Grandiose Rundtour im Wasserfallen-/Passwang-Gebiet, bei phänomenalem Herbstwetter


Publiziert von Hallodri82 , 3. Dezember 2022 um 17:29.

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum:23 November 2022
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL   CH-SO 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 1090 m
Abstieg: 1090 m
Strecke:17

Auch als begeisterter "Powerhiker" und Trailrunner (auf tiefem Niveau) freue ich mich ab und an auf eine langsamere Tour, mit einem etwas explorativeren Anspruch. An einem phänomenalen Herbsttag war es wieder mal so weit. Wieder mal auf dem Passwang-Massiv und zwar im grandiosen Wasserfallen-Gebiet. Die Wanderung die ich zusammengestellt habe war eine gute Mischung aus offiziellen Wanderwegen, spannenden/gesicherten WW-Abschnitten und abenteuerliche Abschnitte fernab der Ausschilderung.  

 Start Talstation Wasserfallen-Gondel. Da wegen Revision geschlossen war Parkplatz leer. Ich wandere Richtung Vogelmatt und biege dann auf den steilen Weg ab, der mich durch die Witzeberg-Flanke führt, bis zum Felsdurchlass vor dem Bäregrabe. Anstatt durch die Passage zu wandern und danach den steilen Bäregrabe in der Wiese hochzusteigen, kraxle ich grad davor schon die steile Westflanke hoch bis zur Abbruchkante nach Norden. Abgesehen von der Steilheit ist das nicht gefährlich. Sobald die Abbruchkante erreicht wird, flacht es etwas ab und es wird ein schmaler Trampelpfad ersichtlich, der in der gleichen Richtung wie der Bäregrabe hochführt.  Da es keine Krete ist, sondern eine Abbruchkante stellt sich kein Schwindel ein. Auffallend sind die vielen Stechpalmen-Büsche. Sicht den Bäregrabe runter und rüber in den Herbstwald der Bürtelflue ist einfach wunderbar. T3.

Etwa auf 790 MüM erreiche ich einen Forstweg, in Richtung SE führt. Dort fällen sie grade die nächste Buche. "Schnell durchlaufen soll ich", meinen die Forstarbeiter. Gesagt getan. Ich erreiche die Teertrasse, den Autozubringer auf die Wasserfallen. Diese laufe ich in einem Halbbogen ein paar 100 Meter runter, bis ich an den Fuss des Geissrai gelange. Kurz vor der scharfen Rechtskurve erklimme ich die steile Flanke bis auf den Grat. So vergebe ich mir zwar ca 30 Meter Gratweg, aber direkt beim Start in der Rechtskurve ist eine von Menschenhand errichtete Mauer. Ich folge dem wunderschönen, schmalen Gratweg bis zum höchsten Punkt des Geissrai. Die Tiefblicke Richtung Liedertswil sind gigantisch. Der Gratweg ist typisch für den Jura grasig/wurzelig/steinig. Mitunter kann man 1.5 Meter hohe Felsen "erklimmen". Gefährlich ist es nicht, wäre auch gut mit Kindern machbar. Ausser beim höchsten Punkt, wo dann direkt die hohen Felsen erreicht werden, dort wäre es mit Kindern gefährlich. T3.

Ich werweisse etwas in Bezug auf den richtigen Abstieg beim Pt. 895. Ich möchte weiter nach Süden. Von oben wirkt die Flanke sehr steil und man sieht nicht bis zuunterst. Ich sollte ein paar Minute später merken, dass der Abstieg Richtung des bewaldeten Sumpfgebietes, welches vor der Wiese "Chline Wold" liegt ganz wenige Höhenmeter sind. Ich steige also südwärts ab, was etwas botanisch ist. Einmal traversiere ich auf einer gefällten oder gestürzten Buche ca 10 Meter und umgehe so das mühsame Gebüsch. Zu meiner Überaschung erreiche ich alsbald den Talboden. Knöcheltief sinke ich im morastigen Boden ein. T3.

Ich erreiche die schöne, unbekannte und selten besuchte Wiese Chline Wold, die gross erscheint. Südlich von ihr türmt sich der Änziane-Berg auf, dunkel, abweisend, steil. Mein nächstes Ziel. Ich quere die Weise und erreiche den Weg am südlichen Ende. Am Pt. 902 drehe ich nach SWW, dann alsbald wieder nach SO. Ich passiere die ersten, auf Swisstopo ersichtlichen Felsen. Steil ragt der Änzianen vor mir auf. T2.

