Fünf Felsgrate im Taunus
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Der Taunus - die Höhe. So der Slogan der Gegend. Überzeugt bin ich davon noch nicht. Meine bisherigen Touren in der Gegend verliefen meist auf breiten Holzabfuhrwegen, der Wald ist viel mono und der Feldberg oben hässlich. Aber ich probier's immer wieder - vielleicht hab' ich ja dieses Mal Glück.
Und fünf Grate - das ist schon was. Gut, Schiefer, und lang sind sie auch nicht, aber nicht lang ist derzeit genau das, was ich brauche, weil ich lang zur Zeit nicht kann. Oder vielleicht doch, vielleicht schaffe ich's ja zusätzlich noch auf den Feldberg. Man wird sehen.
Das neue Album von Six by Six im Player fuhr ich hinauf zum Parkplatz Rotes Kreuz (700 m). Dort gibt's viel Platz für viele Frankfurter Autos, und ein Gasthaus. Ich wanderte südwärts, auf einem Weg, der links parallel zur L 3025 verläuft. Der Bornstedtweg, wenn ich richtig gelesen habe. Wo der Bornstedtweg sich halblinks verabschiedet, blieb ich geradeaus, weiterhin parallel zur Straße.
Etwa 850 Meter nach dem Roten Kreuz überquerte ich die Straße nach rechts, wo ich den Rübenhainsweg hinunterwanderte.
Typisch Taunus hier: Der Weg ist zwar vom Taunusklub markiert, aber nicht für Wanderer angelegt. Ein fader, breiter Holzabfuhrweg, und obendrein zunehmend zugewachsen, je weiter man kommt. Nicht schön.
Nach einem kleinen Kampf gegen Taunusgestrüpp stand ich am Eingang der Bärenhöhle (611 m).
Keine Höhle, sondern ein aufgegebener Bergbaustollen. Viele Infos darüber konnte ich leider nicht finden.
Von der Bärenhöhle aus sind es nur ein paar Meter hinauf zum ersten Grat des Tages: dem Großen Zacken (622 m).
Ich hatte an dem Tag eigentlich überhaupt nicht vor, irgendwo herumzukraxeln. Ich hatte lediglich auf der Karte ein paar Felsen entdeckt, und auf eine schöne Tour gehofft. Auf die Idee, den Zacken zu erkraxeln, kam ich erst, als ich davor stand, ebenso ging's mir mit den anderen Felskanten.
Der Zacken (oder, zur besseren Unterscheidung, der Große Zacken) ist eine ordentliche, ca. 150 Meter lange Schieferkante, die auf der Talseite vielleicht 15, 20 Meter tief senkrecht abfällt, sich aber auf der Bergseite dafür nur wenige Meter über dem Waldboden erhebt. Der Zacken ist ein gern besuchter Aussichtspunkt - ich hatte ihn allerdings ganz für mich allein.
Insgesamt 13 Kletterrouten befinden sich am Zacken. Das sind sieben Routen bis III, vier Routen mit einem Schwierigkeitsgrad von IV und jeweils eine Route mit einem Schwierigkeitsgrad von V bzw. VI.
Und noch ein Fun Fact: Die Doppelfolge "Im Wald" der Serie "Der Taunuskrimi" wurde unter anderem am Zacken gedreht.
Ich stieg am Nordostende die Kante hinauf (II+), und überkraxelte - na, überwanderte den Felsen möglichst nah an der Kante. Das ist kein Problem, auf zahlreichen Trampelpfaden, die die vielen Besucher hier hinterlassen haben. Der Abstieg hinunter zum Emil-Mohr-Weg ist allerdings nicht ohne. Ich hielt mich immer nah an der Kante, und das war auf meiner Route nicht schwierig (I+ - II-), dafür aber reichlich steil und ausgesetzt und kratzte defi an der T6.
Den Emil-Mohr-Weg überquerte ich dann bergab, wo sich der Zacken in kleinen Felsrippen noch fortsetzt. Nur so kommt er auf die oben genannten 150 Meter. Der Weg dreht bald nach rechts, und führt hinüber zum zweiten Grat des Tages: dem etwa 100 Meter langen Kleinen Zacken (550 m).
Unter einem überhängenden Felsen steht hier eine kleine Bank. Ich sandte eine kurze Sprachnachricht an meine Lieblingsösterreicherin, um ihr von den kernigen Taunusgraten zu berichten, dann stieg ich rechts davon über kleine Felsstufen hinauf (I). Oben geht es auf Waldboden weiter, bis die nächste Felskante aufragt. Diese nahm ich direkt an der Kante (II), dann ging's waldig-felsig weiter zu einem moosigen Wandl (I). Oben abgekommen, führt ein Grat zu den nächsten Bäumen, wo er dann nach und nach schmaler wird. Am Ende darf sogar geritten werden - oder man nutzt gute Tritte links und rechts der scharfen Kante. Abklettern an der Kante ist dann schließlich eine II, rechts davon ist's einen Tick leichter.
Ich wanderte wieder hinauf zum Emil-Mohr-Weg, und auf diesem ein Stück nordwärts, bis halbrechts ein Pfad zum Beilstein abzweigt.
Hier befinden sich drei weitere Grate: ein erster, südlich des eigentlichen Beilsteins, dann der größte, der Beilstein selbst, und ein dritter, den man nur mit gutem Willen so bezeichnen kann: er zieht vom oberen Ende der von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Beilsteinkante in genau westlicher RIchtung steil hinunter in den Waldhang.
Mein Grat Nummer 3 war die etwa 60 Meter lange Kante unmittelbar südlich des Beilsteins. Hier überkraxelt (oder umgeht) man zunächst einige kleine Stufen, über die sich der Schiefer eindrucksvoll wellt. Es folgt eine steile Kante, die man direkt, oder, leichter, links davon bei einem Baum erklettern kann (II). Auf halber Höhe folgt ein Übertritt über eine kleine Kluft, dann geht's die nächste, senkrechte Stufe hinauf. Sind immer nur ein paar Meter.
Auf Waldboden geht's dann zu einem kleinen Wandl, das man in dessen linker Hälfte ganz gut ersteigen kann (II-). Oben hilft ein Baum.
