"Im Odenwald, im Odenwald..." - Felsen und Burgen bei Lindenfels
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"Im Odenwald, im Odenwald..." sagt man - und es stimmt! Auf den Höhen des Odenwaldes ist es stets etwas kälter als in den sie umgebenden Niederungen. Also ab in den Odenwald!
Die Altstadt von Lindenfels liegt in immerhin 350 Metern Höhe auf dem Sattel zwischen dem felsigen Schenkenberg und dem Burgberg der Ruine Lindenfels. Hierhin verzog es die
Waldelfe und mich zu einer kleinen Rundtour. Im Player: "Morsefest 2021" der NMB.
Die Tour beginnt allerdings ein Stückerl östlich von Lindenfels, wo sonst, im Teufelsloch (332 m), an der was? das ist ne Bundesstraße?!? B 47. Nennen wir sie lieber Nibelungenstraße, denn sie heißt so.
Von Osten kommend befindet sich etwa einen Kilometer vor dem Ortseingang von Lindenfels rechter Hand im sogenannten Teufelsloch ein Nibelungenbrunnen. Albert Ludwig Grimm, Odenwaldkenner und Professor an der Weinheimer Lateinschule, sowie Johann Konrad Dahl, Mainzer Domkapitular, verbreiteten im 19. Jahrhundert, dass hier Siegfried ermordet worden sein soll. Das ist zwar Unsinn - die Mordstelle sucht man besser anderswo - romantisch ist die Felsenquelle aber trotzdem. Solang man sich nicht umdreht. Bundesstraße, wie gesagt.
Ein schmaler, längst vergessener und unmarkierter Pfad, teils noch mit Holzstufen ausgestattet, führt hinauf zu einer Felswand aus Granit, die links im Zickzack umgangen wird. Von einer Felskanzel aus hat man nochmal einen herrlichen Blick hinunter auf die - nun - Nibelungenstraße.
Der Pfad überquert einen breiten Weg und führt weiter hinauf zur Heimburg-Schutzhütte (392 m). Auch an dieser bleiben wir noch auf dem schmalen, weiterhin unmarkierten Weg. Kurz nachdem ein weiterer Pfad kreuzt, gelangt man an, nun schon weit oben am Schenkenberg, an ein Kriegerdenkmal (446 m), das über einen Abstecher erreicht werden kann. Unser Pfad führt aber weiter geradeaus, und wendet sich bei den nächsten Felsen dann im Zickzack links hinunter. In dieser wildromantischen Felsenlandschaft braucht es ein wenig Orientierungssinn, der an sich sehr schöne Weg wird leider nicht mehr gepflegt und ist in den Felsen nicht ganz leicht zu finden. Er existiert aber, und es lohnt sich, ein bisschen nach ihm zu suchen.
Besonders eindrucksvoll ist der Wilhelm-Meta-Felsen, den man unterwegs passiert. Er erinnert an den evangelischen Theologen und Volksschriftsteller Wilhelm Baur und seine Frau Meta de Bétaz, eine aus einer ursprünglich waadtländischen Familie stammenden Hofdame. Die beiden hatten sich um den Ort verdient gemacht, indem sie einen Kindergarten, ein Armenhaus und ein Krankenhaus stifteten.
Bald stößt unser schmaler Pfad auf breite Waldwege. Wir nehmen den ganz rechts, und wandern hinauf zur Schutzhütte Ludwigshöhe (441 m).
Sie steht auf einer großen Felskanzel, umgeben von einem hübschen Felslabyrinth und erlaubt einen ersten Blick hinunter auf Lindenfels.
Nun geht's auf dem breiten Weg einige Schritte nach Norden, zur nächsten Gabelung, noch direkt bei der Hütte. Hier nehmen wir den rechten Weg, und gleich darauf an einer weiteren Gabelung den linken, weiter nordwärts wandernd. Bald zweigt rechts ein schmaler, bald erneut kaum erkennbarer Pfad ab, der uns hinauf auf den Schenkenberg (481 m) führt.
Die Gipfelkuppe ist bewaldet, Aussicht hat man von hier aus keine. Es gibt aber zwei Aussichtspunkte abseits vom Weg: Rechts der "Morgenstern", links die "Abendsonne".
