Mont Blanc (4808)
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Am 28.8.2022 um 7:11 Uhr erreichte ich den Höhepunkt meines Lebens.
Den Mont Blanc habe ich lange als ein Ziel gesehen, das erfahrenen und konditionell mir weit überlegenen Alpinisten vorbehalten ist. Denn regelmässig in die Berge gehe ich eigentlich erst seit 5 Jahren. Als Kind fand ich Bergwanderungen mit meinen Eltern überaus doof… bis mich 2015 während eines Praktikums im Nationalpark Berchtesgaden das Bergvirus infizierte. 2018 machte ich einen Hochtourengrundkurs und mit dem darauffolgenden Umzug in die Schweiz begann ich 3000er zu sammeln, um das postuniversitäre «Loch» zu füllen... Nach 115 3000ern und 7 4000ern fühlte ich mich bereit, mich an den höchsten Berg der Alpen zu wagen.Und so kann ich in meinem 30. Lebensjahr jetzt wenigstens behaupten, dass ich etwas in meinem Leben erreicht habe…
Über den Normalweg via Goûter Hütte, auch Voie Royale genannt, gibt es schon genug ausführliche Wegbeschreibungen, weshalb ich hier nur einige persönliche Erfahrungen wiedergebe und auf einige Punkte eingehe, die uns bei der Vorbereitung besonders beschäftigt haben.
Buchung
Der Zugang zum Mont Blanc über den Normalweg ist zum Glück seit 2020 geregelt und begrenzt. Ohne reservierten Schlafplatz in einer der drei Hütten (Nid d’Aigle, Tête Rousse oder Goûter) wird man nicht hochgelassen. Die Plätze für alle 3 Hütten muss man hier reservieren. Sobald das Portal für das public booking freigeschalten wird, herrscht natürlich ein ziemlicher run auf die Plätze. Dieses Jahr wurde im Dezember angekündigt, dass das Portal im neuen Jahr freigeschalten wird und wir haben daher jeden Tag nachgeschaut, ob das Portal offen ist. Trotzdem waren dann schon einige Termine ausgebucht, weil die Bergführer vorher buchen dürfen. Wir haben zur Sicherheit zwei Termine à zwei Tage reserviert, falls einer wegen schlechten Wetters nicht klappen sollte. Die Reservation erfolgt in zwei Schritten: Im pre-booking muss man nur gewünschtes Datum und Personenzahl angeben. Danach bekommt man eine Mail, in der man der man aufgefordert wird, die persönlichen Daten (inkl. ID) der Teilnehmer zu übermitteln und eine Anzahlung in der Höhe von 45 € pro Person + eine Gebühr von 5 € zu überweisen. Erst dann ist die Buchung gültig.
Vorbereitung und Fitness
Ich habe lange gezweifelt, ob ich wirklich sportlich genug bin, um den Mont Blanc zu schaffen. Ich gehe zwar fast jedes Wochenende in die Berge, aber trotzdem bin ich nicht sonderlich schnell (Schnitt auf Bergtouren unter 3000 so 500 Hm/h, darüber 350 Hm/h). Allerdings kann ich mit diesem Tempo eine Woche lang Touren mit 1000-1200 Hm jeden Tag durchhalten. Meiner Meinung nach braucht man für den Mont Blanc kein Rennpferd zu sein, «Packesel» haben hier wahrscheinlich die höhere Erfolgsquote: Sprich gewohnt sein, über viele Tage mit Gepäck Höhenmeter zu machen, denn der Zustieg zum Goûter weist schon mal für die Höhe recht happige 1500 Höhenmeter auf und am nächsten Tag darf man keine müden Beine haben (ausser man legt einen Rasttag ein). Mein Freund war der Meinung, man müsse für den Mont Blanc einen Trainingsplan haben und hat sich wöchentlich durch Intervalleinheiten gequält. Mir ist dieses Gerede von VO2max und Herzfrequenzbereichen zutiefst zuwider, für mich muss Anstrengung ein schönes Naturerlebnis mit sich bringen. Mein «Training» fand entsprechend auf dem MTB in den Appenzeller Hügeln oder bei «Schnellbesteigungen» von Voralpengipfeln am Feierabend statt. Und statt mich bei Schlechtwetter rauszuquälen mache ich stattdessen Yoga oder Pilates, um meine Beweglichkeit und Balance zu verbessern, was sich auf Graten schon öfter als Vorteil erwiesen hat.