Dann entdeckte ich links von mir weitere Felsen: den eigentlichen Beilstein (607 m).
Der Beilstein ist mit 180 Metern die längste der fünf Kanten, auf denen ich an diesem Tag herumturnte. Hier ist es wie am Zacken: auf der einen Seite geht's vielleicht 10, 15 Meter senkrecht in die Tiefe, auf der anderen ist's Waldboden. An der Wand gibt es 35 Kletterrouten. Neun davon sind IIIer, zehn IVer, zwei Ver, elf VIer und zwei VIIer.
Ich stieg auf einem quer verlaufenden ersten Band rechts durch die Wand hinauf zur Waldkante, und entdeckte wenige Meter weiter oben ein weiteres Band, das ich wieder hinunterstieg. Dann wanderte ich die Felswand entlang hinauf, bis ich rechts einen Durchschlupf entdeckte, durch den ich schlupfte. Darüber gelangte ich auf ein kleines Plateau. Links steht der nächste Brocken, den ich ebenfalls überkletterte (I+). Dann ging's hinauf zu einem breiten Waldweg, den ich noch überquerte, weil ich drüben weitere Felsen sah. Ich hielt auf den nächsten Zacken zu, den ich rechts nah der Kante erstieg (I). Kurz dahinter steht man aber schon wieder auf Waldboden: Die Kante des Beilsteins läuft hier endgültig aus.
Links zweigt aber noch ein kurzer Nachbargrat ab, den ich natürlich als Grat Nummer 5 zähle. Es geht auf einer Waldrippe hinunter zu einer Stufe, bis zu einer Spalte, die mich dazu verleitete, hier rechts hinunter auf den Waldboden zu steigen (II). Damit war das Abenteuer am Weilsberg dann aber endgültig beendet.
Ich hätte hier direkt hinauf zur Hühnerstraße steigen sollen, einem breiten Waldweg, der aussichtsreich über den Bergrücken verläuft. Meine Karte lockte allerdings mit einem schmalen Pfad ein Stück weiter nördlich - der prompt keiner war.
Das nächste Problem im Taunus: Einige Karten geben Wege als kleiner an, als sie sind. Pfade entpuppen sich als Holzabfuhrwege, Holzabfuhrwege als geteerte Sträßchen.
Ich bog schnell von dem Waldweg ab, und stieg entlang einer weiteren, unscheinbaren Felskante weglos hinauf zur Hühnerstraße, um dort noch etwas von der Aussicht zu haben.
Tatsächlich hat man hier einen schönen Blick zum Feldberg, hinunter zu den Reifenbergen und nach Norden über den Taunus hinweg.
Und so wanderte ich auf der Hühnerstraße über den Hünerberg (636 m). Einen guten Kilometer weiter gelangte ich dann an eine Kreuzung von 5 Wegen. Den fünften, der im spitzen Winkel rechts hinunter nach Niederreifenberg führt, entdeckt man allerdings erst beim zweiten Hinschauen. Den nahm ich.
Angeblich ein breiter Weg, ist dieser natürlich ein schmaler Pfad, hübsch zudem, und so genoss ich diesen Abschnitt, bis ich am Ortsrand von Niederreifenberg (534 m) anlangte.
Meine Route durch den Ort beschreibe ich gar nicht erst. Die in meiner Karte eingezeichneten kleinen Wege zwischen Häusern hindurch und über Wiesen existieren schon lange nicht mehr. Das Einfachste ist es, hinunter zur Hauptstraße (Emser Straße) zu laufen, auf dieser nach rechts in den Ort, und auf dem Burgweg und der Königsteiner Straße nach Oberreifenberg (605 m) zu wandern.
Dort besuchte ich die Burgruine Reifenberg (626 m).
EIgentlich heißt sie ja Reifenberg. Aber sie befindet sich in Oberreifenberg, weshalb sie gern auch mal Oberreifenberg genannt wird. Sie war Kern der einstigen Herrschaft Reifenberg.
Die auf einem Bergkegel gelegene Höhenburg wurde 1331 erstmals urkundlich erwähnt, sie dürfte zu diesem Zeitpunkt allerdings schon mehr als hundert Jahre alt gewesen sein. Erste Befestigungen stammen womöglich sogar schon aus dem zehnten oder elften Jahrhundert. Die Burg gehörte der Familie der Reifenberger, die mit den Hattsteinern verwandt oder sogar identisch waren. So könnte Reifenberg erbaut worden sein, weil die unweit gelegene Burg Hattstein zu klein geworden war.
Und gestritten hat man. Schon im 14. Jahrhundert waren die Reifenberger in alle möglichen Fehden verstrickt. Mit den bei Königstein ansässigen Falkensteinern, mit Kronberg, der Reichsstadt Frankfurt und mit Mainz. Und als wäre das nicht genug, gab es auch Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Linien der eigenen Familie. Und so eroberten Reifenberger im Zuge der Hattsteiner Fehde (1428 - 1435) im Gemeinschaft mit Frankfurt und Kurmainz die Burg Hattstein und zerstörten sie 1467. Und 1560 eroberte Friedrich von Reiffenberg aus der Weller-Linie die der Wetterau-Linie der Reifenberger gehörende Burg Reifenberg und ließ sie 1587 sogar niederbrennen. Ein ganz feines Völkchen offenbar.
Aber die Burg wurde wiederhergestellt, wenn sie auch nur bis zum Dreißigjährigen Krieg standhielt. Dann war sie erneut Zerstörungen ausgesetzt. Der letzte Ritter von Reiffenberg, Philipp Ludwig, verlor die Burg 1632 zeitweilig an die Schweden, dann 1644 an kaiserliche Truppen, bevor sie 1646 erneut zerstört wurde. Nach dem Westfälischen Frieden erhielt Philipp Ludwig die Burg allerdings wieder zurück. Und er ließ sie wieder herrichten.
Als Philipp Ludwig dann 1686 starb, erlosch das Geschlecht der Reifenberger in der Wetterauer Linie, nachdem die Weller-Linie bereits 1665 ausgestorben war. Philipp Ludwigs Schwager, Graf Johann Lothar Waldbott von Bassenheim erbte die Burg. Viel Glück hatte er damit aber nicht - schon 1689, im Pfälzischen Erbfolgekrieg, wurde sie erneut zerstört. Diesmal endgültig.
