Zum Saisonabschluss auf den Barglen (2669 m)


Publiziert von Uli_CH , 21. Oktober 2022 um 21:15.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:19 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Östliche Melchtaler Alpen   CH-OW   Westliche Melchtaler Alpen 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:ca. 14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der A8 Alpnach – Brünig über Kerns ins Melchtal Richtung Melchsee-Frutt. Ab Stöckalp einspurige Straße. Zu jeder geraden Stunde (xx:00-xx:40) Bergfahrt, zu jeder ungeraden (xx:00-xx:40) Talfahrt. Großer Parkplatz Dempfelsmatt bei Melchsee-Frutt. Einzelfahrt: CHF 16.-. Parkautomat akzeptiert Noten, Münzen und Bankkarten.
Kartennummer:http://map.geo.admin.ch/, 1:20'000 zum Selberdrucken. Swisstopo-App mit offline-Karte.

Jetzt ist er doch da: der Altweibersommer. Da ich heute im Büro keine Termine habe, nehme ich mir kurzfristig frei und versuche mich erneut am Barglen. Nachdem ich *letztes Jahr um die gleiche Zeit aufgrund von Schnee nur bis zur Hohmad gekommen bin, bin ich diesmal erfolgreicher.

Ab dem Parkplatz folge ich der Straße weiter zu den Häusern von Melchsee-Frutt. Am großen Wegweiser bei P. 1901 folge ich der Route Richtung Bonistock. Der Barglen ist via Melchsee ausgeschildert. Rasch gewinne ich über Matten an Höhe und erreiche den Bonistock nach einer Dreiviertelstunde statt der ausgeschilderten Stunde. Ich lasse es mir nicht nehmen, im Rücken der Bergstation des Skilifts Bettenalp den höchsten Punkt zu erklimmen.

Weiter geht es auf dem Grat Richtung Chringen. Ob man den Tannenschild jetzt abwärts gehend umrundet oder aufwärts gehend übersteigt, kommt höhenmetermässig wohl aufs Gleiche hinaus. Ich wähle Letzteres und bin rasch im Sattel von Chringen.

Jetzt beginnt der Anstieg auf die Hohmad. Letztes Jahr hatte ich schon den Anstieg von der Stöckalp in den Füssen. Diesmal geht es beschwingter. Zwischen Chringen und Gross Hohmad quere ich ein Schrattenkalkfeld mit zahlreichen Dolinen. Dann geht es am Hang entlang aufwärts zu P. 2421, der schon einen schönen Ausblick bietet. Der Barglen ist hier mit 1:15 Stunden ausgeschildert. Das liegt gar nicht mal so daneben, wenn man bedenkt, dass die Wegzeiten heutzutage nicht mehr ausgemessen werden, sondern durch ein Polynom 15. Grades bestimmt werden.

Bei P. 2442 stoße ich in unbekanntes Terrain vor. Steil und ausgesetzt geht es hier den Grat hinunter. Zuerst durch ein kleines, enges Couloir 
 nicht ausgesetzt und mit zwei Eisenstiften versehen. Die nächste Stufe ist schon happiger und mit einem Drahtseil und einem Stift versichert. Dann gelange ich wieder auf einfacheres Gelände, das ich etwas abwärts gehe und dann in der Flanke  ebenfalls seilversichert  bis zum Gratfuß quere. Jetzt wird es sehr schmal und ausgesetzt. Den waagerechten Grat begehe ich zuerst direkt auf dem Grat und dann etwas angenehmer etwas links unterhalb in einer Rinne.

Anschließend wird die Landschaft wieder lieblich. Der Weg zieht auf grasbewachsener Fläche nach Norden und biegt schließlich nach Osten um die Ecke. Jetzt warten Felsbänder und grobe Blöcke auf mich auf dem Weg zum Sattel zwischen Chli Hohmad und Barglen. Doch auch dieses scheinbar offene und weite Gelände hat seine Tücken. Seilversichert wie bei einem Klettersteig muss ich ein Band queren um anschließend ebenfalls seil- und stiftversichert zum Fuß der Felsbänder abzusteigen. Hier und da helfen Eisenstifte bei der I-II-Kletterei.

Der Chli Hohmad hat zwei Gipfel, zwischen denen man nicht einfach wechseln kann: den grasbewachsenen P. 2492 und den etwas höheren, felsigen P. 2493. Bei der Umrundung des Chli Hohmad sehe ich, wie man vermutlich unterhalb eines Bandes über Blockwerk bis zu P. 2493 aufsteigen kann. Mich lockt es nicht.

Schließlich erreiche ich den Grat bei P. 2432. Jetzt geht es eine steile, grasdurchsetzte aber gut gestufte Wand hoch, bevor sich das Gelände zurücklehnt und ich durch Karrenfelder 
– geleitet von Steinmandln – zum Fuß des Gipfelaufbaus komme, der einfach durch Schutt erklommen wird. Am Gipfel habe ich eine schöne Rundsicht auf umliegende Berge. Insbesondere die gewundene Gestalt des Grossen Sättelistocks hat es mir angetan. Insgesamt habe ich etwas mehr als drei Stunden für den Anstieg benötigt.

Um die Talfahrt mit dem Auto im 17-Uhr-Slot nicht zu verpassen, verweile ich nicht allzu lange auf dem Gipfel. Der Rückweg durch die felsige Nordflanke des Chli Hohmad stellt mich vor keine größeren Probleme. Es gibt einige hartgefrorene Schneefeldreste. Diese stellen aber kein nennenswertes Hindernis dar.

Der steile Grat zum Hohmad ist im Anstieg um einiges angenehmer. Nur der ausgesetzte waagerechte Grat vor dem gestuften Anstieg ist mir auch auf dem Rückweg unangenehm. Auf der Hohmad treffe ich einen vermutlich deutschen Touristen, dem der Lärm der Schweizer Luftwaffe am Militärflugplatz von Meiringen Sorge bereitet und den ich zu beruhigen versuche.

Nach einer kurzen Pause geht es wieder abwärts, wobei ich noch den Katzensprung zur Gross Hohmad mache. Ab Chringen nehme ich wieder den Weg, der unterhalb des Bonistocks am Fuß der ganzen Kletterrouten entlangführt. Trotz des schönen Wetters hat es dort nur zwei Kletterpaare.

Als ich Melchsee-Frutt erreiche, finde ich noch die Zeit, am See einen Suuren Moscht zu trinken, bevor ich wieder zum Parkplatz zurück gehe. Für den Abstieg habe ich (netto) zweidreiviertel Stunden benötigt. Für die Heimfahrt nach Zürich brauche ich wegen Staus nochmals zwei Stunden.


Definitiv nichts für schwache Nerven, war diese Tour gefühlt meine anspruchsvollste der abgelaufenen Saison und damit ein passendes Finale.

Orientierung: ziemlich einfach, alle Wege ausgeschildert und durchgehend markiert.

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten
Sohlen, Teleskopstöcke, Kletterhandschuhe.


(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit und diejenige allfälliger Schutzbefohlener verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH
Communities: Alleingänge/Solo


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