeckel in fragwürdige Unterlage durch. Doch wir schätzen die Situation als einigermassen sicher ein. Oben öffnet sich das weite Plateau des Dôme du Vélan, der Gipfel des Mont Vélan (3722m) selbst ist wenig markant. Wo genau sich die Gipfelkote befindet, darüber scheint sich Swisstopo je nach Raster unklar: ist es P. 3720 oder der südlichere P. 3722? Aber das ist irrelevant. Handshake, Verpflegung und ein paar Fotos vom grossartigen Panorama - Grand Combin und Mont Blanc lassen grüssen. Wir pausieren nicht allzu lange, denn es zieht empfindlich und die angekündigte Wolkenfront scheint aufzuziehen.
Wir fahren und stöckeln nordwärts Richtung Aiguille du Vélan, einer scheinbar frischen Spur folgend, und gelangen so in die Lücke des Couloir Central. Andreas hatte von Anfang an geplant, wieder mit Pickel und Steigeisen abzusteigen. Für mich kommt das nicht in Frage. Bewaffnet mit einem Stock und einem Pickel fahre ich in die zunächst gutmütige Rinne ein. Bald engt das Gelände ein und die Unterlage wird beinhart. An der steilsten Stelle im Mittelteil erreicht man über 45°. Problematisch ist nicht die Härte an sich, sondern die Kombination mit dem unebenen Untergrund, weil die Kanten dadurch kaum Auflage finden. Derart spielt die Tour fernab der erwähnten S+, muss ich nicht wiederholen... Immerhin, streckenweise kann ich in die Flanken rechterhand ausweichen, die bereits einen Hauch anfirnen konnten. Etwas erstaunt kreuze ich kurz vor der Ausfahrt noch ein Paar im Aufstieg. Wobei sie in der Abfahrt wohl angenehmere Bedingungen antreffen werden als ich.
Weil Andreas rückwärts zu Fuss natürlich mehr Zeit benötigt als ich, gönne ich mir noch den Abstecher zur gegenüberliegenden Testa Grisa (3060m). Das ist ein beliebtes Plaisirziel und der perfekte Ort zur Begutachtung der Couloirs am Vélan (Topo). Eine Pause später fahre ich zurück zum Glacier de Pro und mach mich gemeinsam mit Andreas an die Schlussabfahrt, zuletzt über tiefen Nassschnee. Zurück in Bourg-Saint-Bernard lassen wir uns nicht hetzen, lange Rückfahrt und Aussicht auf Stau hin oder her. Ein tolles Abenteuer geht zu Ende und für mich vermutlich auch die Saison.
Tourengänger:
Bergamotte
Communities: Skitouren
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