Von der großzügigen Anlage, die heute in den Ort Oberreifenberg hineinreicht, sind der Bergfried, ein Wohnturm und die Schildmauer aus dem 14. Jahrhundert erhalten, dazu einige kleinere Teile der Anlage. Der runde Bergfried ist noch 25 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 8,5 Metern und 2,5 Meter Mauerstärke. Noch dicker ist die Schildmauer mit etwa vier Metern. Der rechteckige Wohnturm hat mit 4,5 × 11 Metern einen ungewöhnlich schmalen Grundriss. Seine Höhe beträgt 19 Meter, die Raum für fünf Stockwerke mit jeweils etwa 17 Quadratmetern Wohnfläche bieten. 85 Quadratmeter - nicht gerade großzügig. Er ist heute von Frühling bis Herbst täglich geöffnet. Von seiner Aussichtsplattform aus bietet sich ein schöner Blick auf Oberreifenberg und den Feldberg.
Ich wanderte aus der Anlage wieder hinaus und nahm im Ort den Arnoldshainer Weg, um Oberreifenberg zu verlassen. Eigentlich war die eben erwähnte Ruine Hattstein noch auf meinem Programm gestanden, aber es ging mir nicht gut, und so strich ich die zusätzlichen Höhenmeter. Ich wanderte dennoch hinunter bis zum Schmittgrundweg, überquerte ihn, und stieg dann weglos, bald entlang einer kleinen Felsrippe, den Sängelberg (665 m) hinauf, dessen kleines Gipfelkreuz ich mühsam erreichte. Oben angelangt, nahm ich den breiten Weg nach rechts, der mich nun dem Bergrücken folgend bis zum Waldrand brachte. Hier wandte ich mich nach rechts, hinüber zu der Stelle, an der der Schmittgrundweg aus dem Schmittgrund heraufkommt. Ich überquerte diesen, und wanderte auf einem hübschen Wiesenweg über die Pechwiesen und hinauf zu einer Neubausiedlung, den östlichsten Häusern Oberreifenbergs.
Der Talweg (Straßenname) brachte mich zur L 3276, der ich ein kurzes Stück bis zu einem Parkplatz folgte. Den überquerte ich, und wanderte an seinem Ende geradeaus weiter. Hier führt eine breite Schneise, die Nordbahn die letzte 200 Höhenmeter hinauf auf den Feldberg, immer schön in der Sonne. Um mich nicht zusätzlich in der prallen Sonne zu quälen, blieb ich lieber links davon im Wald, auf einem schattigen Pfad, der recht hübsch ebenfalls auf den Gipfel führt. Hier kommen allerdings Mountainbiker herunter, denen kam ich also nicht ins Gehege. Man einigt sich schon.
Im Aufstieg überquert man mehrere breite Wege, zuletzt den Kleinen Rundweg. Die Ori ist nicht schwierig, wenn es nicht mehr weiter rauf geht, ist man oben. Meine Route endete am Brunhildisfelsen (868 m).
Dieser am nördlichen Rand des Feldbergplateaus gelegene Quarzit-Felsen wurde 1043 als "lectulus Brunhildi" ('Bettlein der Brunhilde') erstmals urkundlich erwähnt, als Punkt einer Grenzbeschreibung. Schon im 18. und 19. Jahrhundert war er dann auf Postkarten abgebildet. Damals war es hier oben bestimmt noch romantisch genug, um so einen Namen zu rechtfertigen. Er geht auf die Siegfried-Sage zurück, und soll an den Platz erinnern, an dem Brünhild in Schlaf versetzt wurde. Das war natürlich nicht hier, ist ja nur eine Geschichte. Aber schön ist's trotzdem. Man darf sich nur nicht umdrehen....
Da sieht man nämlich die hässliche Bebauung auf dem Gipfel des Großen Feldbergs (881 m).
Das wichtigste zuerst: 881 Meter? Sicher? Hm.... Seltsam: Niemand scheint genau zu wissen, wie hoch dieser Gipfel eigentlich ist. Kein Wunder, sind die Kandidaten für den höchsten Punkt doch mit hässlichen architektonischen Verbrechen überbaut. Es gibt aber ein Gipfelkreuz, das trägt eine Tafel mit der Angabe 879,5 m. Das Hessische Landesamt für Bodenmanagement ("Bodenmanagement" klingt cool) und Geoinformation gibt in seinen verschiedenen Onlinekarten verschiedene Höhen an: 878m, 878,5m und 879m. Wofür hat man schließlich verschiedene Karten, wenn allen das gleiche drinstünde. Das Bundesamt für Naturschutz gibt in seinen Onlinekarten die Höhen 878,5m, 879m und 880m an. Auf der Basis von Laserscanning-Daten wurde für den Feldberg eine Höhe von 880,9 m ermittelt, und in zahlreichen Büchern findet sich sogar die Angabe 881,5m. Da will wohl jemand ganz hoch hinaus!
Wie dem auch sei: Schon im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Große Feldberg vor allem für die Frankfurter Bevölkerung zu einem beliebten Ausflugsziel. 1860 wurde dann mit dem Feldberghaus das erste feste Bauwerk auf dem Feldberg errichtet. Es bot zehn Betten für Wanderer. 1868 wurde im Feldberghaus auch der erste deutsche Wanderverein gegründet: Damals trug er den Namen "Bund der Feldbergläufer", heute kennt man ihn als den Taunusklub. Auch das Gasthaus gibt's noch, es heißt heute Feldberghof. Allerdings dominieren heute leider die ausgesucht hässlichen Gebäude der Sendeanlagen den Gipfel. Damit ist der Feldberg einer jener Berge, auf denen man besser nicht oben ankommt.
