Clariden zum 30.


Publiziert von cardamine , 19. Juli 2022 um 23:49.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:18 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe   Ortstockgruppe 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Klausenpass
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Klausenpass

Mit 30 ist man erwachsen und vernünftig... wie langweilig, dachte ich mir, und ging auf eine Solohochtour.
Wobei die Besteigung des
Clariden vom Klausenpass eine der wenigen Hochtouren ist, die auch solo vertretbar sind, zumindest wenn das Iswändli schneefrei ist ;) Spalten gibt es da nämlich doch, sogar so grosse, dass man reinfallen könnte ;) Ausser mir waren an dem Tag noch einige andere Alleingänger unterwegs, sogar einer mit Hund (der dann aber vor den Ketten am Hauptgipfel warten musste)!
 

Alles in allem war es eine geburtstagswürdige Hochtour mit einem ausgewogenen Mix aus Wandern, Gletscher und Klettern!
 
Ein gutes Basislager für die Claridenbesteigung ist das Hotel Klausenpass, wo man im "Touristenlager" günstig übernachten kann und obendrein noch ein Lunchpaket statt Frühstück bekommt, wenn man früh los möchte. Da mir die Töditour vom Vortag noch in den Knochen steckte (jaja das Alter macht sich bemerkbar), startete ich trotzdem nicht allzu früh, um 6:30 Uhr, von der Klausenpasshöhe. Der Weg zum Gletscher war überraschend gut und ist scheinbar sehr häufig begangen. Er beginnt hinter dem Kreuz und ist sogar rot-weiss markiert. Im unteren Bereich quert man zwei Alpwege, die auf der LK nicht eingezeichnet sind. Der Weg führt durch Wiesen auf den Sporn zwischen Chammliberg und Clariden. Dort hat es teils mehrere Wegspuren im Geröll und viele Steinmännchen. Kurze Kraxelstellen sind auch dabei.
Der Beginn des
Iswändlis war etwas steiler als ich erwartet hatte, mit Blankeis waren dort unbedingt Steigeisen nötig! Auch sollte man aufpassen, dass man nicht zu weit östlich ausholt, denn ein Ausrutscher dort führt die Klippe hinab! Nach den ersten steilen 200 Metern wird der Gletscher flach und nun ist es eine gemütliche Gletscherwanderung hinüber zum Clariden-Westgrat. Teilweise stecken sogar Markierungsstangen im Eis. Auf dem Hinweg traf ich nur eine grössere Spalte. Bei P. 3083 wechselte ich auf den breiten Schuttgrat, über den es unschwierig zum Vorgipfel (P. 3191) geht. Der Aufstieg zum Westgipfel ist etwas steil, aber es gibt eine gute Spur. Danach geht es 40 Höhenmeter auf dem teils exponierten Grat hinunter in eine Scharte. Dort folgte eine ziemlich heikle Stelle: Am oberen Rand des Nordwand-Gletschers (Absturzgefahr!) muss man an der Felswand (Haken für Sicherung wären vorhanden!) entlang zum Wiedereinstieg auf den Grat queren (blaue Markierung). Zum Glück gab es noch ein 30 cm breites Schneeband unter dem Fels, ohne Steigeisen (die ich leichtsinnigerweise am Beginn des Westgrats deponiert hatte - so viel zum Thema Vernunft) wäre ich das Risiko sonst nicht eingegangen. Nach dieser Passage hangle ich mich an den stabilen Ketten hoch zum Gipfel. Armkraft braucht man dafür schon etwas und Tiefblicke sollte man auch verkraften können. 
 
 
Am Gipfel traf ich dann einen bergerfahrenen Einheimischen, der meine Sorge um die heikle Querung teilte, was mir den Gipfelgenuss etwas vermieste, hatte ich doch gehofft, es wäre nur wieder mal mein Kopfkino... Zum Glück hatte er Steigeisen dabei und ging dann beim Rückweg unter mir, was psychisch sehr entlastend war. Nach diesem Spannungsmoment legte ich noch eine längere Pause auf dem Vorgipfel ein und stieg dann über den sumpfigen Gletscher (sowas habe ich noch nie erlebt) zum Klausenpass ab.

Tourengänger: cardamine


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Kommentare (15)


Kommentar hinzufügen

Delta Pro hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2022 um 08:44
Herzliche Gratulation zum Geburtstag!
Die Gletscher sehen ja echt übel aus...

cardamine hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juli 2022 um 21:18
Dankeschön :)
Ja es ist echt traurig, meine Ferienpläne schmelzen dahin. Das wird wohl ein neues Rekordjahr werden?

