Herbst-Trilogie am Schliffkopf, Teil 2: nebulös südwärts
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Bei mehreren novembrigen Runden am Schliffkopf stand das Bildermachen im Vordergrund, Schlechtwetter-Fotografie mit der großen Kamera war die Idee. In der kalten Jahreszeit hängen sich oft Wolken in die höheren Lagen des Schwarzwalds. Wenn man dann droben tourt, ist die Sicht logischerweise kurz bis null. Umso mehr nimmt man die nähere, direkte Umgebung wahr, Pflanzen, Farben, Strukturen ... und auch Licht: manchmal kommt Bewegung in den Wolkennebel und lokale Thermik bewirkt, dass man innerhalb weniger Sekunden nicht mehr durch eine blaugraue Suppe wandert, sondern wegen dünnerer Nebeldichte durch eine blass-orangene. Toll sind natürlich die Momente, wo sich das Grau hebt, weiterzieht, sich schliesslich ganz auflöst und die Sonne sowie die Fernblick-Landschaft durchlässt. Der Zeitpunkt solcher Lichtungen hängt von vielen Faktoren ab, aber gutsortierte Wetterdienste wie Kachelmannwetter und Windy bieten mittlerweile Prognosen in einer Detailiertheit, dass man ganz gut die Stunden mit dem Wechsel von Wolkennebel zu Heiterkeit finden kann.
Der grandiose Foggy Mountain Breakdown von Lester Flagg und Earl Scruggs begleitet den Tourenbericht.
Start, wie schon bei einer kleineren Runde hier wenige Tage zuvor, in Nähe des Aussichtpunkts Steinmäuerle. Weil es eh keine Sicht gibt, spare ich mir den Abstecher dorthin und stiefle direkt auf dem markierten Pfad südwärts los. Der kleinteilig-abwechslungsreiche Bewuchs der hiesigen Grinden-Landschaft kommt jedenfalls auch im Nebel gut durch und wirkt natürlich herrlich gespenstisch. Wechsel auf Forstweg nach rechts. Am Aussichtspunkt an der Westnase des Schurkopfs Erstaunen darüber, dass an einem Werktag bei diesem Wetter eine geführte Besuchergruppe unterwegs ist. An der dortigen Gabelung nun links den Weg hoch bis ca. zur höchsten Stelle des – vermutlich ganzjährig aussichtslosen – Schurkopfs (974 m). An seiner Südnase führt ein recht zugewuchertes Pfädle wieder herab. Dann zunächst forstwegig, später pfadig weiter südwärts entlang des Plankopfs (938 m), und natürlich mit weiterhin wenig Sichtweite ... aber vielen Details in der Nahsicht, die meist auch noch in den Farben des Herbsts leuchten. Der erwähnte Pfadabschnitt ist super und bietet mehr Kurzweil als der knapp unterhalb parallel führende Forstweg (auf dem immerhin winters eine schöne Loipe langläuft). Kurz nachdem der Pfad auf den erwähnten Weg mündet, geht es auch schon links hoch zum Lotharpfad: ein Lehrpfad, der die freie Entwicklung eines Walds nach Sturmschäden (Orkan Lothar, 1999) zum Thema hat und beispielhaft zeigen soll, wie sich Bewuchs und zugehöriges Ökosystem nach einem Orkan im Alleingang neu entwickeln und aufbauen. Sprich ohne das Lenken durch forstwirtschaftliche Maßnahmen, die Natur bleibt sich selbst überlassen. Der Lotharpfad ist eines der beliebtesten Ausflugsziele im Nordschwarzwald und daher nur an Tagen wie heute still. So oder so ist er sehr informativ. Das hiesige Gewann war vor dem Orkan tristes Fichten-Mono im Dienste der Forstwirtschaft. Nach dem Sturm muss es hier ausgesehen haben wie in einem riesigen Mikado aus Fichtenstämmen. Inzwischen sind 23 Jahre vergangen und es ist im nördlichen Teil ein neuer, deutlich artenreicherer Feuchtheiden-Bewuchs entstanden, ganz im Sinne der Nationalpark-Schwarzwald-Hoffnung. Im südlichen Teil jedoch wuchs ironischerweise wieder ein recht monothematischer Fichtenbestand heran. Mal sehen, was das nächste Orkantief so bringt ...