Eine weite Aussicht hat man von hier aus! Nach Norden sieht man weit über Hessen. Prominent ist dabei unter den vielen Küppeln nicht viel. Allenfalls der 675 Meter hohe Wüstegarten fällt ins Auge. Richtung Osten aber erhebt sich die Rhön, dort wären unter anderem Milseburg, Wasserkuppe und Kreuzberg auszumachen - aber da stehen Bäume im Weg. Im Süden - oh ja! Frankfurt natürlich. Die Skyline ist nicht zu übersehen. Dahinter der Odenwald, mit Spessartkopf, Katzenbuckel, Felsberg, Melibocus und Königstuhl. Dann das Rheintal, rechts daneben der Pfälzerwald, mit Kalmit, Eckkopf, Drachenfels und Donnersberg. Im Westen erahnt man den Hunsrück und im Nordwesten schließlich sind die Erhebungen des Rheinischen Schiefergebirges links und rechts des Rheintals.
Vom Feldberg aus nahm ich den Brunhildispfad, der am gleichnamigen Felsen beginnt. Der Weg zieht sich quer durch den Westhang des Gipfels bergab. Man wandert über Stock und Stein hinunter, und der Weg ist einer der wenigen schönen Wanderwege am Feldberg. Wäre der Wirtschaftswald nicht, wäre er sogar noch schöner. Ich überquerte den Siegfriedsschuss und den Fuchstanzweg und langte bald an der Weilquelle (738 m) an.
Schon die Römer nutzten das Quellgebiet der Weil, um ein in unmittelbarer Nähe gelegenes Kastell mit Wasser zu versorgen. Das Wasser wurde in einem Quellkasten gefasst und über ein Absetzbecken in Wasserleitungen aus Holz, Ton- oder Bleirohren verteilt.
Die Quelle der Weil liegt 200 m südöstlich des Kastells. Das Relikt einer vor Ort gefundenen hölzernen Wasserleitung wurde mit der dendrochronologischen Methode auf etwa 170 n. Chr. datiert.
Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Kastell Kleiner Feldberg (730 m)
Hier, durch die Nordflanke des Feldbergs, verlief einst der Limes, die Grenze des römischen Reichs. Dort befanden sich auch mehrere römische Militärlager, deren Besatzungen für Sicherungs- und Überwachungsaufgaben am Limes zuständig waren. Das Kastell Kleiner Feldberg war eines dieser Lager, aber ein ganz besonderes: Seine Lage auf ca. 730 Metern über dem Meeresspiegel macht das Feldbergkastell zum höchstgelegenen Militärlager am gesamten Limes.
Das Feldbergkastell wurde um 150 n. Chr. erbaut und bestand bis in die Zeit der innen- und außenpolitischen sowie wirtschaftlichen Krise des Imperiums um die Mitte des 3. Jahrhunderts. Darauf weisen die Funde und die dendrochronologische Datierung der Weilquelle hin. Die rechteckige Anlage war 78 Meter breit und 93 Meter lang, und von einer Wehrmauer und einem Graben umgeben. Sie bot damit einem Numerus, einer Besatzung von rund 160 Mann, Schutz und Unterkunft. Die Truppe am Feldberg was die teilberittene Exploratio Halicanensium ("Aufklärungseinheit aus Halicanum"), die vermutlich in dem pannonischen Ort Halicanum (Szerdahely in Ungarn), rekrutiert worden war. Ihre Aufgabe war es, den benachbarten Pass am Roten Kreuz zu sichern und die Besatzungen für die Wachttürme am Limes zu stellen. Das Kastell wurde allerdings aus Gründen der Wasserversorgung nicht direkt am Pass, sondern nahe der Weilquelle errichtet. Zudem verlief eine Handelsstraße längs des Limes quer durch das Kastell, so dass hier auch der Verkehr in dieser Richtung kontrolliert werden konnte.
Die Soldaten waren in Holz- und Steinbauten untergebracht, die innerhalb der Umfassungsmauern errichtet worden war. Es gab darüber hinaus ein Fahnenheiligtum, ein Stabsgebäude und einen Getreidespeicher. Werkstätten und Stallungen befanden sich ebenfalls auf dem Gelände. Darüber hinaus waren Brunnen und Zisternen vorhanden.
In das Kastell führten vier von Doppeltürmen geschützte Tore, die noch gut zu erkennen sind. Die Porta praetoria führte nach Nordwesten, wo in etwa 100 Metern Entfernung der Limes verlief. Jenseits des Toren sind noch die Grundmauern des Militärbads erhalten.
Auf der anderen Seite des Kastells befand sich ein Kastellvicus, ein von Zivilisten bewohntes Dorf. Dabei handelte es sich um Familienangehörige der Soldaten und romanisierte Einheimische. Sie lebten in zwei Siedlungskernen, südwestlich und südöstlich des Kastells, an den von den Toren ausgehenden Straßen. Da Ackerbau wegen der ungünstigen Bedingungen in dieser Höhe nicht möglich war, verrichteten die Dorfbewohner wohl handwerkliche Dienstleistungen für das Kastell und betrieben Handel, Viehzucht, Jagd und Holzfällerei.
Die südöstlich ausgehende Straße trägt heute den Namen "Pflasterweg". Über ihn erreichten die Römer das Kastell. Er ist Teil einer Römerstraße, die von Nida zum Kastell Kleiner Feldberg führte. Über diese Straße wurde unter anderem auch Bau- und Versorgungsmaterial für die Kastelle transportiert. Die auch als Heidenstraße bekannte Route führte von Nida aus über Niederursel und Weißkirchen nach Oberhöchstadt, dann am Osthang des Altkönigs vorbei, dort bog sie westwärts über den Fuchstanz, knickte nach etwa 250 Metern in nordwestlicher Richtung ab und erreichte dann das Südtor des Limeskastells. Die Straße wurde ca. 150 n. Chr. gepflastert, daher der heutige Name Pflasterweg.
Nach einer kurzen Besichtigungsrunde wanderte ich schließlich auf dem breiten Weg oberhalb des Kastells zurück zum Parkplatz Rotes Kreuz (700 m).
Fazit:
Highlight der Tour waren die fünf Grate am Weilsberg. Schön, dass es auch Schiefer gibt, der hält. Alles umgehbar übrigens - klar, ist ja der Taunus. Der Rest der Tour.... Na, die Ruine ist schön, das Kastell mit dem Kastellbad ebenfalls, Aber die vielen Holzabfuhrwege... Merke: Ein Holzabfuhrwege ist kein Wanderweg, selbst dann nicht, wenn man ihn als solchen ausschildert. Der Taunus muss mir seine schönen Ecken noch zeigen - rund um den Feldberg sind sie jedenfalls nicht. Aber ich gebe nicht auf.