Akklimatisierung
Statt einer Hauruck-Akklimatisierung wollten wir unsere Körper sanft und nachhaltig an grosse Höhenwechsel und Anstrengung in der Höhe gewöhnen. Dazu hatten wir ab Mitte Juni jedes Wochenende eine Hochtour auf über 3000 m geplant, was bis auf eine Ausnahme auch klappte. Eigentlich wollten wir die Woche vor der Mont Blanc Besteigung die "Spaghettitour light" machen. Wegen den schlechten Verhältnissen und weil wir lieber «richtige» Berge machen wollten, falls der Mont Blanc nicht klappen sollte, bestiegen wir stattdessen am 21.8 den
Alphubel und am 24.8. das
Finsteraarhorn, wo wir uns 3 Tage durchgehend auf über 3000 m Höhe bewegten. Danach verbrachten wir zwei Nächte im Tal (auf 1000 und 500 m Höhe) und schliefen dann ohne Probleme auf der 3835 m hohen Goûter Hütte. Ich hätte nicht gedacht, dass das ausreicht, aber wir hatten beide keinerlei Höhenprobleme, was vielleicht auch daran lag, dass wir uns unter den kritischen 6 Stunden auf über 4000 m aufhielten. Lediglich die Beine wurden auf den letzten 100 Höhenmetern etwas schwer.
Zugangskontrolle
Wir wurden direkt vor dem Boarding zum TMB (Tramway du Mont Blanc) am Bahnhof Le Fayet kontrolliert. Ausweise mussten wir nicht zeigen, der Kontrolleur hakte lediglich eine Liste mit den Namen der Personen, die an dem Tag eine Buchung hatten, ab. Vor dem Tête Rousse Gletscher steht ein Wachhäuschen der Brigade Blanche, wo bei unserem Abstieg ein Kontrollposten stand (morgens anscheinend nicht). Dort wurden auch tatsächlich unpassend gekleidete Personen weggewiesen. Ausrüstungskontrollen fanden keine statt, es gibt aber Hinweisschilder, die einem horrende Strafen androhen, falls man die dort aufgelisteten Gegenstände nicht dabeihat.
Zeitplan
Seit diesem Jahr gibt es einen Bergsteigerzug, der um 7:00 Uhr von Le Fayet startet, damit man das Grand Couloir früher passieren kann. Der Zug kommt kurz nach 8 in Nid d’Aigle an. Von dort bis zum Einstieg des Grand Couloirs hat man 900 Höhenmeter zu bewältigen, sodass man dort trotzdem etwas nach der besten Zeit ankommt, wenn man nicht rennt (wir brauchten 2,5 h). Wir erreichten die Goûter Hütte gegen halb 2 und versuchten dann wie die meisten andern Bergsteiger auch bis zum Abendessen um 18:30 Uhr ein Nickerchen zu halten. Um 20 Uhr herrscht offiziell Ruhezeit, die aber nicht so recht berücksichtigt wird…
Das Bergsteigerfrühstück ist um 2:30 Uhr. Für die Jahreszeit erschien uns das etwas zu früh, und da wir nicht wie beim Teide bibbernd auf den Sonnenaufgang warten wollten, trödelten wir etwas herum und starteten um 3:30 Uhr. Wie schon geahnt, benötigten wir für die 1050 Hm zum Gipfel nicht die 5 Stunden Normzeit, sondern nur 3,5 und erreichten den Gipfel kurz nach Sonnenaufgang als 3. Seilschaft. Länger als eine halbe Stunde Gipfelpause wollten wir uns nicht gönnen, da wir Angst hatten, dass die Sonne den Schnee am Grat antaut und die Steigeisen dann nicht mehr ordentlich greifen. Der Abstieg zur Hütte erfolgte ebenfalls zügig in 2 Stunden, da es keine Staus von entgegenkommenden Seilschaften gab, denn die ca. 25 Personen, die mit uns aufgebrochen waren, erwiesen sich als allesamt fit und erfahren. Wenn die Hütte voll ist, sollte man sich darauf einstellen, dass es länger dauert! Nachdem wir um 9:30 Uhr schon wieder beim Refuge du Goûter waren, entschieden wir uns, wie der Grossteil aller Mont Blanc Besteiger, ganz abzusteigen. Beim Abstieg gönnten wir uns im Refuge du Tête Rousse noch das teuerste Bier unseres Lebens (9 € !) und waren dann gegen 13 Uhr wieder bei der Bergstation Nid d’Aigle, wo wir zum Glück eine Reservation für den nächsten Zug bekamen (bei Andrang auf Wartezeiten einstellen, viele Spaziergänger).
