Römertag, Teil 1: Spazierwanderung zum Heidenfelsen


Publiziert von Nik Brückner , 12. April 2023 um 12:02. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 7 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 1:00
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Strecke:4,5 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz (253 m) an der Kaiserstraße (L359), der Verbindungsstraße zwischen Landstuhl und Kindsbach. Dort befindet sich ein Sportplatz, an dessen Westseite ein kleiner Parkplatz ausgeschildert ist. Dahin kommt man nur auf einer Art Fahrradweg, aber keine Angst, der Parkplatz ist ausgeschildert, also wird man hier auch fahren dürfen.

Lieber WolfgangM, ich leihe mir mal deine Bezeichnung "Spazierwanderung" aus, die passt hier ganz gut.

Tja, manchmal isses einfach nix mippm Wetter. Dann muss man flexibilisieren, und aus der Wanderung eine Spazierwanderung machen. Auch mal schön! Dieses Mal mit dabei: Andrea und Roland, Topi und natürlich die Waldelfe. Logisch - bei einem gallorömischen Quellheiligtum. Und ebenfalls mit dabei: "Morning Lights" von Trespass.



Start war am Parkplatz (253 m) an der Kaiserstraße (L359), der Verbindungsstraße zwischen Landstuhl und Kindsbach.

Dort befindet sich ein Sportplatz, an dessen Westseite ein kleiner Parkplatz ausgeschildert ist. Dahin kommt man nur auf einer Art Fahrradweg, aber keine Angst, der Parkplatz ist ausgeschildert, also wird man hier auch fahren dürfen.

Zwischen Sport- und Parkplatz führt ein breiter Weg nach Süden, zum Waldrand. Dort rechts hinauf, und nach gut 500 Metern steht man an dem kleinen Biedebachweiher (275 m). Hier geht's links steil hinauf zu den Heidenfelsen (310 m).

Erkennbar ist die Stelle an dem kleinen Schutzhüttchen, dass zwei bearbeitete Felsblöcke schützt, und die Quelle, der wir sie verdanken. Und deshalb nicht zu verfehlen. Die Quelle trägt den Namen "Gutenborn": Hier fließt borhaltiges Wasser, das deshalb entzündungshemmende Wirkung hat. Aus diesem Grunde wurde es als Heilwasser angesehen und genutzt, besonders bei Augenkrankheiten.

In der Mitte des 3. Jahrhunderts ist bei der Quelle ein römisches Quellheiligtum ent­standen. Es wurde bis ins 4. Jahrhundert hinein betrieben.

Von Funden aus dieser Zeit wurde seit 1821 berichtet, ab 1903 fanden hier dann Ausgrabungen statt. 1907 wurden dabei Überreste eines römischen Tempels entdeckt, von denen allerdings heute nichts mehr zu sehen ist. Dafür liegen, geschützt vom Dach besagter Hütte, heute noch zwei große Sandsteinblöcke neben der Quelle, die figürliche Darstellungen tragen. Es handelt sich um Figuren im Hochrelief aus der gallorömischen Zeit. 

Der linke Fels wurde bereits 1821 beschrieben, während die Figuren des rechten Steines erst 1903 von Studenten entdeckt wurden. Schriftliche Quellen zum Heiligtum fehlen, weshalb eine sichere Deutung der Figuren nicht einfach ist.

Der linke, etwa zwei Meter große Stein zeigt mythische Figuren, vermutlich thronende Matronen, die wurden meist zu dritt dargestellt. Zwischen der mittleren und der rechten befindet sich ein Kapitell mit Buchstaben. Links der Gruppe ist eine kleine stehende Figur zu sehen, ein Kind vielleicht, rechts sind noch zwei weitere stehende Figuren, die vermutlich Opfergaben halten. Von der Inschrift ist kaum noch etwas zu entziffern, da steht [---]VO[---] / [---]MA[---].

Auf dem rechten, etwa drei Meter langen Stein ist links eine große Frauenfigur in Tunika und Mantel zu sehen, rechts oben ein opfernder Mann an einem Altar zwischen zwei weiteren stehenden Figuren. Unten sind drei Nischen mit Einzelfiguren, die größte hält Schild und Speer, und ist vermutlich als Mars zu identifizieren.