Und fünf Grate - das ist schon was. Gut, Schiefer, und lang sind sie auch nicht, aber nicht lang ist derzeit genau das, was ich brauche, weil ich lang zur Zeit nicht kann. Oder vielleicht doch, vielleicht schaffe ich's ja zusätzlich noch auf den Feldberg. Man wird sehen.
Das neue Album von Six by Six im Player fuhr ich hinauf zum Parkplatz Rotes Kreuz (700 m). Dort gibt's viel Platz für viele Frankfurter Autos, und ein Gasthaus. Ich wanderte südwärts, auf einem Weg, der links parallel zur L 3025 verläuft. Der Bornstedtweg, wenn ich richtig gelesen habe. Wo der Bornstedtweg sich halblinks verabschiedet, blieb ich geradeaus, weiterhin parallel zur Straße.
Etwa 850 Meter nach dem Roten Kreuz überquerte ich die Straße nach rechts, wo ich den Rübenhainsweg hinunterwanderte.
Typisch Taunus hier: Der Weg ist zwar vom Taunusklub markiert, aber nicht für Wanderer angelegt. Ein fader, breiter Holzabfuhrweg, und obendrein zunehmend zugewachsen, je weiter man kommt. Nicht schön.
Nach einem kleinen Kampf gegen Taunusgestrüpp stand ich am Eingang der Bärenhöhle (611 m).
Keine Höhle, sondern ein aufgegebener Bergbaustollen. Viele Infos darüber konnte ich leider nicht finden.
Von der Bärenhöhle aus sind es nur ein paar Meter hinauf zum ersten Grat des Tages: dem Großen Zacken (622 m).
Ich hatte an dem Tag eigentlich überhaupt nicht vor, irgendwo herumzukraxeln. Ich hatte lediglich auf der Karte ein paar Felsen entdeckt, und auf eine schöne Tour gehofft. Auf die Idee, den Zacken zu erkraxeln, kam ich erst, als ich davor stand, ebenso ging's mir mit den anderen Felskanten.
Der Zacken (oder, zur besseren Unterscheidung, der Große Zacken) ist eine ordentliche, ca. 150 Meter lange Schieferkante, die auf der Talseite vielleicht 15, 20 Meter tief senkrecht abfällt, sich aber auf der Bergseite dafür nur wenige Meter über dem Waldboden erhebt. Der Zacken ist ein gern besuchter Aussichtspunkt - ich hatte ihn allerdings ganz für mich allein.
Insgesamt 13 Kletterrouten befinden sich am Zacken. Das sind sieben Routen bis III, vier Routen mit einem Schwierigkeitsgrad von IV und jeweils eine Route mit einem Schwierigkeitsgrad von V bzw. VI.
Und noch ein Fun Fact: Die Doppelfolge "Im Wald" der Serie "Der Taunuskrimi" wurde unter anderem am Zacken gedreht.
Ich stieg am Nordostende die Kante hinauf (II+), und überkraxelte - na, überwanderte den Felsen möglichst nah an der Kante. Das ist kein Problem, auf zahlreichen Trampelpfaden, die die vielen Besucher hier hinterlassen haben. Der Abstieg hinunter zum Emil-Mohr-Weg ist allerdings nicht ohne. Ich hielt mich immer nah an der Kante, und das war auf meiner Route nicht schwierig (I+ - II-), dafür aber reichlich steil und ausgesetzt und kratzte defi an der T6.
Den Emil-Mohr-Weg überquerte ich dann bergab, wo sich der Zacken in kleinen Felsrippen noch fortsetzt. Nur so kommt er auf die oben genannten 150 Meter. Der Weg dreht bald nach rechts, und führt hinüber zum zweiten Grat des Tages: dem etwa 100 Meter langen Kleinen Zacken (550 m).
Unter einem überhängenden Felsen steht hier eine kleine Bank. Ich sandte eine kurze Sprachnachricht an meine Lieblingsösterreicherin, um ihr von den kernigen Taunusgraten zu berichten, dann stieg ich rechts davon über kleine Felsstufen hinauf (I). Oben geht es auf Waldboden weiter, bis die nächste Felskante aufragt. Diese nahm ich direkt an der Kante (II), dann ging's waldig-felsig weiter zu einem moosigen Wandl (I). Oben abgekommen, führt ein Grat zu den nächsten Bäumen, wo er dann nach und nach schmaler wird. Am Ende darf sogar geritten werden - oder man nutzt gute Tritte links und rechts der scharfen Kante. Abklettern an der Kante ist dann schließlich eine II, rechts davon ist's einen Tick leichter.
Ich wanderte wieder hinauf zum Emil-Mohr-Weg, und auf diesem ein Stück nordwärts, bis halbrechts ein Pfad zum Beilstein abzweigt.
Hier befinden sich drei weitere Grate: ein erster, südlich des eigentlichen Beilsteins, dann der größte, der Beilstein selbst, und ein dritter, den man nur mit gutem Willen so bezeichnen kann: er zieht vom oberen Ende der von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Beilsteinkante in genau westlicher RIchtung steil hinunter in den Waldhang.
Mein Grat Nummer 3 war die etwa 60 Meter lange Kante unmittelbar südlich des Beilsteins. Hier überkraxelt (oder umgeht) man zunächst einige kleine Stufen, über die sich der Schiefer eindrucksvoll wellt. Es folgt eine steile Kante, die man direkt, oder, leichter, links davon bei einem Baum erklettern kann (II). Auf halber Höhe folgt ein Übertritt über eine kleine Kluft, dann geht's die nächste, senkrechte Stufe hinauf. Sind immer nur ein paar Meter.
Auf Waldboden geht's dann zu einem kleinen Wandl, das man in dessen linker Hälfte ganz gut ersteigen kann (II-). Oben hilft ein Baum.
Dann entdeckte ich links von mir weitere Felsen: den eigentlichen Beilstein (607 m).