Refuge du Goûter
Sieht nicht nur aus wie ein Ei, stinkt auch schon von weitem wie ein fauliges Ei. Kein Ort, an dem man mehr Zeit als nötig verbringen möchte. Obwohl die Hütte recht neu ist, macht alles schon einen recht runtergekommenen Eindruck, von Putzen hält das Hüttenteam nicht viel… auch die Besucher sind ziemliche Saubären, alle legen sich in ihren Bergklamotten ins Bett und keiner verwendet Hüttenschlafsäcke. Legt man Wert auf Minimalhygiene, muss man sich mit Mineralwasser aus den Flaschen (8 € pro 1.5 l) behelfen, denn aus den Wasserhähnen kommt kein Wasser (Info für Kontaktlinsenträger: Waschbecken mit Spiegel vorhanden). Insgesamt gibt es nur 5 (!) Toiletten für potenziell 120 Leute. Zum Glück war die Hütte nicht mal halb voll, ich will mir nicht ausmalen, wie das sonst ist… Uns hat es so geekelt, wir haben lieber das erhöhte Steinschlagrisiko am Mittag in Kauf genommen, um nicht einen zweiten Tag dort verbringen zu müssen. Geklaut wird übrigens auch, vorzugsweise Steigeisen. Beim Hüttenteam erhält man kostenlos Schlösser, damit man seine Sachen an speziellen Vorrichtungen einsperren kann.
Grand Couloir/Couloir de la Morte
Der Zustieg zur Goûter Hütte war wegen extremen Felsabgängen im Grand Couloir aufgrund der Trockenheit und Hitze vom 05.08. bis zum 20.08 gesperrt. Nachdem in dieser Zeit das Couloir von Bergführern und Militär von grossen instabilen Brocken gesäubert wurde, waren wir ganz guter Dinge, dass die Situation dort nun entspannter wäre. Eine Studie von Petzl hat ergeben, dass die sicherste Zeit, das Couloir zu passieren zwischen 9 und 10 Uhr morgens wäre und es tendenziell in der zweiten Hälfte der Saison weniger grosse Ereignisse gibt. Trotzdem haben wir den einzigen grösseren Abbruch beim Aufstieg um 10:45 Uhr erlebt. Was wir nicht wussten: Die Steine erreichen als Querschläger auch die nördliche Rippe (beim Aufstieg links)! Ein 100 kg Brocken ist genau zwischen uns durchgesaust und eine Person, die genau am Rand des Couloirs stand, wurde der Fuss zertrümmert. Abgesehen von diesem schrecklichen Ereignis war das Couloir auch beim Abstieg ruhig, wir hörten nur vereinzelte Kiesel rutschen.
Schwierigkeit
Auch wenn die Normalroute den Ruf hat, einfach zu sein, einen Gletscherspaziergang sollte man sich hier dennoch nicht erwarten. Ich war ehrlich gesagt überrascht, wie ausgesetzt der Bosses-Grat an manchen Stellen ist. Man kann dort durchaus an mehreren Stellen tödlich abstürzen! Bei starkem Wind oder zu grosser Erschöpfung würde ich davon abraten, den teilweise sehr schmalen Grat zu begehen, hier muss wirklich jeder Tritt sitzen! Sicherlich kommt die Schwierigkeit sehr auf die Verhältnisse an, wir fanden alles topp gespurt. In zwei eisige ca. 35° steile Passagen waren sogar Stufen geschlagen wurden. Spalten sind eher kein Problem. Insgesamt fand ich die Tour trotzdem anspruchsvoller als den Alphubel, der auch mit WS bewertet wird.