Der Pfad über den Schenkenberg endet an einem Querweg, der vom Kriegerdenkmal herüberkommt. Diesem Querweg folgen wir nun ein Stück linkswärts, bis auch er am nächsten Querweg endet. Hier nach rechts, und an einem Zaun entlang, zuletzt ein Stück abwärts, zur Kehre eines breiten Waldwegs. Wir nehmen den linken Ast, der durch die Nordostflanke des Schenkenbergs zu einem breiten Bergrücken hinunterführt. Links hinunter, dem Bergrücken folgend, zum gegenüberliegenden Waldrand, und hier wieder nach links, parallel zu dem Weg durch die Nordostflanke des Schenkenbergs wieder zurück, bis der Weg in den Wald hineinführt und sich zu einem Pfad verkleinert, der sich in der Nähe einer Quelle schließlich verliert.
Einst führte er noch weiter, drehte nach rechts (Norden), und endete dort an einem weiteren Weg, der den nächsten Bergrücken hinaufkommt. Wir machen das einfach trotzdem, drehen weglos nach Norden, und wandern hinüber zum Bergrücken. Hier stoßen wir wieder auf einen guten Weg, und folgen diesem nach links, den Rücken hinauf, aus dem Wald hinaus und hinüber zur - wart, bis... - Bismarckwarte (452 m) auf der Litzelröder Höhe.
Die Bismarckwarte ist ein über hundert Jahre alter Aussichtsturm auf dem Bergsattel Litzelröder Höhe. Ferdinand Luthmer aus Frankfurt lieferte die Pläne, die Finanzierung (9.000 Mark) wurde über Spenden und Einkünfte bei örtlichen Veranstaltungen erreicht, und der Turm konnte von Mai 1906 bis Juli 1907 errichtet werden. Der aus Granit- und Syenitsteinen gemauerte Turm ist zwölfeinhalb Meter hoch und bietet eine schöne Sicht - eigentlich zwei - in zwei Richtungen:
Im Südwesten sieht man die westlichste Kette des Odenwalds, mit dem Weißen Stein, der Hohen Waid (auch die Wachenburg bei Weinheim ist zu sehen), dem Saukopf und dem Bocksberg. Fast im Westen erhebt sich der der Krehberg mit der "Ahurnenecga". Im Nordosten schaut man tief in den Odenwald hinein, der acht Kilometer entfernte Morsberg dominiert den Horizont. Im Tal fällt vor allem das Schloss Reichenberg ins Auge.
Ein Stück links vom Turm...
...befindet sich eine Stelle, an der Variskischer Schiefer, ein lagiges, plattige brechendes, feinkörniges Gestein zu sehen ist. Dieser Glimmerschiefer entstand vor 340 bis 360 Millionen Jahren, als am Grund eines Ozeans abgelagerter Ton mit einer unter dem Kontinent abtauchenden festen Gesteinsplatte verschwand.
Ein Stück links vom Turm führt auch ein hübscher Fußweg zwischen den Häusern eines Lindenfelser Ortsteils hindurch hinunter zur Hauptstraße. Hier wandern wir nach links Richtung Ortszentrum.
Auf der - ähem - Nibelungenstraße geht's nach Lindenfels hinein. Noch vor dem eigentlichen Ortskern nehmen wir beim Parkplatz (365 m) die allererste scharf rechts, den Almenweg. Gleich an dem hübschen Haus verlassen wir den Ort dann wieder. Auf einer Treppe noch vor dem Haus geht es links hinunter.
Unten im Wald uns stets links haltend, landen wir schließlich am Jugendzeltplatz Matterloch (274 m). Hier geht's kurz über den Zeltplatz scharf links gleich wieder in den Wald hinein und hinauf, auf einem langen Treppensteig zu einem weiteren Ortsteil von Lindenfels.
Man wandert bald am Ortsrand neben den ersten Häusern hinauf, und kann eigentlich überall zwischen den Häusern nach rechts zur Straße queren. Wir nehmen die erste oder die zweite Möglichkeit, und wandern ein Stück die Straße hinauf bis zu einer steilen Linkskurve.
In dieser Linkskurve verlassen wir die Straße nach rechts, überqueren auf einem unmarkierten Pfad eine kleine Wiese, und folgen den Pfad zum Wald hinüber. Hier geht's nun in freier Wahl im Zickzack hinauf zur Burg Lindenfels (393 m).
Die Burg auf dem felsigen Lindenfelser Bergkegel ist die am frühesten erwähnte Burg im inneren Odenwald. Ursprünglich hieß sie Schlierburg, nach dem Örtchen Schlierbach unten im Tal: Zwischen 1077 und 1088 ist sie in der Lorscher Chronik als "Slirburc" verzeichnet. 1123 wurde sie erstmals Lindenfels genannt. Ein Berthold der Jüngere nannte sich Graf von Lindenfels.