Der Beilstein ist mit 180 Metern die längste der fünf Kanten, auf denen ich an diesem Tag herumturnte. Hier ist es wie am Zacken: auf der einen Seite geht's vielleicht 10, 15 Meter senkrecht in die Tiefe, auf der anderen ist's Waldboden. An der Wand gibt es 35 Kletterrouten. Neun davon sind IIIer, zehn IVer, zwei Ver, elf VIer und zwei VIIer.
Ich stieg auf einem quer verlaufenden ersten Band rechts durch die Wand hinauf zur Waldkante, und entdeckte wenige Meter weiter oben ein weiteres Band, das ich wieder hinunterstieg. Dann wanderte ich die Felswand entlang hinauf, bis ich rechts einen Durchschlupf entdeckte, durch den ich schlupfte. Darüber gelangte ich auf ein kleines Plateau. Links steht der nächste Brocken, den ich ebenfalls überkletterte (I+). Dann ging's hinauf zu einem breiten Waldweg, den ich noch überquerte, weil ich drüben weitere Felsen sah. Ich hielt auf den nächsten Zacken zu, den ich rechts nah der Kante erstieg (I). Kurz dahinter steht man aber schon wieder auf Waldboden: Die Kante des Beilsteins läuft hier endgültig aus.
Links zweigt aber noch ein kurzer Nachbargrat ab, den ich natürlich als Grat Nummer 5 zähle. Es geht auf einer Waldrippe hinunter zu einer Stufe, bis zu einer Spalte, die mich dazu verleitete, hier rechts hinunter auf den Waldboden zu steigen (II). Damit war das Abenteuer am Weilsberg dann aber endgültig beendet.
Ich hätte hier direkt hinauf zur Hühnerstraße steigen sollen, einem breiten Waldweg, der aussichtsreich über den Bergrücken verläuft. Meine Karte lockte allerdings mit einem schmalen Pfad ein Stück weiter nördlich - der prompt keiner war.
Das nächste Problem im Taunus: Einige Karten geben Wege als kleiner an, als sie sind. Pfade entpuppen sich als Holzabfuhrwege, Holzabfuhrwege als geteerte Sträßchen.
Ich bog schnell von dem Waldweg ab, und stieg entlang einer weiteren, unscheinbaren Felskante weglos hinauf zur Hühnerstraße, um dort noch etwas von der Aussicht zu haben.
Tatsächlich hat man hier einen schönen Blick zum Feldberg, hinunter zu den Reifenbergen und nach Norden über den Taunus hinweg.
Und so wanderte ich auf der Hühnerstraße über den Hünerberg (636 m). Einen guten Kilometer weiter gelangte ich dann an eine Kreuzung von 5 Wegen. Den fünften, der im spitzen Winkel rechts hinunter nach Niederreifenberg führt, entdeckt man allerdings erst beim zweiten Hinschauen. Den nahm ich.
Angeblich ein breiter Weg, ist dieser natürlich ein schmaler Pfad, hübsch zudem, und so genoss ich diesen Abschnitt, bis ich am Ortsrand von Niederreifenberg (534 m) anlangte.
Meine Route durch den Ort beschreibe ich gar nicht erst. Die in meiner Karte eingezeichneten kleinen Wege zwischen Häusern hindurch und über Wiesen existieren schon lange nicht mehr. Das Einfachste ist es, hinunter zur Hauptstraße (Emser Straße) zu laufen, auf dieser nach rechts in den Ort, und auf dem Burgweg und der Königsteiner Straße nach Oberreifenberg (605 m) zu wandern.
Dort besuchte ich die Burgruine Reifenberg (626 m).
EIgentlich heißt sie ja Reifenberg. Aber sie befindet sich in Oberreifenberg, weshalb sie gern auch mal Oberreifenberg genannt wird. Sie war Kern der einstigen Herrschaft Reifenberg.
Die auf einem Bergkegel gelegene Höhenburg wurde 1331 erstmals urkundlich erwähnt, sie dürfte zu diesem Zeitpunkt allerdings schon mehr als hundert Jahre alt gewesen sein. Erste Befestigungen stammen womöglich sogar schon aus dem zehnten oder elften Jahrhundert. Die Burg gehörte der Familie der Reifenberger, die mit den Hattsteinern verwandt oder sogar identisch waren. So könnte Reifenberg erbaut worden sein, weil die unweit gelegene Burg Hattstein zu klein geworden war.
Und gestritten hat man. Schon im 14. Jahrhundert waren die Reifenberger in alle möglichen Fehden verstrickt. Mit den bei Königstein ansässigen Falkensteinern, mit Kronberg, der Reichsstadt Frankfurt und mit Mainz. Und als wäre das nicht genug, gab es auch Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Linien der eigenen Familie. Und so eroberten Reifenberger im Zuge der Hattsteiner Fehde (1428 - 1435) im Gemeinschaft mit Frankfurt und Kurmainz die Burg Hattstein und zerstörten sie 1467. Und 1560 eroberte Friedrich von Reiffenberg aus der Weller-Linie die der Wetterau-Linie der Reifenberger gehörende Burg Reifenberg und ließ sie 1587 sogar niederbrennen. Ein ganz feines Völkchen offenbar.
Aber die Burg wurde wiederhergestellt, wenn sie auch nur bis zum Dreißigjährigen Krieg standhielt. Dann war sie erneut Zerstörungen ausgesetzt. Der letzte Ritter von Reiffenberg, Philipp Ludwig, verlor die Burg 1632 zeitweilig an die Schweden, dann 1644 an kaiserliche Truppen, bevor sie 1646 erneut zerstört wurde. Nach dem Westfälischen Frieden erhielt Philipp Ludwig die Burg allerdings wieder zurück. Und er ließ sie wieder herrichten.
Als Philipp Ludwig dann 1686 starb, erlosch das Geschlecht der Reifenberger in der Wetterauer Linie, nachdem die Weller-Linie bereits 1665 ausgestorben war. Philipp Ludwigs Schwager, Graf Johann Lothar Waldbott von Bassenheim erbte die Burg. Viel Glück hatte er damit aber nicht - schon 1689, im Pfälzischen Erbfolgekrieg, wurde sie erneut zerstört. Diesmal endgültig.