Der Zustieg zum Refuge Goûter wird erfahrenen T4/T5-Gängern keine Probleme bereiten, wir haben dort jedoch viele beobachtet, die Probleme mit der Kletterei hatten. Immerhin muss man 500 Höhenmeter auf 3800 m klettern und das mit schwerem Rucksack. Der Abstieg geht dank der zahlreichen Sicherungskabel aber erstaunlich einfach. Ab dem Tête Rousse Gletscherrest gibt es noch etwas Blockgelände (T3) und dann einen guten Wanderweg zum Nid d’Aigle (T2).
Den Mont Blanc habe ich lange als ein Ziel gesehen, das erfahrenen und konditionell mir weit überlegenen Alpinisten vorbehalten ist. Denn regelmässig in die Berge gehe ich eigentlich erst seit 5 Jahren. Als Kind fand ich Bergwanderungen mit meinen Eltern überaus doof… bis mich 2015 während eines Praktikums im Nationalpark Berchtesgaden das Bergvirus infizierte. 2018 machte ich einen Hochtourengrundkurs und mit dem darauffolgenden Umzug in die Schweiz begann ich 3000er zu sammeln, um das postuniversitäre «Loch» zu füllen... Nach 115 3000ern und 7 4000ern fühlte ich mich bereit, mich an den höchsten Berg der Alpen zu wagen.Und so kann ich in meinem 30. Lebensjahr jetzt wenigstens behaupten, dass ich etwas in meinem Leben erreicht habe…
Über den Normalweg via Goûter Hütte, auch Voie Royale genannt, gibt es schon genug ausführliche Wegbeschreibungen, weshalb ich hier nur einige persönliche Erfahrungen wiedergebe und auf einige Punkte eingehe, die uns bei der Vorbereitung besonders beschäftigt haben.
Buchung
Der Zugang zum Mont Blanc über den Normalweg ist zum Glück seit 2020 geregelt und begrenzt. Ohne reservierten Schlafplatz in einer der drei Hütten (Nid d’Aigle, Tête Rousse oder Goûter) wird man nicht hochgelassen. Die Plätze für alle 3 Hütten muss man hier reservieren. Sobald das Portal für das public booking freigeschalten wird, herrscht natürlich ein ziemlicher run auf die Plätze. Dieses Jahr wurde im Dezember angekündigt, dass das Portal im neuen Jahr freigeschalten wird und wir haben daher jeden Tag nachgeschaut, ob das Portal offen ist. Trotzdem waren dann schon einige Termine ausgebucht, weil die Bergführer vorher buchen dürfen. Wir haben zur Sicherheit zwei Termine à zwei Tage reserviert, falls einer wegen schlechten Wetters nicht klappen sollte. Die Reservation erfolgt in zwei Schritten: Im pre-booking muss man nur gewünschtes Datum und Personenzahl angeben. Danach bekommt man eine Mail, in der man der man aufgefordert wird, die persönlichen Daten (inkl. ID) der Teilnehmer zu übermitteln und eine Anzahlung in der Höhe von 45 € pro Person + eine Gebühr von 5 € zu überweisen. Erst dann ist die Buchung gültig.
Vorbereitung und Fitness
Ich habe lange gezweifelt, ob ich wirklich sportlich genug bin, um den Mont Blanc zu schaffen. Ich gehe zwar fast jedes Wochenende in die Berge, aber trotzdem bin ich nicht sonderlich schnell (Schnitt auf Bergtouren unter 3000 so 500 Hm/h, darüber 350 Hm/h). Allerdings kann ich mit diesem Tempo eine Woche lang Touren mit 1000-1200 Hm jeden Tag durchhalten. Meiner Meinung nach braucht man für den Mont Blanc kein Rennpferd zu sein, «Packesel» haben hier wahrscheinlich die höhere Erfolgsquote: Sprich gewohnt sein, über viele Tage mit Gepäck Höhenmeter zu machen, denn der Zustieg zum Goûter weist schon mal für die Höhe recht happige 1500 Höhenmeter auf und am nächsten Tag darf man keine müden Beine haben (ausser man legt einen Rasttag ein). Mein Freund war der Meinung, man müsse für den Mont Blanc einen Trainingsplan haben und hat sich wöchentlich durch Intervalleinheiten gequält. Mir ist dieses Gerede von VO2max und Herzfrequenzbereichen zutiefst zuwider, für mich muss Anstrengung ein schönes Naturerlebnis mit sich bringen. Mein «Training» fand entsprechend auf dem MTB in den Appenzeller Hügeln oder bei «Schnellbesteigungen» von Voralpengipfeln am Feierabend statt. Und statt mich bei Schlechtwetter rauszuquälen mache ich stattdessen Yoga oder Pilates, um meine Beweglichkeit und Balance zu verbessern, was sich auf Graten schon öfter als Vorteil erwiesen hat.