Im 12. und 13. Jahrhundert wechselten die Besitzer, darunter waren immerhin Staufer und Welfen. 1277 kaufte dann Pfalzgraf Ludwig II. die Burg.
Im ausgehenden 15. Jahrhundert sank die Bedeutung der Burg. 1728 zwangen leere Kassen die Pfälzer Verwaltung, den Bergfried abzureißen. 1779 wurden weitere Teile der Burg abgerissen. 1802 übernahm schließlich die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt das Gebiet mit der Burg.
Die Anlage ist von einer im Laufe der Zeit mehrfach veränderten, fast kreisförmigen Mauer umschlossen. Sie besteht aus den Granitquadern, die hier in der Gegend überall herumliegen, einige Teile, insbesondere Türeinfassungen oder Erker, bestehen aber auch aus Sandstein.
Im Inneren der Kernburg sind nur noch Spuren einer jüngeren Bebauung erhalten. Der 1728 abgerissene runde Bergfried stand frei zentral im Hof. Seine Position ist heute durch eine moderne Aufmauerung angezeigt. Die Kernburg war von drei Zwingern umgeben. Der innere umschließt die Ringmauer in geringem Abstand. Die beiden äußeren verlaufen in großzügigerem Abstand um die Anlage, teilweise integrierten sie die aus dem 14. Jahrhundert stammende Stadtmauer, die heute noch in Teilen erhalten ist.
Nach einer kleinen Pause und einem Besuch bei Hornissen spazierten wir nun hinunter in das hübsche Ortszentrum von Lindenfels (358 m).
Dabei sollte man auf einen Mauerdurchbruch zur Rechten achten. Am 25. November 2009 löste sich durch natürliche Erosion ein Granitfelsen von der Größe eines Kleinlasters und mit einem Gewicht von ca. 80 Tonnen aus dem Felsmassiv der Burg Lindenfels. Er rollte den Hang abwärts, durchschlug dabei zwei Mauern, und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Zum Glück kam niemand zu Schaden: Der Brocken blieb im Hang vor dem Pavillon des Kurgartens liegen. Nach einem Ideenwettbewerb zur Namensfindung heißt er heute "Drachenfels".
Der Ort selbst, der in den letzten Jahren leider ein wenig gelitten hat, ist schon seit dem frühen 19. Jahrhundert durch Fremdenverkehr geprägt. Dabei half insbesondere die Fertigstellung der Nibelungenstraße (das ist diese Bundesstraße.... Ihr wisst schon....). Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden dann die ersten Herbergen und Gasthöfe. Die Gäste reisten mit ihrer Dienerschaft an (machen wir heute doch auch nicht anders), aus Frankfurt, Heidelberg, Darmstadt oder Koblenz an. 1906 zählte Lindenfels über 400 Betten in 15 Hotels und Pensionen und es wurden über 2000 Kurgäste registriert.
Im Ort stehen einige hübsche Barockgebäude. Zum Beispiel das katholische Pfarrhaus. Es wurde in den Jahren 1750 bis 1752 erbaut. Oder das Rathaus. Johann Franz Schlunkard, Schultheiß von Lindenfels in den Jahren 1745 bis 1755, erbaute in seiner Amtszeit das barocke Gebäude. Es ging 1768 in den Besitz der pfälzischen Hofkammer über und wurde ab diesem Zeitpunkt als Amtshaus und ab 1802 von der hessischen Verwaltung benutzt. Es diente auch als Rentamt und war schließlich Sitz der Oberförsterei Lindenfels. Im Jahre 1953 wurde das Anwesen von der Stadt Lindenfels erworben und dient seither als Rathaus. Und gleich daneben steht das Kurpfälzische Amtshaus aus dem Jahr 1723. Es war im 19. Jahrhundert Sitz des Kreisamts Lindenfels, zu dem 1821 insgesamt 96 Orte gehörten.
Leider hat irgendein Volljosef in den 70er oder 80er Jahren einen Mehrzweckbau aus Sichtbeton dazugesetzt, ein architektonischer Schlag ins Gesicht dieser hübschen historischen Gebäude. Die Lindenfelser haben den Kerl (es war garantiert ein Kerl) hoffentlich mit Mistgabeln aus dem Ort vertrieben.