Von der großzügigen Anlage, die heute in den Ort Oberreifenberg hineinreicht, sind der Bergfried, ein Wohnturm und die Schildmauer aus dem 14. Jahrhundert erhalten, dazu einige kleinere Teile der Anlage. Der runde Bergfried ist noch 25 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 8,5 Metern und 2,5 Meter Mauerstärke. Noch dicker ist die Schildmauer mit etwa vier Metern. Der rechteckige Wohnturm hat mit 4,5 × 11 Metern einen ungewöhnlich schmalen Grundriss. Seine Höhe beträgt 19 Meter, die Raum für fünf Stockwerke mit jeweils etwa 17 Quadratmetern Wohnfläche bieten. 85 Quadratmeter - nicht gerade großzügig. Er ist heute von Frühling bis Herbst täglich geöffnet. Von seiner Aussichtsplattform aus bietet sich ein schöner Blick auf Oberreifenberg und den Feldberg.
Ich wanderte aus der Anlage wieder hinaus und nahm im Ort den Arnoldshainer Weg, um Oberreifenberg zu verlassen. Eigentlich war die eben erwähnte Ruine Hattstein noch auf meinem Programm gestanden, aber es ging mir nicht gut, und so strich ich die zusätzlichen Höhenmeter. Ich wanderte dennoch hinunter bis zum Schmittgrundweg, überquerte ihn, und stieg dann weglos, bald entlang einer kleinen Felsrippe, den Sängelberg (665 m) hinauf, dessen kleines Gipfelkreuz ich mühsam erreichte. Oben angelangt, nahm ich den breiten Weg nach rechts, der mich nun dem Bergrücken folgend bis zum Waldrand brachte. Hier wandte ich mich nach rechts, hinüber zu der Stelle, an der der Schmittgrundweg aus dem Schmittgrund heraufkommt. Ich überquerte diesen, und wanderte auf einem hübschen Wiesenweg über die Pechwiesen und hinauf zu einer Neubausiedlung, den östlichsten Häusern Oberreifenbergs.
Der Talweg (Straßenname) brachte mich zur L 3276, der ich ein kurzes Stück bis zu einem Parkplatz folgte. Den überquerte ich, und wanderte an seinem Ende geradeaus weiter. Hier führt eine breite Schneise, die Nordbahn die letzte 200 Höhenmeter hinauf auf den Feldberg, immer schön in der Sonne. Um mich nicht zusätzlich in der prallen Sonne zu quälen, blieb ich lieber links davon im Wald, auf einem schattigen Pfad, der recht hübsch ebenfalls auf den Gipfel führt. Hier kommen allerdings Mountainbiker herunter, denen kam ich also nicht ins Gehege. Man einigt sich schon.
Im Aufstieg überquert man mehrere breite Wege, zuletzt den Kleinen Rundweg. Die Ori ist nicht schwierig, wenn es nicht mehr weiter rauf geht, ist man oben. Meine Route endete am Brunhildisfelsen (868 m).
Dieser am nördlichen Rand des Feldbergplateaus gelegene Quarzit-Felsen wurde 1043 als "lectulus Brunhildi" ('Bettlein der Brunhilde') erstmals urkundlich erwähnt, als Punkt einer Grenzbeschreibung. Schon im 18. und 19. Jahrhundert war er dann auf Postkarten abgebildet. Damals war es hier oben bestimmt noch romantisch genug, um so einen Namen zu rechtfertigen. Er geht auf die Siegfried-Sage zurück, und soll an den Platz erinnern, an dem Brünhild in Schlaf versetzt wurde. Das war natürlich nicht hier, ist ja nur eine Geschichte. Aber schön ist's trotzdem. Man darf sich nur nicht umdrehen....
Da sieht man nämlich die hässliche Bebauung auf dem Gipfel des Großen Feldbergs (881 m).
Das wichtigste zuerst: 881 Meter? Sicher? Hm.... Seltsam: Niemand scheint genau zu wissen, wie hoch dieser Gipfel eigentlich ist. Kein Wunder, sind die Kandidaten für den höchsten Punkt doch mit hässlichen architektonischen Verbrechen überbaut. Es gibt aber ein Gipfelkreuz, das trägt eine Tafel mit der Angabe 879,5 m. Das Hessische Landesamt für Bodenmanagement ("Bodenmanagement" klingt cool) und Geoinformation gibt in seinen verschiedenen Onlinekarten verschiedene Höhen an: 878m, 878,5m und 879m. Wofür hat man schließlich verschiedene Karten, wenn allen das gleiche drinstünde. Das Bundesamt für Naturschutz gibt in seinen Onlinekarten die Höhen 878,5m, 879m und 880m an. Auf der Basis von Laserscanning-Daten wurde für den Feldberg eine Höhe von 880,9 m ermittelt, und in zahlreichen Büchern findet sich sogar die Angabe 881,5m. Da will wohl jemand ganz hoch hinaus!
Wie dem auch sei: Schon im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Große Feldberg vor allem für die Frankfurter Bevölkerung zu einem beliebten Ausflugsziel. 1860 wurde dann mit dem Feldberghaus das erste feste Bauwerk auf dem Feldberg errichtet. Es bot zehn Betten für Wanderer. 1868 wurde im Feldberghaus auch der erste deutsche Wanderverein gegründet: Damals trug er den Namen "Bund der Feldbergläufer", heute kennt man ihn als den Taunusklub. Auch das Gasthaus gibt's noch, es heißt heute Feldberghof. Allerdings dominieren heute leider die ausgesucht hässlichen Gebäude der Sendeanlagen den Gipfel. Damit ist der Feldberg einer jener Berge, auf denen man besser nicht oben ankommt.
Eine weite Aussicht hat man von hier aus! Nach Norden sieht man weit über Hessen. Prominent ist dabei unter den vielen Küppeln nicht viel. Allenfalls der 675 Meter hohe Wüstegarten fällt ins Auge. Richtung Osten aber erhebt sich die Rhön, dort wären unter anderem Milseburg, Wasserkuppe und Kreuzberg auszumachen - aber da stehen Bäume im Weg. Im Süden - oh ja! Frankfurt natürlich. Die Skyline ist nicht zu übersehen. Dahinter der Odenwald, mit Spessartkopf, Katzenbuckel, Felsberg, Melibocus und Königstuhl. Dann das Rheintal, rechts daneben der Pfälzerwald, mit Kalmit, Eckkopf, Drachenfels und Donnersberg. Im Westen erahnt man den Hunsrück und im Nordwesten schließlich sind die Erhebungen des Rheinischen Schiefergebirges links und rechts des Rheintals.