Delta Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Juli 2022 um 12:10
Auf dem Weg zum Rekordjahr, ja. Aber die Hoffnung auf Abkühlung stirbt zuletzt...
Für die Ferienpläne reicht das Eis aber schon noch aus!

Toni83 hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2022 um 08:45
Happy birthday!
Schöne Geburtstagstour hast du da gemacht.
Gruß Toni

cardamine hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juli 2022 um 21:18
Merci vielmals!

Toedi3614 hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2022 um 13:41
Hallöchen
All deine Berichte sind ja absolut genial.
Schöne Grüsse von dem mit den Steigeisen ;-)

cardamine hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juli 2022 um 21:22
Wie war das, man sieht sich immer zweimal im Leben... oder auf hikr :D
Besten Dank noch einmal für deine Unterstützung ;)

Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2022 um 20:38
Gratulation zum Geburi und zur Claridenbesteigung,
sind ja tolle Bilder und super gut beschrieben deinen Bericht :-))

Gruss
Priska

cardamine hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juli 2022 um 21:23
Danke, freut mich, dass dir mein Bericht gefällt! :)

Primi59 hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Juli 2022 um 08:21
Schnell eine Frage, hast du /ihr um 15.00 Uhr auch auf das Taxi bei Hintersand gewartet ??

Lg

cardamine hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Juli 2022 um 08:57
Meinst du am 17.? Da sind wir erst um 16 Uhr von der Fridolinshütte los. Warum?

Primi59 hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Juli 2022 um 13:10
Ahh, nein dann warst nicht du das welche aufs Taxi gewartet hat, ich war am 10.Juli auf der Hütte ;-)

jiker hat gesagt:
Gesendet am 18. August 2022 um 11:28
Eine tolle Tour, danke für den Bericht. Ich bin die Tour gestern selber gegangen.

Ich würde noch anmerken, das der Gletscher (war jetzt komplett aper) doch schon recht viele Spalten hat, für mich als Solo-Tour eher grenzwertig.

Die Schlüsselstelle hab ich auf dem Hinweg wie Du beschriben hattest über das nun total hart gefrorene steile Gletschrrestchen begangen, sowohl die Passage als auch der Ausstieg waren echt heikel. Rückzu bin ich über den Grat gekraxelt, das war subjektiv deutlich sicherer. Etwas bizarr finde ich, dass der eigentlich harmlose Gipfelaufschwung (I, eine II konnte ich da nicht wirklich sehen) total mit Ketten gesichert ist, nicht aber diese heikele, absolut ausgesetzte Passage.

cardamine hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. August 2022 um 20:17
Hoi jiker

Ich kann mir gut vorstellen, dass sich in dem Gletscher in den letzten heissen 4 Wochen noch mehr Spalten aufgetan haben... ich habe bei meiner Begehung nur eine gesehen.

An der heiklen Passage gäbe es einen Haken zum Sichern... für Sologänger ist der Übergang dann wohl nur noch früh in der Saison vertretbar, wenn noch Schnee auf dem Gletscher liegt. Ich hatte mir auch überlegt, weiter über den Grat zu gehen, war mir nicht sicher, ob ich von dem Grat in die Scharte abklettern kann... was denkst du, war das für eine Schwierigkeit?

Wie auch immer, das Anbringen eines Drahtseils in dieser Querung wäre wünschenswert, will man den Gipfel auch Sologängern ermöglichen....

jiker hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. August 2022 um 22:18
Also der Iswändli hat so viele Spalten, dass man schauen muss wie man von einem Ende zum Anderen kommt, aber auf Deinem Foto kann man ja auch recht gut die Spaltenzone sehen, mit einem großen Schneefleck in der Mitte.

Den Weg über die Scharte kann man auf Deinem Bild auch recht gut sehen. Auf dem Rückweg war ich nicht beim blauen Punkt auf den Gletscher abgestiegen, sondern bis zur senkrechten Stufe weiter den Grat entlang (teilweise auf allen Vieren gerobbt, weil am Anfang wirklich nur eine schmale Kante da ist, weiter westlich wird es besser) und dann bei der Stufe runter zum Schutt. Der Grat hat überhaupt keine Schwierigkeit, kann man theoretisch gehen und der Abstieg zum Schutt (bzw. auf dem Hinweg Aufstieg) allenfalls eine I. Wenn man über den Gletscher will könnte man sich ja auch als Sologänger an den Haken selber sichern.

Wenn ich Zeit hab poste ich aber auch noch einen Bericht mit Fotos.


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