Balmflue Ostgrat zum zweiten (Balm b. Günsberg-Balsthal)
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Weil ich mit dem E-Grat in Bezug auf die IIer-Stelle noch eine Rechnung offen hatte, nachdem ich vor ca 6 Wochen das erste Mal dort war, zog es mich wieder an den Fuss des Weissenstein-Massivs. Weil ich dieses Mal aber viel mehr Zeit hatte, wollte ich auf der ersten Solo-Jurakette weiterziehen in Richtung Osten und dort noch ein paar Pendenzen abhaken. Gewiss wollte ich auf die Wanneflue und über den Chamben. Ab dort war der Weiterweg dann offen.
Bei der ersten Begehung des E-Grats habe ich die erste Schwelle der IIer-Stelle gemacht und habe aus der Unerfahrenheit heraus gemeint ich sei schon beim Kletterfelsen angelangt. Deswegen stieg ich wieder ab und umging die Stelle nordseitig. Dieses Mal wollte ich schauen wie es bei der IIer-Stelle weiterging. Ich möchte nochmals den Bericht aus meiner Optik, Beginner-Alpinist/kein Kletterer, widergeben.
Solothurn-Bhf zur Pendlerzeit, um 7h. Ich besteige den Bus mit vielen weiteren Personen. In Balm b. Günsberg bin ich dann der einzige. Ich marschiere los und bin in wenige Minuten bereits bei der Siggern-Brücke und überquere den Zubringer-Bach, der praktisch ausgetrocknet war. Steil geht es auf dem schönen, recht gut ausgetretenen Zickzack-Weglein bergan, es ist fast nicht zu übersehen. Bald befinde ich mich wieder auf der Zwischenebene. Wieder begebe ich mich in die kurze, unproblematische Querung nach Südosten (nicht übermässig abschüssig, was die Felsen, deutlich weiter unten/linkerhand nicht wirklich in den Vordergrund rückt), erkraxle in einfacher Ier-Kletterei eine erste Stufe und laufe auf einem schmalen Band weiter nach SO, bis ich wenig steil einen Einstieg auf den Grad finde.
Breit ist der Grat, die Felsen südlich lassen sich nur erahnen, ich nähere mich ihnen nicht. Rechts ist es noch eher abschüssig, geht es doch ca 5 Meter oder so grade runter zum Steilhang wo ich vorher war,
Wenn ich mich richtig erinnere, dann nimmt die Schwierigkeit des Grates wie folgt zu:
- Steiler, steiniger Grataufschwung (T2, ohne Hände)
- Erste, einfache Rampe (I-Kletterei)
- Zweiter, steiniger Grataufschwung (T3, kraxeliger). Wenn überhaupt, dann ist eher auf der Nordseite vorsicht geboten, denn dort sind die Abbrüche viel näher. Allgemein kann man aber auch diesen Abbrüchen immer ausweichen.
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Gleich danach: IIer-Stelle, welche gewissermassen dreigeteilt ist:
- Teil A: Relativ einfache Kraxelei, da viele Steine und Wurzen und Bäume. Man befindet sich am Schluss mehrere "Mannes-Längen" "am Fels" bis man einen letzten ca Meter-hohen Felsen überkraxelt und kurz wieder in flaches Gelände kommt. Das ist einer der Günsberg-Aussichtspunkte (Foto sieht man oft hier auf hikr). Zitterige Knie hatte ich nie, Schwindel auch nicht, weil die Wand 1) nicht komplett senkrecht und 2) die vielen Stufen, stabilen Steine, Wurzeln und Bäume enorm viel Reibungsfläche bieten. Dazu ist es links und rechts auch nicht direkt "total-abschüssig", der Felsen ist sehr breit
- Teil B: serpentinen-mässig geht es ein paar Meter hoch und es wird eine glatte Felswand erreicht. Diese Felswand hat fast keine Tritte, früher hing dort offenbar ein Seil, um einen Baum der ob der Felswand wächst, das ist nicht mehr dort. Die Felswand ist vielleicht 3 Meter hoch oder so. Ich hatte irgendwie wenig Ideen wie ich dort hochkommen könnte, also bin ich südlich um die Nase rum. Dort sind ebenfalls noch keine krassen Abgründe zu sehen, Schwindel kam nicht auf und man kann den Felsen von hinten rum, ganz gutgriffig erklimmen.
- Teil C: der berühmte Kamin. Dieser wirkt nicht wirklich "schwierig", aber ich musste zu Beginn kurz überlegen, wie der am besten zu erklimmen ist, es gibt mehrere Möglichkeiten. Schlussendlich ging der Kamin gut zu klettern, auch wenn ich nicht über Klettererfahrung verfüge. Er bietet viel Reibung und man hat nicht das Gefühlt meterhoch "in der Luft zu hängen". Dennoch ist der Kamin vielleicht der schwierigste Teil des E-Grates.