Das war der Wendepunkt der Tour. Nördlich nun zurück, teils auf undeutlichen Forstwegen, teils auf dem breiten, markierten Hauptweg. Zwischen Plankopf und Schurkopf bemerke ich etwas Bewegung im Bild, die Nebelschwaden schiebt's die Hänge herauf. Es bleibt aber insgesamt blickdicht trübgrau. An der eingezäunten Grinde am Schurkopf kurzer Schwatz mit dem Pferdewirt, der gerade zur hier lebenden Herde heraufgekommen ist. Dann weiter, erneut auf dem Pfadabschnitt, der zum Schliffkopf überleitet. Schade nur, dass man die Geräusche der nahen Schwarzwald-Hochstraße hier nicht ausblenden kann. Zurück am Ausgangspunkt beschliesse ich, eine kleine Nordschleife dranzuhängen: vielleicht lichtet sich der Nebel ja doch noch ... Am Aussichtspunkt Steinmäuerle jedenfalls noch kurze Sichtweite von ca 30 Metern. Also weiter, herauf zur höchsten Stelle des Schliffkopfs (1055 m). Tatsächlich wechselt die Lichtfarbe hier mal aufhellend kurz von graublau zu blass-orange. Die Betonung liegt auf kurz :-/ Ich passiere das Kriegsgefallenen-Denkmal und schau mich auf der Grinden-Hochfläche dahinter um, dann retour zum Wagen, nochmals am GK vorbei. Inzwischen ist die Sicht sogar auf mehrere hundet Meter Weite aufgeklart und ich stiefle nochmals rüber zum Steinmäuerle: subberguud – hier empfängt mich schlussendlich doch der herrliche Südwest-Blick, immerhin reicht er bis zur nächsten Wolkenwand und hat die wunderbaren Farben des Abendlichts. Die kleine Gedulds-Extrarunde hat sich gelohnt.
Fazit: bei Mittelgebirgs-Touren geht's ja eher nicht um Gipfel oder Zustiege, sondern meist ist hier der Weg das Ziel. Und entlang diesem gibt es auch bei dichtem Nebel immer was zu bestaunen. Seien es mystische Baum-Silhouetten, seien es taubetropfte Gräser in Herbstfarben. Lange Rede, kurzer Sinn: es gibt kein "schlechtes Wetter" ;o) Für entspanntes Hantieren in der nassen Vegetation Regenhosen drüberziehen!
Der grandiose Foggy Mountain Breakdown von Lester Flagg und Earl Scruggs begleitet den Tourenbericht.
Start, wie schon bei einer kleineren Runde hier wenige Tage zuvor, in Nähe des Aussichtpunkts Steinmäuerle. Weil es eh keine Sicht gibt, spare ich mir den Abstecher dorthin und stiefle direkt auf dem markierten Pfad südwärts los. Der kleinteilig-abwechslungsreiche Bewuchs der hiesigen Grinden-Landschaft kommt jedenfalls auch im Nebel gut durch und wirkt natürlich herrlich gespenstisch. Wechsel auf Forstweg nach rechts. Am Aussichtspunkt an der Westnase des Schurkopfs Erstaunen darüber, dass an einem Werktag bei diesem Wetter eine geführte Besuchergruppe unterwegs ist. An der dortigen Gabelung nun links den Weg hoch bis ca. zur höchsten Stelle des – vermutlich ganzjährig aussichtslosen – Schurkopfs (974 m). An seiner Südnase führt ein recht zugewuchertes Pfädle wieder herab. Dann zunächst forstwegig, später pfadig weiter südwärts entlang des Plankopfs (938 m), und natürlich mit weiterhin wenig Sichtweite ... aber vielen Details in der Nahsicht, die meist auch noch in den Farben des Herbsts leuchten. Der erwähnte Pfadabschnitt ist super und bietet mehr Kurzweil als der knapp unterhalb parallel führende Forstweg (auf dem immerhin