Überschreitung Lüsener Fernerkogel (3299m) - der Nordgratklassiker am (ewigen) Eis
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Wie ein Wächter ragt der Lüsener Fernerkogel mit seinem abweisenden Nordgrat über dem Tal in die Höhe und fesselt den Blick des Betrachters und lässt ihn dabei nicht mehr los. Man fragt sich, wie sich da wohl ein angenehmer Anstieg ergeben möge. Der Nordgrat überzeugt dennoch mit seinem gutmütigen Charakter, wenn man sich darauf einlässt, gleichzeitig geizt die Tour nicht mit Eindrücken, vor allem bei der klassischen Überschreitung. Auf der anderen Seite nämlich liegt ein Gletscher von beachtlicher Größe mit fast 3 1/2 km Länge, eingelagert wie in einem Hochbecken - willkommen in einer Welt aus Eis, umrundet von Granitgiganten über 3000m - was für eine gänzlich andere Stimmung. Am Rückweg eröffnen sich beim Moränenabstieg Einblicke in den dammartigen Gletscherschliff, den der im Rückzug begriffene Lüsener Ferner freigegeben hat, und der diesen abschließt und außerdem in tief eingeschnittene Schmelzwasserschluchten mit spekt. Wasserfällen, was die bis dahin rundum gelungene Unternehmung zusätzlich aufwertet.
In der Überlegung den Lüsener Fernerkogel im Winter oder im Sommer zu besuchen habe ich mich heute doch für die apere Version entschieden, schließlich wirkt das Gelände - wie ich später noch merken werde - über weite Bereiche höllisch steil um es mit Ski zu begehen, auch der Gipfelanstieg mit Skischuhen ist sicher alles andere als eine gemütliche Geschichte - davon werde ich besser Abstand nehmen, außerdem kommt man so in den Genuss des wunderbaren Nordgrats!
Von Lüsens folgt man dem markierten Weg Richtung "Westfalenhaus". Noch vor Erreichen der Längentaler Alm geht's links weglos ab zum Nordgrat des Lüsener Fernerkogel. Über später sehr ausgeprägte Spuren zunächst links (östlich) haltend, auf begrünten Blaubeerhängen hinauf und um die erste unterste Steilstufe des Grats in einem recht großen Linksbogen herum, bis man schnell oberhalb selbiger steht. Nun (fast) immer in direkter Linie stets steil hinan, der Grat gibt die Linie vor, die Schwierigkeiten steigern sich behutsam (Sg I-II). Der Gipfel zeigt sich schon recht früh, da ist es allerdings noch ziemlich weit. Weiter oben schnürt sich der Grat deutlich und weiter aufsteilend zusammen, nachdem man nun schon recht lange angestiegen ist, und mündet somit in der Schlüsselpassage. An dieser Stelle sollte man sich leicht links der rechten Kante halten, wo es nicht ganz so steil erscheint (Sg II (+) / mäßig ausgesetzt / plattig). Es schließt eine markante Gratschneide an, die ganz gut direkt angegangen werden kann (Sg II). Danach wieder leichter, bis kurz vor dem Vorgipfel ein schon lange vorher sichtbarer Turm erscheint, der erneut linksseitig umgangen wird (Sg II / weißer Pfeil). Vom Vorgipfel dann über gutmütige Blöcke ebenso in direkter Linie zum Gipfel mit Buch und Kreuz und umfassender Aussicht.