Der Kletterfelsen ist natürlich nichts für mich und ich mache mich an die Umgehung und dort fangen meine einzigen Schwierigkeiten des Tages an: diese Querung ist leicht abschüssig, wenn auch nicht sonderlich gefährlich, wenn denn das Eis nicht wäre. Der Nordhang hat immer noch etwas Schnee, der irgendwie von der Felswand des Kletterfelsen "geschützt" wird. Auf ein Kopfaufschlagen wegen einer Eisfläche unter dem Schnee habe ich wenig Lust. Ich suche also den Gratwiedereinstieg. Ich erklimme die selbe Steilstufe am Steilhang wie das letzte Mal und erreiche den nächst höheren Felsriegel. Abermals kraxle ich hoch, wobei ich wieder auf Eis achten muss und befinde mich nun auf einer Art geneigtem Zwischenboden. Dort mache ich den Fehler eher in Richtung Osten zurückzulaufen, weil ich das Gefühl hatte, man kann in einem der Kamine aufsteigen. Einmal muss ich eine sehr heikle Querung machen. Vereist und links geht es ca 1.5 Meter ein Felschen runter, Kopfwunden kann das allemal geben bei ausrutschen. Ich versuche mich an einem Kamin und verwerfe diese Idee mehr oder weniger sofort. Ich kraxle ab und gehe auf dem Zwischenboden nach Westen und tadaa: ich sehe diesen u-förmigen Baum, den man durchsteigen muss. Ab da alles easy, der Wege auf den Grat sind ganz viele. Der Wiederaufstieg ist wohl ein T3+, nicht meine idiotische Variante, die bewerte ich gar nicht. Aber es ist eine schmierige Nordhang-Kraxelei, mit Eis, Laub und rutschigen Wurzeln. Winter-Variante für mich in Zukunft: wie das letzte Mal deutlich weiter nach Westen und dann ganz easy auf den letzten Teil des Grates.
Wenn man nun oben auf den letzten, flachen Teil des Grates kommt, dann trifft einen die grandiose Aussicht mit voller Wucht, Unglaublich schön. Der letzte Gratweg ist sagen wir mal T3+, weil er sich nun halt wirklich sehr nahe an den Südwänden befindet, rechts aber nicht wirklich gefährlich da vielleicht nur so ca 1.5 Meter hohe Wändchen, bis zum Umgehungsweg, der übrigens nun bis zum Ende verläuft, man kann diesen wählen. Eine Stelle würde ich als T4+ bezeichnen. Sie ist ca 1.5 Meter lang. Links geht es praktisch unmittelbar in einen praktisch senkrechten Kamin die Südwand runter, rechts senkrecht ca 2.5 Meter runter. Nur ca 40 cm breit. Mit Händen und Füssen, mich gedanklich nach rechts orientierend meistere ich aber auch diese Stelle ohne zittrige Knie.
Mit meinem limitierten Verständnis würde ich sagen, man bewegt sich nie im T5-Gelände.
Vom BF-Chöpfli, mit gewohnt toller Aussicht, gehe ich dann weiter zur Röti, wie immer auf dem einfachen gelben Grat-WW, die sich vor mir auftuenden Rötifelsen sehen einfach nur wunderschön aus. Die Röti selbst ist für mich immer wieder ein mega-Highlight. Insbesondere gefällt mir die "kurzgeschorene" mit braungrünem Gras gefärbte Alpweide.
Von der Röti, mit brutalem Wind, wende ich mich zum ersten Mal dem "steilen" Weg nach Balmberg zu. Die Warnung "nicht begehbar im Winter" ignoriere ich, zu Recht, wie ich finde, auch wenn der Weg mit ca 20 cm hohem Schnee bedeckt ist. Risiko ist nicht ein Absturz sondern allenfalls ein Ausrutscher/Schürfung/Beule etc. Dieser Weg ist denke ich ein T3, vor allem deswegen weil er ja nirgends Haltehilfen hat und doch teilweise schön steil ist.
Nach dem Skilift geht es unschwierig aber recht steil den Wiesenweg runter zur Passhöhe. Ich wende mich alsbald der Wanneflue zu.
Statt auf dem Weg aber erkraxle ich zuerst linkerhand und danach stets rechterhand die griffigen Felsen in einfacher Ier-Kletterei und sagen wir mal T3+. das bietet mir tolle Aussichten und spannende Weglein. Nach der Wanneflue passiere ich in T2-Manier den Niederwiler Stierenberg und wandere dann, doch arg nun der Sonne ausgesetzt, den Wiesenweg hoch Richtung Chamben. Immer wieder muss ich zur Röti zurückschauen, die bereits weit zurückliegt aber dennoch imposant wirkt.