Ich entscheide mich, weglos, in Falllinie nach Süden aufzusteigen, ein paar Meter neben den Felsen. Das ist problemlos möglich, aber ist einfach relativ steil. Auch ist es nun nicht wirklich ein malerischer Wald. Mehrfach rutsche ich aus und zwei mal quere ich längst verlassene Forstwege. Nach ein paar Minuten erreiche ich den breiten Grat des Änzianen. T3. Nach 100 Metern dem Gemeindebann entlang nach Westen erreiche ich dann den höchsten Punkt. Der mediterran anmutende, föhrenbestandene, ausgelichtete Gipfel gefällt mir ungemein. Stolz bin ich, endlich einmal auf dem Berg zu stehen, den ich so oft schon vom Aufstieg zur Hinteri Egg gesehen habe. Weil der Änzianen aber einer der einsameren Berge ist des Baselbiets, weg von den Wanderwegen und auch nicht wirklich mit einem menschengemachten Zugang her erklimmbar (auch nicht flach von der Waldweid her) hat es irgendwie noch nie geklappt.

Ich erreiche die wunderschöne, namenlose Alpweide zwischen Örlemoos und Änziane und erreiche südlich davon einen Weg, den ich mal als Kuhzubringer bezeichne. Knöcheltief sinke ich im sumpfigen, kuhtrittigen Boden ein. Ich schenke mir den Örlemoos-"Gipfel", da ich dort im Feb 22 mit den Kindern war, und erreiche die Waldweid in Nähe der schönen Grillstelle. Ich quere die Weide und wandere dann den Nordweg hoch zur Hinteri Egg. Von da zum Chellenchöpfli. T3.

Der Blick vom Chellenchöpfli ist gigantisch. Schon von der Weide her zwischen den beiden Gipfeln sah ich die Alpen. Vom Guck her konnte ich mich kaum sattsehen. Alpen, Ruchen/Bölchen, Ellbogen, Vogelbergkrete, Schattberg und weit auf die erste Jurakette Solothurns. Einfach gigantisch.

Ich steige den wundervoll sonnendurchfluteten Westhang der Hinderi Egg runter und erreiche alsbald den Windiger Grat. Schon unzählige Male beging ich diesen wunderbaren Grat bis zur Einsattelung zum Schattberg. Deswegen beging ich dieses Mal zum ersten Mal das Felsenwegli. Dieses ist natürlich auch ganz toll, wenn auch vielleicht etwas sehr intensiv versichert. T2. 

Dort wo das Felsenwegli eine scharfe Südkurve macht, erspähe ich eine sehr steile Schneise, zwischen den Felsen hindurch. In Anbetracht dass kein Mensch zu sehen war, entscheide ich mich, diese Schneise hochzukraxeln. Das ist ultrasteil und es gibt nicht viele Wurzeln zum festhalten. Schwindel stellt sich zwar keiner ein, und es geht natürlich auch nicht senkrecht hoch, aber weil es weglos ist, sehr steil und etwas geröllig ist es dennoch gewiss etwas abenteuerlicher als zB der Lauchflue Nordeinstieg. Am Felsen angekommen quere ich sehr steil nach Westen. Die Schlüsselstelle ist ein umgefallener Baum mit vielen Ästen, der oberhalb der äussersten Felsnase liegt. Diesen muss man irgendwie durchsteigen. Rechts davon ist der Fels und links davon zu gefährlich, da sehr nahe am Abbruch. Ich meistere den Baum und realisiere: das Felsenwägli ist deutlich tiefer gelegen als der Grat. Ich muss noch ca 30 Höhenmeter mehr bewältigen, schuttig, aber nicht mehr so steil und erreiche den Grat, einige Meter östlich vom Einstieg zum Felsenwegleich und ganz nahe am Sattel bereits. T4.

Ich erreiche den Sattel, den man so vorzüglich von der Wasserfallen aus sieht und folge dem Grat bis zum Vogelberg. Die Aussicht ist PHÄNOMENAL (nicht nur Alpenkette, sondern auch der Blick auf die beschneiten Röti, Hasenmatt und Stallflue ist wunderbar). T3.

Ich erreiche den Wanderpass-Passwang und alsbald Bergbeiz Vogelberg. Von dort erklimme ich den Schattberg-Pass, mit dem tollen, absolut kindertauglichen Felsenweg. Die Ketten dort sind für die Kinder eher ein spannendes Highlight, denn wirklich notwendig. Aber auf jeden Fall gefällt mir dieser Pass auch immer wieder ausserordentlich. Maximal T3.