Akklimatisierung
Statt einer Hauruck-Akklimatisierung wollten wir unsere Körper sanft und nachhaltig an grosse Höhenwechsel und Anstrengung in der Höhe gewöhnen. Dazu hatten wir ab Mitte Juni jedes Wochenende eine Hochtour auf über 3000 m geplant, was bis auf eine Ausnahme auch klappte. Eigentlich wollten wir die Woche vor der Mont Blanc Besteigung die "Spaghettitour light" machen. Wegen den schlechten Verhältnissen und weil wir lieber «richtige» Berge machen wollten, falls der Mont Blanc nicht klappen sollte, bestiegen wir stattdessen am 21.8 den


Zugangskontrolle
Wir wurden direkt vor dem Boarding zum TMB (Tramway du Mont Blanc) am Bahnhof Le Fayet kontrolliert. Ausweise mussten wir nicht zeigen, der Kontrolleur hakte lediglich eine Liste mit den Namen der Personen, die an dem Tag eine Buchung hatten, ab. Vor dem Tête Rousse Gletscher steht ein Wachhäuschen der Brigade Blanche, wo bei unserem Abstieg ein Kontrollposten stand (morgens anscheinend nicht). Dort wurden auch tatsächlich unpassend gekleidete Personen weggewiesen. Ausrüstungskontrollen fanden keine statt, es gibt aber Hinweisschilder, die einem horrende Strafen androhen, falls man die dort aufgelisteten Gegenstände nicht dabeihat.
Zeitplan
Seit diesem Jahr gibt es einen Bergsteigerzug, der um 7:00 Uhr von Le Fayet startet, damit man das Grand Couloir früher passieren kann. Der Zug kommt kurz nach 8 in Nid d’Aigle an. Von dort bis zum Einstieg des Grand Couloirs hat man 900 Höhenmeter zu bewältigen, sodass man dort trotzdem etwas nach der besten Zeit ankommt, wenn man nicht rennt (wir brauchten 2,5 h). Wir erreichten die Goûter Hütte gegen halb 2 und versuchten dann wie die meisten andern Bergsteiger auch bis zum Abendessen um 18:30 Uhr ein Nickerchen zu halten. Um 20 Uhr herrscht offiziell Ruhezeit, die aber nicht so recht berücksichtigt wird…
Das Bergsteigerfrühstück ist um 2:30 Uhr. Für die Jahreszeit erschien uns das etwas zu früh, und da wir nicht wie beim Teide bibbernd auf den Sonnenaufgang warten wollten, trödelten wir etwas herum und starteten um 3:30 Uhr. Wie schon geahnt, benötigten wir für die 1050 Hm zum Gipfel nicht die 5 Stunden Normzeit, sondern nur 3,5 und erreichten den Gipfel kurz nach Sonnenaufgang als 3. Seilschaft. Länger als eine halbe Stunde Gipfelpause wollten wir uns nicht gönnen, da wir Angst hatten, dass die Sonne den Schnee am Grat antaut und die Steigeisen dann nicht mehr ordentlich greifen. Der Abstieg zur Hütte erfolgte ebenfalls zügig in 2 Stunden, da es keine Staus von entgegenkommenden Seilschaften gab, denn die ca. 25 Personen, die mit uns aufgebrochen waren, erwiesen sich als allesamt fit und erfahren. Wenn die Hütte voll ist, sollte man sich darauf einstellen, dass es länger dauert! Nachdem wir um 9:30 Uhr schon wieder beim Refuge du Goûter waren, entschieden wir uns, wie der Grossteil aller Mont Blanc Besteiger, ganz abzusteigen. Beim Abstieg gönnten wir uns im Refuge du Tête Rousse noch das teuerste Bier unseres Lebens (9 € !) und waren dann gegen 13 Uhr wieder bei der Bergstation Nid d’Aigle, wo wir zum Glück eine Reservation für den nächsten Zug bekamen (bei Andrang auf Wartezeiten einstellen, viele Spaziergänger).