Runter geht's für die Überschreitung über die markante Rinne/Einschnitt in der Südflanke, die zum Rotgratferner reicht, dabei kann man leicht zu weit nach links geraten (bis Sg II / bei idealer Linie nicht über I+). Dort unten steige ich dann zwischen Felstrümmern, auf Eis, am linken Rand des Gletschers ein wenig ab, nach einiger Zeit entscheide ich mich die ausgeaperte Oberfläche zu queren um die gegenüberliegende Schulter zu erreichen (Steigeisen notwendig / steil!), obwohl man den Ferner unterhalb leicht umgehen kann, was ich zu spät sehe (Gegenanstieg 50 HM). Bei der Schulter südlich des Ferners geht's ein Toteisfeld hinab, was flach geneigt gequert wird - jenseits wiederum eine weitere Schulter hinauf, wo ein kunstvoller Steinmann steht. Hier blickt man auf den Lüsener Ferner, welchen man nun ansteuert: unschwierig wird dieser absteigend rechterhand erreicht (Sg I; Abstieg "Plattige Wand"). Nun folgt man dem Gletscherabwärtsverlauf - am linken Rand ist auf Geröllhalden, gemäß "Gletschergefahren" eine Umgehung leicht möglich. Schließlich erreicht man die Endmoräne des Ferners oberhalb des großen Gletscherschliffs, dort steht ein Wegweiser, welcher den markierten Weg ins Tal anzeigt. Nach einer kurzen Hochfläche geht's diesen Weg steil hinunter, kurz vor dem Talboden erreicht er gar eine Hängebrücke, die eine Klamm überspannt, wenig später noch über zahlreiche gut gesicherte Treppen zum Ausgangspunkt.
Schwierigkeiten:
Wanderweg zum Einstieg Nordgrat: T2 (1 Stunde).
Nordgrat LFK: T5/II (Mittelteil am Grat bis II+, mäßig ausgesetzt und plattig; bei Nässe etwas heikel; an der felsigen Kante auf Dauer recht anstrengend (teils umgehbar); 4 Stunden).
Abstieg Normalweg via Gipfelsüdflanke: T4-/I+ (I-II, bei idealer Linie I+; 1/2 Stunde).
Weiterer Normalweg: WS/I-II (Gletscher scheinbar nun umgehbar, T3+, sonst Steigeisen in bis 30° geneigtem Eis; 2 Stunden).
Wanderweg nach Lüsens: T3/I (steil; weiter unten oft (neue) Sicherungen; 2 Stunden).
Fazit:
Interessanter, abwechslungsreicher und sehr anregender, langer Felsgrat für versiertere Bergsteiger bei dem man die Zeit vergisst - schnell sind mehrere Stunden vergangen. Der Normalweg zum Gipfel, den man im Abstieg nimmt, verläuft in toller Gletscherlandschaft. Ideale Tour in der Hitze des Sommers, dann im einigermaßen gekühltem Hochgebirge - zu lange sollte man allerdings nicht warten, im Herbst kann am Nordgrat schnell der Winter zuschlagen - bei der heutigen Begehung wurden die ersten Neuschnee(reste) auf 3200m aufwärts angetroffen. Überlaufen ist hier nichts - heute konnte man entfernt zwei weitere Bergsteiger wahrnehmen, sonst eine absolut einsame Angelegenheit, die Runde!
In der Überlegung den Lüsener Fernerkogel im Winter oder im Sommer zu besuchen habe ich mich heute doch für die apere Version entschieden, schließlich wirkt das Gelände - wie ich später noch merken werde - über weite Bereiche höllisch steil um es mit Ski zu begehen, auch der Gipfelanstieg mit Skischuhen ist sicher alles andere als eine gemütliche Geschichte - davon werde ich besser Abstand nehmen, außerdem kommt man so in den Genuss des wunderbaren Nordgrats!
Von Lüsens folgt man dem markierten Weg Richtung "Westfalenhaus". Noch vor Erreichen der Längentaler Alm geht's links weglos ab zum Nordgrat des Lüsener Fernerkogel. Über später sehr ausgeprägte Spuren zunächst links (östlich) haltend, auf begrünten Blaubeerhängen hinauf und um die erste unterste Steilstufe des Grats in einem recht großen Linksbogen herum, bis man schnell oberhalb selbiger steht. Nun (fast) immer in direkter Linie stets steil hinan, der Grat gibt die Linie vor, die Schwierigkeiten steigern sich behutsam (Sg I-II). Der Gipfel zeigt sich schon recht früh, da ist es allerdings noch ziemlich weit. Weiter oben schnürt sich der Grat deutlich und weiter aufsteilend zusammen, nachdem man nun schon recht lange angestiegen ist, und mündet somit in der Schlüsselpassage. An dieser Stelle sollte man sich leicht links der rechten Kante halten, wo es nicht ganz so steil erscheint (Sg II (+) / mäßig ausgesetzt / plattig). Es schließt eine markante Gratschneide an, die ganz gut direkt angegangen werden kann (Sg II). Danach wieder leichter, bis kurz vor dem Vorgipfel ein schon lange vorher sichtbarer Turm erscheint, der erneut linksseitig umgangen wird (Sg II / weißer Pfeil). Vom Vorgipfel dann über gutmütige Blöcke ebenso in direkter Linie zum Gipfel mit Buch und Kreuz und umfassender Aussicht.