Noch eine Besonderheit gibt's im Ort. Im Frühjahr 2010 wurde hier das Deutsche Drachenmuseum eröffnet. Dort werden die Entstehung des Mythos vom Drachen, der Drachen des Ostens und des Westens und verschiedene Drachen-Literatur gezeigt. Erklärt wird, wie der Mythos vom Drachen vor Tausenden von Jahren entstanden ist und wie er sich seither weltweit verbreitet hat. Mit zum Museum gehört eine Ausstellung von Drachenbildern im benachbarten Bürgerturm aus dem 14. Jahrhundert, von dessen Turmplattform man einen schönen Ausblick über Lindenfels und die Umgebung hat.
Das Drachenmuseum befindet sich im historischen Haus Baureneck (Haus Baur de Bétaz), das einst Wilhelm Baur und seiner Frau Meta gehört hatte, denen wir zu Beginn unserer Tour bereits begegnet sind. 1874 hatte Baur das ehemalige Pfarrhaus seines Geburtsorts gekauft.
Wir wanderten nun durch den Ort, überquerten die Nibelungenstraße, und wanderten drüben die Schenkenbergstraße hinauf. An ihrem Ende ging's wieder in den Wald hinein, und gleich rechts hinauf auf das felsige Köpfchen (383 m).
Dort steht heute eine kleine Schutzhütte - einst befand sich an dieser Stelle jedoch eine weitere, urkundlich nicht erwähnte zweite Burg. Auf den Burgstall wurde man kurz vor 1900 aufmerksam, als eine natürlich entstandene Felsbildung dort unbedingt als "prähistorische Kultstätte" fehlinterpretiert werden musste. Ausgrabungen 1907 förderten zwar keine prähistorische Anlage zutage, dafür aber eine mittelalterliche, sehr kleinräumige Burg. Eine zweite Grabung erfolgte 1974/1975. Keramikfunde legen eine Datierung der Burg ins 13. Jahrhundert nahe.
Die Burg auf dem Köpfchen war ein ummauertes Viereck mit 150 Quadratmetern Grundfläche. Es blieb unklar, ob die Anlage als geschlossener Baukörper unter einem Dach, oder als ummauerter Hofraum mit kleinteiligen lnnenbauten zu denken ist.
Noch heute ist der eindrucksvolle Halsgraben zu sehen, während der die Anlage einst ganz umlaufende Graben unkenntlich ist. Die Burginsassen wurden durch eine Rohrleitung mit dem Frischwasser einer nahegelegenen Quelle versorgt, die unsere nächste Station sein wird.
Die Funktion dieser kleinen Anlage ist nicht eindeutig. Aufgrund der Datierung der Funde kann es sich jedoch nicht um die älteste Lindenfelser Burg handeln. Wahrscheinlicher handelte es sich um eine im Zuge einer Auseinandersetzung gegen die Burg Lindenfels errichtete Gegenburg. Zwischen 1214 und 1277, als sich Lindenfels in der Hand der Markgrafen von Baden befand, könnten die Pfalzgrafen aus dem Hause Wittelsbach sie errichtet haben, die auch bei Weinheim und Leutershausen Gegenburgen bauten. Nachdem dann Pfalzgraf Ludwig II. Burg Lindenfels 1277 erworben hatte, dürfte die Gegenburg auf dem Köpfchen überflüssig geworden und abgebrochen worden sein.
Wir umrunden das Köpfchen auf hübschen Weglein, die durch einen lichten, mit Granitfelsen übersäten Wald führen, und wandern schließlich wieder hinunter, bis fast an die Nibelungenstraße. Wir bleiben jedoch im Wald, und nehmen oberhalb eines Gasthauses den Weg nach links (Norden), der bald den Bachlauf überquert, der aus der erwähnten Quelle entspringt.
Wir wandern im Zickzack hinauf zu der Quelle und weiter zu einem kleinen Stollen (419 m) oberhalb. Hier quert ein breiter Weg den Hang, der ein Stück weiter rechts zu der Stelle führt, an der wir zuvor vom Kriegerdenkmal herunterkamen. Hier nun geradeaus zur Heimburg-Schutzhütte (392 m). Dort angekommen, wandern wir nun den schönen unmarkierten Steig, den wir vom Beginn unserer Tour schon kennen, wieder hinunter zum Nibelungenbrunnen im Teufelsloch (332 m).