Vom Feldberg aus nahm ich den Brunhildispfad, der am gleichnamigen Felsen beginnt. Der Weg zieht sich quer durch den Westhang des Gipfels bergab. Man wandert über Stock und Stein hinunter, und der Weg ist einer der wenigen schönen Wanderwege am Feldberg. Wäre der Wirtschaftswald nicht, wäre er sogar noch schöner. Ich überquerte den Siegfriedsschuss und den Fuchstanzweg und langte bald an der Weilquelle (738 m) an.
Schon die Römer nutzten das Quellgebiet der Weil, um ein in unmittelbarer Nähe gelegenes Kastell mit Wasser zu versorgen. Das Wasser wurde in einem Quellkasten gefasst und über ein Absetzbecken in Wasserleitungen aus Holz, Ton- oder Bleirohren verteilt.
Die Quelle der Weil liegt 200 m südöstlich des Kastells. Das Relikt einer vor Ort gefundenen hölzernen Wasserleitung wurde mit der dendrochronologischen Methode auf etwa 170 n. Chr. datiert.
Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Kastell Kleiner Feldberg (730 m)
Hier, durch die Nordflanke des Feldbergs, verlief einst der Limes, die Grenze des römischen Reichs. Dort befanden sich auch mehrere römische Militärlager, deren Besatzungen für Sicherungs- und Überwachungsaufgaben am Limes zuständig waren. Das Kastell Kleiner Feldberg war eines dieser Lager, aber ein ganz besonderes: Seine Lage auf ca. 730 Metern über dem Meeresspiegel macht das Feldbergkastell zum höchstgelegenen Militärlager am gesamten Limes.
Das Feldbergkastell wurde um 150 n. Chr. erbaut und bestand bis in die Zeit der innen- und außenpolitischen sowie wirtschaftlichen Krise des Imperiums um die Mitte des 3. Jahrhunderts. Darauf weisen die Funde und die dendrochronologische Datierung der Weilquelle hin. Die rechteckige Anlage war 78 Meter breit und 93 Meter lang, und von einer Wehrmauer und einem Graben umgeben. Sie bot damit einem Numerus, einer Besatzung von rund 160 Mann, Schutz und Unterkunft. Die Truppe am Feldberg was die teilberittene Exploratio Halicanensium ("Aufklärungseinheit aus Halicanum"), die vermutlich in dem pannonischen Ort Halicanum (Szerdahely in Ungarn), rekrutiert worden war. Ihre Aufgabe war es, den benachbarten Pass am Roten Kreuz zu sichern und die Besatzungen für die Wachttürme am Limes zu stellen. Das Kastell wurde allerdings aus Gründen der Wasserversorgung nicht direkt am Pass, sondern nahe der Weilquelle errichtet. Zudem verlief eine Handelsstraße längs des Limes quer durch das Kastell, so dass hier auch der Verkehr in dieser Richtung kontrolliert werden konnte.
Die Soldaten waren in Holz- und Steinbauten untergebracht, die innerhalb der Umfassungsmauern errichtet worden war. Es gab darüber hinaus ein Fahnenheiligtum, ein Stabsgebäude und einen Getreidespeicher. Werkstätten und Stallungen befanden sich ebenfalls auf dem Gelände. Darüber hinaus waren Brunnen und Zisternen vorhanden.
In das Kastell führten vier von Doppeltürmen geschützte Tore, die noch gut zu erkennen sind. Die Porta praetoria führte nach Nordwesten, wo in etwa 100 Metern Entfernung der Limes verlief. Jenseits des Toren sind noch die Grundmauern des Militärbads erhalten.
Auf der anderen Seite des Kastells befand sich ein Kastellvicus, ein von Zivilisten bewohntes Dorf. Dabei handelte es sich um Familienangehörige der Soldaten und romanisierte Einheimische. Sie lebten in zwei Siedlungskernen, südwestlich und südöstlich des Kastells, an den von den Toren ausgehenden Straßen. Da Ackerbau wegen der ungünstigen Bedingungen in dieser Höhe nicht möglich war, verrichteten die Dorfbewohner wohl handwerkliche Dienstleistungen für das Kastell und betrieben Handel, Viehzucht, Jagd und Holzfällerei.
Die südöstlich ausgehende Straße trägt heute den Namen "Pflasterweg". Über ihn erreichten die Römer das Kastell. Er ist Teil einer Römerstraße, die von Nida zum Kastell Kleiner Feldberg führte. Über diese Straße wurde unter anderem auch Bau- und Versorgungsmaterial für die Kastelle transportiert. Die auch als Heidenstraße bekannte Route führte von Nida aus über Niederursel und Weißkirchen nach Oberhöchstadt, dann am Osthang des Altkönigs vorbei, dort bog sie westwärts über den Fuchstanz, knickte nach etwa 250 Metern in nordwestlicher Richtung ab und erreichte dann das Südtor des Limeskastells. Die Straße wurde ca. 150 n. Chr. gepflastert, daher der heutige Name Pflasterweg.
Nach einer kurzen Besichtigungsrunde wanderte ich schließlich auf dem breiten Weg oberhalb des Kastells zurück zum Parkplatz Rotes Kreuz (700 m).
Fazit:
Highlight der Tour waren die fünf Grate am Weilsberg. Schön, dass es auch Schiefer gibt, der hält. Alles umgehbar übrigens - klar, ist ja der Taunus. Der Rest der Tour.... Na, die Ruine ist schön, das Kastell mit dem Kastellbad ebenfalls, Aber die vielen Holzabfuhrwege... Merke: Ein Holzabfuhrwege ist kein Wanderweg, selbst dann nicht, wenn man ihn als solchen ausschildert. Der Taunus muss mir seine schönen Ecken noch zeigen - rund um den Feldberg sind sie jedenfalls nicht. Aber ich gebe nicht auf.
Tourengänger:
Nik Brückner

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