Refuge du Goûter
Sieht nicht nur aus wie ein Ei, stinkt auch schon von weitem wie ein fauliges Ei. Kein Ort, an dem man mehr Zeit als nötig verbringen möchte. Obwohl die Hütte recht neu ist, macht alles schon einen recht runtergekommenen Eindruck, von Putzen hält das Hüttenteam nicht viel… auch die Besucher sind ziemliche Saubären, alle legen sich in ihren Bergklamotten ins Bett und keiner verwendet Hüttenschlafsäcke. Legt man Wert auf Minimalhygiene, muss man sich mit Mineralwasser aus den Flaschen (8 € pro 1.5 l) behelfen, denn aus den Wasserhähnen kommt kein Wasser (Info für Kontaktlinsenträger: Waschbecken mit Spiegel vorhanden). Insgesamt gibt es nur 5 (!) Toiletten für potenziell 120 Leute. Zum Glück war die Hütte nicht mal halb voll, ich will mir nicht ausmalen, wie das sonst ist… Uns hat es so geekelt, wir haben lieber das erhöhte Steinschlagrisiko am Mittag in Kauf genommen, um nicht einen zweiten Tag dort verbringen zu müssen. Geklaut wird übrigens auch, vorzugsweise Steigeisen. Beim Hüttenteam erhält man kostenlos Schlösser, damit man seine Sachen an speziellen Vorrichtungen einsperren kann.
Grand Couloir/Couloir de la Morte
Der Zustieg zur Goûter Hütte war wegen extremen Felsabgängen im Grand Couloir aufgrund der Trockenheit und Hitze vom 05.08. bis zum 20.08 gesperrt. Nachdem in dieser Zeit das Couloir von Bergführern und Militär von grossen instabilen Brocken gesäubert wurde, waren wir ganz guter Dinge, dass die Situation dort nun entspannter wäre. Eine Studie von Petzl hat ergeben, dass die sicherste Zeit, das Couloir zu passieren zwischen 9 und 10 Uhr morgens wäre und es tendenziell in der zweiten Hälfte der Saison weniger grosse Ereignisse gibt. Trotzdem haben wir den einzigen grösseren Abbruch beim Aufstieg um 10:45 Uhr erlebt. Was wir nicht wussten: Die Steine erreichen als Querschläger auch die nördliche Rippe (beim Aufstieg links)! Ein 100 kg Brocken ist genau zwischen uns durchgesaust und eine Person, die genau am Rand des Couloirs stand, wurde der Fuss zertrümmert. Abgesehen von diesem schrecklichen Ereignis war das Couloir auch beim Abstieg ruhig, wir hörten nur vereinzelte Kiesel rutschen.
Schwierigkeit
Auch wenn die Normalroute den Ruf hat, einfach zu sein, einen Gletscherspaziergang sollte man sich hier dennoch nicht erwarten. Ich war ehrlich gesagt überrascht, wie ausgesetzt der Bosses-Grat an manchen Stellen ist. Man kann dort durchaus an mehreren Stellen tödlich abstürzen! Bei starkem Wind oder zu grosser Erschöpfung würde ich davon abraten, den teilweise sehr schmalen Grat zu begehen, hier muss wirklich jeder Tritt sitzen! Sicherlich kommt die Schwierigkeit sehr auf die Verhältnisse an, wir fanden alles topp gespurt. In zwei eisige ca. 35° steile Passagen waren sogar Stufen geschlagen wurden. Spalten sind eher kein Problem. Insgesamt fand ich die Tour trotzdem anspruchsvoller als den Alphubel, der auch mit WS bewertet wird.
Der Zustieg zum Refuge Goûter wird erfahrenen T4/T5-Gängern keine Probleme bereiten, wir haben dort jedoch viele beobachtet, die Probleme mit der Kletterei hatten. Immerhin muss man 500 Höhenmeter auf 3800 m klettern und das mit schwerem Rucksack. Der Abstieg geht dank der zahlreichen Sicherungskabel aber erstaunlich einfach. Ab dem Tête Rousse Gletscherrest gibt es noch etwas Blockgelände (T3) und dann einen guten Wanderweg zum Nid d’Aigle (T2).
Tourengänger:
Toni Montaña,
cardamine


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