Fazit:
Eine schöne kleine Runde, die sämtliche Highlights rund um Lindenfels miteinander verbindet: Felsen, Burgruinen, Aussichtspunkte, schöne Steige. Und im hübschen Lindenfels kriegt man sogar ein Eis.
Die Altstadt von Lindenfels liegt in immerhin 350 Metern Höhe auf dem Sattel zwischen dem felsigen Schenkenberg und dem Burgberg der Ruine Lindenfels. Hierhin verzog es die

Die Tour beginnt allerdings ein Stückerl östlich von Lindenfels, wo sonst, im Teufelsloch (332 m), an der was? das ist ne Bundesstraße?!? B 47. Nennen wir sie lieber Nibelungenstraße, denn sie heißt so.
Von Osten kommend befindet sich etwa einen Kilometer vor dem Ortseingang von Lindenfels rechter Hand im sogenannten Teufelsloch ein Nibelungenbrunnen. Albert Ludwig Grimm, Odenwaldkenner und Professor an der Weinheimer Lateinschule, sowie Johann Konrad Dahl, Mainzer Domkapitular, verbreiteten im 19. Jahrhundert, dass hier Siegfried ermordet worden sein soll. Das ist zwar Unsinn - die Mordstelle sucht man besser anderswo - romantisch ist die Felsenquelle aber trotzdem. Solang man sich nicht umdreht. Bundesstraße, wie gesagt.
Ein schmaler, längst vergessener und unmarkierter Pfad, teils noch mit Holzstufen ausgestattet, führt hinauf zu einer Felswand aus Granit, die links im Zickzack umgangen wird. Von einer Felskanzel aus hat man nochmal einen herrlichen Blick hinunter auf die - nun - Nibelungenstraße.
Der Pfad überquert einen breiten Weg und führt weiter hinauf zur Heimburg-Schutzhütte (392 m). Auch an dieser bleiben wir noch auf dem schmalen, weiterhin unmarkierten Weg. Kurz nachdem ein weiterer Pfad kreuzt, gelangt man an, nun schon weit oben am Schenkenberg, an ein Kriegerdenkmal (446 m), das über einen Abstecher erreicht werden kann. Unser Pfad führt aber weiter geradeaus, und wendet sich bei den nächsten Felsen dann im Zickzack links hinunter. In dieser wildromantischen Felsenlandschaft braucht es ein wenig Orientierungssinn, der an sich sehr schöne Weg wird leider nicht mehr gepflegt und ist in den Felsen nicht ganz leicht zu finden. Er existiert aber, und es lohnt sich, ein bisschen nach ihm zu suchen.
Besonders eindrucksvoll ist der Wilhelm-Meta-Felsen, den man unterwegs passiert. Er erinnert an den evangelischen Theologen und Volksschriftsteller Wilhelm Baur und seine Frau Meta de Bétaz, eine aus einer ursprünglich waadtländischen Familie stammenden Hofdame. Die beiden hatten sich um den Ort verdient gemacht, indem sie einen Kindergarten, ein Armenhaus und ein Krankenhaus stifteten.
Bald stößt unser schmaler Pfad auf breite Waldwege. Wir nehmen den ganz rechts, und wandern hinauf zur Schutzhütte Ludwigshöhe (441 m).
Sie steht auf einer großen Felskanzel, umgeben von einem hübschen Felslabyrinth und erlaubt einen ersten Blick hinunter auf Lindenfels.
Nun geht's auf dem breiten Weg einige Schritte nach Norden, zur nächsten Gabelung, noch direkt bei der Hütte. Hier nehmen wir den rechten Weg, und gleich darauf an einer weiteren Gabelung den linken, weiter nordwärts wandernd. Bald zweigt rechts ein schmaler, bald erneut kaum erkennbarer Pfad ab, der uns hinauf auf den Schenkenberg (481 m) führt.
Die Gipfelkuppe ist bewaldet, Aussicht hat man von hier aus keine. Es gibt aber zwei Aussichtspunkte abseits vom Weg: Rechts der "Morgenstern", links die "Abendsonne".
Der Pfad über den Schenkenberg endet an einem Querweg, der vom Kriegerdenkmal herüberkommt. Diesem Querweg folgen wir nun ein Stück linkswärts, bis auch er am nächsten Querweg endet. Hier nach rechts, und an einem Zaun entlang, zuletzt ein Stück abwärts, zur Kehre eines breiten Waldwegs. Wir nehmen den linken Ast, der durch die Nordostflanke des Schenkenbergs zu einem breiten Bergrücken hinunterführt. Links hinunter, dem Bergrücken folgend, zum gegenüberliegenden Waldrand, und hier wieder nach links, parallel zu dem Weg durch die Nordostflanke des Schenkenbergs wieder zurück, bis der Weg in den Wald hineinführt und sich zu einem Pfad verkleinert, der sich in der Nähe einer Quelle schließlich verliert.