Wo sich die Wiese ein erstes Mal etwas verschmälert dann ein weiteres Highlight dieser Wanderung: eine unglaublich schöne Alpweide, mit einzelnen Tannen und verstreuten Steinen, so im Stile eines Chasseral (Chuford) zB. Dazu die freie Sicht auf die Alpen. Hammer. Nach einer weiteren Wiese komme ich dann zum Gratweg des Chamben. Der fängt dann direkt mit einer spannenden Stelle an: steil muss man relativ nahe zu den Felsen kurz absteigen, kurz traversieren und auf der anderen Seite wieder hochsteigen. Weil der Weg mit vielen Treppen ausgestattet ist und fast schon unanständig intensiv mit Ketten und Seilen etc versichert, ist dieser Weg sagen wir mal maximal ein T3.
Der Weg dann auf der Chambenflüe ist dann wieder echt schön. Auf, ab, stets schmal, wurzelig, naturtrittig mit zig Möglichkeiten auf irgendwelche Güpfe zu steigen und das intensive Alpenpanorama zu geniessen.
Ich vergebe ein T3+ und zwar deswegen, weil man teilweise arg nah an den Abbrüchen läuft und auch die Bank auf dem Aussichtspunkt exponiert ist. Schwindel kommt keiner auf, allerdings. Mit kleinen Kindern täte ich nicht über den Chamben.
Ich steige erst moderat steil im Wald und dann ziemlich steil im Gebiet Vorderes Hofbergli ab und erreiche alsbald das Höch-Chrütz. Ab da muss ich Gas geben, da ich trotz Ferientag noch ein Meeting hatte innert Frist. Ich passiere den Bättlerchuchi-Gratweg bis zur Passhöhe Schmiedenmatt. T2. Von der Ausgesetztheit, wohl einer der einfacheren Gratwege im Jura. Dennoch ist es schön, hoch über der Schmiedenmatt zu wandern, immer wieder mit Sicht aufs Rüttelhorn.
Nach der Passstrasse geht es kurz und sehr giftig ca 50 HM hoch und ich befinde mich schon wieder auf dem nächsten Grat-Weg, dem Schatteberg. Dieser ist vom Charakter her mehr ein buchenbestandener Grat, flach. Wohl einer der unspektakulärsten Gratwege des Jura. Ein paar Mal geht es rechts aber doch ca 5 Meter oder so grade runter. Weil man etwas das Gefühl hat auf einer Wanderautobahn zu sein, tendiert man vielleicht das zu unterschätzen. T2. Ich erreiche den Hinteregg-Pass. Wollte ich zuerst nach Oberbipp absteigen errechne ich nun, dass ich nur 2 km/150hm mehr habe nach Balsthal und damit dann eigentlich die Jura-Höhenweg Etappe gemacht haben würde, inklusive Tweaks wie zB die Röti, die BF, Wanneflue, Chambenflüe.
Ziemlich sonnen-verhitzt erreiche ich das Gebiet Bäänli, wo es erstmal wieder recht steil wird. Der dann folgende Hällchöpfli-Aufstieg ist zwar sehr steil, aber er ist derart versichert mit Ketten, Seilen, etc dass man fast noch erwartet nächstens in einen Lift einzusteigen. T2 und das war auch mir Anfänger dann etwas zu viel des Guten. Völlig unnötig. Ich schenke mir das Hällchöpfli weil ich keine Lust hatte auf das Militär daneben, weil ich dort schon war und insgesamt nicht der grösste Fan dieses Gupfs bin und marschiere mit Speed auf dem einfachen Gratweg, T2, runter zum Rossweidli. Die komischen Rindviecher werde ich erst bei der Schwenigmatt sehen.
Bei der bin ich dann auch alsbald. Als absoluter Jura-Alpweiden-Fan rangiere ich die Schwengimatt etwas weiter hinten ein, aber das ist Geschmacksache. Auch beäugt mich ein Stier relativ kritisch durch ein Gatter durch.
Abstieg dann auf dem Direttissima-Pfad durch die Läberen. Ein Wald von dem ich nun wirklich nicht der grösste Fan bin. 400hm auf 2.2km. Uff...
Glücklich komme ich in Balsthal an. Einige Pendenzen abgehakt. Wetter: phänomenal. "Unzählige" Kreten abgelaufen, zufällig noch so ca die Jura-HW-Etappe absolviert, IIer-Stelle gemacht beim BFCH, es war ein guter Tag. Wenn ich aber eine Traum-Solothurn-Wanderung wählen dürfte, so tendiere ich allerdings nach wie vor eher in Richtung 2. Kette/Scheltenpass//Hohe Winde/Passwang, aber das ist natürlich wieder Geschmacksache;-)
T4+ ist nur wegen der einen Steilstufe am E-Grat Balmflue.
Tourengänger:
Hallodri82
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