Cime XII Apostoli, SUSAT und Prato Fiorito: Drei Brenta-Gipfel um das Rifugio XII Apostoli


Publiziert von rele , 19. August 2022 um 17:29.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:14 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 

Zum Abschluss unserer zweiwöchigen Wanderung durch die Brenta verbrachten wir zwei Nächte im Rifugio XII Apostoli, welches wir über die Bocca d'Ambiez von der Agostini-Hütte erreichten -- mal wieder auf der Suche nach interessanten Gipfelzielen abseits der Wanderwege. Ganz vorne mit dabei hier natürlich die Cima Tosa -- bis vor kurzem noch höchster Gipfel der Brenta und aus der Bocca d'Ambiez über die spannende Via Migotti zu erreichen. Leider ergab sich das jedoch zunächst nicht... unsere Alternativen Nord- und Westgrat der Cima d'Ambiez oder der spätsommerliche Zustieg zur Normalroute auf die Cima d'Agola sahen gar nicht einladend aus. So trafen wir deutlich früher als geplant auf der Apostoli-Hütte ein, wo uns noch anderthalb Tage für eine Erkundung der umgebenden, einsamen Gipfelwelt blieben. Kurioserweise entschieden wir uns dort für genau jene drei (bislang kaum im Netz beschriebenen) Ziele, die auch Andi84 vier Tage zuvor vom Tal aus absolvierte und hier erstmals beschrieben hat! Immerhin sind teilweise Unterschiede in der Routenwahl zu verzeichnen, sodass ein eigener Bericht evtl. doch noch bedingt interessant sein könnte.

Cima XII Apostoli, T5+, II: Am Nachmittag blieb zunächst noch Zeit für einen Ausflug zur Cima XII Apostoli. Vom Weg zum Passo XII Apostoli ist der Zugang gut einsehbar. An geeigneter Stelle rechts ab und deutlichen Gehspuren nach den Hang hinauf. Hier bieten sich zwei alternative Routen an: Entweder durch einen Kamin hinauf zum Grat (II+, wie von Andy84 begangen und beschrieben), oder, wie wir, zum linken Ende des Grates und hier hinauf. Den Einstieg markieren deutliche rote Punkte. Wir folgen ihnen den bald luftigen Grat hinauf (I) bis zu einem Einschnitt, wo der Kamin als Alternativweg zum Grat hinauf führt. Hier ist kurz ein etwas höherer Anspruch an die Klettergewandheit gefragt, als wir zwei Meter in den Einschnitt hinein queren (II). Im Anschluss daran stellt eine vier Meter hohe Wand, die aus dem Einschnitt zurück auf den Grat führt, wohl die Schlüsselstelle unseres Aufstiegs dar (II). Nun geht es ohne weitere technische Hürden, doch weiterhin luftig am Grat entlang bis unter den Gipfel, der rechtsseitig gequert und von hinten erstiegen wird (Gipfelbuch).
Nach kurzem Genuss der leider etwas umwölkten Aussicht geht es auf dem Anstiegsweg wieder zurück zur Hütte (wobei auch über die Kaminroute abgeseilt werden könnte).

Cima Susat (aus mir unbekannten Gründen manchmal auch komplett mit Großbuchstaben geschrieben), T4, I: Am Folgetag beenden wir unsere zweiwöchige Tour mit einer gemütlichen Runde zum Passo Due Denti. Dort gehen Spuren und Steinmandln rechts (Westen) ab. Wir erklettern zwei leichte Felspassagen (I), dann folgt nur noch Gehgelände, und man erreicht den Gipfel in einer kleinen Schleife von Westen. Das Gipfelbuch in einer zerbrochenen Tupperdose ist leider völlig verschimmelt und unlesbar! Südlich des Grates ein Nebelmeer, was die ansonsten wohl sehr attraktive Aussicht in Richtung Alimonta-Hütte verdeckt. Immerhin sehen wir im Norden bis zur Adamellogruppe, östlich auf den imposanten Südgrat der Cima d'Ambiez und im Westen auf unser nächstes auserkorenes Ziel, die Cima Pratofiorito (manchmal auch als Prato Fiorito auseinander geschrieben).

Cima Prato Fiorito, T4, I: Nachdem wir auf dem Anstiegsweg zurück zum Pass und von dort ein Stück auf dem Weg zurückgelaufen sind, geht es bei geeigneter Gelegenheit links (westlich) ab, und wir folgen unterhalb der Nordhänge der Cima Susat, auf breiten Bändern querend, einigen spärlichen Steinmandln. Ohne nennenswert an Höhe zu gewinnen, leiten diese zunächst bis zu einer (mittlerweile nur noch im Frühsommer) schneebedeckten Rinne, die zwischen der Cima Susat und Pratofiorito hinunter zieht. Diese wird gequert. Auf der anderen Seite geht es in geröllübersätem Fels, doch relativ mühelos aufwärts, bis man unter einen Felsriegel gelangt. Diesen entweder direkt (I) oder den Spuren folgend ganz links in einer gerölligen Rinne aufwärts. Oben folgen wir Gehspuren in mäßig ansteigendem Geröll bis unter den Gipfelaufbau. Über diesen in leichter Kletterei (I) bis zum Ostgipfel mit Steinmann. Zum vergleichbar hohen Westgipfel lässt sich mit wenig Zusatzaufwand gemütlich über den Grat spazieren. Richtung Süden hält sich leider immer noch eine undurchdringliche Nebelwand, dennoch ergeben sich interessante Blicke. Die Aussicht ist vergleichbar mit der Cima Susat, der Eindruck der Abgeschiedenheit jedoch noch stärker! Diesen Eindruck versuchen wir möglichst lange zu behalten, als wir langsam auf dem Anstiegsweg zurück zum Wanderweg und zur Hütte bummeln, von wo es morgen nach zweiwöchiger Abstinenz wieder hinab in die Zivilisation geht.

Fazit: Alle drei Gipfel sind selten besucht, obwohl mit wenig Zusatzaufwand beim Hüttenübergang (bzw. direkt von der Apostoli-Hütte aus) mitzunehmen. Wer am Passo Due Denti eine halbe Stunde übrig hat, geht auf die Cima Susat, wen die Sehnsucht nach zwei bis drei abgeschiedenen Stunden treibt, geht auf die Cima Pratofiorito und überschreitet auf dem Rückweg evtl. auch noch die Cima Susat (s. den Bericht von Andy). Die Cima XII Apostoli geht von der Hütte aus für Kletterambitionierte im Frühsommer sogar noch abends nach dem Essen :) Für einen ruhigen Verdauungsspaziergang bietet sich besser die schöne Felskapelle zum Besuch an. Als Tagestour ist die Gipfelrunde von der Hütte aus sehr gemütlich, für zügige Geher sicher auch als Halbtagestour machbar.

Tourengänger: rele


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