Einst führte er noch weiter, drehte nach rechts (Norden), und endete dort an einem weiteren Weg, der den nächsten Bergrücken hinaufkommt. Wir machen das einfach trotzdem, drehen weglos nach Norden, und wandern hinüber zum Bergrücken. Hier stoßen wir wieder auf einen guten Weg, und folgen diesem nach links, den Rücken hinauf, aus dem Wald hinaus und hinüber zur - wart, bis... - Bismarckwarte (452 m) auf der Litzelröder Höhe.
Die Bismarckwarte ist ein über hundert Jahre alter Aussichtsturm auf dem Bergsattel Litzelröder Höhe. Ferdinand Luthmer aus Frankfurt lieferte die Pläne, die Finanzierung (9.000 Mark) wurde über Spenden und Einkünfte bei örtlichen Veranstaltungen erreicht, und der Turm konnte von Mai 1906 bis Juli 1907 errichtet werden. Der aus Granit- und Syenitsteinen gemauerte Turm ist zwölfeinhalb Meter hoch und bietet eine schöne Sicht - eigentlich zwei - in zwei Richtungen:
Im Südwesten sieht man die westlichste Kette des Odenwalds, mit dem Weißen Stein, der Hohen Waid (auch die Wachenburg bei Weinheim ist zu sehen), dem Saukopf und dem Bocksberg. Fast im Westen erhebt sich der der Krehberg mit der "Ahurnenecga". Im Nordosten schaut man tief in den Odenwald hinein, der acht Kilometer entfernte Morsberg dominiert den Horizont. Im Tal fällt vor allem das Schloss Reichenberg ins Auge.
Ein Stück links vom Turm...
...befindet sich eine Stelle, an der Variskischer Schiefer, ein lagiges, plattige brechendes, feinkörniges Gestein zu sehen ist. Dieser Glimmerschiefer entstand vor 340 bis 360 Millionen Jahren, als am Grund eines Ozeans abgelagerter Ton mit einer unter dem Kontinent abtauchenden festen Gesteinsplatte verschwand.
Ein Stück links vom Turm führt auch ein hübscher Fußweg zwischen den Häusern eines Lindenfelser Ortsteils hindurch hinunter zur Hauptstraße. Hier wandern wir nach links Richtung Ortszentrum.
Auf der - ähem - Nibelungenstraße geht's nach Lindenfels hinein. Noch vor dem eigentlichen Ortskern nehmen wir beim Parkplatz (365 m) die allererste scharf rechts, den Almenweg. Gleich an dem hübschen Haus verlassen wir den Ort dann wieder. Auf einer Treppe noch vor dem Haus geht es links hinunter.
Unten im Wald uns stets links haltend, landen wir schließlich am Jugendzeltplatz Matterloch (274 m). Hier geht's kurz über den Zeltplatz scharf links gleich wieder in den Wald hinein und hinauf, auf einem langen Treppensteig zu einem weiteren Ortsteil von Lindenfels.
Man wandert bald am Ortsrand neben den ersten Häusern hinauf, und kann eigentlich überall zwischen den Häusern nach rechts zur Straße queren. Wir nehmen die erste oder die zweite Möglichkeit, und wandern ein Stück die Straße hinauf bis zu einer steilen Linkskurve.
In dieser Linkskurve verlassen wir die Straße nach rechts, überqueren auf einem unmarkierten Pfad eine kleine Wiese, und folgen den Pfad zum Wald hinüber. Hier geht's nun in freier Wahl im Zickzack hinauf zur Burg Lindenfels (393 m).
Die Burg auf dem felsigen Lindenfelser Bergkegel ist die am frühesten erwähnte Burg im inneren Odenwald. Ursprünglich hieß sie Schlierburg, nach dem Örtchen Schlierbach unten im Tal: Zwischen 1077 und 1088 ist sie in der Lorscher Chronik als "Slirburc" verzeichnet. 1123 wurde sie erstmals Lindenfels genannt. Ein Berthold der Jüngere nannte sich Graf von Lindenfels.