Runter geht's für die Überschreitung über die markante Rinne/Einschnitt in der Südflanke, die zum Rotgratferner reicht, dabei kann man leicht zu weit nach links geraten (bis Sg II / bei idealer Linie nicht über I+). Dort unten steige ich dann zwischen Felstrümmern, auf Eis, am linken Rand des Gletschers ein wenig ab, nach einiger Zeit entscheide ich mich die ausgeaperte Oberfläche zu queren um die gegenüberliegende Schulter zu erreichen (Steigeisen notwendig / steil!), obwohl man den Ferner unterhalb leicht umgehen kann, was ich zu spät sehe (Gegenanstieg 50 HM). Bei der Schulter südlich des Ferners geht's ein Toteisfeld hinab, was flach geneigt gequert wird - jenseits wiederum eine weitere Schulter hinauf, wo ein kunstvoller Steinmann steht. Hier blickt man auf den Lüsener Ferner, welchen man nun ansteuert: unschwierig wird dieser absteigend rechterhand erreicht (Sg I; Abstieg "Plattige Wand"). Nun folgt man dem Gletscherabwärtsverlauf - am linken Rand ist auf Geröllhalden, gemäß "Gletschergefahren" eine Umgehung leicht möglich. Schließlich erreicht man die Endmoräne des Ferners oberhalb des großen Gletscherschliffs, dort steht ein Wegweiser, welcher den markierten Weg ins Tal anzeigt. Nach einer kurzen Hochfläche geht's diesen Weg steil hinunter, kurz vor dem Talboden erreicht er gar eine Hängebrücke, die eine Klamm überspannt, wenig später noch über zahlreiche gut gesicherte Treppen zum Ausgangspunkt.
Schwierigkeiten:
Wanderweg zum Einstieg Nordgrat: T2 (1 Stunde).
Nordgrat LFK: T5/II (Mittelteil am Grat bis II+, mäßig ausgesetzt und plattig; bei Nässe etwas heikel; an der felsigen Kante auf Dauer recht anstrengend (teils umgehbar); 4 Stunden).
Abstieg Normalweg via Gipfelsüdflanke: T4-/I+ (I-II, bei idealer Linie I+; 1/2 Stunde).
Weiterer Normalweg: WS/I-II (Gletscher scheinbar nun umgehbar, T3+, sonst Steigeisen in bis 30° geneigtem Eis; 2 Stunden).
Wanderweg nach Lüsens: T3/I (steil; weiter unten oft (neue) Sicherungen; 2 Stunden).
Fazit:
Interessanter, abwechslungsreicher und sehr anregender, langer Felsgrat für versiertere Bergsteiger bei dem man die Zeit vergisst - schnell sind mehrere Stunden vergangen. Der Normalweg zum Gipfel, den man im Abstieg nimmt, verläuft in toller Gletscherlandschaft. Ideale Tour in der Hitze des Sommers, dann im einigermaßen gekühltem Hochgebirge - zu lange sollte man allerdings nicht warten, im Herbst kann am Nordgrat schnell der Winter zuschlagen - bei der heutigen Begehung wurden die ersten Neuschnee(reste) auf 3200m aufwärts angetroffen. Überlaufen ist hier nichts - heute konnte man entfernt zwei weitere Bergsteiger wahrnehmen, sonst eine absolut einsame Angelegenheit, die Runde!
Tourengänger:
Daniel87

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