Ich steige nordseitig auf den gut angelegten Serpentinen ab und erreiche meinen persönlichen Kraftort, den Grauboden. Ich mache mich auf in Richtung des tiefsten, am östlich gelegensten Schattberg-Grat-Durchstich, den Weg mit dem politisch unkorrekten Namen. Den suche ich zum ersten Mal auf. Der abenteuerlich anmutende Weg durch die steile Krete gefällt mir ausserordentlich. Er ist gut angelegt. Die Sicherungen sind vielleicht nicht notwendig. Mit Kindern gut zu gehen, aber ich empfehle, die kleineren dort an die Hand zu nehmen, links geht es relativ steil und tief runter. Ich ersteige noch links vom Weg eine Felsnase des Schattbergs, mit tollem Blick auf die Hinteri Egg. Dann folge ich dem Weg weiter, quere die Alpwiese Chleiweidli und folge dem Wanderweg bis zum Jägerweglein. T2.

Da die vorliegende Wanderung ja eine "quintessentielle" Wanderung auf der Wasserfallen ist, muss ich natürlich noch das tolle Jägerweglein mitnehmen bis unten. Sodann auf dem normalen WW zurück bis zur Talstation.

Ich vergebe ein T3+, die T4-Stelle würde ich glaub nicht nochmals machen sondern schlicht dem Felsenweglein bis zum Schluss folgen.

 

Tourengänger: Hallodri82


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Kommentare (4)


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Makubu hat gesagt:
Gesendet am 3. Dezember 2022 um 19:42
Tolle Wanderung in einem Gebiet, das ich sehr gerne habe!

Nach Punkt 902 bist Du bald einmal direkt aufgestiegen. Das habe ich bisher noch nie gemacht. Ich gehe meistens der Forststrasse entlang nach Westen bis zu deren Ende. Dann führt ein schmales Weglein weiter bis auf den Westgrat des Änzianen und danach folge ich dem Gratweglein nach Osten. Gefällt mir ausserordentlich gut!

Auch vom Felsenweglein bin ich noch nie an der Stelle wo Du hinaufgegangen bist hochgestiegen. Ich vermute es ist dort, wo man üblicherweise zum Brücklein absteigt. Da habe ich nur mal ein Gedenkkreuz inspiziert.

Wünsche Dir weiterhin schöne und erlebnisreiche Touren!
LG, Makubu

Hallodri82 hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Dezember 2022 um 20:19
Herzlichen Dank für deine netten Zeilen. Deine Aufstiegsvariante zum Änzianen habe ich noch nie probiert. das wird mein nächster Einstieg:-) Ich habe vor knapp einem Jahr mit meinem Vater im Schnee den Osteinstieg auf dem Gemeindebann probiert aber wir haben den Einstieg nicht gefunden und mein Vater hatte nicht besonders Musse, weglos durch den kniehohen Schnee zu stapfen (im Nachhinein alles ok, denn unser Zvieri auf der „Terasse“ der sonnenbeschienenen SAC Hütte mit dem Alpenpanorama war dann auch grandios). Im Nachhinein würde ich diesen direkten Aufstieg glaub auch nicht mehr machen, da nicht wirklich spannend.

Der Felsenwegli-Aufstieg ist hingegen noch „anregend“, aber nur durchführbar an Tagen ohne grossen Wandertourismus, wegen den Steinen.

Wünsche Dir einen schönen Abend.

Lg Hallodri

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Dezember 2022 um 11:01
Ja, musste die Tour auch gerade auf der Karte nachverfolgen. Interessante Variante(n)!

Leider komme ich vor lauter Wandern nur noch selten dazu, meine Touren hier zu publizieren. Aber unter meinen alten Berichten hat's sicher die eine oder andere, die für dich von Interesse sein könnte.

Wünsche dir noch viel Vergnügen im Land der kleinen Berge.

Gruss
Dani

Hallodri82 hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Dezember 2022 um 17:22
Lieber Dani, danke dir. Deine und Makubu‘s Berichte waren einer der Hauptgründe weshalb ich überhaupt realisiert habe dass es neben den offiziellen WW überhaupt noch eine andere Welt gibt im Baselbiet:-) lese die Berichte mit grossem Interesse und habe noch einige Pendenzen.

Glaube die erste Kraxel-Zusatzschlaufe überhaupt habe ich gemacht nach einer langen Tour über die diversen Ränggen und die Höchi Stelli als ich mich plötzlich an deinen (?) Bericht zur Schrämme erinnert habe und spontan dann noch dieses Felssturzgebiet angehängt habe…


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