Im 12. und 13. Jahrhundert wechselten die Besitzer, darunter waren immerhin Staufer und Welfen. 1277 kaufte dann Pfalzgraf Ludwig II. die Burg.
Im ausgehenden 15. Jahrhundert sank die Bedeutung der Burg. 1728 zwangen leere Kassen die Pfälzer Verwaltung, den Bergfried abzureißen. 1779 wurden weitere Teile der Burg abgerissen. 1802 übernahm schließlich die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt das Gebiet mit der Burg.
Die Anlage ist von einer im Laufe der Zeit mehrfach veränderten, fast kreisförmigen Mauer umschlossen. Sie besteht aus den Granitquadern, die hier in der Gegend überall herumliegen, einige Teile, insbesondere Türeinfassungen oder Erker, bestehen aber auch aus Sandstein.
Im Inneren der Kernburg sind nur noch Spuren einer jüngeren Bebauung erhalten. Der 1728 abgerissene runde Bergfried stand frei zentral im Hof. Seine Position ist heute durch eine moderne Aufmauerung angezeigt. Die Kernburg war von drei Zwingern umgeben. Der innere umschließt die Ringmauer in geringem Abstand. Die beiden äußeren verlaufen in großzügigerem Abstand um die Anlage, teilweise integrierten sie die aus dem 14. Jahrhundert stammende Stadtmauer, die heute noch in Teilen erhalten ist.
Nach einer kleinen Pause und einem Besuch bei Hornissen spazierten wir nun hinunter in das hübsche Ortszentrum von Lindenfels (358 m).
Dabei sollte man auf einen Mauerdurchbruch zur Rechten achten. Am 25. November 2009 löste sich durch natürliche Erosion ein Granitfelsen von der Größe eines Kleinlasters und mit einem Gewicht von ca. 80 Tonnen aus dem Felsmassiv der Burg Lindenfels. Er rollte den Hang abwärts, durchschlug dabei zwei Mauern, und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Zum Glück kam niemand zu Schaden: Der Brocken blieb im Hang vor dem Pavillon des Kurgartens liegen. Nach einem Ideenwettbewerb zur Namensfindung heißt er heute "Drachenfels".
Der Ort selbst, der in den letzten Jahren leider ein wenig gelitten hat, ist schon seit dem frühen 19. Jahrhundert durch Fremdenverkehr geprägt. Dabei half insbesondere die Fertigstellung der Nibelungenstraße (das ist diese Bundesstraße.... Ihr wisst schon....). Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden dann die ersten Herbergen und Gasthöfe. Die Gäste reisten mit ihrer Dienerschaft an (machen wir heute doch auch nicht anders), aus Frankfurt, Heidelberg, Darmstadt oder Koblenz an. 1906 zählte Lindenfels über 400 Betten in 15 Hotels und Pensionen und es wurden über 2000 Kurgäste registriert.
Im Ort stehen einige hübsche Barockgebäude. Zum Beispiel das katholische Pfarrhaus. Es wurde in den Jahren 1750 bis 1752 erbaut. Oder das Rathaus. Johann Franz Schlunkard, Schultheiß von Lindenfels in den Jahren 1745 bis 1755, erbaute in seiner Amtszeit das barocke Gebäude. Es ging 1768 in den Besitz der pfälzischen Hofkammer über und wurde ab diesem Zeitpunkt als Amtshaus und ab 1802 von der hessischen Verwaltung benutzt. Es diente auch als Rentamt und war schließlich Sitz der Oberförsterei Lindenfels. Im Jahre 1953 wurde das Anwesen von der Stadt Lindenfels erworben und dient seither als Rathaus. Und gleich daneben steht das Kurpfälzische Amtshaus aus dem Jahr 1723. Es war im 19. Jahrhundert Sitz des Kreisamts Lindenfels, zu dem 1821 insgesamt 96 Orte gehörten.
Leider hat irgendein Volljosef in den 70er oder 80er Jahren einen Mehrzweckbau aus Sichtbeton dazugesetzt, ein architektonischer Schlag ins Gesicht dieser hübschen historischen Gebäude. Die Lindenfelser haben den Kerl (es war garantiert ein Kerl) hoffentlich mit Mistgabeln aus dem Ort vertrieben.