Aber es gibt noch mehr: Am Fuß des Hanges lassen zahlreiche Funde (vor allem viele Keramikscherben) auf eine Töpferei schließen. Diese Funde sind heute im Historischen Museum in Speyer ausgestellt. Da hat vermutlich jemand gedacht, man könnte doch jenen Besuchern, die das borhaltige Wasser mit nach Hause nehmen wollten, Amphoren zum Transport verkaufen. Jaja, so anders waren die Menschen damals gar nicht.


Alles in allem gehören die Heidenfelsen zu den am besten erhaltenen Quellheiligtümern in Mitteleuropa, die sich noch an ihrer ursprünglichen Stelle befinden.

Oberhalb des Quellheiligtums befinden sich hohe Sandsteinfelsen, von denen man angeblich eine schöne Aussicht hat. Zu denen stiegen wir nun hinauf. Man kann links oder rechts des Quellheiligtums hinaufgelangen, ganz nach Lust und Laune. Oben angekommen, ist dann ein Pfad besonders empfehlenswert, der knapp unterhalb der Felskante nach Nordosten führt. Es geht immer unter der Kante entlang, man wandert nahezu eben unter senkrechten bis überhängenden Felswänden hindurch. Der Pfad endet oberhalb eines Schlageter Gedenksteins (337 m), wo er auf einen Weg trifft, der von Kindsbach heraufkommt. Hier wandten wir uns nach rechts, und stiegen den Rücken hinauf aufs Hörnchen (354 m), eine kleine Erhebung oberhalb.

Von dort aus ging's wieder nach rechts, nun oberhalb der Felskante entlang. Dort nahmen wir noch den Aussichtsfels (343 m) mit, dessen Aussicht allerdings leider ziemlich verwachsen ist.

Dann standen wir vor der Frage: Weiter nach Westen, zur Burg Nanstein, und damit tiefer ins Regenwetter hinein, oder lieber zurück zum Auto, und irgendwohin, wo das Wetter besser zu sein versprach? Zum Beispiel zu einer römischen Höhensiedlung ganz in der Nähe?

Wir entschieden uns für letzteres. Die Burg läuft uns ja nicht weg. Wir stiegen also wieder hinunter zum Heidenfelsen (310 m), und weiter zum Biedebachweiher (275 m), und liefen dort vor dem Wetter weg und zum Parkplatz (253 m) hin. Ganz hat's nicht geklappt.


Fazit:

Schönes kurzes Töürl, das man mit einem Besuch der Burg Nanstein sicher noch ein wenig aufwerten kann. Wer mystische Orte im Wald sucht, kommt hier auf seine*ihre Kosten, sollte aber auch nicht vergessen, dass man damals auch nicht mystischer drauf war als heute - Bor wirkt wirklich entzündungshemmend und der Töpfer hat sicher gut an seinen Amphoren verdient.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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Kommentare (2)


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WolfgangM hat gesagt:
Gesendet am 15. April 2023 um 17:09
Hallo Nik,
selbstverständlich darfst du den mir erfundenen Begriff "Spazierwanderung" verwenden :-)

In der Wander-Fachliteratur und in Wikipedia hat sich der Begriff leider noch nicht etabliert. Aber wenn ein berühmter hikr wie Du ihn auch verwendet, dann gehört er bald zum Allgemeingut. Man braucht bloß noch eine hippe englische Übersetzung (so ähnlich wie "Wandern" = "Trekking"). Hast Du als Sprachwissenschaftler da eine Idee?

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. April 2023 um 09:14
Ha! Du hast es gelesen - das freut mich. Danke, dass ich den Ausdruck übernehmen darf! Ich finde den für solche Touren äußerst treffend und sehr praktisch.

Für deine Schmeicheleien herzlichen Dank, die motivieren mich jetzt natürlich erst recht dazu, den besonders bequemen Weg einzuschlagen, und das Wort in den Google-Übersetzer zu werfen. ;o} Der strengt sich ebenfalls nicht besonders an, und wirft mir "walking hike" zurück. Das ist zwar nicht besonders kreativ, aber auch sehr treffend! Ich persönlich würde allerdings "spacerwandering" vorziehen.... ;o}

Herzlichen Gruß,

Nik


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