winters eine schöne Loipe langläuft). Kurz nachdem der Pfad auf den erwähnten Weg mündet, geht es auch schon links hoch zum Lotharpfad: ein Lehrpfad, der die freie Entwicklung eines Walds nach Sturmschäden (Orkan Lothar, 1999) zum Thema hat und beispielhaft zeigen soll, wie sich Bewuchs und zugehöriges Ökosystem nach einem Orkan im Alleingang neu entwickeln und aufbauen. Sprich ohne das Lenken durch forstwirtschaftliche Maßnahmen, die Natur bleibt sich selbst überlassen. Der Lotharpfad ist eines der beliebtesten Ausflugsziele im Nordschwarzwald und daher nur an Tagen wie heute still. So oder so ist er sehr informativ. Das hiesige Gewann war vor dem Orkan tristes Fichten-Mono im Dienste der Forstwirtschaft. Nach dem Sturm muss es hier ausgesehen haben wie in einem riesigen Mikado aus Fichtenstämmen. Inzwischen sind 23 Jahre vergangen und es ist im nördlichen Teil ein neuer, deutlich artenreicherer Feuchtheiden-Bewuchs entstanden, ganz im Sinne der Nationalpark-Schwarzwald-Hoffnung. Im südlichen Teil jedoch wuchs ironischerweise wieder ein recht monothematischer Fichtenbestand heran. Mal sehen, was das nächste Orkantief so bringt ...
Das war der Wendepunkt der Tour. Nördlich nun zurück, teils auf undeutlichen Forstwegen, teils auf dem breiten, markierten Hauptweg. Zwischen Plankopf und Schurkopf bemerke ich etwas Bewegung im Bild, die Nebelschwaden schiebt's die Hänge herauf. Es bleibt aber insgesamt blickdicht trübgrau. An der eingezäunten Grinde am Schurkopf kurzer Schwatz mit dem Pferdewirt, der gerade zur hier lebenden Herde heraufgekommen ist. Dann weiter, erneut auf dem Pfadabschnitt, der zum Schliffkopf überleitet. Schade nur, dass man die Geräusche der nahen Schwarzwald-Hochstraße hier nicht ausblenden kann. Zurück am Ausgangspunkt beschliesse ich, eine kleine Nordschleife dranzuhängen: vielleicht lichtet sich der Nebel ja doch noch ... Am Aussichtspunkt Steinmäuerle jedenfalls noch kurze Sichtweite von ca 30 Metern. Also weiter, herauf zur höchsten Stelle des Schliffkopfs (1055 m). Tatsächlich wechselt die Lichtfarbe hier mal aufhellend kurz von graublau zu blass-orange. Die Betonung liegt auf kurz :-/ Ich passiere das Kriegsgefallenen-Denkmal und schau mich auf der Grinden-Hochfläche dahinter um, dann retour zum Wagen, nochmals am GK vorbei. Inzwischen ist die Sicht sogar auf mehrere hundet Meter Weite aufgeklart und ich stiefle nochmals rüber zum Steinmäuerle: subberguud – hier empfängt mich schlussendlich doch der herrliche Südwest-Blick, immerhin reicht er bis zur nächsten Wolkenwand und hat die wunderbaren Farben des Abendlichts. Die kleine Gedulds-Extrarunde hat sich gelohnt.
Fazit: bei Mittelgebirgs-Touren geht's ja eher nicht um Gipfel oder Zustiege, sondern meist ist hier der Weg das Ziel. Und entlang diesem gibt es auch bei dichtem Nebel immer was zu bestaunen. Seien es mystische Baum-Silhouetten, seien es taubetropfte Gräser in Herbstfarben. Lange Rede, kurzer Sinn: es gibt kein "schlechtes Wetter" ;o) Für entspanntes Hantieren in der nassen Vegetation Regenhosen drüberziehen!
Tourengänger:
Schubi
Communities: Photographie
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