Noch eine Besonderheit gibt's im Ort. Im Frühjahr 2010 wurde hier das Deutsche Drachenmuseum eröffnet. Dort werden die Entstehung des Mythos vom Drachen, der Drachen des Ostens und des Westens und verschiedene Drachen-Literatur gezeigt. Erklärt wird, wie der Mythos vom Drachen vor Tausenden von Jahren entstanden ist und wie er sich seither weltweit verbreitet hat. Mit zum Museum gehört eine Ausstellung von Drachenbildern im benachbarten Bürgerturm aus dem 14. Jahrhundert, von dessen Turmplattform man einen schönen Ausblick über Lindenfels und die Umgebung hat.
Das Drachenmuseum befindet sich im historischen Haus Baureneck (Haus Baur de Bétaz), das einst Wilhelm Baur und seiner Frau Meta gehört hatte, denen wir zu Beginn unserer Tour bereits begegnet sind. 1874 hatte Baur das ehemalige Pfarrhaus seines Geburtsorts gekauft.
Wir wanderten nun durch den Ort, überquerten die Nibelungenstraße, und wanderten drüben die Schenkenbergstraße hinauf. An ihrem Ende ging's wieder in den Wald hinein, und gleich rechts hinauf auf das felsige Köpfchen (383 m).
Dort steht heute eine kleine Schutzhütte - einst befand sich an dieser Stelle jedoch eine weitere, urkundlich nicht erwähnte zweite Burg. Auf den Burgstall wurde man kurz vor 1900 aufmerksam, als eine natürlich entstandene Felsbildung dort unbedingt als "prähistorische Kultstätte" fehlinterpretiert werden musste. Ausgrabungen 1907 förderten zwar keine prähistorische Anlage zutage, dafür aber eine mittelalterliche, sehr kleinräumige Burg. Eine zweite Grabung erfolgte 1974/1975. Keramikfunde legen eine Datierung der Burg ins 13. Jahrhundert nahe.
Die Burg auf dem Köpfchen war ein ummauertes Viereck mit 150 Quadratmetern Grundfläche. Es blieb unklar, ob die Anlage als geschlossener Baukörper unter einem Dach, oder als ummauerter Hofraum mit kleinteiligen lnnenbauten zu denken ist.
Noch heute ist der eindrucksvolle Halsgraben zu sehen, während der die Anlage einst ganz umlaufende Graben unkenntlich ist. Die Burginsassen wurden durch eine Rohrleitung mit dem Frischwasser einer nahegelegenen Quelle versorgt, die unsere nächste Station sein wird.
Die Funktion dieser kleinen Anlage ist nicht eindeutig. Aufgrund der Datierung der Funde kann es sich jedoch nicht um die älteste Lindenfelser Burg handeln. Wahrscheinlicher handelte es sich um eine im Zuge einer Auseinandersetzung gegen die Burg Lindenfels errichtete Gegenburg. Zwischen 1214 und 1277, als sich Lindenfels in der Hand der Markgrafen von Baden befand, könnten die Pfalzgrafen aus dem Hause Wittelsbach sie errichtet haben, die auch bei Weinheim und Leutershausen Gegenburgen bauten. Nachdem dann Pfalzgraf Ludwig II. Burg Lindenfels 1277 erworben hatte, dürfte die Gegenburg auf dem Köpfchen überflüssig geworden und abgebrochen worden sein.
Wir umrunden das Köpfchen auf hübschen Weglein, die durch einen lichten, mit Granitfelsen übersäten Wald führen, und wandern schließlich wieder hinunter, bis fast an die Nibelungenstraße. Wir bleiben jedoch im Wald, und nehmen oberhalb eines Gasthauses den Weg nach links (Norden), der bald den Bachlauf überquert, der aus der erwähnten Quelle entspringt.
Wir wandern im Zickzack hinauf zu der Quelle und weiter zu einem kleinen Stollen (419 m) oberhalb. Hier quert ein breiter Weg den Hang, der ein Stück weiter rechts zu der Stelle führt, an der wir zuvor vom Kriegerdenkmal herunterkamen. Hier nun geradeaus zur Heimburg-Schutzhütte (392 m). Dort angekommen, wandern wir nun den schönen unmarkierten Steig, den wir vom Beginn unserer Tour schon kennen, wieder hinunter zum Nibelungenbrunnen im Teufelsloch (332 m).
Fazit:
Eine schöne kleine Runde, die sämtliche Highlights rund um Lindenfels miteinander verbindet: Felsen, Burgruinen, Aussichtspunkte, schöne Steige. Und im hübschen Lindenfels kriegt man sogar ein Eis.
Tourengänger:
Nik Brückner,
Waldelfe


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